Ja, lebe noch...
Es war ein tolles Erlebnis, super Wetter (vielleicht etwas zu heiß), fantastische Stimmung (anfeuernde Menschenmassen überall, Bands, ...)!
Und mit meiner Zeit war ich sehr zufrieden: Das war mein zweiter Marathon und ich habe mich um 32 Minuten auf 3:36 gesteigert (Platz 5131 von 30116 Läufern im Ziel). Außerdem habe ich mich auf den letzten KM kaum gequält, es ging richtig gut!
Nur den Verlauf meines BZ kann ich mir bis jetzt nicht erklären:
Hatte ja zuvor sehr viel trainiert und entsprechend Erfahrungen gesammelt. Auf meinen sieben 35 km-Läufen zuvor bin ich mit folgender Therapie stets gut (und reproduzierbar) gelaufen:
7:00 BR-Reduktion auf 40%
8:00 3 BE Frühstück (ohne Bolus)
9:00 35 km Laufen (dabei stieg der BZ zunächst auf 180-200 an und fiel bis zum Ende der Belastung auf Werte zwischen 80 und 110 ab)
ca. 12:30 BR-Reduktion auf 80% (<-- Muskelauffülleffekt)
Beim Marathon wollte ich ein etwas schnelleres Tempo laufen, ansonsten aber alles so lassen, wie es im Training war. Aufgrund des schnelleren Tempos rechnete ich mit mindestens 6 zusätzlichen BEs und hatte zur Sicherheit 12 BE in Gels und 8 BE Isostar im Laufgürtel. Aber es kam total anders!
8:00 Check beim Diabetes-Stand am Start: 118
8:10 3 BE Frühstück
9:35 Messung bei km 7: 347 (Mist, warum ist der BZ sooo hoch? - 1,5 IE Bolus abgegeben - Das muss ich beobachten!)
10:10 Nächste Messung bei km 14: 346 (Immerhin, er steht stabil, steigt nicht weiter, also ist Insulin im Blut (und keine Keto)!)
10:50 km 21: 336 (Fällt er langsam oder ist das Messungenauigkeit? Jedenfalls steigt er nicht... Auch wenn die 1,5 IE Bolus zu verpuffen scheinen.)
11:05 km 24: 347 (In 1 km ist wieder ein Diabetesstand, da halte ich an und werde im Blut Keton messen lassen! - Aber dummerweise habe ich vor lauter Menschen den Stand verpasst... Mist!)
11:25 km 28: 308 (Gott sei Dank, es ist eindeutig, der Zucker fällt!)
11:55 km 34: Diabetesstand (Schnell! BZ und Ketone messen! - BZ: 267, Ketone: 0,6 - Telefonat mit der Diabetes-Stelle im Ziel: Abbruch oder Weiterlaufen? - Antwort: Bei fallenden BZ keine Keto-Gefahr, weiterlaufen und VIEL VIEL TRINKEN. - Das habe ich die ganze Zeit schon gemacht: alle 5 km 0,4 Liter. Also das, was der Körper gerade noch so in 25 Minuten resorbieren kann. Übrigens: Das Gefühl des trockenen Munds aufgrund des hohen BZs war ätzend!)
12:35 Ziel bei km 42: Diabetesstand BZ: 242, Ketone 1,0 (Meine Angst, mich doch in einer Ketoazidose zu befinden, wurde zerstreut, denn ich befände mich in voller Fettverbrennung, und da würden halt Ketone gebildet, das wäre bei jedem 'gesunden' Läufer in der Fettverbrennung auch so. - Ich solle jetzt korrigieren, BR auf 80% hochstellen, und etwas essen und vorallem TRINKEN. - Also neuer Katheter gesetzt (am Stand vorrätig), 5 IE Korrektur, 2 Äpfel und 1,5 Liter Wasser.)
13:05: beim Verlassen des Diabetesstands im Ziel: BZ 196, Ketone 1,6
15:00: irgendwo in Berlin BZ 98, alle weiteren BZ-Werte des Tages 80-100
Bin natürlich höchst unglücklich über diesen enormen, für mich nicht hinreichend zu erklärenden Anstieg und den Verlauf des BZ während des Marathons. Ohne dass ich auch nur ein Gramm Kohlenhydrate während des Laufs zugeführt habe, blieb der BZ auf hohem Niveau konstant stehen. Was mit meinen Trainingserfahrungen und bisherigen Läufen in diesem Jahr (10 km, 25 km und 2x Halbmarathon) so überhaupt nicht übereinstimmt (da führte das im Wettkampf gelaufene schnellere Tempo zu einem deutlich ausgeprägteren Abfall des BZ, was ich durch entsprechende BE-Aufnahme während des Laufens ausgeglichen habe).
Pumpenalarme habe ich überprüft: Keinen Eintrag.
Stahl-Katheter: Am Abend vorher gesetzt und funktionierte einwandfrei (siehe BZ) bis zum Start.
BEs: Wie immer vor dem morgendlichen Laufen (Toastbrot mit Diät-Marmelade, die gleichen, die ich immer esse).
Wahrscheinlich lässt sich dieses Phänomen nicht lösen, aber irgendwas lief da anders als sonst...
Langer Bericht, vielleicht helfen die Informationen irgendjemand, ich werde trotzdem weiterlaufen (denn ich halte diesen Verlauf, der erfreulich hinsichtlich der nicht nötigen BE-Aufnahme, unerfreulich hinsichtlich des BZ-Verlaufs ist, für ein einmaliges Phänomen), see you beim Berlin Marathon 2007 (mit vorbildlicher Diabetes-Betreuung),
Andreas