Das sie jetzt bereit sind Kinder, Jugendliche und Familien über die Klinge springen zu lassen, zeigt entweder die Verzweifeltheit der erkannten Lage, oder nur eine völlig fehlende Moralität, oder, was ich denke, Beides.
Es ist niemandem damit gedient, wenn du hier jetzt deine polemischen Fähigkeiten ausprobierst. Nutze lieber deinen zweifellos vorhanden Sachverstand um die Lage zu analysieren und sie rational, d.h. ohne solche Hinterkneipensprüche darzustellen.
Worum es hier geht ist, die Kosten im Gesundheitssystem zu senken. Da die Politiker selber nur in den wenigsten Fällen über den nötigen medizinischen Sachverstand verfügen haben sie ein Gremium eingesetzt - das IQWIG - um den Nutzen teurerer Therapien zu hinterfragen. Dieses Institut wird seine Vorgaben haben. Und um die zu erreichen werden eben die nur die Fakten berücksichtigt, die einen "Erfolg" für das Institut bedeuten. ("Seht her, die Kosten für dieses Institut haben sich schon gerechnet")
Das Problem ist "nur" die äußerst kuzsichtige Denkweise. Das ist nämlich die gleiche, aufgrund der viele Bürger noch davor zurückschrecken Energiesparlampen einzusetzen: die Dinger sind so teuer (jedenfalls die guten), daß sich der Mehrpreis scheinbar nicht lohnt, wenn nach einem Jahr die Stromrechnung ins Haus flattert. Und das ist sogar richtig.
Aber - und genau da liegt die Kurzsichtigkeit - man darf das nicht am Jahresverbrauch ermitteln, wieviel man da sparen kann, sondern muß es auf die Lebensdauer umrechnen. Eine normale Glühlampe hat eine Lebensdauer von etwa 1000 Betriebsstunden. Eine Energiesparlampe hält 8 mal so lange durch.
Und dann sieht das so aus:
100 Watt x 8000 Std. = 800.000 Wh oder 800 kWh x 0,19 € = 152.- Euro plus 8x 0,60 € (für 8 Lampen) =156,80 Euro
das entspricht einer 20 Watt Energiesparlampe:
20 Watt x 8000 Std. = 160.000 Wh oder 160 kWh x 0,19 = 30,40 Euro plus 8.- Euro (für eine Markenlampe) = 38,40 Euro
Ersparnis trotz des hohen Anschaffungspreises: 118,40 Euro
Oder anders gesagt: selbst wenn die Energiesparlampe 3 - 4 oder 5 mal soviel kosten würde käme noch eine satte Ersparnis dabei raus.
Es geht also darum kurzfristig zu investieren, um langfristig zu sparen.
Mit diesem Argument rechnet man aber beim IQWIG und sagt daher, daß sich aufgrund der Studienlage keine Vorteile ergäben.
Der Bundesausschuß, der sich mit Medizin im allgemeinen und Diabetes im Besonderen nicht auskennt tut also was? Er folgt den Empfehlungen der "Experten", die er dafür eingesetzt hat.
Die Diabetiker, die
aufgrund ihrer eigenen Erfahrung wissen, daß ihre Therapie mit kuzwirkenden Analoga besser funktioniert laufen jetzt Amok. Und ganz vorne im Moment die Eltern diabtischer Kinder, die ihren Kiddies natürlich die Spätfolgen nicht zumuten wollen.
Was machen sie? Sie bringen eine Petition auf die Beine, daß sie dagegen sind. Und die Politiker halten das alles für pharmalobby-gesteuert und sagen "Aber unsere Experten sind der Auffassung, es bringt keinen Zusatznutzen. Warum also etwas teures nehmen, wenn etwas preisgünstigeres ebensogut hilft"
Und da frage ich mich doch allen Ernstes: warum beweisen alle die, die gegen eine Streichung der Analoga sind denn nicht, daß sie damit falsch liegen?
Okay, einige können das nicht, weil sie noch nie was anderes als Analoga genommen haben (und da liegt der eigentliche Knackpunkt!)
Aber wieviele von uns sind denn irgendwann mal von Humaninsulin auf Analoga umgestiegen und konnte damit
nachweislich ihr HbA1c verbessern?
Das IQWIG lehnt gerne Studien ab, wenn diese nicht genug Teilnehmer hatten oder zu kurz waren. Was ist denn aber mit der
UKPDS?
12 Jahre und mehr als 5000 Teilnehmer. Ich wäre mal gespannt, wie das IQWIG das ablehnen will. Weil es da nicht um Analoga ging? Das ist richtig. Es ging dort um die Frage (u.a.), inwieweit eine gute Stoffwechseleinstellung (gemessen am HbA1c) die Spätfolgen vermindern kann.
Die Frage wurde mehr als eindeutig beantwortet.
Und das ist es, worum es uns geht! Wir wollen nicht auf Teufel komm raus irgendein neumodisches Mittelchen spritzen, wir wollen das bestmögliche HbA1c, damit uns nicht irgendwann die Füße abgeschraubt werden. Klar, in erster Linie wollen wir das für uns. Aber die Damen und Herren Politiker können fragen wen sie wollen: der Löwenanteil der diabetesbezogenen Kosten geht nicht für Medikamente drauf, sondern für die Behandlung der Folgeschäden, wie die CODE2- und KoDiM-Studie mehr als eindeutig belegt haben.
Klar, das sind alles Kosten, die nicht mehr in dieser Legislaturperiode entstehen. In der entstehen aber die Kosten durch
- Nachschulung (Was weiß denn ich noch, wie ich jetzt auf einmal mit HM umgehen soll?)
- ambulante oder stationäre Umstellung (Ich glaube, ich wäre da zu ängstlich um mich ambulant umstellen zu lassen)
- Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (ich könnte ja hypoglykämisch werden und mich und andere dadurch gefährden)
- Betreuungskosten für Kinder (mein Kind bekäme das alleine nicht hin, da müßte schon eine ambulante Pflege
fachkraft in der Schule beim Insulinspritzen helfen, denn nur eine solche ist befugt subkutane Injektionen mit der gebotenen Rechtssicherheit zu verabreichen)
Trotzdem bin ich mir meiner staatsbürgerlichen Verantwortung sehr wohl bewußt und würde (mit den oben genannten Einschränkungen) gerne an der Umstellung teilnehmen. Es könnte dann aber auch sein, daß sich dabei rausstellt, daß meine Gesundheit unter den Analoga wesentlich besser war, wobei ich dann laut Sozialgesetzbuch Nr. V, §32 wieder einen Anspruch darauf hätte. Dann müßte ich natürlich wieder (stationär) umgestellt und während dieser Phase von der Arbeit befreit werden.
Das ist einer meiner Grundsätze: wenn der Gegner mitten im Spiel die Regeln zu deinem Nachteil ändert, dann studiere dieses Regeln
sehr genau und nutze jeden Vorteil, denn du daraus ziehen kannst.