Autor Thema: Kontinuierliche Zuckermessung noch nicht perfekt  (Gelesen 20271 mal)

Offline Daniela

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Re: Kontinuierliche Zuckermessung noch nicht perfekt
« Antwort #10 am: Oktober 31, 2010, 12:50 »
Bei einem Wert von 110 mg/dl korrigiert doch noch kein Typ1-Diabetiker oder?

Kommt drauf an, wann der BZ diesen Wert hat - morgens nach dem Aufstehen MUSS ich 110 korrigieren, da ich sonst schnell im Leberzucker lande.
Aber ich habe auch eine Insulinpumpe, damit kann ich wesentlich feiner dosieren.

LG, Daniela

Offline Joa

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Re: Kontinuierliche Zuckermessung noch nicht perfekt
« Antwort #11 am: Oktober 31, 2010, 13:47 »
Wer einigermaßen gut eingestellt ist wird durch die CGM nur eher auf Hypos und Hypers (kann man das so schreiben?) aufmerksam. Bei einem Wert von 110 mg/dl korrigiert doch noch kein Typ1-Diabetiker oder?
Aber sicher doch. 110 mg% (123 mg% plasmak.) sind schon mal 30 mg% hyperglykämisch. Kommen die basal daher ist es für mich eine Frage der sonstigen Bedingungen, ob eine Korrektur angesagt ist, oder eher doch nicht.

Zitat
Eine automatische Regelung der Blutzuckerwerte durch die Insulinpumpe würde die Werte sicherlich verbessern, ist aber im Moment auch rein Rechtlich noch nicht möglich.
Und auch sonst nur mit Hängen und Würgen vorstellbar.

Ein annäherndes Closed Loop geht mit Pumpe und CGM nur unter basalen Bedingungen.

Gruß
Joa
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Offline Hannes E.

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Re: Kontinuierliche Zuckermessung noch nicht perfekt
« Antwort #12 am: Oktober 31, 2010, 16:05 »
Zitat
Ein annäherndes Closed Loop geht mit Pumpe und CGM nur unter basalen Bedingungen.
So sieht's aus. zumindest im Moment.

Mein zielbereich liegt im Moment zwischen 100 udn 120 mg/dL. 110 sind also genau drin, ergo korrigiere ich den nur, wenn ich sowieso Insulin rein schiebe oder grade nicht in Eile bin.
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Offline Tuut

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Re: Kontinuierliche Zuckermessung noch nicht perfekt
« Antwort #13 am: Oktober 31, 2010, 16:59 »
So liebe CGMS-Freunde,

da bin ich wieder voller Tatendrang und habe eine Studie im Gepäck die den Nutzen der CGM-Anwendung zeigt. Über die würde sich eher eine Diskussion lohnen. :ja:

http://care.diabetesjournals.org/content/early/2009/05/28/dc09-0108.full.pdf
Original in: Diabetes Care 32:1378–1383, 2009

Aus der Studie geht hervor, dass auch Diabetiker mit einer guten Einstellung (ohne CGMS) von der Anwendung eines CGMS profitieren. Insbesondere waren die Phasen bei der Gruppe mit CGMS mit Werten gleich oder kleiner 70 mg/dl kürzer als bei der Gruppe, die kein CGMS benutzte.

Was mich maßlos ärgert ist, dass wir als mündige Patienten kaum gefragt werden. Es entscheiden Karriereorientierte Personen und Gruppen über uns, die angeblich wissen was für uns gut ist und dabei nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Das wird ein langer und steiniger weg sich hier Gehör zu verschaffen.

Viele der Stimmen hier im Forum motivieren mich – Danke dafür!

Viele Grüße
Tuut


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Nicht mehr Zuschauer sein, den Stein ins Rollen bringen, mutig sein und den harten Steinen trotzen – Bewegt, um zu bewegen - den Stein aufweichen und sei es mit Tränen - zart bleiben und sei es mit Zorn  - Aber die Dinge von innen bewegen – Der CGMS-Technologie gehört die Zukunft und wird einige Diabetes-Dogmen zum Einsturz bringen – daran glaube ich. :super:

Offline Hannes E.

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Re: Kontinuierliche Zuckermessung noch nicht perfekt
« Antwort #14 am: Oktober 31, 2010, 17:02 »
Zitat
Was mich maßlos ärgert ist, dass wir als mündige Patienten kaum gefragt werden. Es entscheiden Karriereorientierte Personen und Gruppen über uns, die angeblich wissen was für uns gut ist und dabei nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Das wird ein langer und steiniger weg sich hier Gehör zu verschaffen.
Leider ist das so.
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Offline Joerg Moeller

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Re: Kontinuierliche Zuckermessung noch nicht perfekt
« Antwort #15 am: November 04, 2010, 12:29 »
Auch ohne selbst je ein CGMS genutzt zu haben sehe ich das so wie Andreas (und es ärgert mich immer wenn sogenannte Koryphäen so kurzsichtig sind): es kommt nicht allein auf das HbA1c zur Erfolgskontrolle an, sondern auch auf die Schwankungen des BZ. Die sind nämlich schon zytotoxisch, noch bevor sie sich irreversibel im HbA1c manifestieren.

Jedem halbwegs gescheiten Diabetologen sollte das bewußt sein!

Wenn es darum geht Spätfolgen zu vermeiden oder z.B. das Fortschreiten einer Retinopathie/PNP zu verlangsamen, dann ist es unabdingbar sich nicht allein auf das HbA1c zu verlassen. Man fährt auch nicht dann immer sicher auf der Autobahn, wenn man brav die 100 Km/h einhält, man muß auch schon in der Fahrspur bleiben.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Tuut

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Re: Kontinuierliche Zuckermessung noch nicht perfekt
« Antwort #16 am: Februar 12, 2011, 08:45 »
Hallo Zusammen,

dann melde ich mich noch einmal zu Wort zum Thema CGM und dem tollen Artikel von Prof. Hermanns. Das brannte mir schon lange auf der Seele.

Welches reale Interesse sollte denn Herr Prof. Hermanns an einer Verbreitung der CGM-Technologie haben, wenn er doch so ein tolles Hypoglykämie-Wahrnehmungstraining für uns Patienten entwickelt hat. ("Hypoglykämie - Positives Selbstmanagement - Unterzuckerungen besser wahrnehmen, vermeiden und bewältigen -HYPOS; entwickelt von Kulzer, B., Hermanns, N., und anderen ....)

Dieses tolle Programm ist bei erfolgreichen CGM-Anwendern völlig obsolet, weil wir CGM-Nutzer Hypos erfolgreich, rechtzeitig und sicher erkennen können. Die gefürchteteten Hypos kommen also gar nicht mehr vor. - Na sowas!? Ein von der DDG anerkanntes Schulungsprogramm wird überflüssig bei der richtigen Therapie und Technik!

Das musste ich jetzt einfach noch los werden.

viele Grüße
Tuut



Offline Thomas19

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Re: Kontinuierliche Zuckermessung noch nicht perfekt
« Antwort #17 am: Februar 12, 2011, 12:38 »
Hallo zusammen,

seit einiger Zeit verfolge ich dieses Forum und möchte mich jetzt mal doch stärker einbringen.

Ich habe 2004 DM Typ 1 und habe seitdem immer ICT (seit Jahren Liprolog und Levmimir) gemacht. Aber immer nur von Wert zu Wert gelebt und schwankende Hba1c-Werte gehabt. Ich nutze als BZ Messgerät One Touch Ultra und habe mir immer mal die Statistik der Mittelwerte angeschaut, das aber nur 1-2 mal pro Woche. Dementsprechend habe ich oft viel zu hohe BZ-Werte eingefahren, ohne dass ich daraus Konsequenzen gezogen hätte.

Seit November habe ich nun den DexCom Seven Plus (bisher selber finanziert, die Genehmigung von der privaten KK steht noch aus).

ICH KANN NUR BESTÄTIGEN: NIE WIEDER OHNE !!!!

Alle Argumente sind bereits genannt worden, aber man kann es wohl nicht oft genug wiederholen:

- man sieht wo es lang geht, nicht nur Einzelwerte, sondern die Tendenz des Verlaufes ist und die Steigung sind wichtig.

- man bekommt mit, wenn der Blutzucker nach oben oder nach unten durchschießt, dann kan man rechtzeitig und schnell korrigieren. Das gleiche gilt bei geringen Steigungen gerade bei niedrigen Werten.

- vorher immer Respekt vor Unterzuckerungen, daher fast immer zu defensiv gespritzt. Jetzt habe ich im Laufe der Zeit gelernt, wieviel ich spritzen kann, ich bekomme es ja mit, wenn ich zu tief komme. Dann wird halt Zucker eingeworfen. Aber das ist nach 2-3 Monaten besser geworden. Heute kann ich das Risiko eingehen, zu unterzucken, da ich bei 90 mg/dl merke wie schnell der Abfall bzw. groß die Steigung ist. Geht's schnell bergab (Messwerte alle 5 Minuten), dann gibt's mehr Zucker, geht's langsam bergab, dann nur ein bisschen Zucker. Das System schwingt dann bis zur nächsten Mahlzeit ein, so dass ich immer vor dem Essen um die 100 mg/dl bin. DAS GINGE GAR NICHT OHNE CGMS !!!

- Postprandial war ich fast immer über 200 mg/dl oder gar 250 mg/dl und mehr. Gespritzt habeich immer erst zum Essen. Jetzt weiß ich sehr genau, welchen Abstand ich ungefähr einhalten sollte, um unter 180 zu bleiben. Die obere Warnschwelle  war anfangs beim DexCom auf 240 mg/dl eingestellt, damit es nicht allzu oft Alram gab. Ich habe die Grenze in dieser Woche auf 180 gesetzt und seit drei Tagen keinen Alarm mehr gehabt. Insbesondere am Morgen spritze ich jetzt den Bolus direkt nach dem Wachwerden, also ca. 30-40 min vor dem Frühstück (und nicht mehr erst zum Frühstück) und ich komme nach dem Frühstück (meistens der höchste pp-Peak am Tag) auch unter 180 durch !!! Das ist wohl der beste Effekt des DexCom bisher !!!

- der morgentliche Anstieg lässt sich viel besser einschätzen (auch wenn der DexCom öfter gerade morgens am Ende der Nacht zu niedrige Werte anzeigt, ca. 40 zu niedrig ...) Durch Experimentieren mit der Levimir-Dosis und mit dem Zeitpunkt (nicht mehr beim Schlafengehen, sondern regelmäßig um ca. 19-20 Uhr) komme ich fast immer unter 150 mg/dl aus der Nacht raus. Aber ich arbeite daran weiter ...

- Auswertungen mache ich mit SiDiary (Desktop, Online und iPhone, super praktisch) und sehe auch in der Statitik die Verbesserungen, wöchentliche Auswertung ist jetzt ein Muss. Nicht nur die Mittelwerte, sondern möglichst geringe Standardabweichungen sind das Ziel!

- Was noch in allen Programmen fehlt, was ich vom OneTouch Ultra her kenne und dort jeweils punktuell ablesen kann, sind die Mittelwerte über 7, 14, 30, 60 und 90 Tage und vor allem deren zeitlicher Verlauf. Das mache ich händisch mit Excel selber und der Verlauf über die Zeit ist sehr motivierend.

Da ich keine Lust auf eine Pumpe habe (bisher zumindest, ich beobachte die Infos zum DexCom mit OmniPod ...), kann ich mit der ICT und dem DexCom sehr gut und viel besser als vorher leben.

Liebe Grüße an alle und schönes Wochenende noch!

Thomas19

Offline Andreas

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Re: Kontinuierliche Zuckermessung noch nicht perfekt
« Antwort #18 am: Februar 12, 2011, 18:47 »
- Was noch in allen Programmen fehlt, was ich vom OneTouch Ultra her kenne und dort jeweils punktuell ablesen kann, sind die Mittelwerte über 7, 14, 30, 60 und 90 Tage und vor allem deren zeitlicher Verlauf. Das mache ich händisch mit Excel selber und der Verlauf über die Zeit ist sehr motivierend.

Das kann der Navigator mit seinen Statistiken: 1, 3, 7, 14 und 28 Tage u. a. mit höchster Wert, tiefster Wert, Mittelwert, Standardabweichung, % über Ziel, % im Zielbereich und % unter Ziel.

Ansonsten stimme ich mit Deinen Erfahrungen durchweg überein!

Gruß, Andreas
Eine gute Diabetes-Therapie muss einfach sein.


Offline Biene

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Re: Kontinuierliche Zuckermessung noch nicht perfekt
« Antwort #19 am: Februar 13, 2011, 10:43 »
Hallo zusammen,
das ist doch beim Thema CGMS genauso, wie bei allen Gesundheitsthemen, diese Erfahrung wird durch fast jeden Arztbesuch untermauert:
Es geht NICHT darum, ob Patienten geheilt werden]oder deren Lebensqualität verbessert wird,
es geht NICHT darum Kosten für die Versicherten und die Allgemeinheit zu senken,
sondern
Mediziner und Pharmazeuten verfolgen ihre Karriere- und wirtschaftlichen interessen,
die Pharma- und Hilfsmittelindustrie verfolgt ihre Geschäftsinteressen,
die Polititker und Ärzte werden von den Lobbys massiv bearbeitet,
sie wälzen die steigenden Kosten einfach ab, oder kürzen gnadenlos dort, wo es nicht viel Wiederstand gibt,
Artzpraxen und Krankenhäuser werden nach rein wirtschaftlichen Interessen geführt (rühmliche Ausnahmen bestätigen die Regel)

Daher erwarte ich auch von jeder medizinischen Studie, daß sie den Zwecken des Auftraggebers der Studie dient, mehr nicht.

Ist zum  :kotz: , aber in so einem System kann man eigentlich nicht viel Gutes erwarten.
Viele Grüße,
Biene