Autor Thema: Typ-II-Diabetes: Kein Vorteil durch Selbstmonitoring des Blutzuckerspiegels  (Gelesen 9946 mal)

hjt

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1. Auch Nichtdiabetiker erreichen nach dem Essen problemlos BZs um die 140-160, kommt auf die Mahlzeit an
Hier mal eine der wenigen gesunden Verlaufsdarstellungen,die ich bisher gefunden habe, noch dazu so schön mit mittlerem BZ, Insulin und C-Peptid. Einziger Nachteil für alle, die's nicht können, Englisch.
Zitat
2. Nach einer Stunde bei 80 sein ist utopisch und gefährlich für insulinspritzende Diabetiker, denn der BZ kann noch weiter sinken, weil das Insulin 3-4 Stunden wirkt (eigentlich 5-6, aber da ist die Wirkung eher homöopathischer Natur)
Aber es ging doch bei bei dem Artikel ausdrücklich um Nichtinsuliner, oder? Zur Erinnerung:
Zitat
Die nicht-insulinpflichtigen Patienten mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren wurden in drei Gruppen eingeteilt: Selbstmessung ohne Instruktion durch den Arzt, Selbstmessung unter ärztlicher Betreuung und herkömmliche ärztliche Glukosekontrolle anhand des HbA1c-Wertes alle drei Monate.

Offline Joerg Moeller

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Zitat
1. Auch Nichtdiabetiker erreichen nach dem Essen problemlos BZs um die 140-160, kommt auf die Mahlzeit an

Hier mal eine der wenigen gesunden Verlaufsdarstellungen,die ich bisher gefunden habe,


Und die zeigt nichts anderes an, als das was ich gesagt habe. Vor allem zeigt die nach einer Stunde keinen BZ von 80! Warum soll man also päpstlicher sein als der Papst?

Zitat
Zitat
2. Nach einer Stunde bei 80 sein ist utopisch und gefährlich für insulinspritzende Diabetiker, denn der BZ kann noch weiter sinken, weil das Insulin 3-4 Stunden wirkt (eigentlich 5-6, aber da ist die Wirkung eher homöopathischer Natur)

Aber es ging doch bei bei dem Artikel ausdrücklich um Nichtinsuliner, oder?


Im Ursprungsartikel schon. Aus deiner Antwort ging das - so habe ich es gesehen - nicht eindeutig genug hervor.
Ich möchte nicht, daß jemand hier sich verunsichert fühlt, weil er keinen BZ unterhalb der Teppichgrenze erreicht. Ist also nicht gegen dich gerichtet.
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hjt

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Du hast recht: der in diesem Versuch an der oberen Grenze zu gesund liegende Teilnehmer ist schon mit nüchtern knapp 100 gestartet, würde also nach neueren USA-Endo-Empfehlungen schon als prädiabetisch eingestuft, kommt nach 45 Min sogar knapp über 160 und unterschreitet die 100 erst wieder knapp nach 2 1/2 Stunden.
Und Du hast recht: das Mittel aller Messungen wechselt erst nach gut anderthalb Stunden von den90gern zu den 80gern und  braucht 3 1/2 Stunden, bis um 80.
Dafür startet der Niedrigste in dem Versuch um 60, steigt für gerade mal ne halbe Stunde über 80 bis nicht ganz an 100 an und ist nach anderthalb Stunden schon wieder um 60.

Für Menschen mit ner gesunden BZ-Automatik (inkl. Nieren!) und für Tabletter ohne BZ-Senker sehe ich keinen Grund, 80, 70 oder auch 60 zu fürchten. Für letztere allerdings nur dann, wenn sie sich nicht mit einem hohen BZ-Anstieg den Abfall in ne reaktive Hypo provozieren.
Auch deswegen sehe ich als Obergrenze für den grünen Bereich - und hier jetzt ausdrücklich auch für Insuliner - max 140/120/100 mg/dl 1/2/3 Stunden nach jedem Essen.
80 halte ich mit dem Wirkauslauf (den man dafür allerdings aus persönlichen Testreihen kennen sollte) des Bolus für einen sehr brauchbaren Wert :-)

Offline Joerg Moeller

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Auch deswegen sehe ich als Obergrenze für den grünen Bereich - und hier jetzt ausdrücklich auch für Insuliner - max 140/120/100 mg/dl 1/2/3 Stunden nach jedem Essen.
80 halte ich mit dem Wirkauslauf (den man dafür allerdings aus persönlichen Testreihen kennen sollte) des Bolus für einen sehr brauchbaren Wert :-)


Auch hier gilt: es kommt auf den Einzelfall an. Wenn du diese Werte für dich so festlegst: okay. Aber bitte versuch auch zu akzeptieren, daß die deswegen nicht allgemeingültig sind.
Ein unerfahrener "Diabetestherapeut" (Diabetologe oder Diabetesberater) wird sich diese Werte gern in Stein meisseln.
Ein Erfahrener hingegen wird die Zielwerte für jeden Einzelnen seiner Pat. festlegen und bei Bedarf variieren.

Es bringt rein gar nichts Zielwerte festzulegen, nur um dann die Leute scheitern zu sehen und sie so zu demotivieren. Scheuklappen sind für Pferde, nicht für Diabetesprofis :zwinker:
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Offline Corinna

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Ich denke, so lange man kann, sollte man wie gesunde Nichtdiabetiker auch, nach dem Essen nach Möglichkeit zu keiner Zeit 120 überschreiten und nach Möglichkeit nach ner Stunde schon wieder bei um 80 sein.


Da muss ich Jörg recht geben. Hab letztens mal einen Test mit ner 'gesunden' Freundin von mir gemacht. Sie hatte n Ausgang-BZ irgendwas um die 100 rum, dann hat sie ganz viele Gummibär-zeug gegessen, nach 20min haben wir wieder gemessen: 150! Und sie hat definitiv keinen Diabetes, ist 21.
Also von daher kann es durchaus auch bei gesunden Menschen vorkommen, dass der BZ so hoch steigt, kommt eben auf die Mahlzeit an... und Gummizeug geht ja sofot ins Blut.

LG, Corinna
seit 08/1996 DM 1, seit 06/2005 Paradigm 512 mit Humalog

hjt

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aber Du weiß schon, dass das Ganze wenigstens im Bereich der Prozessentwicklung, die ab einem weit fortgeschrittenen Stadium als Typ2 definiert ist, also für mehr als 90% der Betroffenen das reine und absolut willkürliche Definitionsspiel ist?

Offline johann

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Hallo Forum,

eines der besten Zitate, die ich als Neuling hier vom Admin Jörg Möller gefunden habe:
 
Zitat
Wenn man eine Stunde nach dem Essen <160 und nach 2 Stunden in seinem Zielbereich liegt hat man das Klassenziel mit Auszeichnung erreicht!


Es gibt leider eine stattliche Anzahl von Beiträgen in Diabetikerforen, in denen diese  doch recht dilettantische, wenn auch vom Autor als allgemeingültige  Anleitung  „140/120/100 in 1/2/3“,   querbeet für alle Diabetiker,  Insuliner wie Tabletter,  gepriesen und fast unwidersprochen hingenommen wird.

Und das Schlimme, diese Anleitung, die auch schon mal einen „zerbrechlichen“  Insuliner direkt in den Rettungswagen beförderte,  nach Meinung des Autors aber ihre Nichtbeachtung  schnurgerade zu appen Füßen, blinden Augen, Herzinfarkten und Schlaganfällen  führt.

Mit freundlichen Grüßen und einiger Genugtuung
johann
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Offline Joerg Moeller

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aber Du weiß schon, dass das Ganze wenigstens im Bereich der Prozessentwicklung, die ab einem weit fortgeschrittenen Stadium als Typ2 definiert ist, also für mehr als 90% der Betroffenen das reine und absolut willkürliche Definitionsspiel ist?


Nein!

Feste Zahlenwerte, ohne den Menschen dahinter zu betrachten sind ein nützliches Werkzeug für Unerfahrene, das ihnen für einen Moment Sicheheit gibt. Hält man auf Dauer daran fest erklärt man Diabetes zur Religion.

Und ich bin nunmal überzeugter Atheist :zwinker:

Jürgen, das geht nicht gegen dich selbst. Du hast deinen Weg gefunden und das ist gut so. Aber versuch bitte zu akzeptieren, daß andere Menschen auch andere Prioritäten haben.
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Offline Joa

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Zitat

Ich gebe ja zu, ich messe auch nicht mehr täglich. 1. Muss ich diese Teststreifen selbst bezahlen und die kosten nun mal grundsätzlich um die 30 - 35 Euro. Ist für mich eine Menge Geld.

Die Kosten kannst du senken. Du könntest deine Teststreifen bei eBay kaufen oder auf ein anderes Messgerät umsteigen, bei dem die Streifen nur ca. 20 Euro kosten oder - wenn deine Augen gut genug sind - auf visuell ablesbare Teststreifen umsteigen, die nur knapp 10 Euro kosten.


Zu den visuell ablesbaren Teststreifen ergänze ich hier mal die Bezugsquelle (steht sicher auch noch an anderer Selle im Forum)

http://www.insuliner.de/cms/www/de/bestellung/47.html  :super:

Es handelt sich um die ehemaligen Haemo-Gluco-Test 20-800 Teststreifen, die schon länger vom Markt genommen wurden.
Der BZ-lässt sich an einer Vergleichstabelle auf der Dose bestimmen und wird von zwei farbigen Feldern (bläulich/grünlich), je nach Färbungsintensität,
bestimmt.

Ich hab die früher auch recht häufig genutzt und kann sagen, dass man den Wert recht gut optisch bestimmen kann.
Es ist sogar noch möglich, die Streifen mit der Schere zu halbieren oder gar zu dritteln.

Das heißt dann, 100 bis 150 Messungen für 9,- Euro! Eine Messung braucht allerdings 2 Minuten.

Auf alle Fälle eine interessante Summe, die den Herstellern von Streifen für 25-35 Euro graue Haare machen könnte, wenn das mehr genutzt würde.

Gruß
Joa
Typ 1 seit 85;  Pumpe seit 1988; P 754/Apidra

Offline Joerg Moeller

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Hallo Johann,


Es gibt leider eine stattliche Anzahl von Beiträgen in Diabetikerforen, in denen diese  doch recht dilettantische, wenn auch vom Autor als allgemeingültige  Anleitung  „140/120/100 in 1/2/3“,   querbeet für alle Diabetiker,  Insuliner wie Tabletter,  gepriesen und fast unwidersprochen hingenommen wird.


Dann ist es ja gut, daß du zu uns gefunden hast; fühl dich willkommen hier :prost:

Jürgen hat es auch sicher nicht so ernst gemeint. Ich wollte das nur nochmal ganz deutlich hervorheben um klarzumachen, daß wir hier keine Elite hervorheben wollen, sondern ganz einfach eine Gruppe von Menschen sind, die eben alle Diabetes haben.

Wenn man da einfach irgendwelche Zahlen fest vorgibt (und wenn die in 1000 Studien so stehen): wie sollen sich denn dann die fühlen, die sie nicht erreichen können?
Was ist mit denen, für die das sogar gefährlich wäre? Z.B. ein Alleinstehender, den keiner mal so schnell in einer Hypo vorfinden könnte. Oder ein Dachdecker, der sich durch eine Hypo sonst was brechen könnte?

Wenn der Mensch nicht im Mittelpunkt steht ist die ganze Medizin nichts wert! Und dazu gehört eben auch, was er überhaupt zu leisten vermag.
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