Autor Thema: Fragen zum Dawn-Phänomen  (Gelesen 7321 mal)

Offline Friedel

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Fragen zum Dawn-Phänomen
« am: März 17, 2010, 01:40 »
Hallo,

ich zitiere kurz die Wiki http://www.wiki.diabetesinfo.de/index.php/Dawn-Ph%C3%A4nomen:

Dawn-Phänomen
Dawn = Morgendämmerung

Frühmorgendlicher BZ-Anstieg durch Hormone, die als Gegenspieler zum Insulin wirken. (kontrainsulinäre Wirkung) Kann bei manchen so ausgeprägt sein, daß die Wirkung des nächtlichen Basalinsulins nicht ausreicht, um ohne Gefahr einer nächtlichen Hypo akzeptable Nüchtern-BZs zu erzielen. Wenn Therapieversuche mit tierischem Insulin (Novo Semilente) oder Insulin Glargin (Lantus) nicht zum Erfolg führen ist das eine Indikation für die Insulinpumpe.



Mit Protaphane habe ich dieses Problem ständig, unabhängig von der Schlafenszeit (arbeite im 3-Schicht-Dienst mit unregelmäßigen Arbeitszeiten (also nicht 5 Tage Früschicht, 5 Tage Spätschicht ect., nein, leider arbeitssystematisch durcheinandergewirbelt... aber das soll hier nicht das Thema sein).

Habe derzeit einen 7-Tageschnitt von 140mg/dl. Leider aber stets 30-60min. nach dem Aufstehen hohe Werte (> 230mg/dl).


Meine Frage an die Experten aus der Praxis:

Macht es Sinn, statt 2x 8 IE Protaphane auf 1x ?? IE Lantus umzusteigen oder ist das Phänomen tatsächlich (so wie ich es dem Wiki-Text entnehme) unabhängig vom Insulin und nur durch eine Pumpe in den Griff zu bekommen?


Gruß

Friedel

Offline Andi

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Re: Fragen zum Dawn-Phänomen
« Antwort #1 am: März 17, 2010, 06:43 »
GoMo Friedel

Habe derzeit einen 7-Tageschnitt von 140mg/dl. Leider aber stets 30-60min. nach dem Aufstehen hohe Werte (> 230mg/dl).

Wenn ich mir diese Ausführung ansehe, vermute ich mal, daß wir hier nicht vom Dawn-Phänomen sprechen, sondern eine weitere Art von Schlechter Wirkung des Insulins haben: "Aufsteh-Phänomen"

Das erkennst Du daran, daß der Anstieg stets an der Aufsteh-Uhrzeit festzumachen ist, egal, wann am Tagesverlauf Du aus dem Bett steigst.

In diesem Fall, bräuchtest Du direkt an der Bettkannte einen "Aufstehgupf".

Bitte warte aber noch weitere Äusserungen hier ab. Ich denke da im Augenblick an Joa und/oder Jörg ;D
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Offline Joa

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Re: Fragen zum Dawn-Phänomen
« Antwort #2 am: März 17, 2010, 08:52 »
Moin Friedel,

die Sache mit Dawn und Aufstehphänomen kannst Du fürs erste erst mal bei Matthias Chrostek sichten.
Da kommt dann gleich noch ein weiterer Aspekt, Deine Verschiebungen im Schlaf-/ Biorhythmus durch Schichtdienste dazu:

http://www.chrostek.de/priv-mitschriften/bedeutung-des-einschlafzeitpunktes
http://www.chrostek.de/priv-mitschriften/aufstehinsulin

Abzugrenzen von obigem Dawn- und Aufstehinsulinbedarf ist noch eine Wirklücke zwischen Basaldosis A und Basaldosis B, die eine Überbrückung mit schnellem Insulin erforderlich macht.

Somit sind da drei, oder gar 4 unterschiedliche und eigenständige Faktoren zu berücksichtigen und voneinander abzugrenzen.

Aufstehinsulin, Gupf*, Dawn und Biorhythmus.

Schau Dich schon mal um. Mehr denn später.

Gruß
Joa


* ich unterscheide klar zwischen Gupfbedarf und Aufstehinsulin

Gupf = für eine Wirklücke zwischen zwei Basaldosen
AI (Aufstehinsulin) = Insulinbedarf für hormonelle Ausschüttung beim Aufstehen.
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Offline Joerg Moeller

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Re: Fragen zum Dawn-Phänomen
« Antwort #3 am: März 17, 2010, 08:54 »
Ich sehe das auch so wie Andi. Wie hoch ist denn der BZ direkt nach dem Aufstehen? Wenn du weißt daß er 30-60 Minuten später ansteigt musst du den ja auch gemessen haben. Und kennst du dein aktuelles HbA1c?
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Offline Joa

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Re: Fragen zum Dawn-Phänomen
« Antwort #4 am: März 17, 2010, 17:32 »
Habe derzeit einen 7-Tageschnitt von 140mg/dl. Leider aber stets 30-60min. nach dem Aufstehen hohe Werte (> 230mg/dl).
Für Deine spezifische Situtation lässt sich das wohl nur anhand einer eingehenden Analyse anhand der Gesamtprotokolle über Tage/Wochen abschätzen.

Ein genereller erheblicher Anstieg nach dem Aufstehen, ohne Essen, z.B. von 140 > 230 mg% spricht eher für eine generelle basale Schwäche zu diesem Zeitpunkt. Ist da der Abstand zwischen vorgehender Basaldosis und Aufstehpunkt immer gleich?

Versuch doch einfach einmal Lantus aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass es klappt ist aber recht gering. Jedoch auch mit Pumpe ist Wechselschicht nur in wenigen Fällen befriedigend, oder gut lösbar. Allerdings wohl doch um Einiges besser zumeist, als unter ICT.

It's Time to visit Dr. T. in A.?  :kratz:

Gruß
Joa
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Offline Friedel

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Re: Fragen zum Dawn-Phänomen
« Antwort #5 am: März 18, 2010, 01:05 »
Ganz herzlichen Dank für die vielen Ansätze!  :super:

Werde die Sache mit dem erhöhten BZ intensiver austesten um konkret herauszufinden, ob es sich um eine generelle,
basale Schwäche handelt und/oder ob die Sache durch AI verbessert werden kann.

Und nach ärztlicher Rücksprache Lantus ausprobieren... werde berichten.


Gruß

Friedel

Offline Joa

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Re: Fragen zum Dawn-Phänomen
« Antwort #6 am: März 18, 2010, 09:56 »
Moin,

mal zu Lantus und seinen Spezitäten:

http://www.forum.diabetesinfo.de/forum/index.php/topic,8470.0.html

Ich würde eher als mit Lantus, einen Versuch mit 2 x Levemir machen, weil das von seiner Wirkcharakteristik her gewisse Zeitpunktverschiebungen eher toleriert als Lantus. Kleine "Gupfbrücken" können auch mit Levemir dann angesagt sein.

Aber das sollte mal Dein Doc mit Dir sichten.

Gruß
Joa
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Offline Joerg Moeller

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Re: Fragen zum Dawn-Phänomen
« Antwort #7 am: März 18, 2010, 10:59 »
Ein genereller erheblicher Anstieg nach dem Aufstehen, ohne Essen, z.B. von 140 > 230 mg% spricht eher für eine generelle basale Schwäche zu diesem Zeitpunkt.

Aber nur wenn dieser Anstieg an der Tageszeit und nicht der Aufstehzeit festzumachen ist.

Stehe ich um 8 Uhr auf mit einem BZ von 100 und liege um 10 Uhr bei 200 ist das blöd.
Stehe ich an einem anderen Tag um 10 auf mit einem BZ von 100 und liege um 12 bei 200 ist das auch blöd, aber dann ist es eher unwahrscheinlich daß dieser Anstieg von einer Basallücke kommt.
Bevor man da aber 'Aufstehphänomen' schreit und zum Morgengupf greift sollte man das schon noch an ein paar anderen Tagen verifizieren.
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Offline Joa

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Re: Fragen zum Dawn-Phänomen
« Antwort #8 am: März 19, 2010, 22:03 »
Ein genereller erheblicher Anstieg nach dem Aufstehen, ohne Essen, z.B. von 140 > 230 mg% spricht eher für eine generelle basale Schwäche zu diesem Zeitpunkt.
Aber nur wenn dieser Anstieg an der Tageszeit und nicht der Aufstehzeit festzumachen ist.
Wie war das mit dem fehlenden Aufstehinsulin bei ansonsten stimmiger Basalversorgung?

2h= ca. +40 mg%? Explosiver BZ-Anstieg nach Futtern.

Gruß
Joa
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Offline Joerg Moeller

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Re: Fragen zum Dawn-Phänomen
« Antwort #9 am: März 22, 2010, 13:32 »
 :haeh:

Was hat das mit dem Futtern zu tun?
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