Autor Thema: Gewebszucker = zeitlich verschobener Blutzucker?  (Gelesen 5311 mal)

guest4194

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Gewebszucker = zeitlich verschobener Blutzucker?
« am: Oktober 16, 2020, 12:49 »
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Offline Floh

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Re: Gewebszucker = zeitlich verschobener Blutzucker?
« Antwort #1 am: Oktober 16, 2020, 16:56 »
Zitat
Da wird ausdrücklich behauptet: „Bei rasch abfallender Glukose können die Werte von Gewebeglukose höher liegen als die Blutglukosewerte“.

Aber ist das physiologisch überhaupt plausibel? Der Blutzucker kann doch nur dann sinken, wenn Glukose aus dem Blut abfließt. Der einzige Ort, zu dem diese Glukose hinströmen kann, ist aber das ZZW. Glukose fließt ja nicht vom Blut direkt in die Zellen, sondern auf dem Umweg über das ZZW.

Nicht ganz. Das Zwischenzellwasser ist ja nicht ein einziger Blob, sondern eben nur annähernd gleich angeflutet. Wennst dich auf den Radl-Trainer setzt und ordentlich strampelst, dann verbrauchen die Zellen im Bein mehr Zucker als am Oberarm. Entsprechend verarmt das Zwischenzellwasser im Bein an Zucker, dort wird aus dem Blut nachgeschoben. Am Oberarm (oder Bauch), wo der Sensor sitzt tut sich aber erst mal nichts.


Offline Gyuri

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Re: Gewebszucker = zeitlich verschobener Blutzucker?
« Antwort #2 am: Oktober 16, 2020, 17:51 »
(…)

In Wahrheit müsste die Gewebszuckerkurve gegenüber der Blutzuckerkurve näherungsweise nicht nur nach rechts verschoben sein, sondern außerdem auch nach unten. Aber Mediziner und Hersteller der Geräte haben sich offenbar darauf geeinigt, dass uns als Verbraucher diese Verschiebung nach unten erspart wird und wir sowieso nicht merken, dass das gar nicht sein kann und wir nach Strich und Faden belogen werden. (Naja, noch schlimmer wäre es vielleicht, wenn sie selbst nicht merken, dass sie sich hier etwas in die Tasche lügen).
(…)

 :kreisch: Starke Worte … die ich auch unterschreiben würde, würde Abbott behaupten, die Unterschiede kämen ausschließlich von dem zeitlichen Versatz.
Und ja, es stimmt, dass sie nichts anderes sagen. Ich vermute mal, dass so eine schlüssige Erklärung für primäre "Maßabweichungen" gefunden wurde.

Die Wahrheit liegt aber immer in der Verknüpfung verschiedener Unterschiede bei der Messwert-Erfassung.
  • Abweichungen der Zeitachsen
Zum erklärten Sachverhalt käme dann noch die Tatsache, dass der Zeitversatz nicht immer gleich ist und sicherlich auch kurzfristig schwanken kann.

  • Systematische Abweichung verschiedener Messsysteme
Diese könnten zu zwei gleichen Kurfen führen, die übereinander stünden
oder zwei Kurven, die auf der Y-Achse verschieden gestreckt sind … z.B. wenn die Abweichung prozentual abweicht.

  • Zufällige Abweichung verschiedener Messsysteme
Jedes System hat gewisse (zulässige) Abweichungen, die man nicht in Größe und Richtung klar bestimmen kann. Vergleiche ich zwei tollerierte Kurfen, sind die nie genau immer parallel.

  • verschiedene Abweichung weil Filter aktiv sind, die eine zuverlässige Durchschnittsbildung bewirken.
z.B. beim Libre wird alle 15 Minuten ein Durchschnittswert berechnet, der dann protokolliert wird. Beim Einzelscan wird diesbezüglich kein Durchschnitt gerechnet - davon bin ich fest überzeugt!
  • Systematische Abweichung verschiedener Messsysteme
siehe Angaben zur Wiederholbarkeit von Messungen mit den verwendeten Messmitteln


Zusammenfassung:
Die Abweichungen können schon damit erklärt werden, dass ein zeitlicher Versatz von … 10 bis 15 (?) Minuten zu beachten wäre. Man kann aber dann die Abweichung nicht umrechnen weil sie mehr oder weniger schwanken kann.
UND die oben genannten Fehlerquellen werden sich nicht immer ausgleichen. Sie alle machen einen direkten Vergleich unmöglich. Abbott behauptet nichts anderes, sie argumentieren nur mit dem deutlichsten Grund für Unterschiede. Systematische und zufällige Abweichungen müssen aber bei allen Vergleichen immer mit beachtet werden.

Diesen Beitrag laß ich nur aus Versehen in der "Neue Beiträge-Liste" weil ich normal die bisher beteiligten Schreiber in meiner Ignorierliste stehen habe. Wird jetzt wieder (wie schon oft geschehen) mein Schreiben zerpflückt um mir Unverschämtheiten zu unterstellen, werde ich das normal gar nicht mitbekommen.[/list]
Gruß vom Gyuri
„Miss alles, was sich messen lässt,
und mach alles messbar,
was sich nicht messen lässt.“

Archimedes

Offline Floh

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Re: Gewebszucker = zeitlich verschobener Blutzucker?
« Antwort #3 am: Oktober 16, 2020, 20:08 »
    Zitat
    Diesen Beitrag laß ich nur aus Versehen in der "Neue Beiträge-Liste" weil ich normal die bisher beteiligten Schreiber in meiner Ignorierliste stehen habe. Wird jetzt wieder (wie schon oft geschehen) mein Schreiben zerpflückt um mir Unverschämtheiten zu unterstellen, werde ich das normal gar nicht mitbekommen.[/list]

    Jo, passt.

    Wie immer: Käs. Alle beschriebenen Gründe sind halt Unfug, wenn Gyuri nicht mal versucht das gemessene System zu verstehen. Siehe meinen vorherigen Post: es gibt eine wichtige Erklärung warum dort Probleme auftreten. Über messtechnische Schwierigkeiten der 40er Jahre alleine nachzudenken nützt nichts, wenn die Messung nicht verstanden ist.