Autor Thema: Ich bin wieder da... und genau so schlau wie vorher!!!  (Gelesen 7397 mal)

Offline Firegirl

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Re: Ich bin wieder da... und genau so schlau wie vorher!!!
« Antwort #20 am: Februar 14, 2006, 22:04 »
Nicht wirklich! Ich hab mir schon den Kopf darüber zerbrochen, aber ich finde keinen Grund. Er hat kurz vorher den Arbeitsplatz gewechselt, und seit dem kümmert er sich nicht mehr um seinen Diabetes...

Ich verstehe nur nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hatte.
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Offline Susanne

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Re: Ich bin wieder da... und genau so schlau wie vorher!!!
« Antwort #21 am: Februar 14, 2006, 22:08 »
Hallo Firegirl!

Hm..seit ich heute Deine Beiträge gelesen hab, denke ich immer wieder dran und möchte versuchen auch darauf zu antworten.

Vorneweg:  Deine Geschichte erinnert mich sehr an eine, die ich ein wenig kenne - also ich hoffe, dass nicht ICH die Diabetologin bin, zu der Du nächste Woche gehn wilst (ich hatte grad erst so eine Anfrage). Also falls Du in Wien wohnst und zu mir kommen möchtest, schick mir bitte gleich eine PM, denn dann möchte ich hier nicht mitreden.


Hier völlig ungeordnet und nicht gut ausformuliert meine Gedanken - es ist schon spät und ich muss noch arbeiten:

Ich möchte Dich ermuntern, doch alles ein klein wenig lockerer zu sehen: Du schreibst im letzten Thread "..ist er zwischen 7,2 und in ganz schlechten Zeiten bei 7,8, letztens hatte er sogar 7,0"...


Ich weiß ja nicht wies jetzt ist - aber in Zeiten des "Diabetes-Burnout" ist 7,0 doch gar nicht so schlecht!

Glaub mir, ich _weiß_ um Spätschäden und hab auch genug davon gesehen um um die Wichtigket einer guten Einstellung zu wissen - aber ich weiß auch, dass es in ( fast?) JEDEM Diabetiker-Leben Zeiten des "Burnouts" gibt, wo einfach nichts mehr geht, wo man sich einfach nicht so perfekt um den Diabetes kümmern _kann_. Viele hier im Forum kennen/kannten solche Zeiten - nicht jeder kann immer zum "5er-Cub" gehören! Und die, die hier mitschreiben, sind hoch motiviert und in gewissem Sinn eine tolle "Positiv-Auslese", was Wissen, Motivation und Bereitschaft zum Gedanken- und Erfahrungs-Austausch anbelangt.

Den Diabetes gut zu führen, wird natürlich vor allem in Stress-Zeiten schwierig - Du schriebst von einem großen Umzug, heisst das auch berufliche Veränderung für Deinen Mann?

Ich denke, Angela hatte damals im alten Thread schon recht, als sie gleich eingehakt hat: " wenn er nur zweimal täglich spritzt, hat er denn dann keine ernsten Probleme" ( sinngemäß zitiert). Nach dem. was Du da anfangs geschildert hast, hätte ich jedenfalls ein HbA1c höher als 9 erwartet!

Ich glaube nicht, dass Gespräche oder Unter-Druck-Setzen viel bringen. Nur Kummer und Stress auf beiden Seiten und auf Dauer eine ernste Gefährdung der Partnerschaft.

Letzlich ist es die Entscheidung Deines Mannes, von Tag zu Tag, wie er mit dem Diabetes umgeht. Klar, Du machst Dir Sorgen wegen der Spätschäden.....

nur: das ist Dein Teil - und immerhin kann jeder von uns schon morgen aufgrund eines Unfalls schwer behindert sein ( udn dann ist es ziemlich egal, ob man selbst oder der andere Autofahrer "schuld" war)

Ich glaube, wenn man in einer festen Beziehung lebt, ist es schon wichtig, immer wieder für _sich selbst_ zu klären, wieweit man da wird mitgehen können, wenns dem anderen mal wirklich schlecht geht und er/sie Pflege oder Hilfe braucht... dass das alles dann, wenns soweit ist, eventuell wieder ganz anders aussieht ist auch klar, aber darüber nachdenken find ich schon wichtig und gut. Du bist wegen des Diabetes Deines Mannes näher an solchen Problemen dran und daher irgendwie immer wieder gezwungen, Dir solche Fragen zu stellen.

Ich weiß nicht, wie hoch das HbA1c Deines Mannes jetzt ist - aber wenns wieder unter 8 ist - wie wärs dann mit gar nicht viel Kommentar, nur ein wenig Anerkennung? Denn auch ein HbA1c von unter 8 bekommt man nciht "geschenkt", dafür muss man doch schon einiges tun.... ich denk mir, du könntest sowas sagen wie "boah ist doch gar nicht so übel in so schwierigen Zeiten!" - aber nur, wenn du das wirklich vorwurfsfrei und ehrlich rüberbringst. Denn wenn da auch nur eine Spur Kritik mitklingt, könnte es sein, dass Dein Mann sich noch mehr verschließt.... und sich dann auch nciht besser um seinen Zucker kümmert.

Ich habe selbst einen Sohn, der auf regelmäßige Tabletten-Einnahme, halbwegs zur selben Zeit und in exakter Dosierung _angewiesen_ ist - ist kein Diabetes aber wenn er damit schlampt gehts ihm schlecht und es kann auch unangenehme Folgen haben - ich kann daher vielleicht ein klein wenig nachvollziehen wie schwer das ist, die Verantwortung ganz beim anderen zu lassen ( mein Sohn ist schon 18 und nun schon eine ganze Weile natürlich selbst für die Therapie verantwortlich). Und ich habe einige Diabetiker als Freunde - manche gut, manche weniger gut eingestellt, und hab vielen von ihen schon ungerührt zugesehen bei ihrem Altag.. natürlich ist das in einer Partnerschaft viel schwieriger, trotzdem:  ich bin überzeugt davon, dass das der einzige Weg ist - Dein Mann ist der Diabetiker, nicht Du!

Unterstützen kannst Du ihn meiner Meinung nach nur, indem Du, falls Du kochst, Dinge kochst, deren BE-Gehalt einfach einzuschätzen ist, und ev. auch mal ( selten!) dazusagst: "ich habs ausgerechnet, der Kuchen hat 3,5BE". Aber wirklich nur nebenbei und ohne Vorwurf und ohne darauf zu schielen ob er missst oder spritzt.

Denn sonst, fürchte ich, wird der Diabetes immer mehr zum beherrschenden Thema in Eurer Partnerschaft - auch wenn Ihr nicht jeden Tag darüber redet, ist das "Thema Nummer 1" unterschwellig immer präsent...und das ist pures Gift für jede Beziehung.

Du wilst doch JETZT eine gute Beziehung zu Deinem Mann, zum Vater Deiner Kinder haben , Du liebst ihn JETZT.- Keiner von uns kann wissen, was in einigen Jahren ist....

Was vielleicht auch gut wäre: dass Du ihm gegenüber nur mehr das ansprichst, was es für Dich so schwierig macht, so auf die Art:" Schatz, Du hast einfach Pech dass ich Krankenschwester bin -  der Diabetes ist alleine Deine Sache, das weiß ich ja vom Kopf her aber es ist oft SOOO schwer den Diabetes auch wirklich Dir zu lassen - immer wieder glaub ich, dass ich mich einmischen muss. Mag ich eigentlich nicht und ich weiß dass das nicht gut für uns ist, aber es passiert immer wieder mal - aber ich bemüh mich ehrlich, Dich mit dem Diabetes in Frieden zu lassen..."
"nur - wenn ich selbst grad müde bin oder nicht so gut drauf und ich sehe dass du nicht spritzt, dann macht mcih das rasend - ds ist ber ganz aleine  MEINE Angst! Ich arbeite ehrlich dran, das gar nicht mehr zu bemerken, aber es gelingt mir noch nicht immer..."

Ich erinnere mich gut an ein Abendessen mit einer sehr sehr engen Freundin, die  in der Pizzeria 2 x Lachs-Spaghetti, ein Tiramisu und 3 Glas Pfirsichwein(!!!) verdrückte - und dabei weder gemessen noch gespritzt hat... wir hatten lange schon vereinbart, dass der Diabetes ihre Sache ist, und dass wir nur darüber reden, wenn wir vorher vereinbaren "jetzt reden wir als Ärztin/Diabetikerin" - aber an diesem Abend hab ich meine ganze Beherrschung gebraucht! Und es hat sehr wehgetan - aber Kritik häte sie nur noch zusätzlich verletzt....

Eine rein praktische Frage ist mir noch eingefallen.
warum kann denn Dein Mann in der Arbeit nicht messen, wenn er das Messgerät zuhause vergessen hat? Ja hat er denn kein zweites? Wenn nein, dann kümmert Euch doch drum! Jeder kann das Messgerät überall vergessen, ich denke, ein Typ1-Diabetiker sollte wirklich zumindest  ein 2. in der Arbeit haben! Dann müsstest Du auch nciht immer das Gefühl haben "er tut in der Arbeit gar nichts für seinen Zucker". ich denke, das stimmt nicht -kann mir kaum vorstellen, dass das Hba1c um die 7 ist, wenn er nicht auch tagsüber wenigstens einigermaßen für die BE spritzt. Und er käme sich weniger kontrolliert vor. Klar ersetzt das nicht eine Protokoll-Führung, aber vielleicht brauchst Du einfach noch einige Geduld, bis das auch wieder klappt - Dein Mann weiß ja wies geht!

Ales Gute Euch beiden!
Susanne
Die Zuckertante grüßt und wünscht allzeit gute Werte!
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Offline Angela

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Re: Ich bin wieder da... und genau so schlau wie vorher!!!
« Antwort #22 am: Februar 15, 2006, 07:43 »
Nicht wirklich! Ich hab mir schon den Kopf darüber zerbrochen, aber ich finde keinen Grund. Er hat kurz vorher den Arbeitsplatz gewechselt, und seit dem kümmert er sich nicht mehr um seinen Diabetes...

Ich verstehe nur nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hatte.
Naja das könnte aber schon damit zusammenhängen. Weißt du ob er dort seinen Diabetes gemeldet hat? Vielleicht hat er Angst dort Schwierigkiten zu bekommen? Das machen viele so. Z.B. die Firma meiner Schwester weiß auch nicht das sie Diabetes hat....... finde ich zwar nicht richtig, aber sie will es so.
War das in der alten Firma auch schon so?

Susanne:
Ich weiß nicht, ich kann dir da nicht so ganz zustimmen. Ich weiß es sagen immer alle Diabetes ist Sache des Diabetikers selbst. Das finde ich nicht so ganz. Wenn man verheiratet ist sollte das eigentlich den Partner auch angehen und man sollte da nicht alleine dastehen sondern immer den Partner zur Seite haben. Ich finde halt das man, wenn man verheiratet ist oder eine Partnerschaft hat, alles teilen sollte und auch die Hilfe das anderen annehmen sollte. Und einfach nur wegschauen würde ich auf keinen Fall. Wenn ich wüßte das Martin nicht auf sich achten würde, würde ich doppelt so viel auf ihn achten, einfach weil ich ihn  liebe und noch länger an meiner Seite haben wollen würde. Ich würde nie einfach sagen, ist seine Sache. Und ich denke Firegirl denkt auch so.
Die Gefahr ist immer das man einfach gar nicht mehr auf sich achtet, und das soll nicht sein.
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Offline Telefonjoker

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Re: Ich bin wieder da... und genau so schlau wie vorher!!!
« Antwort #23 am: Februar 15, 2006, 16:09 »
> Ich glaube nicht, dass Gespräche oder Unter-Druck-Setzen viel bringen. Nur Kummer und Stress auf beiden Seiten und auf Dauer eine ernste Gefährdung der Partnerschaft.
> Letzlich ist es die Entscheidung Deines Mannes, von Tag zu Tag, wie er mit dem Diabetes umgeht. Klar, Du machst Dir Sorgen wegen der Spätschäden.....

Das ist genau der Punkt! Er sollte motiviert sein, aber Vermeidung von A***tritten oder Trennung oder Beziehungsärger motiviert eben immer nur einige Tage oder Wochen, bis die akute "Gefahr" vorbei ist. Und danach hat das Gemecker oder die Drohungen eher geschadet als genützt.

Die Motivation (und die Akzeptanz seines Diabetes), die dein Mann braucht, muss wesentlich tiefer liegen. Er muss davon überzeugt sein, daß es für ihn eine existenzielle Notwendigkeit ist, mit seinem Diabetes klarzukommen, und zwar nicht für dich, Firegirl, und eure Familie, sondern erstmal ganz allein für SICH (obwohl ihr dabei natürlich auch eine ganz erhebliche Rolle spielt). Wenn das der Fall ist, wird er sich schon kümmern. Solange er das nicht denkt, sondern sich nur zur Vermeidung von Beziehungsstress kümmert, wird das nie lange halten.
 
Nur, wie stellt man das an?
:biker: Viele Grüße...Frank :biker:

Offline dramaqueen

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Re: Ich bin wieder da... und genau so schlau wie vorher!!!
« Antwort #24 am: Februar 17, 2006, 21:19 »
@ Susanne:
Ich fand dein posting super!
Wie vielleicht schon einige hier wissen, habe ich selber (auch jetzt noch, 29 Jahre nachdem ich daran erkrankte) mit ähnlichen Problemen bezüglich meines eigenen Diabetes zu kämpfen. Deine Ratschläge fand ich sehr hilfreich und verstehe sie auch keinesfalls als ein Wegschauen, wie hier gesagt wurde. Im Gegenteil: Es ist eine anderes Hinsehen und ein Ernstnehmen des anderen als eigenverantwortliche Person. Ich kann mir vorstellen, wie schwer es ist, als Partner dabei zusehen zu müssen, wie der Liebste sich so unverantwortllich verhält! Aber dennoch muss man ihm die Verantwortung selbst überlassen und kann sie ihm nicht abnehmen - so gerne man es vielleicht möchte.
@ Firegirl:
Wie ich das verstehe, fehlt es deinem Mann ja weniger an Wissen sondern offenbar ganz stark an Motivation im Moment. Da kann man sich dann dies 'zartfühlenden' Hinweise auf drohende Folgen wohl getrost sparen, denn die dürften ihm ausreichend bekannt sein.
Ich denke auch, dass es ganz wichtig ist, dass bei ihm ankommt, dass er und sein Wohlergehen dir sehr viel bedeuten. Aber auch in dieser Diabetes-Krise ist er immernoch mehr als nur die Krankheit... Wenn du ihm ohne Druck signalieren kannst, dass du ihn gerne unterstützt, wo er deine Hilfe möchte, dann hat er auch die Freiheit, sich zu entscheiden, die Hilfe anzunehmen oder nicht.
Deinen Mann noch mehr zu bedrängen und zu kontrollieren halte ich für ziemlich riskant. So kann er sich doch irgendwann nur noch total in die Ecke gedrängt fühlen.
Du musst wahrscheinlich wirklich für dich klären, ob du es aushältst, ihm das alles selbst zu überlassen und dich da weitestgehend rauszuhalten, so lange du nicht 'gefragt wirst'. Vielleicht kannst du dir ja dafür auch Hilfe von außen holen?
Und die würde ich natürlich auch deinem Mann sehr wünschen! Professionelle Hilfe (z.B. von einem Therapeuten) dabei, dass er sich wieder mehr wert ist und sich wieder wichtiger nimmt. Denn das scheint er im Moment ja nicht zu tun und solange dass nicht da ist, kann er sich wahrscheinlich auch nicht gut um sich und den Diabetetes kümmern.
Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute!

lg,
dramaqueen
Man muss die Welt nicht verstehen.
Man muss sich darin zurechtfinden.
(Albert Einstein)