Diabetesfragen > Theorie
Typ 2: Wirkmechanismus GLP-1 / DDP-4
Telefonjoker:
Moin,
ich hab da mal ne grundsätzliche Fragel:
Viele neue Medikamente gegen DM2 basieren auf dem Wirkkreislauf der Hormone GLP1 und DDP4. Dabei gibt es die, die GLP1 ersetzen sollen (Byetta, Victoza) und die, die DDP4 als Gegenspieler von GLP1 hemmen sollen (Januvia).
Nun setzt das Eingreifen in diesen Regelkreis ja als wesentlichen Punkt voraus, dass GLP1 die Insulinproduktion in den Inselzellen nahrungsabhängig ankurbelt.
Gleichzeitig wird einem aber z.B. bei Schulungen immer erzählt, DM2 würde zum einen auf einer Insulinresistenz der Körperzellen und zum anderen auf einer Ermüdung der Inselzellen beruhen. Wenn dem aber so wäre, könnte dann der Wirkmechanismus um DDP4 und GLP1 überhaupt greifen? Oder wäre das nicht ein vollkommen falscher Angriffspunkt für eine Therapie?
Konkreter Hintergrund der Frage ist die Notwendigkeit einer Therapieänderung bei mir und die Ankündigung meines DiabDoc, ich solle mich doch vor unserem nächsten Termin schon mal etwas mit Victoza beschäftigen...
Kann mich in der Fragestellung jemand erleuchten? Und hat jemand vielleicht schon Erfahrungen mit Victoza, die er mit mir teilen würde?
Vielen Dank und viele Grüße,
Frank
Joerg Moeller:
--- Zitat von: Telefonjoker am November 19, 2009, 13:28 ---Gleichzeitig wird einem aber z.B. bei Schulungen immer erzählt, DM2 würde zum einen auf einer Insulinresistenz der Körperzellen und zum anderen auf einer Ermüdung der Inselzellen beruhen.
--- Ende Zitat ---
Das ist nur eine sehr oberflächliche Betrachtung. Ein Teil der physiologischen Komponenten, die beim DM2 verloren geht ist die mangelhafte Initialsekretion, und die wird durch GLP1/GLP1-Analoga wiederhergestellt.
Wäre ich DM2 mit mangelnder Wirkung von Metformin wäre ein GLP1-Analogon oder ein DPP4-Hemmer meine erste Wahl. Wirkt sich nicht übermässig negativ auf den Pro-Insulinspiegel aus und ist für das Körpergewicht günstiger als Insulin. Man sollte allerdings die Kontraindikationen beachten und insbesondere die Pankreaswerte beachten.
Telefonjoker:
Hallo Jörg,
--- Zitat von: Jörg Möller am November 19, 2009, 14:56 ---[...]die mangelhafte Initialsekretion, und die wird durch GLP1/GLP1-Analoga wiederhergestellt
--- Ende Zitat ---
Würde das - platt gesagt - bedeuten, dass GLP1 die Funktion der Inselzellen "repariert"? Gar nicht uninteressant...
johann:
Hallo Frank,
ich schließe mich dem Beitrag von @Jörg Möller weitgehend an.
Der Typ2 Diabetes hat halt multifaktorielle Ursachen mit einer oft sehr langen, individuell unterschiedlichen Entwicklungszeit und Ausprägung. So entsteht über alle Patienten hinweg eine Gemengelage aus relativem Insulinmangel, Störungen im Insulin-Sekretionsmuster sowie einer periphären und hepatischen Insulinresistenz.
Der ausbleibende Inkretineffekt ist nur ein „pars pro toto“ im vielfältigen Geschehen.
Die derzeit marktgängigen neuen Antidiabetika sind GLP-1 Mimetika(-Analoga) und DDP-4 Hemmer, die die Wirkung des eigenen Inkretins verstärken, bzw. länger erhalten sollen.
Die s.c. zu applizierenden als Antidiabetika zugelassenen Inkretin- Mimetika sind die Wirkstoffe Exanetide (Handelsname Byetta) und Liraglutide (Handelsname Victoza).
Die oral zu verabreichenden DDP-4 Hemmer (Tabletten) sind die Wirkstoffe Sitagliptin
(Handelsname Januvia und Vildagliptin (Handelsname Galvus).
Zusätzlich gibt es zu diesen beiden oralen Antidiabetika noch einige Kombinationspräparate mit Metformin, z.B. Velmetia und Eucreas.
In meiner SHG wurde eine 60-jährige Dame nach einer 8-jährigen Behandlung mit Insulin sowie starker Gewichtszunahme nun sehr erfolgreich umgestellt, und zwar erst auf Byetta, dann auf Victoza. HbA1c von etwa 8 % auf 6,5 %. Gewichtsabnahme ca. 15 kg.
Das Zulassungsverfahren für Inkretinmimetika zur Behandlung der Adipositas ist z.Z. angelaufen.
Joerg Moeller:
--- Zitat von: Telefonjoker am November 19, 2009, 15:41 ---Hallo Jörg,
--- Zitat von: Jörg Möller am November 19, 2009, 14:56 ---[...]die mangelhafte Initialsekretion, und die wird durch GLP1/GLP1-Analoga wiederhergestellt
--- Ende Zitat ---
Würde das - platt gesagt - bedeuten, dass GLP1 die Funktion der Inselzellen "repariert"? Gar nicht uninteressant...
--- Ende Zitat ---
Ja, man könnte das schon so sehen. Allerdings würde ich das nicht 'Reparatur' nennen (was einmal repariert wurde funktioniert ja wieder auch wenn der Handwerker schon wieder abgezogen ist), sondern eher 'Unterstützung'. So wie bei 'ner Brille. Solange man die trägt ist ja auch alles im grünen Bereich. (Solange sich die Augen nicht weiter verschlechtern)
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