Diabetesfragen > Theorie
Tagesprofil-Statistik
Akina:
--- Zitat von: Gyuri am August 30, 2013, 23:08 --- :kratz: Habe ich jetzt was von Messfehler geschrieben? Ich glaube nicht. Und falls versehentlich doch, wäre das doch kein Grund gleich so aggressiv zu reagieren.
Was habe ich denn nun wirklich falsch gemacht?
Ich ermittle meine Tagesprofile - ist doch nicht falsch?
Ich schaue mir die Kurven alle zusammen an - auch nicht falsch, oder?
Ich versuche in dem Wirrwarr ein System zu erkennen - wozu sollte ich das auch sonst tun?
Ich begehe das "Verbrechen" ein gemitteltes Tagesprofil zu erzeugen! Schlimm?
Und wenn ich dann so leichter erkenne, dass ich z.B. nach dem Frühstück sehr verschiedene Werte habe und manchmal sogar Unterzucker und bis zum Mittagessen pendelt sich alles wieder ein (ohne große Aktionen) dann kann ich vielleicht mal schauen, woran das gelegen haben könnte.
Würde ich etwas ganz schlimmes tun, könnte ich die Ablehnung verstehen.
Ich mache aber nichts anderes als mein Diabetologe, nur dass er halt einen Blick für so ein Kurvengeflecht hat, und nicht erst mit Statistik einen Mittelwert bestimmt. Wenn ich jeden Tag die Messergebnisse mehrerer Patienten auswerten müsste, bekäme ich sicherlich auch diesen Blick.
--- Ende Zitat ---
Nun komm mal runter...
Du machst gar nichts "schlimmes". Du spielst eben nur mit deinen BZ werten mit den dir zugänglichen Formalismen. Und wenn Messfehler in deinem System nicht vorgesehen sind, ist das in Ordnung.
Hauptsache ist doch, dass Du mit deinem Verfahren glücklich bist.....
Aber wenn Du es hier öffentlich machst, musst du leider mit Kritik rechnen...
Und ob du davon schreibst oder nicht, messfehler sind nun mal unbedingt zu erfassen (wenn man sauber arbeiten will)
Gyuri:
Ja gut, was ist ein "Messfehler" konkret beim Blutzucker messen? Ist mir schon passiert, das ich in der Küche etwas gewerkelt habe und wohl noch Zucker an den Händen hatte. Oder im Hallenbad nach dem Schwimmen. Hände nicht richtig abgetrocknet - Unterzucker gemessen. Kann alles passieren. Das hat aber nicht direkt mit meiner Betrachtung hier zu tun, weil ich davon ausgehe, keine Messergebnisse in meinem Zahlenfriedhof zu haben, bei denen so etwas schief läuft. Im Grunde könnte man bei ALLEN Messtätigkeiten alle Ergebnisse so anzweifeln.
In der Technik wird so ein Risiko zum Teil mit Rekalibrierung vermieden (systematische Fehler) zum anderen Teil mit einer Prüfmittelfähigkeitsuntersuchung. (zufällige Fehler)
Je nachdem, wer was misst werden sehr viele Messungen immer am selben Teil gemacht und die Streuung angeschaut und dann entschieden ob man damit überhaupt die Prüfanforderungen erfüllt. Mit unseren Mitteln können wir beide Überprüfungen nicht vernünftig machen. Es bleibt nur die Möglichkeit von Wiederholungsmessungen, bei denen dann die Störfaktoren besonders beachtet werden. Ansonsten gibt es Herstellerangaben bei denen nicht von ungefähr 10 bis 20% Abweichung gesprochen wird. Die Wiederholbarkeit ist viel besser. Aber da sind mögliche Bedienungsfehler mit eingerechnet.
Mir geht es hier aber gar nicht um Messtechnik als solches, sondern nur um eine Beurteilungsmethode von Tagesprofilen.
Joa:
--- Zitat von: Gyuri am August 30, 2013, 23:53 ---Ja gut, was ist ein "Messfehler" konkret beim Blutzucker messen?
--- Ende Zitat ---
Das ist der Genauigkeitsfehler, den alle Diabetiker bei Blutzuckermessungen im Blick haben sollten, da sich Deine gesammelten Blutzuckermessungen ja letztlich genauso ansammeln, wie die aller anderen. ;)
Von daher sollte Deine statistische Auswertung natürlich diese Fehlerquelle genauso berücksichtigen, wie es die von SiDiary, DiaBass oder einer x-beliebigen anderen, letztlich statistisch arbeitenden Auswertungssoftware tut.
In der Praxis heißt das wohl, dass der Diabetiker sein "Blutzuckerschätzgerät" angelegentlich auf seine Plausibilität hin überprüfen sollte.
Da es leider keinen "Goldstandard" für die Blutzuckermessung ergibt, verlässt man sich dabei auf möglichst qualitätsgesicherte Laborgeräte, mit denen man gelegentlich die Werte des eigenen Gerätes vergleicht, deren Stimmigkeit im Ringversuch mit anderen Geräten abgeglichen ist.
Mit anderen Worten: Die Diskussion um die Fehlerstreuung Deines Statistik(hobby)ansatzes ist für mich Haarspalterei und geht an der Sache vorbei. :ja:
Zum Statistikansatz selbst denke ich, dass er Input gibt, dieses oder jenes zu erwägen, oder hier oder da genauer nachzuschauen. Das hast Du ja auch ganz gut dargelegt. :super:
Gruß
Joa
Gyuri:
Ja gut, mit meinen Histogrammen kann ich durchaus einen Ausreißer erkennen. Eine rechnerische Überprüfung auf Ausreißer findet bei mir nicht statt, weil die mir zu wenig bringt. (einfach viel zu wenige Daten)
Noch ein Wort (oops - mehrere Worte) zum Abgleich des Messgerätes mit einem Praxisgerät, obwohl das nicht sehr viel mit meiner Beurteilung meiner Tagesprofile zu tun hat. Unsere "Schätzgeräte" werden von den Herstellern mit einer Genauigkeit von um die 10% angegeben. Es wird aber weitestgehend offen gelassen, um was es dabei geht. Ich war einige Jahre Laborleiter eines DKD-Kalibrierlabors. Da habe auch schon Anzeigegeräte und deren Sensoren kalibrieren müssen. Während die Anzeigegeräte meist auf ein Digit genau sind, sieht es mit den Sensoren ganz anders aus. Jetzt behaupte ich mal, unsere Einwegteststreifen wären das kritische Glied in der Kette, das wir überprüfen müssten, und nicht die Anzeigeeinheit. Zum Kalibrieren wird normal mindestens ein Messpunkt mit einem Normal verglichen, dass um ein vielfaches genauer sein muss. Besser wäre es, zwei oder mehrere Messpunkte im Messbereich zu kalibrieren um die Kurvenlage und -form über den Messbereich festzustellen. Bei Einweg-Teststreifen geht das aber nicht. Dort hätte man nur die Möglichkeit aus einem Fertigungslos eine größere Anzahl von Teststreifen zu opfern. Ich nehme mal an, der Hersteller tut das auch. So hat die Überprüfung EINES Teststreifens anhand von Vergleichsdaten eines anderen Gerätes, (dessen Genauigkeit ich nicht kenne) wenig Sinn. Es kommt auch schlussendlich weniger auf den absoluten Messwert an, sondern auf vergleichbare Ergebnisse.
Mit der Überprüfung der absoluten Messergebnisse ging ich früher mal her und habe mir den Durchschnitt aus allen meinen Messungen der letzten Wochen einen HbA1c-Wert errechnet. Das Ergebnis verglich ich mit dem HbA1c des Labors und korrigierte dann meine Werte um den ermittelten Faktor. Das funktionierte schon einigermaßen, wenn man von normalverteilten Messungen ausgehen kann (siehe Histogramm). Nach meiner Herz-OP funktionierte es aber nicht mehr. Das lag aber nicht an einer Änderung meiner Messgewohnheiten, sondern, wie es mein Diabetologe vermutet, an der Messung des HbA1c selbst, was im Prinzip zu "falschen" Ergebnissen führen kann. Er achtet bei mir jedenfalls mehr auf meine von mir gemessenen Blutzuckerwerte als den HbA1c-Wert.
Scrat:
--- Zitat ---Heute weiß ich, die Maschine Mensch ist unberechenbar, allenfalls kalkulierbar. Die Parameter sind hier leider keine festen Größen und auch noch längst nicht alle erforscht... :-\
--- Ende Zitat ---
Ah ja, und was sagt Dr. B.Teupe ("Die Logik meines Diabetes" - alle 135 Regelwerke) dazu?? ;D
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