Autor Thema: gegen das grassierende Vorurteil vom angefressenen und angesessenen Typ2  (Gelesen 17540 mal)

Pia

  • Gast
Re: Plädoyer gegen angesesenen & angegessenen Typ2
« Antwort #10 am: September 11, 2007, 07:52 »
Liebe Vera,

also, als Erstes verneige ich mich mit großem Respekt vor Deiner Offenheit in Deinem posting.
Die Gewichtszunahme habe ich ähnlich erlebt wie du. Ich bin 1,61 groß/klein und wog 67 kg. Kein Idealgewicht, aber ich habe mich sauwohl damit gefühlt. Die Formel Körpergröße minus dem, was vor dem Komma steht = Idealgewicht stimmt glaube ich nicht mehr. 12 kg zugenommen innerhalb von 6 Wochen habe ich erst, seitdem ich nach Anweisung des Diadoc Insulindosen spritzen musste bis zu 32 E je MAHLZEIT. Ich hatte das Gefühl, es ist wurscht, ich hätte auch 100 E je Mahlzeit spritzen können. Das Insulin schien gar nichts zu tun. Allerdings war das noch Apidra.

Gehorsam spritzte ich nach einer vom Diadoc vorgeschriebenen Spritztabelle und immer aller 4 Wochen erhöhte sie die Dosis um je 2 E. Im Leben nicht hätte ich gewagt, an irgendeiner Dosis herumzuschrauben oder selbst ohne ärztliche Erlaubnis etwas zu verändern. Vor dem Insulinspritzen musste ich 6 Wochen NUR messen und alle Mahlzeiten aufschreiben, danach erstellte sie die Spritztabelle: bei einem BZ von 5-7 soundsoviel Insulin usw. Mir passt keine einzige Hose mehr im Schrank. In Spiegel habe ich nicht mehr gesehen. Die Gewichtszunahme aber NUR am Bauch, man fragte mich öfter, ob ich schwanger bin, ich schämte mich zu Tode.

Ich hatte von einer Rückengeschichte noch so eine orthopädische Korsage im Schrank, die würgte ich um, bis mir schwarz vor Augen wurde. Ich hörte auf, zu essen. Nur abends noch eine Mahlzeit, keine Kühlschrankschlacht, wie man vielleicht vermutet. Ich korrigierte tagsüber mit jetzt nun Humalog nur die hohen BZ-Werze ohne zu essen. Ich dachte, wenn du auch noch was isst, flattert der BZ ins Nirvana. Die Diadoc sagte nichts zu meinen Korrekturorgien. Nickte nur dazu.

Nur wieder Insulindosiserhöhung. Ich muss dazu sagen, dass diese Praxis DIE Diabetespraxis in LE ist. Ich hatte schlimme Schmerzschübe mit Krämpfen (Nach US-Amputation). Ich musste öfter den Notarzt holen nachts. Ich vermutete damals, dass daher die hohen BZ und Blutdruckwerte kamen. Ich dachte, ich bin herzkrank, denn der  2. Wert war 100 und höher, ich hatte richtig Angst mittlerweile. 2007 begann für mich mit 6 Wochen Husten, sonst ging es mir gut.

Ich bin kein Antibiotikumfan. Ich inhalierte, " pulmotinierte", nichts. Aber als es mir schwarz vor Augen wurde beim Husten, ging ich zum Haus-Arzt.  2 Antibiotikumschübe, dann massive Infektion im Vaginalbereich mit Candida albicans und massiv Streptokokken B. Die Gyndoctante sah in ihrem Befund aber nichts, erst der Mykologe (4 Tage später bei Beschwerden über Monate), den ich kontaktierte.

Dann beim Hausarzt Laborwerte. Kein Eisen, kein Selen, HBA1C 12,5. Ich bekam einen Nervenzusammenbruch bei dem Wert in der Praxis. Ich konnte nur noch heulen, wollte den ganzen Insulinscheiss in die Mülltonne kippen. Sie murmelte etwas von Actos und Byetta? Und ich sollte doch der Diadoc ausrichten...Ich bat sie, meine Diabetologin anzurufen. 2 Tage später hatte ich von Hausärztin Actos.

Jürgen fragte mich im Forum, dass ich entdeckte hatte und gierig las: Bei einem HBA1C-Wert von 12,5 % machst du dir Gedanken, ob du um 2E an deiner Insulindosis rumschrauben darfst, ohne dass der Arzt es abnickt? (Ich dachte.. Du blööder Klugschei...)(Sorry, Jürgen, mea culpa..)

Ich will es abkürzen. Durch Zufall erfuhr ich, dass man alles über 10E. auf eine andere Spritzstelle tun sollte. Und Actos hatte ich zu der Zeit 3 Wochen. Von Montag auf Dienstag, als ich die Dosen teilte, rappelte der BZ in den Keller. MIT Essen! Ich konnte mich gar nicht mehr beruhigen vor Glück. Am Donnerstag, also übermorgen steht der nächste Laborcheck an. Der Wert nach 6 Wochen Actos und mit Essen war 9, und noch was. Essen habe ich mir tagsüber wieder abgewöhnt, weil ich keinen Hunger habe wg. der Medikamente, nur mal einen Roggenkeks oder einen Appel, damit die Leber sich nicht langweilt und anfängt, mit Zuckerwürfeln zu jonglieren. Ich habe etwas abgenommen (4 kg.), aber ich lasse mir Zeit, und ich habe auch festgestellt, wenn man was isst, vor allem mit Fett, lässt sich es leichter abnehmen..Heute habe ich einen zauberhaften Blutdruck, das Herz schlägt wieder ruhig, kein rasender Ruhepuls mehr, die Infektionen durch Geduld und Stärkung des Immunsystems besiegt, die BZ-Wert noch nicht im 5er-Bereich, aber nicht ein einziger Wert mehr über 150.

Letzte Bemerkung. Unser größtes und wirksamstes Gift sind die Medien. Sie sind Marionetten der Politik und lenken uns mit Themen ab, die die Volksseele so wunderschön zum Kochen bringt:
 
-"Titten-Ops"
-Übergewicht
-minderjährige Mütter
-Hartz 4-Empfänger
-Osteoporose (Eine Mangelerscheinung, die anscheinend völlig normal ist, wenn man älter wird, die sich aber so schön als schlimme Krankheit verkaufen lässt.)
-Nichtraucherschutz (Warum wird gegen Alkohol nicht so vehement angegegangen, der macht doch nicht nur die Trinker kaputt sondern traumatisiert Partner und Kinder.)

Und leider funktioniert das Medien-System überwiegend. Und es plappert sich so schön nach: Dicke bekommen Zucker. Deswegen habe ich keine Tageszeitung mehr und schaue keine Gesundheitssendungen. :mahl: Guten Appetit!


hjt

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Re: Plädoyer gegen angesesenen & angegessenen Typ2
« Antwort #11 am: September 11, 2007, 08:25 »
Moin Klausing,

Zitat
Wodurch Diabetes entsteht, hab ich selbst lernen dürfen! Aber ich kann Dir definitiv sagen, dass während meiner Reha 2 Personen waren die in 4 Wochen jeweils über 10 (der eine 15kg und die andere 12 kg) abgenommen haben. Die hatten hinterher Werte wie gesunde Menschen !!! Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, dann hätte ich es nicht geglaubt. Es war also maßgeblich das Übergewicht welches ihre Diabetes hervorrief.

Du hast eine Sorte DM gelernt. Den Ablauf zur Entstehung des Typ2, wie ich ihn skizziert habe, findest Du in den Schulbüchern der Inneren Medizin.
In denen der Diabetologie gibt es diesen Ablauf in D erst ab Überschreiten der alten Diagnoseschwellen. Bis dahin hat der DM per Eigeninsulinmast aus gesunder Stärke schon dick gemacht, und der Augenschein sagt, dass das Gewicht offenbar DM mache, denn als der Mensch noch dünner war, hatte er die alten Diagnoseschwellen ja noch nicht überschritten.

Du schreibst von 2 großen Behandlungserfolgen, die Du in der Reha erlebt hast. Du weißt, dass die beiden gehungert und sich dabei sehr viel mehr bewegt haben, als sie sich normal im Alltag bewegen würden und wahrscheinlich auch bewegen könnten?
Genauso wie Du weißt, dass Dein Filmbeispiel sich auf 5.000 Kalorien/pro Tag halb Fett halb KHs verpflichtet hatte und dazu auf max 5.000 Schritte, oder?

Und Du weißt schon, dass weniger essen (Standardverteilung) jeweils für die Zeit weniger Insulinbedarf bedeutet, und Du weißt auch, dass sehr viel mehr Bewegung jeweils für die Zeit sehr viel Verstärkung der jeweils aktuellen Insulinwirkung bedeutet und damit eine weitere Verringerung des Insulinbedarfs.

Ich bin mir sicher, dass bei einer durchschnittlich geleisteten zusätzlichen halben Stunde Bewegung pro Tag und einer kalorienmäßig an der Untergrenze von normal angesiedelten standardverteilt gesunden Ernährung beide trotz Durchhalten dieser Beschränkungen zurück im Alltag zunächst einen wahrscheinlich gewaltigen Anstieg ihrer vor allem postprandialen BZs und dann nach spätestens 2 Jahren wieder ihr Ausgangsübergewicht erreicht und eher noch überschritten haben.
Und zu ihrem Frust wird man ihnen nirgendwo glauben, dass sie sich futter- und bewegungsmäßig so vergleichsweise tierisch am Riemen gerissen haben. Nicht zuletzt, weil sie doch in ihrem heroischen Reha-Einsatz bewiesen hatten, dass sie eigentlich gesund waren, oder?

Du kannst die Tage im TV in Visite übrigens sehen, wie der Fettmythos aufrecht erhalten wird, und zwar augenscheinlich logisch, aber tatsächlich absolut wider besseres Wissen absolut irreführend. Da geht es um das Fett, das nachweislich die Insulinempfindlichkeit beeinträchtigt, das viszerale Fett, das innerbäuchliche zwischen den Organen, das sich von außen prall und fest wie schwanger anfühlt. Das wird auch inhaltlich für alle, die genauer zuschauen, verhältnismäßig ausführlich dargestellt.
Aber plakativ an-gegriffen wird verbal und optisch hervorragend und absolut dominant der Rettungsring, der außerbäuchliche Speicherschwabbel, der mit dem viszeralen absolut nichts zu tun hat - und aus dem auch Du auf diabetisch weil dick schließt und vorwirfst :-(

Bisdann, Jürgen

Pia

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Re: Plädoyer gegen angesesenen & angegessenen Typ2
« Antwort #12 am: September 11, 2007, 09:19 »
In 4 Wochen 10 oder mehr kg abzunehmen, kann ich mir ehrlich gesagt gar nicht recht vorstellen.
Wenn es sich dabei wirklich um Fett handeln sollte, ist das medizinisch überhaupt möglich? Das klingt schon wie wegschmelzen? Ich glaube, dass auch oft bei Gewichtsabnahmen geflunkert wird...und dann steht man auf verschiedenen Waagen (Bei der Kur sicher nicht) und dann wird sich einmal mit schwerer Klamotte und Schuhen und einmal nackt gewogen. Ich sage jetzt einfach mal, das das technisch nicht möglich ist, 10 kg Fett abzunehmen. 3kg würde ich für Flüssigkeit halten und 3 kg für die Klamotten.

Offline Hexe

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Re: Plädoyer gegen angesesenen & angegessenen Typ2
« Antwort #13 am: September 11, 2007, 10:59 »
Hallöchen

 @ Pia,

 ging mir in vielen Dingen ähnlich wie dir,gerade auch was den Blutdruck und den Anfang vom Insulin spritzen betrifft, hatte auch Infektionskrankheiten und ständig Pilze aber das war noch mit den Tabletten, nachdem ich die Tabletten nicht mehr nahm hatteich auch keine Probleme mehr mit Galle und Magen und Leberwerte viel besser geworden:)
Wohnst du in Lehrte ?Bin in Hannover geboren und aufgewachsen

@ Joa, jo, habe nach dem Schreiben den Beitrag von Steffen gelesen, noch was dazu geschrieben, dann erst deinen Beitrag, danach noch mal ein wenig geändert wegen der Lesbarkeit ;)

@ Joa und Jürgen

 wieso habt ihr mir das nicht schon vor ein paar Jahren gesagt dann hätte ich mir viel Kummer erspart, aber gut sowas auch jetzt noch zu lesen, und zu wissen ich bilde mir da nichts ein, habe schon in meiner Jugend oft gedacht ich bin wohl zu spät geboren, weil viele "Urinstinkte" bei mir funktionieren :) , irgendwie habe ich wohl nur extrem gute oder extrem miese Gene mitbekommen, nicht so einen schönen neutralen Mix aus beiden :)

liebe Grüsse Vera
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Offline klausing

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Re: Plädoyer gegen angesesenen & angegessenen Typ2
« Antwort #14 am: September 11, 2007, 11:28 »
@all: Ich find die Diskussion hier einfach super!  :super: Ein Thema besprechen, ohne sich dabei angegriffen zu fühlen und dabei Erfahrungen austauschen.
Zitat
Unser größtes und wirksamstes Gift sind die Medien. Sie sind Marionetten der Politik....
Nicht nur der Politik. Wirtschaft, Interessenvereine .... alles kann da mitspielen. Leider sind viele Menschen heute nur noch durch recht plakative, vereinfachte Botschaften über die Medien erreichbar. Dass dabei ein Großteil an Info's liegen bleibt und daraus auch Fehleinschätzung , -interpretationen erwachsen ist völlig normal. Aber wenn es Menschen zum nachdenken anregt soll es mir recht sein. :gruebeln:
@Pia.
Zitat
In 4 Wochen 10 oder mehr kg abzunehmen, kann ich mir ehrlich gesagt gar nicht recht vorstellen.
hätte es auch nicht geglaubt. 750 - 1000 kcal/Tag + täglich mehrere Stunden Sport (walken, strammen wandern, schwimmen ...) war hier die Vorgehensweise. Das Gewicht wurde vom Arzt sebst gewogen, morgens vor dem Frühstück ohne diese 3kg-Klamotten.
@hjt: Ich glaub hier haben mich einige missverstanden.
Zitat
aus dem auch Du auf diabetisch weil dick schließt und vorwirfst :-(
In meinem Post sprach ich nie davon, dass er/sie Diabetes hat weil er/sie dick ist. Mir geht es darum, dass die Wahrscheinlichkeit an gewissen Krankheiten wesentlich höher ist. Dabei unterscheide ich Übergewicht und Untergewicht nicht. Ich persönlich fühle mich zu dünn, kann aber nicht zunehmen. Ich stelle mich auch Diskussionen über mein "dürres" Aussehen und glaube mir die Argumentationen denen man da begegnet sind nicht minder beleidigend als bei übergewichtigen Menschen.
Trotzdem finde ich es nach wie vor, OK wenn man darüber spricht bzw darauf angesprochen wird.
Kommt ein kleines Kind und fragt Dich als "dürren Typen": Onkel hast Du Aids?, oder fragt ein Kind einen Übergewichtigen: Onkel warum schwitzt Du immer so?,  dann wird keiner der Befragten das Kind anmachen. Die Mutter wird verstohlen das Kind bei Seite nehmen und ihm erklären, dass man so etwas nicht fragt. Aber ich bin mir sicher, dass die Betroffenen über diese Frage nachdenken werden. Wer macht hier also den Fehler? Das neugierige Kind, die zurückhaltende Mutter oder die angesprochenen Menschen oder vielleicht keiner von den dreien?

Offline Joerg Moeller

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Re: Plädoyer gegen angesesenen & angegessenen Typ2
« Antwort #15 am: September 11, 2007, 11:30 »


Wer bei einer "Ernährungsberatung" die psychische Komponente außer Acht lässt hat schon verloren.
Beachtet man das ist es einfach nur dumm die Betroffenen selbst dafür verantwortlich zu machen.


Finde ich nicht ganz konsequent gedacht oder formuliert. Verantwortlich machen heißt doch auch, auf die eigene Verantwortung, dieses oder das zu verändern hinzuweisen.


Du hast natürlich recht. Ich hätte besser schreiben sollen "Beachtet man das ist es einfach nur dumm den Betroffenen die Schuld dafür zuzuweisen"

Zitat
Bezogen auf "Dicke" mit Typ 2 Diabetes fand ich mal ne Aussage in der Schulung der DK-Mergentheim trefflich.
"Die haben nicht (wie so allgemein kolportiert) Diabetes weil sie dick sind. Die sind dick, weil sie Typ 2 haben."


So hab ich das früher auch mal gesehen. Ich denke aber schon, daß Bewegungsmangel und Fehlernährung zur Entstehung beitragen. Aber dann sollte man sich auch die Frage stellen, warum der Betroffene diese Faktoren aufweist.

Zitat
Umso wichtiger allerdings, sie auf eine der wenigen und wesentlichen Möglichkeiten zur Verbesserung ihrer Lage hinzuweisen. Und das umzusetzten, auch wenn es nicht einfach ist, geht nur, wenn sie selber die Entscheidung treffen (können) und die Selbstverantwortung übernehmen (können).


Richtig. Und dafür müssen Grundlagen geschaffen werden. Ich würde zuerst mal nachsehen, was einer Umsetzung evtl im Wege steht und versuchen das zu beseitigen. Es sind gewiss nicht wenige, die dabei von einer psychologischen Begleitung profitieren könnten.
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Pia

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Re: Plädoyer gegen angesesenen & angegessenen Typ2
« Antwort #16 am: September 11, 2007, 11:41 »
Moinmoin Chef,

Es sind gewiss nicht wenige, die dabei von einer psychologischen Begleitung profitieren könnten.
-------
Das würde glaub ich ein ganzes Stück weiterhelfen. Schade, dass man sich vor psychologischer Begleitung scheut, aus Angst, gleich als bekloppt zu gelten.

Es hat wieviel Jahre gedauert (?), um den Begriff Typ 2 als Altersdiabetes abzumurgeln, nochmal solange wird es dauern, die These: Dicke bekommen Diabetes zu entkräften.

Was die Manipulation durch die Medien angeht, so halte ich es so, dass ich, wenn mir Jemand was erzählt, dass das so oder so ist, nachfrage: Woher weißt du das? Antwort: Aus dem Medien.
Nachfrage: Und woher weißt du, dass das so stimmt?

Ich hätte ein paar hübsche Seiten zur Frage, ob die öffentliche Diskussion über Klimaschutz so stimmt oder nur eine von den Medien erfundene suggerierte verordnete Debatte ist. Gibts da hier auch eine Rubrik , wo man das man hintun dürfte? Bietet ne Menge Diskussionspotiential.
« Letzte Änderung: September 11, 2007, 14:02 von Pia »

Offline Joerg Moeller

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Re: Plädoyer gegen angesesenen & angegessenen Typ2
« Antwort #17 am: September 11, 2007, 13:33 »
Na klar: für solche Themen (die nichts mit Diabetes oder SiDiary zu tun haben) haben wir ja extra das Board "Kaffeeklatsch" :ja:

Hört sich harmlos an, aber da kann wirklich über alles diskutiert werden...
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hjt

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Re: Plädoyer gegen angesesenen & angegessenen Typ2
« Antwort #18 am: September 11, 2007, 14:22 »
Moin Joa,

Zitat
Insofern sind die (meisten) Typ 2er die eigentlich gesunden Diabetiker, deren Zeit allerdings, so rein genetisch funktional, vorläufig vorbei ist.

Damit beschreibst Du generell die genetische Disposition von Menschen, die mit dem schon zunehmen, womit andere noch schlank bleiben. Das macht aber trotz der zitierten Darstellung keinen Diabetes, wie viele stoffwechselgesunde Dicke jeden Tag be-leben.
Die Dicken-Erklärung stammt aus der Zeit, als man noch glaubte, dass der Typ2 zwar keinen kompletten Insulinmangel habe wie der Typ1, aber nur ausreichend halt für einen Normalo, eben zu wenig für die zusätzlichen Kilos eines Dicken und dass deren Zusatzbedarf den kranken Pankreas überfordere.

Dass stattdessen tatsächlich über Jahre im Vorlauf zur Typ2-Diagnose und dann auch noch lange nach Überschreiten der Diagnoseschwellen (damit ändert sich ja außer der Bezeichnung nix) immer ein bisschen mehr Insulin nachgewiesen werden kann, als eigentlich notwendig, ist eine Entdeckung der 80ger Jahre des vorigen Jahrhunderts, die in den 90gern kurzschlüssig (in ähnlicher Weise wie das TV-Fett-Beispiel im Beitrag weiter oben) als Insulinresistenz in die praktische Diabetologie eingezogen ist und sich seitdem zum Lifestyle-Diabetes ausgewachsen hat.

Aber damit ein Typ2 entsteht, muss die erste von gesund zwei Phasen der betazelligen Insulinantwort auf jeden Glukoseeintrag versiegen.
Niemand weiß wohl bis jetzt, warum sie das tut. Mit Gewicht kann das eher nicht zu tun haben, weil die Betroffenen bei ersten zufällig (ich kenne bislang keine irgendwie systematischen Untersuchungen in der Richtung) auffallenden leicht erhöhten postprandialen BZ-Verläufen eben nicht unbedingt mit Gewicht auffallen.
Mit dem Wegfall der ersten und dem Übergang der Last auf die zweite Phase verzögert sich die Insulinantwort und tritt erst bei sehr viel höherem als dem bei gleicher Glukosemenge mit funktionierender erster Phase üblichem BZ ein. Daher die immer etwas überdosierte Insulinausgabe. Wer diese natürliche Überdosierung mit etwas mehr Stärke=Zucker stimuliert, kann nach einem steilen hohen BZ-Anstieg den Insulinüberschuss sehr schön mit der entsprechend so genannten reaktiven Hypo (ohne Medis!) deutlich messbar machen. Um 30mg/dl war die niedrigste, von der ich weiß.

Und das zeigt auch schon, wie sich diese Entwicklung unterbrechen lässt: indem man nämlich der zweiten Phase mit Menge und zeitlicher Aufteilung und Abfolge der Stärke=Zucker-Einträge so weit entgegen geht, dass sich der postprandiale BZ in etwa in den Grenzen wie mit funktionierender erster Phase hält - und dass damit als Bonus die noch funktionierenden Betazellen nicht weiter angegriffen werden. Als Obergrenze dafür gilt regelmäßig max 140 mg/dl, denn ab da gilt die höhere BZ-Konzentration zunehmend als toxisch, übrigens auch für Nervenzellen. Zugunsten von anteilsmäßig mehr Kalorien aus Eiweiß und Fett und Vitaminen und Ballaststoffen usw. aus Gemüse usw. Meine eigene zeigt ebenso wie die Erfahrungen vieler Typ2, die das mal systematisch für sich ausprobiert haben, gegen die traditionell stärkelastige Ernährungslehre, dass die Anzeige meiner Waage mit nem kleineren Stärke-Anteil an meinem alltäglichen Kalorienbudget halten und sogar senken lässt, während sie innerhalb weniger Tage nach oben strebt, wenn ich Fettkalorien  durch KH-Kalorien ersetze.

Bisdann, Jürgen

hjt

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Re: Plädoyer gegen angesesenen & angegessenen Typ2
« Antwort #19 am: September 11, 2007, 14:55 »
Moin Klausing,

aus Deinem ersten Beitrag im Thread:
Zitat
Es war also maßgeblich das Übergewicht welches ihre Diabetes hervorrief.

aus Deinem Beitrag von heute um halb 12:
Zitat
In meinem Post sprach ich nie davon, dass er/sie Diabetes hat weil er/sie dick ist.

Also was sollen wir jetzt wie verstehen?

Bisdann, Jürgen