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Autor Thema: 13. Dezember 2008  (Gelesen 451 mal)

Offline diotmari

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13. Dezember 2008
« am: Dezember 13, 2008, 08:22 »
Ich möchte die Geschichte zu dem wohl bekanntesten deutschen Weihnachtslied erzählen.
Wir schreiben das Jahr 1816 und befinden uns in Weimar, der Geburtsstadt moderner Ju....
Ähhm, nein, ich glaube, ich muß noch etwas weiter ausholen.

Wir befinden uns Anfang des 19. Jahrhunderts in Sachsen. Wieder einmal brennen Teile
Europas, welches diesmal unter Napoleons Soldaten ächzt.
In dem Befreiungskrieg 1813 ist Sachsen Hauptaustragungsort der Kämpfe.
Die aus Russland heimkehrenden Soldaten Napoleons ziehen plündernd und brandschatzend durch Sachsen und Thüringen. Ihnen folgen Seuchen wie Pest und Thyphus und raffen die von Hunger geschwächte Bevölkerung dahin.

Ein junger Privatgelehrter Namens Johannes Daniel Falk stellte sich als Dolmetscher zur Verfügung und schaffte es mit Hilfe der französischen Generalität wieder Ordnung in das Land zu bringen.
Falk wurde im Jahre 1768 in Danzig geboren und wuchs in einfachen, ärmlichen Verhältnissen auf.
Dank kirchlicher Fürsprache durfte er das Gymnasium besuchen und bekam 1791 ein Stipendium für das Studium der Theologie in Halle, welches er aber abbrach.
Falk wird freier Schriftsteller und Journalist.
Dank seiner Respektosigkeit wird er bald ebenso geschätzt - wie umstritten.
1797 heiratet Falk Caroline Rosenfeld.

Im Jahre 1813 sterben den Falks vier ihrer sieben Kinder an Typhus.
Falk selbst bricht zermürbt und schwer krank zusammen.
Er erlebt diese Zeit als Aufruf, sich um die Schwächsten, die Kriegswaisen zu kümmern.
Er schreibt in seinem Tagebuch: „Durch die Lücken von vier geliebten Gräbern war mir ein glanzvoll hellgestirnter Himmel aufgetan“. Und: „Gott schenkt dir das Leben, weil er weiss, dass du ein Herz voll Liebe für deine Mitmenschen hast“.

Falk gründet daraufhin die Gesellschaft der Freunde in Not.
Die Falks öffnen ihr Haus für notleidende Kinder.
Sie werden viele Kinder aufnehmen, ihnen Nahrung, Kleidung, Obdach und ein wenig Hygiene und Geborgenheit schenken. Die Kinder werden in Handwerkerfamilien vermittelt.
Nur wer verwahrlosten Kindern zu einer Ausbildung verhilft, holt sie von der Straße.
Es ist die Geburtsstunde moderner Jugendfürsorge und sozialpädagogischem Hilfswerk.

Falk, der einst seinen bösen Spott und bittere Satire über Hof und Land ausschüttete,
widmete sich nun der „Belehrung und Unterweisung“ „seiner Kinder“ in der Sonntagschule.

Weihnachten 1816.
Ach ja, in der Geburtsstadt der modernen Jugendhilfe, Weimar.
Viele Kinder versammeln sich in seinem Haus.
Vielleicht scharrten sie sich um einen Weihnachtsbaum, der in dieser Zeit gerade Einzug in die gehobenen Bürgerhäuser hielt.
Vielleicht brannten auch nur ein paar Kerzen.
Vielleicht gab es als „Geschenk“ einen Apfel, ein Stück Brot?
Dennoch singt diese Kinderschar zum ersten Mal das heute bekannteste deutsche Weihnachtslied, welches Falk zu diesem Anlaß schrieb:


Oh du fröhliche, oh du seelige,
gnadenbringende Weihnachtszeit,
Welt ging verloren, Christ ward geboren.
Freue Dich, Du Christenheit.

Ein Lied, entstanden in persönlichem Leid und Angesichts des Leides vieler Menschen dieser Zeit.

Weihnachten pur.

Falk stirbt 1825 nach mehrmonatiger Krankheit auf  seinem „Lutherhof“, der ersten Einrichtung für verwahrloste Kinder. 1833 schaft J. Hinrich Wichern nach diesem Vorbild das „rauhe Haus“. Noch heute tragen manche Einrichtungen Falks Namen.

Aber wir erinnern uns dabei nur noch an DAS Weihnachtslied.



„Und so geschah es, dass ich aus einem Satiriker zum Dichter, aus einem Dichter zum Naturforscher, aus einem Naturforscher zum theoretischen Philosophen und Christen, aus einem theoretischen zum praktischen Christen wurde.“

„Es kann niemand auf ein zweites Hemde Anspruch machen, solange noch irgend jemand nackt hinter dem Zaun sitzt.“  (J.D. Falk)



Mitnichten hat Gott sich schweigend zurückgezogen oder ist gar tot!
Er lacht sich nur schlapp über uns - wenn er nicht gerade kotzen muß.
DF

Offline vreni

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Re: 13. Dezember 2008
« Antwort #1 am: Dezember 13, 2008, 14:10 »
 :danke: Dietmar,
 
so bekommt dieses Lied eine ganz sinnveränderte Bedeutung für mich............. gut

Offline Joerg Moeller

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Re: 13. Dezember 2008
« Antwort #2 am: Dezember 14, 2008, 12:47 »
Danke Dietmar, das ist einer der schönsten Text der letzten Zeit.

Und er zeigt wieder etwas, das ich von klassischer Musik oder Bildern schon kenne: wenn man erstmal weiß, wie etwas entstanden ist und was für ein Mensch der Schöpfer war kriegt man einen völlig neuen Blickwinkel darauf, der es meist noch schöner erscheinen lässt.

 :super:
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