Autor Thema: Umstieg von Protaphane auf Levemir Probleme  (Gelesen 7448 mal)

Offline Avidflyer

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Umstieg von Protaphane auf Levemir Probleme
« am: November 20, 2009, 15:52 »
An die Spezialisten hier im Forum

Seit 5 Tagen versuche ich von Protaphane auf Levemir umzusteigen.

Von Anfang an hatte ich den Eindruck, dass Levemir bei mir keine Wirkung hat.

Zur Vorgeschichte

Ich bin 59 Jahre alt, bis zum Alter von 50 kerngesund, ich kannte keinen Arzt.

Bei mir wurde im Jahr 2000 DM festgestellt, als mein Blutzucker plötzlich total entgleiste. HbA1c ca 12. Vorher war ich ca 1 1/2 Jahre mit div Problemen durchgehend bei Internisten, Kardiologen u. a.  Diagnose: Unheilbar gesund. Nach 3 wöchigem Klinikaufenthalt wurde ich auf ICT eingestellt und nach entsprechende Schulung mit den Worten entlassen: Sie haben ca 70% Eigeninsulin, hätten Sie weniger Gewicht, würde es reichen".

Bereits im Krankenhaus begann ich abzuspecken und reduzierte mein Gewicht von 115 kg auf etwa 90 kg innerhalb 3 Monaten.
Dadurch konnte ich meinen Insulinbedarf tatsächlich bis auf 0 senken.

Nur leider war dieses Gewicht nicht von ewiger Dauer, die letzen 4 Jahre habe ich wieder bis auf 113 kg zugelegt, gleichzeitig stieg mein Insulinbedarf wieder. Zuerst nur morgens 1 Bolus, da mein Nüchtern-Bz zu hoch war, dann abends zusatzlich 10 IE Protaphane. Nachmittags war alles ok, was ich auch ass, nach 2 h war ich immer wieder im Bereich von 100.

Vor 2 Jahren wurden aufgrund von Herzbeschwerden KHK diagnostiziert und ich erhielt 4 Stents. Gleichzeitig wurden die seit 10 Jahren zu hohen Cholesterinwerte und der Blutdruck eingestellt.

Meine HbA1c Werte pendelten seit der Ersteinstellung immer zwischen 5,8 und 6,3.

Vor etwa 1 Jahr bekam ich leichte Ödeme im Bereich der Knöchel. Diese Lymph-Ödeme verschlechterten sich im März schlagartig soweit, dass ich kaum mehr in die Schuhe kam. Nach einer Rundreise durch fast alle Fachartzpaxen das Ergebnis: Venen bestens, Artherien bestens Lymphscintigramm o B d. H. unheilbar gesund, Worauf sich das Ödem offensichtlich so erschreckte, dass es fast verschwand.

Seit dieser Zeit hatte ich Probleme mit Protaphane, an jeder Einstichstelle bildeten sich 2-3 cm grosse Verhärtungen, die auf Druck schmerzten.
Nach ca 3 Tagen sind diese verschwunden.

Meine BZ Einstellung hatte sich aufgrund der anlässlich einer CGMS gewonnenen Erkentnisse zu einer Standerd - ICT gewandelt, Seit dieser Zeit mache ich ca 9 -10 Messungen täglich, teilweise auch mehrmals nachts. Rechnerischer HbA1c 5,7.

Die bisherigen Insulin-Werte waren:
abends zwischen 21 und 23:30 24 IE Protaphane
tagsüber BE Faktoren zwischen 5,4 morgens 10:00 und 1,7 abends 22:00, Korrekturfaktor 30 rund um den Tag.
Basal scheint zu stimmen, da selbst bei ausgefallenem Mittagessen meine Werte zwischen 11 und 20 Uhr konstant um die 80 lagen.

Nun zum Problem

Aufgrund der Einstichstellenprobleme mit Protaphane habe ich seit 5 Tagen auf Levemir gewechselt.

Dieses vertrage ich zwar Bestens ( ausser manchmal leichten Schwindelgefühlen), habe aber den Eindruck, dass dieses bei mir keinerlei Wirkung hat.

Ich habe die abendliche Dosis inzwischen von 24 langsam auf 30 IE erhöht, gleichzeitig musste ich die BE Faktoren massiv anheben( zwischen 2,6 und 6,1), ausserdem bin ich ständig am Korrigieren, besonders in der Nacht. Seitdem habe ich den BZ auch mit massiven Korrekturen nicht mehr unter 100 bekommen, ausserdem steigt er nach einigen Stunden wieder an.

Bei der täglichen Insulinmenge bin ich inzwischen mit den Bolus exakt bei der Menge, die früher Basal und Bolus ausmachte. ( KH blieben gleich, ich wiege ab)

Was nun?







Offline Oggy

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Re: Umstieg von Protaphane auf Levemir Probleme
« Antwort #1 am: November 20, 2009, 16:45 »
Hallo
wenn ich Dich richtig verstanden habe, spritzt Du nur einmal am Tag Basis?
Eine zweimalige Basisgabe sollte die Lösung für Dein Problem sein - die Menge an sich musst Du dann austesten - zudem solltest Du Levemir etwas eher spritzen, da der Wirkungseintritt später als bei Protaphane einsetzt.
Wundere mich allerdings, dass Du mit einer Protaphane- Injektion/Tag einen stabilen BZ bewerkstelligt hast :gruebeln: Hast Du schon mal einen Basalratentest über den ganzen Tag angesetzt - nicht, dass Du vorhandene Lücken durch Bolus gedeckelt hast... Macht bei Deinen hohen Faktoren aber so ein bissele den Anschein - niedrige Faktoren hast Du rund um die Basisgabe. Also: Basis zu festen Zeiten auf zweimal ansetzten und gemächlich mit einem Basalratentest austesten :ja:
Werden aber sicher noch Vorschläge aus anderen Richtungen kommen :zwinker: >>>Hier<<< kannst Du auch mal gucken...
Viel Erfolg
« Letzte Änderung: November 21, 2009, 07:32 von Oggy »
Gruß Oggy   DM 3c, HbA1c 5,9

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Offline Joa

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Re: Umstieg von Protaphane auf Levemir Probleme
« Antwort #2 am: November 21, 2009, 11:16 »


Hallo Avidflyer,

Seit 5 Tagen versuche ich von Protaphane auf Levemir umzusteigen. Von Anfang an hatte ich den Eindruck, dass Levemir bei mir keine Wirkung hat.

Ich möchte Oggy beipflichten. Der erste Verdacht ist schon, dass die Wirkkurve von Levmir nicht zu Deinem Insulinbedarf passt.

Levemir sollte gegenüber Protaphane (NPH-Insulin) wohl ein Stück später auf die Gipfelwirkung kommen und dann ein Stück flacher und länger auslaufen. Ich vermute, dass bei Dir dann das Levimir gegenüber NPH auch einen niedrigeren Wirkgipfel macht.

Ein weiteres Problem könnte darin liegen, dass manche Menschen beim Umstieg von Protaphane auf Levemir etwas weniger Levemir brauchen, andere brauchen aber auch ein Stück mehr. Ich z.B. brauchte beim Wechsel von CSII (Humalog) auf Levemir erst mal die doppelte Menge vom Levemir.

Zitat
Ich habe die abendliche Dosis inzwischen von 24 langsam auf 30 IE erhöht, gleichzeitig musste ich die BE Faktoren massiv anheben. ( zwischen 2,6 und 6,1), ausserdem bin ich ständig am Korrigieren, besonders in der Nacht. Seitdem habe ich den BZ auch mit massiven Korrekturen nicht mehr unter 100 bekommen, ausserdem steigt er nach einigen Stunden wieder an.

Das liest sich schon, als wenn neben einem basalen Insulinmangel auch noch eine Fettsäurenresistenz besteht. > (überschießende) Lipolyse < genannt. Schau mal!

Zitat
Bei der täglichen Insulinmenge bin ich inzwischen mit den Bolus exakt bei der Menge, die früher Basal und Bolus ausmachte. ( KH blieben gleich, ich wiege ab)

Da könnte nun noch das Problem einer > down-Regulation < der Insulinrezeptoren hinzukommen.

Zitat
Was nun?

Ähm.  :kratz: :kratz: :kratz:
Gute Frage. Was sagt Dein Arzt denn dazu? Ich habe das Gefühl, dass der dringend von Dir interviewt werden müsste.

Sofern bereits eine Fettsäurenresistenz (übermäßige Lipolyse) besteht, kommst Du mit normalen Insulinkorrekturen der Sache nicht mehr bei. Das erfordert dann eine höhere und auch längere Korrektur. Wozu Du auf den bereits gelinkten Seiten nach B-Korrektur (Schema A,B,C) schauen kannst.

Bei den verlinkten Artikeln beachte bitte, dass die dort gemachten Ausführungen primär auf die Situation des Typ 1 Diabetes hin gemacht sind. D. h., wenn die eigene Insulinproduktion unterhalb der basalen Bedarfes landet. Bei Dir sieht es aber durchaus danach aus, als wenn Du selber den basalen Insulinbedarf nicht ausreichend decken kannst, und zumindest zur Zeit, auch das zugeführte Insulin das nicht ausreichend sichert.

Das muss aber Dein Doc, der Deine Verhältnisse kennen sollte, einschätzen. Bist Du bei einem Diabetologen in Behandlung?

Gruß
Joa
Typ 1 seit 85;  Pumpe seit 1988; P 754/Apidra