Autor Thema: Gegenregulation  (Gelesen 6728 mal)

Offline Labellotom

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Gegenregulation
« am: August 11, 2010, 10:54 »
Hallo, ich hätt da mal eine Frage:

Kann die "Gegenregulation" auf eine UZ auch (öfters) ausbleiben?
In der letzten Zeit habe ich immer mal Werte, die unter 70,60,50 bis 37 mg liegen. Aber die sonst so gefürchteten großen BZ-Anstiege danach stelle ich nicht mehr so fest.
Ich esse bei einem niedrigen Wert (<70) dann sofort brav meinen Traubenzucker und dann sind die Werte wieder im normalen Bereich. So bis 140.

Bin ich "nur" schnell genug mir meiner BE-Zufuhr, oder könnte da was anderes dahinter stecken?
Grüßle :hi:
Tom    :smoking:

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Offline moewe

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Re: Gegenregulation
« Antwort #1 am: August 11, 2010, 13:02 »
Hi Tom,

ja, sie kann.

Wenn du häufiger im niedrigen Bereich bist, gewöhnt sich dein Körper dran und die Alarmreaktion (Ausschüttung von Adrenalin, Ankurbelung der Zuckerproduktion in der Leber) bleibt aus. Wenn du das "Loch" sofort mit Traubenzucker o.ä. auffüllst, dann umso besser, du schaltest den Alarmknopf sofort ab und die Sirene geht gar nicht auf volle Dröhnung, wenn man das so sagen darf.

Auch kommt es ein bissel drauf an, von welchem Niveau aus du die niedrigen Werte erreichst. Wenn du z.B. von 200 oder so auf 70 abfällst, schlägt dein Körper Alarm. Wenn du aber nur von 90 auf 70 gehst, meistens nicht.

Die Gegenregulation ist bei mir besonders schlimm, wenn ich TZ oder noch schlimmer was anderes esse, wenn der Körper schon auf Alarm ist (Zittern, Schwitzen, Heißhunger), weil da ja eigentlich auch schon die Gegenregulation begonnen hat, die man dann mit dem Futtern noch verstärkt.

Mit zunehmender Diabetesdauer (und Zahl der Unterzuckerungen) wird die Alarmschaltung im Körper immer mehr deaktiviert. Du kannst mal nach dem schönen Schlagwort: "Störung der Hypowahrnehmung" oder sowas googeln, dann weißt du was ich meine.

Zumindest sind das meine Erfahrungen und meine zugegebenermaßen unwissenschaftliche Erklärung dazu. Jetzt haut mich  :wech:

Gruß
Ulrike
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Offline Paula´s Frauchen

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Re: Gegenregulation
« Antwort #2 am: August 11, 2010, 14:12 »
Hallo Ulrike,
das entspricht auch unserer Erfahrung, bei Paula ist die Schwelle so bei ca. 3,5 mmol (63) allerdings haben wir in den letzten Jahren mitbekommen, wenn wir Traubenzucker geben schnellt der BZ zu schnell und heftig hoch weshalb wir jetzt, bis auf Notfälle Unterwegs, auf Cornflakes ohne Milch umgestiegen sind.

Grüße
Kerstin
Paula = Hündin (geb. 10/99 gest. 02/13) und hatte DM seit 01/2007 behandelt mit CT 01/2007-08/2008, ICT 08/2008-09/2010, CSII seit 09/2010, Paradigm 712, IBerlinsulin H Normal, Contour / OneTouchUltra / Accu-Chek Nano

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Offline Labellotom

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Re: Gegenregulation
« Antwort #3 am: August 11, 2010, 23:15 »
Hallo Ulrike,
vielen Dank für Deine Antwort.

Die Gegenregulation ist bei mir besonders schlimm, wenn ich TZ oder noch schlimmer was anderes esse, wenn der Körper schon auf Alarm ist (Zittern, Schwitzen, Heißhunger), weil da ja eigentlich auch schon die Gegenregulation begonnen hat, die man dann mit dem Futtern noch verstärkt.
So kenne/kannte ich das ja bisher auch...Werte >250 waren kein Problem nach ner UZ. Aber seit ich mich wieder sehr intensiv mir dem DM befasse (seit Juli), bleibt diese Körperreaktion aus. Ich habe mich wohl zu "scharf" eingestellt.

Zitat
Du kannst mal nach dem schönen Schlagwort: "Störung der Hypowahrnehmung" oder sowas googeln, dann weißt du was ich meine.
:gruebeln: Die Anzeichen für Hypos habe ich aber noch. Ich merke sie so ab <70, manchmal erst ab <60. Unruhig werden, ziddern, usw. stellt sich da bei mir ein.
Nur die zu erwartende Gegenregulation bleibt dann aus. Einerseits gut, da so hohe Werte ja nicht gewollt sind, andererseits habe ich doch Bedenken, was passieren kann, wenn ich ne unbermerkte Hypo (im Schlaf) habe und keine Gegenregulation statt findet  :kreisch:

Zitat
Zumindest sind das meine Erfahrungen und meine zugegebenermaßen unwissenschaftliche Erklärung dazu. Jetzt haut mich  :wech:
Nene, mir sind Erklärungen, die auf Erfahrungen beruhen viel lieber, als wissenschaftliche, die dann eh keiner versteht. Also nix mit hauen  ;D
Grüßle :hi:
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Offline Joa

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Re: Gegenregulation
« Antwort #4 am: August 12, 2010, 01:28 »
Hallo, ich hätt da mal eine Frage:

Kann die "Gegenregulation" auf eine UZ auch (öfters) ausbleiben?
In der letzten Zeit habe ich immer mal Werte, die unter 70,60,50 bis 37 mg liegen. Aber die sonst so gefürchteten großen BZ-Anstiege danach stelle ich nicht mehr so fest.

 :super: Was so ein Bisschen gesteigerte Achtsamkeit ausmacht.  :ja:

Zitat
Ich esse bei einem niedrigen Wert (<70) dann sofort brav meinen Traubenzucker und dann sind die Werte wieder im normalen Bereich. So bis 140.

Lehrbuchmäßig, könnte man sagen.

Zitat
Bin ich "nur" schnell genug mir meiner BE-Zufuhr, oder könnte da was anderes dahinter stecken?

Du bist perfekt am Start!
Kein Grund zur Sorge.  :nein:

Gruß
Joa
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Re: Gegenregulation
« Antwort #5 am: August 12, 2010, 01:46 »
Du bist perfekt am Start!
Kein Grund zur Sorge.  :nein:
Gruß
Joa
Hallo Joa,
auch Dir danke für Deine Bemerkungen    :)
Na da fällt mir doch nen Gebirge vom Herzchen  :zwinker:
Obwohl.... :gruebeln: Bei nem BZ von 37, Traubenzucker dann "verköstigt" und trotzdem keine Gegenregulation mit erhöhten BZ-Werten???
seltsam ... seltsam  :staun2:
Grüßle :hi:
Tom    :smoking:

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Offline Joa

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Re: Gegenregulation
« Antwort #6 am: August 12, 2010, 08:05 »
Obwohl.... :gruebeln: Bei nem BZ von 37, Traubenzucker dann "verköstigt" und trotzdem keine Gegenregulation mit erhöhten BZ-Werten???
seltsam ... seltsam
Du hast vorher überlegt, ob Du Dich "zu scharf" eingestellt hast (so dass die GR desensibilisiert sein könnte).
Ich spekuliere mal, dass Du Dich auch besser eingestellt hast, so dass "Tiefflüge" nun nicht mehr mit durch so viel Insulin zustande kommen?

Zwar ist auch die Stärke von GR individuell unterschiedlich, aber sie hängt wohl eher von der Sinkgeschwindigkeit des BZ ab, als vom absoluten BZ-Wert.
Zumal ein Kapillarwert nicht unbedingt dem Istzustand in anderen Geweben entsprechen muss. So kann das Gehirn bei 37 mg% im Finger durchaus noch, oder schon wieder, oberhalb der Unterzuckergrenze liegen. Die ist venös=40 mg%,  oder arteriell, also dem Gehirn zufließend, 50 mg%.
(Zum Thema Unterzucker findet man im aktuelllen INSULINER die Beschreibungen von Teupe dazu.)

Und, könnte es auch sein, dass Du vorher auch noch ausgiebiger am Traubenzucker genascht hast?

Gruß
Joa
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Re: Gegenregulation
« Antwort #7 am: August 12, 2010, 10:05 »
Du hast vorher überlegt, ob Du Dich "zu scharf" eingestellt hast (so dass die GR desensibilisiert sein könnte).
Ich spekuliere mal, dass Du Dich auch besser eingestellt hast, so dass "Tiefflüge" nun nicht mehr mit durch so viel Insulin zustande kommen?
Du solltest an der Börse spekulieren...  :lachen: Ja, ich denke auch, dass ich besser eingestellt bin, als die Jährchen zuvor. Hatte ja Werte NBZ so ab 200 und auch BZ >300 waren auch immer (oft) wieder dabei.
Dies ist seit Juli als Regelfall aber bereits Geschichte.

Zitat
(Zum Thema Unterzucker findet man im aktuelllen INSULINER die Beschreibungen von Teupe dazu.)
Habe ich gestern erst bekommen, da Neuabo  :zwinker:. Muss ich noch durchlesen.

Zitat
Und, könnte es auch sein, dass Du vorher auch noch ausgiebiger am Traubenzucker genascht hast?
Na, bei meiner Ersteinstellung 1994 sagte man mir, dass ich bei UZ immer ein ganzes Päckchen TZ (8 Plättchen) zu mir nehmen soll. Immer. Ja, und das habe ich über Jahre beibehalten. Bis jetzt. Ich mache mir jetzt Gedanken darüber, wie hoch ich pro BE-TZ komme und nehme entsprechend der Umstände dann so 1-3 BE TZ zu mir. Je nach Situation. Auf der Arbeit (körperlich anstrengend mit Schichtdienst) können es bei einer UZ schon 3 BE sein. Aber die sind dann so geplant.

Danke nochmals. Bin nun beruhigter  :super:
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Re: Gegenregulation
« Antwort #8 am: August 12, 2010, 10:33 »
Hi Tom,

da hast du dir doch deine Fragen alle selber beantworten können  ;D

Also: wenn du nicht mehr von 200 oder 300 auf 60 stürzt, sondern vielleicht von 140, dann hast du auch keine Gegenregulation, wenn du den BZ schnell auffüllst. Und wenn man bei Hypogefühl moderat (und vor allem kalkuliert) futtert, schlägt das Ruder längst nicht so weit nach oben aus. Sollte einen der Heißhunger doch mal erwischen, muß man sich halt zwingen, ein paarmal nachzugucken und ev. mit Insulin wieder vorsichtig zu korrigieren.

Ich kenne das von früher auch: Hypogefühl und dann gib ihm.... Klar, wenn ich eine Hypo mit 17 habe, dann habe ich einfach keine Zeit um BE-weise TZ zu futtern, dann krieg ich von meinem Mann ein Glas mit aufgelösten 3-4 BE verabreicht. Denn soweit unten merk ich dann fast nix mehr. Bei 37 kann ich noch staubsaugen, allerdings sehe ich dann nicht mehr viel  :rotwerd:

Außerdem ist es so, wenn man sich generell besser beobachtet, merkt man die Hypo auch schon, bevor die Gegenregulation, wenn sie denn kommt,  einsetzt (zittern, Heißhunger, schwitzen), nämlich an den jeweils auftretenden Ausfallerscheinungen. Als da wären (bei mir) beim Lesen tanzende Buchstaben, in der Chorprobe plötzliches Unvermögen, eine schon ewig bekannte Sache zu singen, Artikulationsschwierigkeiten, beanspruchte Muskeln versagen ihren Dienst (Bein nachziehen, umknicken, irgendwas fallen lassen,  usw), oder es wird einfach gleißend hell vor den Augen und man sieht nix mehr und und und.... was es da alles so gibt.
Oder plötzlich auftretende Angsgefühle ("ich schaff das alles nicht mehr").

Klingt alles furchtbar? Nun... mit ICT ging es dann einigermaßen, aber vorher war ich fast generell zu niedrig, dadurch kenne ich fast das ganze Angebot. Aber immerhin habe ich in meinem ganzen Leben nur einmal wegen Hypo ärztliche Hilfe benötigt. Da ich immer so auf niedrigem Niveau war, z.B. hatte ich in der Schwangerschaft mal ein Tagesprofil zwischen 30 und 60,  war meine Hypowahrnehmung einfach weg.
Da habe ich mich dann genauer studieren müssen, um nicht in Gefahr zu geraten.
Seitdem habe ich mein Unterbewußtsein soweit trainiert, daß ich in nahezu jeder Situation, in der ich mich komisch fühle, sofort den BZ messe und reagiere oder aber meinen Mann wecke. Wie du sicher auch schon gemerkt hast, dauert es bei manchen Ausfällen eine Weile, bis einem bewußt wird, daß da was mit dem BZ nicht stimmt, und schon sind wertvolle Minuten verschenkt. Jemanden zu retten, der noch schlucken kann, ist viel einfacher, als wenn man schon weg ist  :wech:

Meist weiß mein Mann eher als ich, daß ich zu niedrig bin, sozusagen hat er mich schon öfter vor Peinlichkeiten bewahrt. Und das war auch Trainingssache: nicht meckern über Bevormundung, sondern messen. In 95% der Fälle hat er Recht!

Das funzt ziemlich gut, und ich fühle mich auch wieder sicher. Du wirst sehen, je glatter du eingestellt bist, desto weniger werden die Ausreißer. Mußt halt das mit der Hypowahrnehmung auch trainieren... sicherheitshalber...


Gruß
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Offline Trüffel

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Re: Gegenregulation
« Antwort #9 am: August 12, 2010, 11:08 »
Na, bei meiner Ersteinstellung 1994 sagte man mir, dass ich bei UZ immer ein ganzes Päckchen TZ (8 Plättchen) zu mir nehmen soll. Immer.

 :gruebeln: Woher kommt das eigentlich, daß man IMMER 2 BE nehmen soll?  :gruebeln:
Ich hatte damit schon immer meine Schwierigkeiten. In den allermeisten Fällen hätte mir eine BE gereicht und dadurch ärgerte ich mich im Nachhinein immer unnötig, weil der BZ genau um eine BE zu hoch war. Infolgedessen mürrisch den BZ korrigieren...  :moser:

Inzwischen nehme ich im Regelfall nur noch eine BE und lande dann punktgenau.  :banane:

Zitat
Ich mache mir jetzt Gedanken darüber, wie hoch ich pro BE-TZ komme und nehme entsprechend der Umstände dann so 1-3 BE TZ zu mir. Je nach Situation. Auf der Arbeit (körperlich anstrengend mit Schichtdienst) können es bei einer UZ schon 3 BE sein. Aber die sind dann so geplant.
Ja, kommt darauf an, wieviel Insulin gerade am wirken ist. Eine UZ bei Sport in der Hauptwirkzeit des Boluses, den man u.U. nicht gekürzt hat, da können es gaaaaanz schnell sehr viele BEs werden.  :kreisch:

Gruß Trüffel
Wenn Fleisch und Wurstwaren bei uns mittlerweile billiger angeboten werden als Hundefutter,
muss man sich schon fast nicht mehr wundern, dass man für den Preis auch Hundefutter bekommt.  Adi Sprinkart