Ich wollte hier noch eine Ergänzung anfügen. Die 400km sind inzwischen vorbei - das Ergebnis war interessant (tm).
Start war diesmal an einem Freitag Abend (20.10h), für die Strecke sind maximal 27 Stunden vorgesehen, so dass dann auch die letzten bis Samstag 23.00h im Ziel sein müssen. Der Wetterbericht war "bewölkt, Regenwahrscheinlichkeit 60%" - wobei dies nur für den Start/Ziel-Ort galt und die Strecke zu lange war um das Ganze vernünftig vorzuplanen.
Weil der Freitag für mich ein Arbeitstag war, gingen Blutzucker und Insulin bis in den frühen Nachmittag einen normalen Verlauf. Zum Mittagessen habe ich noch die normale Dosis Bolus gespritzt. Ziel war es Abends einen normalen Blutzucker zu haben, und dann mit einer deutlich größeren Mahlzeit den Sport zu starten [1]. Spannend und für mich derzeit unerklärlich wurde es auf der Zugfahrt zum Start (gegen 18.00h). Der Blutzucker fing an ohne zusätzliche Kohlehydrate immens zu steigen. Bei Ankunft hatte ich 420mg/dl erreicht - an normalen Freitagen ist das nicht so. Ich kann nur vermuten, dass die Strecke und Vorfreude für mich deutlich mehr Stress bedeutet haben, als mir vielleicht aufgefallen ist.
Beginn also erst einmal mit Korrekturinsulin (6IE für den theoretischen Weg 420->120mg/dl). Das Abendessen am Start (Spaghetti) habe ich natürlich nicht ausfallen lassen (trotz hohem Wert). Für die Nudeln dort habe ich halben Mahlzeitenbolus angesetzt. Basisinsulin fällt bei mir auch in diesen Zeitraum - ich habe Levemir auf 70% reduziert. Der Ganze Sums hat dann zu einem Startblutzucker (20.05h) von 530mg/dl geführt - Keton war negativ und ich kannte das ja schon vom letzten Mal. "Nicht schön - aber mal sehen was draus wird" war dann die Devise.
Start lief gut, ich konnte eine Gruppe von durchtrainierten Rennradfahrern finden, die mich im Windschatten mitgeschleift haben. So sind die ersten 65km mit einer Geschwindigkeit vorbeigerauscht, die mir offenbar zu hoch war. Am Anstieg nach 65km ging dann gar nichts mehr. Puls zu hoch, Kraft alle, Einbruch. Nachdem die Gruppe dann eh schon den Berg raufgerast war hatte ich Zeit noch mal zu messen - und lag bei 130mg/dl. Also erst mal angefangen zu Essen und zu Trinken (was ich bis dahin vergessen hatte - und was auch den Einbruch erklärt [2]).
Nächster spannender Punkt auf den folgenden 60km waren dann Krämpfe in den Waden und Oberschenkeln, schwindende Leistung und allgemeines mangelndes Wohlbefinden. Siehe Punkt [2]. Das kann ich besser. Ich habe aber dann etwas später von einem Mitstreiter dankenswerterweise etwas Hilfe und wertvolle Tipps bekommen (etwa, dass das Wasser auf Friedhöfen Trinkwasserqualität hat und somit neben Blumen auch Radfahrer laben kann. Insbesondere Nachts um 2.00h in der Oberpfalz, wo sonst nicht mehr viel los ist).
In völliger Dunkelheit haben wir dann die ersten 200km abgeschlossen. In einer etwas langsameren Gruppe, der ich mich unterwegs angeschlossen habe. Nach 120km und 200km lag der Blutzucker jeweils im Bereich von 100-130mg/dl. Kontinuierliches Füttern mit Bananen vorausgesetzt.
In der Morgendämmerung ging es dann in's fränkische Hügelland. Meine morgentliche Basaldosis (Levemir) habe ich auf 75% gesetzt [3]. Insulin zu den Mahlzeiten war allerdings keines mehr nötig. Mit relativ konstantem Blutzucker ging es dann futternd bis in den frühen Nachmittag weiter.
Nach ca. 18h musste ich die Tour leider abbrechen (Kilometer 360). Ich hatte offenbar im Lauf des Tages so viele Mineralien verloren, dass die Krämpfe wieder losgingen - und irgendwann hat der Kopf dann einfach nicht mehr mitgemacht [4].
Interessanterweise war diesmal der Auffülleffekt wesentlich niedriger. Ich habe am darauffolgenden Abend die Basalrate noch einmal auf 70% gesetzt, bin dann aber morgens bereits mit leicht erhöhtem Blutzucker aufgewacht. Sicher besser so, als zu niedrig.
Der Abbruch war also nicht auf meinen Diabetes zu schieben (schön), sondern auf Überanstrengung im ersten Teil (meines Erachtens) und zu wenig/falsche Getränke während der Fahrt. Das kann jedem passieren.
Das Highlight waren am Tag des Events sicher die 80BE, die ich ohne Spritzen essen konnte. Im Nachhinein bedeutet das aber, dass meine Basalrate noch viel zu hoch war. Und nachdem die steifen Muskeln wieder beweglich geworden sind, frage ich mich natürlich schon, wann die nächste Runde stattfindet.
[1] Das klingt für mich immer noch sinnvoll. Ich brauche im Lauf des Tages keine hohen Werte, die mich dauern auf's Klo schicken und meine Leistungsfähigkeit reduzieren.
[2] Hier sind wir bei einem Punkt wo man die mangelnde Langstreckenerfahrung merkt. Für mich ist das alles immer noch zu neu und ich mache Fehler. Blöd halt.
[3] Ich spritze früh nur 4 Einheiten. 2 erschienen mir zu wenig, 3 sind mir eigentlich noch ein bisschen zu viel gewesen. Da ist noch Raum zu Verbesserungen.
[4] "Ich _will_ den Berg da nicht mehr hochfahren" und "Ich bremse meine Gruppe zu sehr - die sind alle noch fitter als ich" waren die Hauptgedanken. Eine längere Pause an dieser Stelle hätte vermutlich völlig ausgereicht - aber in den Dörfern gab es nicht mal eine Gaststätte.