A propos Weisheitszähne.
Obwohl schon ein paar Jahrzehnte her, vergesse ich den Tag zwischen den Jahren 1981/1982 nicht, als der ZA mir ohne besondere Vorwarnung eröffnete, zwei Weisheitszähne, die eigentlich keine Beschwerden machten, aber unnütz im hinteren Oberkiefer horizontal herumlagen, zu entfernen.
Der Wetterbericht ließ an jenem Dezembertag nichts Gutes ahnen. Dass es am späten Nachmittag gerade in unserer Region ungewöhnlich große Schneemassen heruntermachte, konnte ich jedoch nicht ahnen. Merkte den Wetterumschwung auf dem ZA-Stuhl auch nicht. Vor allem auch deswegen nicht, weil der Gute immer wieder zur Betäubung nachspritzen musste und der zweite des Weisheitspaares nicht heraus wollte. So vergingen mit den Aktivitäten einschließlich der passiven Pausen über zwei Stunden Behandlungszeit bis der Brocken endlich in der Zange hing. Nun eröffnete mir der Zahnmediziner -Dentisten waren bereits abgeschafft - dass ich keineswegs selbst mein Auto heim in eine andere Ortschaft steuern könnte.
Einmal wegen der noch nachwirkenden Betäubungsmittel und der Schmerzen, zum anderen wegen der Schneemassen, die mittlerweile zahlreiche Straßen unpassierbar machten. Es war für mich immerhin eine Entfernung von 15 km zu überbrücken.
Ein Telefonat mit meiner Ehefrau ergab, dass sie total eingeschneit war und sich auch außer Stande fühlte, mich abzuholen.
Der ZA wusste Rat und rief für seinen letzten Patienten an diesem Tag den Rettungsdienst an. Dieser sagte auch sein Kommen zu.
Er kam und kam aber nicht. Mir wurde es immer übler und allmählich stellten sich auch starke Schmerzen ein. Der ZA gab mir ein Schmerzmittel.
Plötzlich kam er ganz bestürzt mit der Botschaft auf mich zu, dass der Rettungswagen im Schnee stecken geblieben sei. Ersatz war nicht möglich.
Ich fand mich schon fast damit ab, in der ZA-Praxis übernachten zu müssen.
Der ZA selbst hatte keine Schneeketten an seinem Fahrzeug aufgezogen und wagte es so nicht, seinen stark benommenen und lädierten Patienten nach Hause zu bringen.
Mittlerweile hatte meine bessere Hälfte jedoch einen Freund mit einem Unimog herbeigerufen und bat ihn, mich abzuholen. Der hatte schon mehr Aufträge in gleicher Richtung und präparierte die Ladefläche des Nutzfahrzeugs mit Stroh zum illegalen Transport "gestrandeter" Personen.
So kletterte ich auf den Unimog und kauerte mich bei bitterer Kälte und starkem Schneegestöber mit einigen anderen "Schneeopfern" gemeinsam, die Weisheitszähne zur Erinnerung im Portmonnai eingepackt, im weichen Stroh, bis ich letztendlich nach 4 Stunden Zahnarztausflug todmüde halb gehend, halb wankend ins heimische Bett fiel.
Übrigens, den ZA habe ich seinerzeit gewechselt.