Autor Thema: Basalrate steigt und steigt  (Gelesen 13768 mal)

Offline Oekonom

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Basalrate steigt und steigt
« am: Januar 01, 2008, 09:49 »
Hallo und ein frohes neues Jahr zusammen,

ich hab im Moment ein richtig dickes Problem. Seit Weihnachten habe ich gemerkt, dass meine Basalraten nachts zu niedrig sind. Hab daraufhin nachts Werte gemacht und die Basalrate entsprechend des Anstiegs erhöht. Nach 2 Tagen lief es wieder... für einen Tag.
Jetzt habe ich trotz +1IE mehr Basal (bei 13,6IE gesamt) wieder Anstiege nachts. Dazu kommt, dass das Basal nun auch am Tage nicht mehr stimmt. Sobald mein Bolus nicht mehr wirkt schnellt mein BZ nach oben.
Mein Doc kommt natürlich erst am 07.01. wieder :(

Ich bin so langsam ratlos, ich kann doch nicht wie ein wilder ständig die Basalrate nach oben setzen. Hab mir sogar schon überlegt mal n paar Tage stationär ins KH zu gehen. Nur hasse ich Krankenhäuser (ok, wer nicht :D) und ausserdem sind das kann auch keine realen Bedingungen.

Ich musste am 24.12. meine Pumpe tauschen, weil die alte einen Fehler hatte, aber es kann doch nicht an der neuen Pumpe liegen, dass der BZ so nach oben geht, oder?

Hat von euch jemand ne Idee oder das schonmal durchgemacht.

Vor lauter hohen Werten trau ich mich fast garnichtmehr, den BZ zu testen (zu schweigen von den tollen Auswirkungen auf meinen Körper durch die jetztige Situation).

Freu mich auch Antworten

p.s. Noch zu mir: Typ I seit 85 oder 86 (war damals zu klein und kanns mir nich merken). Paradigm 712 mit Insuman Infusat. Basal: 13,6. Bolus 1,5/1,4/1,3
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Offline Joa

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Re: Basalrate steigt und steigt
« Antwort #1 am: Januar 01, 2008, 15:02 »
Hi Öko,

auch ein gutes Neues!
vielleicht erst mal ein Kurztipp. Änder doch mal Dein Profil von Typ 2 auf Typ 1. Könnte sonst zu Fehlschlüssen führen.

Ansonsten muss es an der Jahreszeit liegen, oder so. :kratz:

In der Vorweihnachtswoche hab ich mich auch auf eine 200%ige BR hochgeschraubt  :kreisch:
und werkel grade dran herum, die wieder runterzufahren. Derzeitiger Stand ist 170%.   :gruebeln:

ich hab im Moment ein richtig dickes Problem.

Schau doch mal insbesondere unter Lipolyse/A,B,C,/Down-Regulation auf der (runderneuerten  :staun2:) Site von Matthias Chrostek nach.

Meine Vermutungen gehen in Richtung Fettsäurenresistenz und Down-Regulation.

Stolperstein: Wenn Du einem, warum auch immer gestiegenen Insulinbedarf zu zögerlich folgst, wirst Du den Bedarf nur weiter bergan treiben.

Gruß
Joa
Typ 1 seit 85;  Pumpe seit 1988; P 754/Apidra

Offline Joerg Moeller

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Re: Basalrate steigt und steigt
« Antwort #2 am: Januar 01, 2008, 15:33 »
Das von Joa wäre die eine Möglichkeit. Andere wären z.B. ein überlagertes Insulin (kann man bei Insulin nicht immer am Datum sehen, wenn irgendwo die Kühlkette unterbrochen wurde) oder daß sich da eine Entzündung zu Wort meldet.

Wie auch immer: bis du bei deinem Arzt warst und der dein Blut untersuchen konnte kann man nix anderes machen als zu reagieren.

Wie ist das denn mit Essens- und Korrekturboli: wirken die noch gleich?
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Offline Oekonom

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Re: Basalrate steigt und steigt
« Antwort #3 am: Januar 01, 2008, 17:18 »
Wie ist das denn mit Essens- und Korrekturboli: wirken die noch gleich?
Bei Wirkungsende ist der BZ normalerweise im Zielbereich. Aber danach geht er durch die Decke. Auch die Korrekturraten wirken noch.
Deshalb bin ich ja ratlos  :gruebeln:

Aber ich les mir mal die Seite durch.

EDIT: Also ne Lipolyse dauert ca. 15h, oder hab ich mich da verlesen? Das das bei mir schon über Tage hinweg ist, kann es das dann nicht sein, oder?  ???
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Offline johann

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Re: Basalrate steigt und steigt
« Antwort #4 am: Januar 01, 2008, 18:07 »
Hallo Oekonom,

am Insulin liegt es wohl eher nicht, da die Boli ja zielführend sind.

Ich bin der gleichen Meinung wie @Joa:
Zitat
Stolperstein: Wenn Du einem, warum auch immer gestiegenen Insulinbedarf zu zögerlich folgst, wirst Du den Bedarf nur weiter bergan treiben.
Die vermutliche Steigerung der Resistenz muss durchbrochen werden.
Die Basalrate total von ca. 13 IE ist ja noch relativ niedrig.
Vielleicht ist eine deutlich höhere Basalrate nötig.
Aufschluss ergibt ein Basalratentest nach Rücksprache mit dem diadoc.
Mit freundlichen Grüßen
johann

Offline Oekonom

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Re: Basalrate steigt und steigt
« Antwort #5 am: Januar 01, 2008, 19:01 »
das scheint mir auch am wahrscheinlichsten, aber ich will das ungern ohne Doc machen (das durchbrechen). Daher werden mir bis zum Termin wohl noch einige schlaflose Nächte bevorstehen  :moser:
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Offline Joa

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Re: Basalrate steigt und steigt
« Antwort #6 am: Januar 01, 2008, 19:19 »
EDIT: Also ne Lipolyse dauert ca. 15h, oder hab ich mich da verlesen? Das das bei mir schon über Tage hinweg ist, kann es das dann nicht sein, oder?  ???

Lipolyse dauert bis zu 15 Stunden bedeutet, dass der Insulinkorrekturbedarf für bis zu 15 Stunden drastisch erhöht sein kann.
Eine zu kurze Insulinkorrektur bewirkt ein nachgehend erneutes Aufflammen der Lipolyse. Das kann sich sogar jahrelang so erstrecken, zumindest bei Typ 1ern mit Typ 2 Komponenten.

Lipolyse als solche ist jedoch beständiger Vorgang im Stoffwechsel. Das bezeichnet die Aufspaltung des Speicherfettes durch die Amilase-Enzyme.

Das was wir kurz im Sinn der Therapiesteuerung als Lipolyse bezeichnen ist eine gesteigerte oder überschießende Lipolyse, bei der die Amylasen durch unzureichende Insulinwirkung nicht angemessen an der Freisetzung von Fettsäuren gehindert werden.

Diese Fettsäuren dringen insulinneutral die Muskulaturzellen ein und werden dort als Energielieferanten verbrannt (Beta-Oxydation).

Eine überhöhte Konzentration freier Fettsäuren in den Muskulaturzellen erzeugt dort eine Hemmung der Insulinwirkung durch Störungen der Zellchemie hinsichtlich Rezeptorkombiantion und Glucosetransport. @ Jörg: Weißt Du das genauer?

Wenn Du jetzt einige Boluskorrekturen erfolgreich gemacht hast, und dann wieder auf Deine Norminsulinmenge zurück gehst, hast Du schon verloren!

Die noch wirkende innerzelluäre Insulinresistenz wird darauf hin den ganzen Schmassel wieder von vorne starten lassen.
Erst langsam ansteigende BZ-Werte, dann explosive pp-Entwicklung.

Weil Du in solchem Schaukelspiel über Tage hinweg mehr Insulin zuführst ist die zwangsläufige Folge eine zusätzliche Down-Regulation der Insulinrezeptoren im ganzen Körper. Alle Hormonrezeptoren des Körpers reagieren nämlich auf ein anhaltend erhöhtes Angebot ihres Hormons mit einer Empfindlichkeitsabsenkung auf dieses Hormon.
Und schon siedelt Dein Insulinbedarf auf einem nochmals höheren Niveau.

Ansonsten findest Du aber auch mit der Suche im Forum noch etliche diesbezügliche Beiträge.

Gruß
Joa

p.s. Hab noch kurz Deinen neuen Beitrag gesichtet.

Du bist ja schon ewig dabei und hast sicher auch Deine Erfahrungen. Grade bei insulinempfindlichen Diabetikern, zu denen ich dich einfach mal rechne, ist halt die Gefahr recht hoch, dass so ne "Lipolyse" unkorrigiert in eine Ketose/Ketoazidose entgleitet.
Daher achte auf alle Fälle auf das Auftreten von Keton im Urin. Haste keine Teststreifen dafür besorg welche in der Nachtapo gegen Kasse und lass die später nachrezeptieren. Wenn Du das Gefühl hast die Sache nicht alleine in den Griff bekommen zu können, ist es eher anzuraten, mal in der Notaufnahme eines Krhs. reinzuschauen.

Lebst Du alleine oder hast Du wen da, der auf kritische Entwicklungen achten kann? Ohne dass ich jetzt Panik machen möchte gefragt.  :zwinker:

« Letzte Änderung: Januar 02, 2008, 22:43 von Joa »
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Offline Joerg Moeller

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Re: Basalrate steigt und steigt
« Antwort #7 am: Januar 01, 2008, 19:40 »
...aber ich will das ungern ohne Doc machen (das durchbrechen).

Damit hast du auch absolut recht. Wenn du nicht genau weißt was du tust, dann lass es lieber erstmal liegen. Ganz gleich, wo und von wem auch immer du das gelesen hat!

Zitat
Daher werden mir bis zum Termin wohl noch einige schlaflose Nächte bevorstehen  :moser:

Warum? Dann ist der BZ morgens eben mal ein bißchen höher und du korrigierst beim Aufstehen. So lang dauert es ja auch nicht mehr, bis dein Doc wieder da ist
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Re: Basalrate steigt und steigt
« Antwort #8 am: Januar 01, 2008, 19:52 »

Du bist ja schon ewig dabei und hast sicher auch Deine Erfahrungen. Grade bei insulinempfindlichen Diabetikern, zu denen ich dich einfach mal rechne, ist halt die Gefahr recht hoch, dass so ne "Lipolyse" unkorrigiert in eine Ketose/Ketoazidose entgleitet.
Daher achte auf alle Fälle auf das Auftreten von Keton im Urin.
Das mit Keton ist bei mir so ne Sache. Ich hab bereits nach 2h - 3h BZ>250mg/dl Ketone im Urin. Aber meine Korrekturen wirken absolut zuverlässig  :gruebeln:
Ist die Gefahr eine Ketoazidose innerhalb von 8h Schlaf = nicht BZ Beobachtung so groß?

Lebst Du alleine oder hast Du wen da, der auf kritische Entwicklungen achten kann? Ohne dass ich jetzt Panik machen möchte gefragt.  :zwinker:
Ich wohn nicht alleine, aber ich schlafe alleine. Sprich wenn ich um 23 Uhr rum ins Bett gehe, dann merkt erst morgens gegen 9 Uhr jemand was.

Aber jetzt hab ich Panik  :kreisch:
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Re: Basalrate steigt und steigt
« Antwort #9 am: Januar 01, 2008, 20:54 »

Lebst Du alleine oder hast Du wen da, der auf kritische Entwicklungen achten kann? Ohne dass ich jetzt Panik machen möchte gefragt.  :zwinker:
Ich wohn nicht alleine, aber ich schlafe alleine. Sprich wenn ich um 23 Uhr rum ins Bett gehe, dann merkt erst morgens gegen 9 Uhr jemand was.
Aber jetzt hab ich Panik  :kreisch:

Musste sicher nicht haben!
Hab nur vorsichtshalber drauf hingewiesen!

Wenn Du am Abend schon mit zweifach oder dreifach Keton mit deutlich überhöhtem Blutzucker in die Falle gehen tätest und dazu auch deutliche noch Beeinrächtigungen Deiner Befindlichkeit, z. B. Krampfgefühle am Bauch/Oberbauch, Übelkeit und sowas aufträten, könnte ohne ausreichende Insulinkorrektur(en) in acht Stunden schon kritisch werden. Besonders eben bei jemand der alleine lebt, da dann schon Bewutseinsstörungen die Handlungsfähigkeit ausser Gefecht setzen können.

Aber auch in diesem Fall hätten Deine Leute immer noch Zeit.

Also Entwarnung für Dich. Angemessen am Ball bleiben und ggf. mal den Wecker um 3 rasseln/piepen lassen reicht sicherlich bestens aus.

Gruß
Joa
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