Autor Thema: Regelrecht explodierende Basalrate  (Gelesen 13806 mal)

Memnoch

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Regelrecht explodierende Basalrate
« am: Januar 27, 2008, 19:00 »
Hallo!

Seit 3 Tagen habe ich einen erst langsam, dann immer schneller ansteigenden Insulinbedarf! Die "Sprünge" werden dabei von Tag zu Tag immer größer. Normale Basalrate ist etwa 22 IE. Am ersten Tag mußte ich auf 24,6 IE hoch, am zweiten schon 30,3 und heute werden es wohl über 40 werden! Irgendwelche Gründe wie Infekte sind nicht erkennbar. Bislang kann ich den BZ im Normbereich halten, ich brauche nur mittlerweile absurde Insulinmengen dafür! Wenn ich am Vortag mit einer erhöhten Basalrate sogar noch häufig unterzuckert bin, so beginnt in der folgenden Nacht ein zunächst langsamer, dann deutlicherer Anstieg des BZ. Also die Taktik das Insulin durch Mehrgabe zu drücken (Lipolyse) scheint nicht zu funktionieren! Der Bedarf steigt trotzdem rasant weiter.

Also ich kriege jetzt langsam wirklich Angst! Sollte ich ins KH? 

Edit: also die üblichen Maßnahmen wie Katheter oder Insulin wechseln habe ich natürlich auch schon gemacht.

Offline Joa

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Re: Regelrecht explodierende Basalrate
« Antwort #1 am: Januar 27, 2008, 19:31 »
Seit 3 Tagen habe ich einen erst langsam, dann immer schneller ansteigenden Insulinbedarf! Die "Sprünge" werden dabei von Tag zu Tag immer größer. Normale Basalrate ist etwa 22 IE. Am ersten Tag mußte ich auf 24,6 IE hoch, am zweiten schon 30,3 und heute werden es wohl über 40 werden!

Wenn Du so weiter machst schaffst Du auch noch 80 IE und mehr in der Basalrate, vermute ich mal.

Zitat
Also die Taktik das Insulin durch Mehrgabe zu drücken (Lipolyse) scheint nicht zu funktionieren! Der Bedarf steigt trotzdem rasant weiter.

Im Falle einer Lipolyse hättest Du die Taktik dann leider nicht verstanden.
Die besagt nicht hinterher zu latschen und den Insulinbedarf den Berg hoch zu treiben, sondern ad hoc zum aktuellen Bedarf eine zur Korrektur der Fettsäurenresistenz und zum Unterbrechen der akut laufenden Lipolyse erforderliche Mehrinsulinierung von ca. +50%  sofort anzusetzen. Und die ist dann solange durchzuziehen, bis auch die Resistenz in den Zellen der Muskulatur abgeklungen ist.

Allerdings kann ich natürlich nicht sagen, ob Du da tatsächlich in einer Lipolyse hängst. Es wäre allerdings die erste Annahme.
Falls Du die Seiten zur Bedienungsanleitung nicht findest googel mal nach Chrostek und Lipolyse.

Auf der Site schau auch mal die Beschreibung zur Down-Regulation an, die bei Dir unterdessen auch mit drin sein wird.  :ja:

Zitat
Also ich kriege jetzt langsam wirklich Angst! Sollte ich ins KH? 

Wenn Du das selber nicht in den Griff bekommst, wäre es ein Gedanke.   :kratz:

Gruß
Joa

p.s.

Ist bei Dir irgendwas in letzter Zeit anders geworden. Beispielsweise irgendwelche neuen Medikamente?
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Memnoch

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Re: Regelrecht explodierende Basalrate
« Antwort #2 am: Januar 27, 2008, 19:41 »
Hallo Joa!

Danke für deine Antwort! Das mit der Insulinerhöhung versuche ich ja . Ich stelle die Basalrate dermaßen stramm ein, das ich eine Hypo nach der anderen habe. Ist also voll am Anschlag. Aber dann steigt der Bedarf trotzdem weiter!

Mir fällt jetzt nur noch eine Sache ein: bisher habe ich immer die normale Basalrate prozentual erhöht, d.h. Nachts kam es immer zu einer relativen Absenkung der Rate. Neue Taktik: feste pauschale Raten einstellen (zur Zeit 2 IE/h) und auch über Nacht durchziehen. Wenn das nicht hilft, dann weiß ich auch nicht weiter.

Ich hatte etwas ähnliches vor knapp zwei Wochen, aber da verschwand die Resistenz nach drei Tagen von alleine. Das war sogar ziemlich plötzlich. Mußte eine ganze Flasche Cola trinken. Aber da hatte ich eine leichte Erkältung. 

Geändert hat sich bei mir nichts, abgesehen von einer Halbierung des Astonin H wegen etwas erhöhtem Blutdruck.

Offline Joa

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Re: Regelrecht explodierende Basalrate
« Antwort #3 am: Januar 27, 2008, 20:20 »
Hallo memnoch,

Du bist der mit M. Addison? Ich glaub der Nico oder so?

Vielleicht teilst Du das nächste Mal etwas mehr im Startpost mit.
Die Profildarstellung neben dem Post gibt ja nicht allzuviel rüber.

Ich stelle die Basalrate dermaßen stramm ein, das ich eine Hypo nach der anderen habe. Ist also voll am Anschlag. Aber dann steigt der Bedarf trotzdem weiter!
Das spricht jetzt eher nicht für Lipolyse.

Bei Dir sind aber diverse Faktoren beachtlich, von denen ich etliche eh nicht einschätzen kann.
Vermutlich musst Du den Zeitpunkt lokalisieren, zu dem ein bestimmtes hormonelles Geschehen einen Mehrbedarf erzeugt.

Das kann an MA liegen, aber auch an irgendwelchen anderen Faktoren. Diverse, nicht insulingedeckte Hormonereignisse sorgen nachgehend für temporäre Insulinresistenzen, meist etwa 5, 6 Stunden lang, Cortison deutlich länger.

Ob eine Senkung von Astonin-H (Hydro-oder Mineralcorticoid) eine Insulinbedarfserhöhung kaskadiert, entzieht sich erst mal meiner Kenntnis. Da ist Google Dein Freund! Ergebnisse bitte vermitteln.

Zitat
Mir fällt jetzt nur noch eine Sache ein: bisher habe ich immer die normale Basalrate prozentual erhöht,  d.h. Nachts kam es immer zu einer relativen Absenkung der Rate.
Neue Taktik: feste pauschale Raten einstellen (zur Zeit 2 IE/h) und auch über Nacht durchziehen. Wenn das nicht hilft, dann weiß ich auch nicht weiter.

Na ja, bin in Sachen Addison nicht firm. Daher kann ich nicht sagen, inwieweit da was in der Nacht hormonell oder so läuft.
Ich tät aber denken, ein Versuch kannste mal machen, aber dann auch mit entsprechenden, weckergesteuerten Zwischenmessungen.
Wat hast Du für eine Pumpe?

Zitat
Ich hatte etwas ähnliches vor knapp zwei Wochen, aber da verschwand die Resistenz nach drei Tagen von alleine. Das war sogar ziemlich plötzlich. Mußte eine ganze Flasche Cola trinken. Aber da hatte ich eine leichte Erkältung.

Es gibt auch völlig unauffällige Infekte oder sowas, die voll in's Insulinkontor hauen, ohne dass Du es überhaupt bemerken tust.

Also Ruhe bewahren und dem Insulinbedarf erstmal folgen.
Und was soll's, auch von 200 IE TGD kommste wieder runter.  :staun:

Gruß
Joa
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Offline Llarian

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Re: Regelrecht explodierende Basalrate
« Antwort #4 am: Januar 27, 2008, 20:33 »
Ob eine Senkung von Astonin-H (Hydro-oder Mineralcorticoid) eine Insulinbedarfserhöhung kaskadiert
Sollte es nicht. Es ist ein Mineralo- kein Gliucokortikoid.

Grüße
Anja

Memnoch

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Re: Regelrecht explodierende Basalrate
« Antwort #5 am: Januar 27, 2008, 20:43 »
Ja ich bin Nico mit dem MA.  :) Ob die aktuelle Situation aber mit MA zusammenhängt, wird sich aufgrund der vielen komplexen hormonellen Zusammenhänge bestenfalls erraten lassen! Selbst die Endokrinologen konnten mir da nie viel zu sagen. Die Absenkung des Astonin H ist schon einige Wochen her, ein Zusammenhang ist möglich, aber meines erachtens unwahrscheinlich. Was die nächtlichen Abläufe betrifft, da passiert bei mir deutlich weniger als bei anderen. Einen morgendlichen Anstieg beim Insulinbedarf habe ich natürlich, aber der ist allein den Wachstumshormonen geschuldet. Die normale Cortisondosis ist aber ohnehin zu schwach um einen meßbaren Unterschied zu machen. Wäre eher bei Infekten der Fall. Aber dann unabhängig von MA. 

In einem Punkt bin ich unsicher: wenn ich mir mein Protokoll anschaue, dann würde ich nicht unbedingt sagen das die Hypos durch die Basalrate verursacht waren. Ist mitunter Auslegungssache, da ich über den Tag verteilt kleine Portionen esse.

Ich werde die Basalrate jetzt mal richtig hochdrehen und schauen ob ich davon wirklich unterzuckere. Viel was anderes bleibt mir ja eh nicht! Im KH haben die das auch so gemacht. 6 IE/h eingestellt bis Hypo, dann langsam runter. 

Pumpe ist eine Paradigm 712.

Was mir wirklich Angst macht ist nicht so sehr der hohe Bedarf, sondern vielmehr der unbekannte Vorgang, der urplötzlich und scheinbar aus dem Nichts täglich eine immer stärkere Resistenz auslöst. Kann mich nicht erinnern das schonmal gehabt zu haben. Und ich werde schon halb verrückt vor Angst wenn ich überlege wie hoch das noch schießen kann. Und das ohne für mich erkennbaren Grund. Wenn ich wenigstens wüßte was Sache ist, könnte ich mit Sicherheit ruhiger schlafen!     

Memnoch

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Re: Regelrecht explodierende Basalrate
« Antwort #6 am: Januar 27, 2008, 20:45 »
Ob eine Senkung von Astonin-H (Hydro-oder Mineralcorticoid) eine Insulinbedarfserhöhung kaskadiert
Sollte es nicht. Es ist ein Mineralo- kein Gliucokortikoid.

Grüße
Anja

Laut meinem Doc ist Astonin H überhaupt nicht BZ-wirksam. Allerdings behauptet er auch, bei Typ 1 gäbe es keine Lipolyse......

Und bei der letzten Resistenz im Herbst hat er mir Januvia aufgeschrieben.

Memnoch

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Re: Regelrecht explodierende Basalrate
« Antwort #7 am: Januar 27, 2008, 20:55 »
Da habe ich noch eine Frage: Wenn eine Lipolyse nicht korrekt behandelt wird, schießt sie bis in die Unendlichkeit hoch oder stabilisiert sie sich irgendwann auf hohem Niveau? Oder anders gefragt: stoppt der gegenwärtige Anstieg irgendwann auch so, oder steigt er exponentiell weiter?

Offline Llarian

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Re: Regelrecht explodierende Basalrate
« Antwort #8 am: Januar 27, 2008, 22:45 »
Da habe ich noch eine Frage: Wenn eine Lipolyse nicht korrekt behandelt wird, schießt sie bis in die Unendlichkeit hoch oder stabilisiert sie sich irgendwann auf hohem Niveau? Oder anders gefragt: stoppt der gegenwärtige Anstieg irgendwann auch so, oder steigt er exponentiell weiter?
Eine Lipolyse bedeutet die Freisetzung von Fettsäuren, ein Vorgang, der normalerweise durch Insulin im Zaum gehalten wird (genug Nahrung vorhanden -> normaler Insulinspiegel im Blut -> Fettabbau gebremst; wenig Nahrung -> niedriger Insulinspiegel -> Signal für Energiebedarf -> Fettabbau).
Wenn das weiter geht, können die Fettsäuren nicht mehr normal abgebaut werden und der Stoffwechsel bildet aus ihnen Ketone... wenn das weitergeht, wird es eine Ketoazidose, bei der das Insulin einmal wegen des pH-Werts und einmal wegen der Fettsäuren noch schlechter wirken kann.
Dazu kommt, daß bei einer Lipolyse normalerweise mit mehr Insulin reagiert wird... der höhere Insulinverbrauch setzt eine Rezeptor-down-Regulation in Gang, so daß das Insulin noch mal etwas schlechter wirkt... wodurch man noch mehr Insulin braucht... usw usf.

Grüße
Anja

Offline Joa

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Re: Regelrecht explodierende Basalrate
« Antwort #9 am: Januar 28, 2008, 00:41 »
Da habe ich noch eine Frage: Wenn eine Lipolyse nicht korrekt behandelt wird, schießt sie bis in die Unendlichkeit hoch ...

Erst mal: Take it easy!!!

Natürlich ist 'ne Lise beim nicht mehr selber insulinproduzierenden Diabetiker ein Ding, dass recht schnell in eine Ketoazidose entgleisen kann.
Aaaber, sooo schnell auch wieder nicht.

Solange wie Du noch die BZ-Werte mit relativ normalen (können schon deutlich höher sein) Korrekturen wieder in den Normalobereich bekommst, ist die Ampel noch dunkelgrün!  ;D

Das Vorfeld möglicher Entgleisungen kannst Du mit Keto-Diabur Teststreifen für die Ketonkonzentration im Urin, zumindest nach oben ganz gut verfolgen. Haste die?

Ansonsten lässt sich auch der Stand der Blutketone mit dem Precision eXeed von Abbott messen. Ruf mal an und lass Dir eines zusenden. Und lass Dir vom Doc die (recht teuren) Teststreifen für Blut-Ketone verschreiben. Den BZ kannste mit dem Gerät auch messen.

Ich hab die Kombi unterdessen auch im Lager, bisher allerdings nicht benutzt. Daher kann ich Dir auch keine Parameter nennen.
Vielleicht hilft uns ja mal Andreas? Der benutzt die Dinger als unser Marathon-Man zur Therapieanpasssung.

Schlaf schön und erholsam
und lass Dich vom Wecker nicht
wirklich erschrecken. (Kontrollmessungen)

Gruß
Joa

Nachtrag:

Erst mal noch die Nachfrage, ob Du denn mit den IE/BE Verhältnissen auch der BR-Erhöhung gefolgt bist?
Wie ist denn die TGD (Tagesgesamtdosis) der letzten Tage?

Ansonsten noch ein kleiner Versuch des Trostes:
Vor Weihnachten hatte ich auch plötzlich deutlich nach oben gehende BG-Werte und kam auf den Verdacht von Fettsäureresistenz, ohne so richtig die Ursache dingfest machen zu können. Da ich mit dem Auto grade auf längere Tour ging habe ich vorsichtshalber und halbherzig die BR nur auf 130% gesetzt und auch bei den Essensboli nur zaghaft aufgestockt. Was dann auch keinen Erfolg brachte. Außer, dass die nachträglich dann von mir (schon wieder zu zögerlich) gewählten 150% natürlich auch nix mehr ergaben. Dann hab ich auf die vollen 200% aufgedreht und den Bolus nocht etwas weiter.

Das hat dann letztlich gereicht, um die Zuckerwerte wieder in den Griff zu bekommen.
Von der 200% Rate bin ich jetzt so langsam auch erst auf 14% runter. Allerdings, ohne eine Upregulation so richtig konsequent zu forcieren.

Auch wenn ich das ganze geschehen mit gewissem Misstrauen sah, hat es mich nicht wirklich beunruhigt.
Schon weil ich es meinem Verstand immer erklären konnte. Deine leisen Panikanfälle kann ich aber sehr gut verstehen.  :knuddel:
Die kenn ich auch noch, und, wenn auch relativ selten, rumort sowas auch bei mir mal im Hintergrund vor sich hin.  :ja:
« Letzte Änderung: Januar 28, 2008, 07:53 von Joa »
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