Autor Thema: Negative (Berufs-) Erfahrungen mit der Krankheit Diabetes  (Gelesen 6904 mal)

Offline Trüffel

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Ich muß das mal einfach loswerden.

Ich weis ja nicht, wie andere damit umgehen, aber mich wirft das jedesmal aus der Bahn.  :(

Ich bin beruflich gerade "draussen". Mein Arbeitgeber (war gut ein Jahr beschäftigt) hat mir ein miserables Zeugnis (Note 4-5) ausgestellt. U.a. sei ich nicht belastbar...

Der vorige AG (sein Vater, bei ihm war ich 12 Jahre) hat mir mitgeteilt, daß ich höheren Belastungen aufgrund meiner Krankheit nicht stand gehalten habe.  ???

Als ich das gelesen hatte, war ich echt geschockt und bin es immer noch.  :'(

Genau das war schon mal Thema im Betrieb vor vielen Jahren. Ich war damals fix und fertig und habe es bis dato nicht verdauen können. Jedoch war es seitdem kein Thema, zumindest nicht sichtbar.

Ich habe in all der Zeit insgesamt fünf Wochen für Schulungen gebraucht. Dazu war ich eine Woche krank geschrieben (Pumpenschulung), eine im Urlaub (davon wußte keiner) und vergangenes Jahr drei Wochen unbezahlten Urlaub. Extra nicht krankschreiben lassen, nicht negativ auffallen...  :schwitz:

Versteht ihr, man bemüht sich, gibt sein bestes oder besser noch mehr und dann wird letztendlich der Diabetes als Aufhänger benutzt, um irgend eine Ansicht (Vorurteil) zu rechtfertigen.
Man bekommt gleich schon einen Stempel aufgedrückt und kann sich nicht mehr wehren oder irgendwas zurecht rücken. Ich habs lange versucht und es ist mir nicht gelungen.  :nein:

Irgendwann konnte ich nicht mehr, das Gefühl nie genug geben zu können, weil man durch den Diabetes automatisch nicht so leistungsfähig wie ein Gesunder sei, war schwer. Welchen Sinn macht es, unerreichbare Ziele zu verfolgen?!
Es war eine komisch anmutende Mischung aus 150%iger Leistung und Resignation.  :-\

Ich bin inzwischen sehr stark am Überlegen, ob ich meine Erkrankung jemals wieder einem Arbeitgeber preisgeben soll.  :gruebeln:

Bereits bei meinem Zeugnis nach der Lehre stand: Aufgrund ihrer Diabeteserkrankung war sie insgesamt nur x Tage krank, was wir als großes Pflichtbewußtsein werten...  :moser:

Andererseits weis ich, daß sich der Diabetes nicht ganz oder nur sehr schwer verheimlichen lassen würde.

Bin ziemlich ratlos.  :gruebeln:

Gruß Trüffel
Wenn Fleisch und Wurstwaren bei uns mittlerweile billiger angeboten werden als Hundefutter,
muss man sich schon fast nicht mehr wundern, dass man für den Preis auch Hundefutter bekommt.  Adi Sprinkart

Offline Yvonne

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Re: Negative (Berufs-) Erfahrungen mit der Krankheit Diabetes
« Antwort #1 am: Juli 04, 2010, 00:57 »
Hallo Trüffel!!!

Du kannst dieses Zeugnis verbessern lassen... Keiner meiner Arbeitgeber hat je im Zeugnis auf meinem DM rumgeritten... Unverschämtheit in meinen Augen.... Also laß es verbessern... Zur Not mit Hilfe eines Anwaltes....
Geht nicht gibt´s nicht

Offline unknown

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Re: Negative (Berufs-) Erfahrungen mit der Krankheit Diabetes
« Antwort #2 am: Juli 04, 2010, 08:33 »
Eine (Diabetes)erkrankung, Fehlzeiten, Aussagen zur Tauglichkeit haben in einem Arbeitszeugnis nichts zu suchen.

Also lass bitte dein Zeugnis über einen Anwalt bzw. Prozess ändern.

Offline frauenpower

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Re: Negative (Berufs-) Erfahrungen mit der Krankheit Diabetes
« Antwort #3 am: Juli 04, 2010, 09:18 »
Da möchte ich kurz noch was dazu schreiben .
Ich war in einen Betrieb erst 1 jahr befristet eingestellt worden .Bekam dan ein weiteres jahr verlängert .In der Zeit haben wir ein neuen Assistens Chef vorgesetzt bekommen.Ihm war ich von anfang an ein Dorn im Auge.Ich hab mich reingekniet ,bin über meine Grenzen hinaus gegangen .Bekam teils sogar underzuckerungen .Muste auf grund dessen die Arbeit underbrechen.Ums Mal auf dem Punkt bringen.Nach zwei jahren war schluß, wurde nicht weiter beschäftigt .Mein Ausgesteltes Arbeitszeugnis eine 4 .Ich war total überascht darüber.Ich hatte mit den kollegen ein sehr gutes verhältnis .Aber meine Leistung war wohl nicht gut genug .So ich dacht mir auch gehste zum Anwalt .Der meinte wir haben die Option mit dem Arbeitgeber noch mals zu reden und eine änderung des Arbetiszeugnises zu bewirken.Oder aber in verbindung von ausenständige Gelder seitens des Arbeitgebers  zu klagen.Eine Alleinige Klage wegen Arbeitszeugnis hat kaum eine Chance.Ich kann dir nur Raten wenn du was undernehmen möchtest es schnell zu tu es gibt fristen . :ja:
An dieser Stelle möchte ich dich aber auch ganz lieb im arm nehmen .Es ist einfach nicht mehr leicht wieder zurrück is Arbeitsleben zu kommen .Mein Mann ist seid 2004 Arbeitslos nach 11 jahren beteriebszugehörigkeit wurde einfach der Arbeitsplatz wegrationalisiert.Wir hoffen das er nach einer umshculung wieder fuß fassen kann.Ich werde auch weiter suchen .
Sorry hab nee Rechtschreibschwäche.

Offline Hexe

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Re: Negative (Berufs-) Erfahrungen mit der Krankheit Diabetes
« Antwort #4 am: Juli 04, 2010, 11:14 »
Hallo

wegen Diabetes hatte ich sowas noch nicht, aber dein Bericht hat mich schon sehr daran erinnert wie das früher war bei mir. Als Frau in einem "Männerberuf" ging mir das ähnlich, 150% Leistung und trotzdem keine oder kaum Anerkennung, bloss nicht krank schreiben lassen, sonst heisst es gleich wieder < ah ja schau mal Frauen, nicht belastbar > .
Wegen dem Arbeitszeugnis, lass das neu schreiben, wenn dein ehemaliger Arbeitgeber das nicht will, dann zum Anwalt ( oder auch zur Gewerkschaft die suchen dir den passenden Anwalt), es darf nichts negatives im Arbeitszeugnis stehen!

Liebe Grüsse Vera
Typ2  zur Zeit Toujeo, Jardiance, Novorapid

Offline Paula´s Frauchen

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Re: Negative (Berufs-) Erfahrungen mit der Krankheit Diabetes
« Antwort #5 am: Juli 04, 2010, 11:29 »
Hallo Trüffel,
ich kann mich noch erinnern 2003 hatte sich bei und ein Praktikant beworben und beim Gespräch sehr gedrückt gefragt ob es ein Problem ist das er DM hat, wir wussten damals nicht warum (erstens weil wir von DM damals keinen Plan hatten und zweitens weil wir nicht ahnten das eine ganzen menge Leute damit nicht umgehen können) und haben nur gefragt ob was zu beachten sei. Er hat sein Praktikum natürlich bei uns gemacht und wir sind heute noch befreundet.

Das mit dem Zeugnis ist aus meiner Sicht einen riesen Sau... , wenn nicht massenhaft unentschuldigte Fehlzeiten oder vorsätzliches Fehlverhalten vorliegen was soll da eine 4.

Im übrigen das Verhalten von manchen Menschen wenn es um DM geht ist zum  :kotz: wir haben es sogar erlebt das Leute einen Satz zurück gemacht haben und uns seit dem meiden als wir im Gespräch erwähnten das Paula DM hat und von anderen Hundehaltern die DM-Hunde haben hab ich auch die verrücktesten Geschichten gehört.

Grüße
Kerstin
Paula = Hündin (geb. 10/99 gest. 02/13) und hatte DM seit 01/2007 behandelt mit CT 01/2007-08/2008, ICT 08/2008-09/2010, CSII seit 09/2010, Paradigm 712, IBerlinsulin H Normal, Contour / OneTouchUltra / Accu-Chek Nano

„Ein Hundeleben ist viel zu kurz für Stress und Ärger.“

Offline Cara

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Re: Negative (Berufs-) Erfahrungen mit der Krankheit Diabetes
« Antwort #6 am: Juli 04, 2010, 18:19 »
Hallo Trüffel,
ich hatte zwar noch kein Problem wegen eines Zeugnis, aber meine Stelle ist mir aufgrund meines DM gekürzt worden. Ich arbeite mittlerweile 12 Jahre im gleichen Betrieb. War 8 Jahre wirklich NIE krank, der DM war nie ein Thema. Dann fiel ich einmal aus wegen einer Rückensache, die so ausgeprägt war, dass auch der DM davon in Mitleidenschaft gezogen wurde. Als das ausgestanden war, war eine Zeitlang wieder alles o.k.
Dann hatte ich eine Pechserie: Unfall-->Knie-OP, 3 Wochen später Schilddrüsen OP.
Ein halbes Jahr später Mammatumor. (stelle sich heraus als doch nicht bösartig, Ausfallzeit daher nur 4 Tage)
Als ich nach der Mamma OP wieder arbeiten kam, wurde mir am 2 Tag von der Chefin ganz ohne drumherum wegen meines DM die Arbeitsstelle auf nur noch gut die Hälfte gekürzt. Sie hat ohne mit der Wimper zu zucken behauptet, alle diese Sachen seien ja in meiner Grunderkrankung begründet :mauer:
Ich sei wirtschaftlich für sie ein zu hohes Risiko weiter voll beschäftigt zu werden.

Lange Rede kurzer Sinn: Als Arbeitgeber sitzt der immer am längeren Hebel!

Aber wie war das noch bei Arbeitszeugnissen? Da darf keine negative Formulierung rein.
Das Zeugnis würde ich so nicht akzeptieren!
CSII seit 25.01.10 Accu chek combo mit Apidra

hws

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Re: Negative (Berufs-) Erfahrungen mit der Krankheit Diabetes
« Antwort #7 am: Juli 04, 2010, 18:40 »
Schnell zur Gewerkschaft hin. Gut geklagt ist halb gewonnen. Falls Du ohne Hilfe (Gewerkschaft, Versicherung) klagst, gehe keinen Vergleich ein. Ich glaube, dass Du dann Deine Kosten selbst tragen mußt, wenn Du verlierst.
Adeus
HWS

Offline pfaelzer

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Re: Negative (Berufs-) Erfahrungen mit der Krankheit Diabetes
« Antwort #8 am: Juli 04, 2010, 21:50 »
Vor dem Arbeitsgericht trägt jeder in der 1. Instanz seine Kosten selbst! (Egal wie die Sache ausgeht.)

Daher ist eine Rechtsschutzversicherung nicht ganz verkehrt...


pfaelzer
Zu viel Sorge um die Gesundheit ist auch eine Krankheit.

Offline SabineS

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Re: Negative (Berufs-) Erfahrungen mit der Krankheit Diabetes
« Antwort #9 am: Juli 04, 2010, 22:38 »
Eine (Diabetes)erkrankung, Fehlzeiten, Aussagen zur Tauglichkeit haben in einem Arbeitszeugnis nichts zu suchen.
Also lass bitte dein Zeugnis über einen Anwalt bzw. Prozess ändern.

Genau das war auch mein erster Gedanke. Lass Dir sowas bitte nicht gefallen.
Mir tut das Ganze echt unglaublich leid.
Den Diabetes zukünftig zu verheimlichen ... ist natürlich schwer, und wohl nicht empfehlenswert. Gerade in kleinen Betrieben kommt man damit wohl auf keinen grünen Zweig.
Schreibst Du zur Zeit Bewerbungen oder wie gehts momentan weiter?