Autor Thema: Typ-II-Diabetes: Kein Vorteil durch Selbstmonitoring des Blutzuckerspiegels  (Gelesen 9947 mal)

Offline Joerg Moeller

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Das Selbstmonitoring des Blutzuckerwertes gilt bei insulinpflichtigen Patienten mit Diabetes Typ I als sinnvolle begleitende Therapiemaßnahme. Typ-II-Diabetiker hingegen scheinen von dieser kostenträchtigen diagnostischen Methode nicht zu profitieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle britische Studie, die kürzlich im BMJ veröffentlicht wurde.

Wissenschaftler um Dr. Andrew Farmer, Universität Oxford, Großbritannien, untersuchten in ihrer randomsierten Studie mit 453 Patienten aus 48 Allgemeinpraxen, wie sich das Selbstmonitoring des Blutzuckerwertes auf das Management des Typ-II-Diabetes auswirkt. Die nicht-insulinpflichtigen Patienten mit einem Durchschnittsalter von 65 Jahren wurden in drei Gruppen eingeteilt: Selbstmessung ohne Instruktion durch den Arzt, Selbstmessung unter ärztlicher Betreuung und herkömmliche ärztliche Glukosekontrolle anhand des HbA1c-Wertes alle drei Monate.

Nach zwölf Monaten ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede im HbA1c-Wert zwischen den drei Studienarmen. Somit fehlt eine überzeugende Evidenz für eine verbesserte glykämische Kontrolle durch begleitendes Blutzucker-Selbstmonitoring bei nicht-insulinpflichtigen Patienten mit Diabetes-Typ-II im Vergleich zur herkömmlichen Versorgung, so das Fazit der Autoren.

Quelle: http://www.medizin-online.de/cda/DisplayContent.do?cid=228361&fid=103648
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Offline Joerg Moeller

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Ich bin ja mal gespannt, was aus dieser Studie noch wird. Deren Ergebnisse stehen ja in krassem Widerspruch zu ROSSO-Studie:
http://ddb-nrw.de/DDB/Aktuell/Rosso-Studie/Rosso-Studie.htm

Ich würde fast wetten, daß das IQWIG diese Studie sehr wohl berücksichtigt, die ROSSO aber nicht :knatschig:
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hjt

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Moin Jörg,

auf der Insel gehen meines Wissens die DM-Behandlungen eh ein bisschen anders. So ist CT dort noch weitgehend Standard, erweitert mit Basis-Bolus nach Schema und 2 Teststreifen am Tag. Was wir hier NOCH unter ICT verstehen, heißt dort DAFNE=Dose Adjusment For Normal Eating und wird erst seit wenigen Jahren und den Beiträgen in NGs sehr schleppend eingeführt. Das heißt, in der Studie wurden fortschrittlich 2 Tests pro Tag gemacht.

Aber auch Rosso stört Prof. Sawicki nicht. Denn auch ohne Messungen kommen die Leute mit ner nach seiner Meinung vernünftigen Einstellung auf nen HBA1c von 8, und die reichen völlig aus. Die in der UKPDS angeblich nachgewiesene Verbesserung von 8 nach 7 sei marginal und irrelevant.

Interessant, wie er sich bei der Bewertung von Daten und Fakten selbst seine immer wieder nach Belieben zurecht legt. So bemängelt im Zusammenhang mit der Nutzenbewertung von Humalog & Co, dass es sowohl für Typ1 wie auch Typ2 keine doppelt verblindeten Studien gebe. Hab ihn gefragt, wie er sich das denn z.B. mit 100 Probanden mit einem 1c um 5 vorstelle.
Ja wie? Die kriegten selbstverständlich alle neutrale Ampullen.
Ja aber die wüssten doch spätestens nach nem halben Tag alle, welches Insulin sie spritzten und würden sich mit dem Essen danach richten.
Ja aber das brauchten sie doch gar nicht. Denn ob nun 5 oder 7 oder 8 mache doch keinen signifikanten Unterschied.

Was ich nicht verstehe - aber das ist eigentlich ein anderes Thema - wieso sitzt dieser Mensch so unangefochten von seinen Fachkollegen im öffentlichen Sattel?

Bisdann, Jürgen

Offline Llarian

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Was ich nicht verstehe - aber das ist eigentlich ein anderes Thema - wieso sitzt dieser Mensch so unangefochten von seinen Fachkollegen im öffentlichen Sattel?

Weil die von uns gewählte Regierung ihn da haben will.

Grüße
Anja

Offline Joerg Moeller

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Was ich nicht verstehe - aber das ist eigentlich ein anderes Thema - wieso sitzt dieser Mensch so unangefochten von seinen Fachkollegen im öffentlichen Sattel?

Weil die von uns gewählte Regierung ihn da haben will.


Das is schon klar, aber soviel ich weiß ist er Diabetologe DDG. Hätte ich in der DDG was zu sagen würde ich ihn rausschmeißen bei dem ganzen fachlichen Blödsinn, den er so verzapft. Fällt doch schließlich alles auf die DDG zurück.

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hjt

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und im Vergleich zu dem aus anderen vom IQWiG betroffenen Fachbereichen kam/kommt der Widerspruch aus der DDG auch erschreckend verhalten :-(

Offline monikawp

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Erst muss ich mal nachfragen, was ist mit Selbstmonitoring des Blutzuckerwertes gemeint?
Verstehe ich es richtig, dass es nach der Meinung dieses Herren Quatsch ist, das Typ-2-Diab., die nicht insulinpflichtig sind, so wie ich halt, sich ständig oder öfters den BZ zu messen oder so ähnlich?
Ich gebe ja zu, ich messe auch nicht mehr täglich. 1. Muss ich diese Teststreifen selbst bezahlen und die kosten nun mal grundsätzlich um die 30 - 35 Euro. Ist für mich eine Menge Geld. 2. Habe ich meistens ganz akzeptable Werte. Gestern hatte ich mal sporadisch gemessen, da hatte ich einen BZ von 96 mg%. 3. Mein letzter HBac1-Wert war 5,6 - besser kann er ja eh nicht sein. Übernächste Woche ist mein Quartalsbesuch beim Hausarzt wieder fällig, bin mal gespannt, wie der Wert dann ausfällt.
Man erzählt zwar, hohe oder höhere BZ-Werte würde man nicht merken, aber ich merke es sofort, wenn da was nicht stimmt. Es ist dann immer so ein komisches Kribbeln unter der Haut und ich fühle mich ganz einfach komisch. Aber Gott sei Dank ist es recht selten.
Na gut, welche Möglichkeiten habe ich auch eigentlich als Typ-2-Diab. wenn der BZ mal herumspinnt? Eigentlich nicht viel Alternativen. Den Blutzucker zurechtspritzen fällt bei mir flach. Dann bleibt nur, entweder Sport, dass der BZ damit wieder in die Reihe kommt - oder - manch einer mag es zwar nicht hören, aber in diesem Falle kann ich mir mit meinem Zimtpräparat auch sehr gut helfen. Dieses Zeug ist fast teuflisch und haut bei mir den BZ wirklich runter. Gott sei Dank.
Vor 2 oder 3 Wochen war mein BZ mal auf 156 mg% hoch, welch ein Wert für mich  :moser:. Ich nahm eine Zimtkapsel. Innerhalb von 2 Stunden war der Wert auf unter 100 mg% gesunken.

Monika

Monika
Typ-2-Diabetiker.
Zur Zeit abend 1 Metformnin. - Zusätzlich helfe ich mir mit 1x 1 Alsidiabet (Zimtprärat), komme ich sehr gut mit zurecht.
Zusätzlich noch Rennradfahren und Hundehalter (Bearded Collie)

hjt

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Moin Monika,

meine Mutter hatte eine Stunde nach dem Essen immer deutlich über 250. Weil sie schon leicht dement war, aber noch nicht lückenlos betreut werden konnte, haben wir keine Medikation mehr gewagt. Aber ich hatte herausgefunden, dass sie mit normal um 80 wiederkam, wenn sie direkt nach jedem Essen für 15-20 Minuten mit dem Hund ging. Wenn sie diesen Hundegang erst nach dem Nickerchen in ihrem Schaukelstuhl machte, reichte der selbe Weg nur noch für eine Absenkung von etwa 180 auf 140. Also haben wir ihr mit Erfolg beigebracht, dass der Hund genau so wie sie nach dem Essen ja sein Geschäft verrichten muss ;-)
Ich denke, so lange man kann, sollte man wie gesunde Nichtdiabetiker auch, nach dem Essen nach Möglichkeit zu keiner Zeit 120 überschreiten und nach Möglichkeit nach ner Stunde schon wieder bei um 80 sein.

Ich denke auch, dass wer seinen BZ dann misst, wenn der nach dem Essen am höchsten fliegt, und diesen Flug nach Möglichkeit auf den gesunden Rahmen begrenzt, einen guten Nutzen mit dem Messen produziert. Wer dagegen in traditioneller Weise nur vor den Mahlzeiten misst oder nur vor dem Schlafengehen oder nur nach dem Aufstehen, hat gute Chancen, immer dann zu messen, wenn sein BZ sich gerade im unteren Bereich seiner täglichen Bewegungen befindet und könnte selbst wenn er wollte im Gegensatz zu den Spitzen diesen unteren Bereich nie direkt absenken, wenn der so langsam immer höher ansteigt. - Aber welcher Dok leitet schon zum Messen und Begrenzen der Spitzen nach dem Essen an?

Bisdann, Jürgen

Offline Joerg Moeller

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Erst muss ich mal nachfragen, was ist mit Selbstmonitoring des Blutzuckerwertes gemeint?


Das selbermessen des Blutzuckers.

Zitat
Verstehe ich es richtig, dass es nach der Meinung dieses Herren Quatsch ist, das Typ-2-Diab., die nicht insulinpflichtig sind, so wie ich halt, sich ständig oder öfters den BZ zu messen oder so ähnlich?


Ja

Zitat
Ich gebe ja zu, ich messe auch nicht mehr täglich. 1. Muss ich diese Teststreifen selbst bezahlen und die kosten nun mal grundsätzlich um die 30 - 35 Euro. Ist für mich eine Menge Geld.


Die Kosten kannst du senken. Du könntest deine Teststreifen bei eBay kaufen oder auf ein anderes Messgerät umsteigen, bei dem die Streifen nur ca. 20 Euro kosten oder - wenn deine Augen gut genug sind - auf visuell ablesbare Teststreifen umsteigen, die nur knapp 10 Euro kosten.

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Offline Joerg Moeller

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Ich denke, so lange man kann, sollte man wie gesunde Nichtdiabetiker auch, nach dem Essen nach Möglichkeit zu keiner Zeit 120 überschreiten und nach Möglichkeit nach ner Stunde schon wieder bei um 80 sein.


Sorry, aber ich sehe das anders.
1. Auch Nichtdiabetiker erreichen nach dem Essen problemlos BZs um die 140-160, kommt auf die Mahlzeit an
2. Nach einer Stunde bei 80 sein ist utopisch und gefährlich für insulinspritzende Diabetiker, denn der BZ kann noch weiter sinken, weil das Insulin 3-4 Stunden wirkt (eigentlich 5-6, aber da ist die Wirkung eher homöopathischer Natur)

Wenn man eine Stunde nach dem Essen <160 und nach 2 Stunden in seinem Zielbereich liegt hat man das Klassenziel mit Auszeichnung erreicht!
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