Autor Thema: Kann sich der DM-Typ verändern?  (Gelesen 3748 mal)

Offline ♥ Tanja ♥

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Kann sich der DM-Typ verändern?
« am: Juni 12, 2008, 13:30 »
Hallo ihr Lieben alle!

Ich habe die Suche benutzt und auch gestöbert, aber nichts passendes gefunden. Also entweder falscher Suchbegriff oder die Frage gibt es wirklich noch nicht. Also bitte, bitte :preisen: nicht  :hauen: wenn ich ein Doppelposting verzapft habe, ja?  :rotwerd:

Kann sich der DM-Typ im Laufe der Zeit verändern?

Also man ist z. B. diagnostizierter Typ 2 - kann man dann auch irgendwann zum Typ 1 werden oder umgekehrt?

Überhaupt blicke ich nicht mehr durch, weil es ja nicht nur Typ 1 und 2 gibt, sondern auch Typ 2 a oder b, Typ 3 und 4....  :schwirr: Ich blick da nimmer so ganz durch.  :ka:

Kann mich wer aufklären? Irgendwo habe ich in diesem Forum schonmal den Satz gelesen:

"Ich dachte immer, ich weiß schon so viel über Diabetes..."

Tja, dachte ich auch, aber von wegen  :patsch:

ABER, bald gehen meine Schulungen los und dann...  :baeh: Nein, im Ernst, dann hoffe, ich, dass ich weniger dumme Fragen stelle.

Liebe Grüße, Tanni

Offline vreni

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Re: Kann sich der DM-Typ verändern?
« Antwort #1 am: Juni 12, 2008, 13:35 »
Tanni, vielleicht hilft Dir dies vorerst etwas weiter  :)

http://www.diabetesinfo.de/diagnostik/typen.php

Offline AxTRIM

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Re: Kann sich der DM-Typ verändern?
« Antwort #2 am: Juni 12, 2008, 13:44 »
Hi Tanni,

alles kann ich nicht erkläre aber den ANfang kann ich machen.

Beim 1er zerstört das Imunsystem die BSD, bzw. die dort beheimateten Beta-Zellen die für die Insulinproduktion verantwortlich sind. Daraus ergibt sich das der Körper kein eigenes Insulin mehr herstellen kann und der 1er zwingend auf extern zugeführtes Insulin angewiesen ist.

Beim 2er dagegen produziert die BSD Insulin aber die Zellen welches dieses als Transmitter brauchen um Glucose in sich zu schleusen werden zunehmend resistent gegen das Insulin. Stell dir vor die Zelle hat ein Schlüsselloch und das Insulin der Schlüssel - durch Veränderung der Zelle ist auch irgendwann das Schlüsselloch so verändert das das Insulin als Schlüssel nicht mehr bzw. nur noch sehr schlecht passt. Die Zelle kann nichtmehr "aufgeschlossen" werden um Glucose aufzunehmen. Der Blutzuckerspiegel steigt folglich. Die BSD registriert das und produziert noch mehr Insulin. Desto mehr "Insulinschlüssel" im Blut rumschwimmen, desto größer wird aber auch die Wahrscheinlichkeit das der ein oder andere doch eine Zelle aufgesperrt bekommt und so ein kleiner Teil der Glucos aufgenommen wird. Jedoch reciht das irgendwann nicht mehr und der BZ Spiegel bleibt trotzdem erhöht. Die BSD produziert daraufhin immer mehr Insulin, steht quasi unter Dauerstress. Das kann irgendwann dazu führen das auch die Betazellen die Grätsche machen da sie einfach diesem enormen Stress nicht gewachsen sind. Im schlimmsten Fall kann so ein 2er auch zum 1er mutieren.

Der 1er kann aber nie zum 2er werden, jedenfalls nicht ausschließlich. Er kann wohl zu seiner 1er Diabetes die 2er mit dazugewinnen - feststellbar an einem immer höher werdenden Insulinverbrauch.

Sorry, Zeit läuft mir davon, ich muss los. Mehr später...

LG, Peter
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Offline Siggi©®

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Re: Kann sich der DM-Typ verändern?
« Antwort #3 am: Juni 12, 2008, 13:49 »
Kann sich der DM-Typ im Laufe der Zeit verändern?

Also man ist z. B. diagnostizierter Typ 2 - kann man dann auch irgendwann zum Typ 1 werden oder umgekehrt?

Jein

selbst wenn bei uns Typ2er irgendwann die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr herstellt werden wir dadurch nicht zu Typ 1ern

Bei Typ 1ern ist es ähnlich, die werden auch nicht zu 2ern wenn sie eine Resistenz entwickeln

ansonsten hat es Axtrim schon schön geschrieben  :super:


ABER, bald gehen meine Schulungen los und dann...  :baeh: Nein, im Ernst, dann hoffe, ich, dass ich weniger dumme Fragen stelle.

Ich nehme dir nicht gerne die Hoffnung ... aber bei den Schulungen wirst du nie die Qualität an Wissen bekommen als wenn du im Forum recherchierst (Teupe-Jünger nun mal ausgschlossen  :zunge2: )

Ich hatte bei der Manifestation in der Klinik 14 Tage jeden Tag 2 Stunden Schulung. Dies war zu Beginn meiner süßen Kariere sicher ein Baustein, aber Wissen kann man sich hier besser aneignen.
Die Schulung bei meinem DiaDoc hat mir dagegen nichts gebracht.
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Offline ♥ Tanja ♥

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Re: Kann sich der DM-Typ verändern?
« Antwort #4 am: Juni 12, 2008, 13:55 »
Ganz herzlichen Dank für eure hilfreichen und verständlichen Erklärungen!  :ja:

Auch den Satz habt ihr bestimmt schon öfter gelesen, aber er trifft nunmal zu:

Ich bin sehr froh euch gefunden zu haben. Schön, dass es euch gibt!  :knuddel:

Tanni

Offline Llarian

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Re: Kann sich der DM-Typ verändern?
« Antwort #5 am: Juni 12, 2008, 13:57 »
Der 1er kann aber nie zum 2er werden, jedenfalls nicht ausschließlich. Er kann wohl zu seiner 1er Diabetes die 2er mit dazugewinnen
Und das geht in beide Richtungen... ein 2er kann einen 1er dazubekommen und ein 1er kann einen 2er dazubekommen. Wobei letzteres deutlich wahrscheinlicher ist und auch häufiger vorkommt, wenn in der Familie ohnehin schon gehäuft Typ2 auftritt. Das ganze ist 1991 auch mal von Dr. Teupe veröffentlicht worden, als diese Idee noch als "suspekt" galt.
Der umgekehrte Fall ist auch möglich, aber unwahrscheinlicher, weil der Immundefekt meist deutlich eher zuschlägt.

Grüße
Anja

Offline Siggi©®

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Re: Kann sich der DM-Typ verändern?
« Antwort #6 am: Juni 12, 2008, 13:58 »
Na Jörg wird sicher auch noch was dazu sagen.
Er hat ja so eine wunderbare Gabe (könnt man dazu schon sagen)
Jörg kann das immer mit Beispielen verknüpfen wo dann ein AHHH-Effekt folgt  :ja:
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Offline Joa

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Re: Kann sich der DM-Typ verändern?
« Antwort #7 am: Juni 12, 2008, 22:08 »
Und das geht in beide Richtungen... ein 2er kann einen 1er dazubekommen und ein 1er kann einen 2er dazubekommen. Wobei letzteres deutlich wahrscheinlicher ist und auch häufiger vorkommt,

Täte ich eher andersherum denken.  :gruebeln:
Ist aber ein Wenig scholastisch.

Gruß
Joa
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Offline Joerg Moeller

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Re: Kann sich der DM-Typ verändern?
« Antwort #8 am: Juni 12, 2008, 22:25 »
Anja hat das schon erklärt und im Grund ist es ja auch völlig logisch:
DM1 und DM2 sind zwei völlig verschiedene Krankheiten, die sich lediglich ein gemeinsames Symptom teilen: einen erhöhten BZ.

Die Unterscheidung der Typen beschreibt eigentlich nur, was den zu hohen BZ ausgelöst hat:

DM1: hoher BZ, weil durch eine fehlgeleitete Immunreaktion die körpereigenen Betas schnell zerstört werden

LADA: hoher BZ, weil durch eine fehlgeleitete Immunreaktion die körpereigenen Betas langsam zerstört werden

DM2: hoher BZ, weil die Betas nicht mehr richtig funktionieren, das Insulin durch zuviel freie Fettsäuren in der Wirkung herabgesetzt wird und dem Körper zuwenig funktionierende Insulinrezeptoren zur Verfügung stehen

DM3: hoher BZ, weil durch irgendwas (genetische Defekte ->MODY-Diabetes; Traumata (Verletzungen der BSD); chemische Substanzen) die Betazellen nicht richtig funktionieren (bzw. nicht mehr da sind)

DM4: hoher BZ, weil schon eine genetische Veranlagung wie beim DM2 vorliegt und durch die hormonelle Umstellung und die Gewichtszunahme durch die Schwangerschaft der Prozeß beschleunigt wird. Bildet sich zwar meistens wieder zurück, wenn sich Gewicht und Hormonhaushalt wieder einpegeln ist aber immer ein Hinweis "Halloho - du hast ein erhöhtes Risiko für DM2 weil du die genetischen Voraussetzungen mitbringst.

"Kann jemand mit DMx auch noch DMy kriegen" ist also in etwa die gleiche Frage wie "Kann sich jemand mit einer Bindehautentzündung auch noch einen Schnupfen einfangen".

Ach so: Ja, kann er :ja:

 ;D
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Offline ♥ Tanja ♥

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Re: Kann sich der DM-Typ verändern?
« Antwort #9 am: Juni 13, 2008, 15:02 »
Dankeschön Jörg!

LADA und DM3 kannte ich bisher gar nicht.

LG Tanni