Autor Thema: BZ Werte und Stress  (Gelesen 22758 mal)

Offline ralfulrich

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Re: BZ Werte und Stress
« Antwort #30 am: November 10, 2005, 15:17 »
Hallo zusammen,

wenn jemand so ausgeprägt auf Streß reagiert, könnte man auch vorübergehend ein Psychopharmaka in Betracht ziehen. Ich selbst hatte anfangs auch mal das Problem. Habe es dann mit Tolvin gut in den Griff bekommen...

Grüße
Ralf
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Offline Adrian

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Re: BZ Werte und Stress
« Antwort #31 am: November 10, 2005, 16:44 »
Hallo Melanie

Bei 15 bis 17 Stunden Arbeit würde ich auch ziemlich unter Stress stehen. Vor allem, dass dann ja kaum Zeit zum Schlafen bleibt, wenn man auch noch Essen, ... muss. Bei so wenig schlaf wäre ich nach ein paar Tagen schlichtweg krank (Erkältung, auch im Sommer), so dass alleine schon dadurch mein BZ viel zu hoch wäre. Das würde (bei mir) auch die "Nachwirkung" erklären.

LG|Adrian
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Offline bootysnatcher

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Re: BZ Werte und Stress
« Antwort #32 am: November 11, 2005, 14:25 »
Halo Ralf,

es gibt tatsächlich ein Psychopharmaka gegen Stress? Dass muss doch sicher verschrieben werden? Wie hast Du das Deinem Arzt gesagt, also welche Indikation muss dafür vorliegen dass er es verschreibt? Wie wirkt das denn genau? Wird man dann ruhiger oder was?
Finde ich ja äusserst spannend, wüsste aber im Moment nicht so recht ob ich das dann wirklich nehmen würde, ist ja schon recht heftig.

Hallo Adrian
viel länger als ein paar Wochen hält man es tatsächlich nicht aus mit so wenig Schlaf. Aber bei mir wird da immer so viel Adrenalin ausgeschüttet, da merkt man gar nichts mehr von der Müdigkeit/Hunger... Leider lässt sich das in meinem Job nicht vermeiden. War am Montag auch beim Arzt, der verständlicherweise entsetzt über meine Werte war. Er hat mir gesagt, dass ich mir ernsthaft überlegen soll den Job zu wechseln. Rein logisch betrachtet gebe ich ihm recht - ABER es ist halt mein Traumjob!
 

Dankeschön und viele Grüsse
Melanie

Offline LordBritish

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Re: BZ Werte und Stress
« Antwort #33 am: November 11, 2005, 15:16 »
es gibt tatsächlich ein Psychopharmaka gegen Stress? Dass muss doch sicher verschrieben werden? Wie hast Du das Deinem Arzt gesagt, also welche Indikation muss dafür vorliegen dass er es verschreibt? Wie wirkt das denn genau? Wird man dann ruhiger oder was?
Finde ich ja äusserst spannend, wüsste aber im Moment nicht so recht ob ich das dann wirklich nehmen würde, ist ja schon recht heftig.

Selbstverständlich müssen die verschrieben werden das sind keine so harmlosen Tabletten wie Halsschmerztabletten...  :zwinker:
Selbst die versträglichsten haben noch so ziemlich heftige Nebenwirkungen...
Aber wirken tun die ganz gut man wird ruhig und gelassen, schon fast zu gelassen...
Das beste ist erst hat man diese ganzen Nebenwirkungen weil man so etwas nimmt und dann hat
man die ganzen Nebenwirkungen weil man es abgesetzt hat, sind dann sozusagen Entzugserscheinungen  :lachen:
Die Werte waren zumindest bei mir dann auch absolut hoch 250-300  :knatschig:

Lord

Offline Joa

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Re: BZ Werte und Stress
« Antwort #34 am: November 11, 2005, 18:32 »
Hallo Melanie,


[Streß] ...  und dann hilft mir auch viel spritzen nicht wirklich weiter. Ich hab ein ganz aktuelles Beispiel. Wir hatten vor 3 Wochen eine von uns organisierte 3 Tages-Veranstaltung. Zwei Wochen im Vorfeld war der Druck enorm und wir haben ausserdem fast jeden Tag an die 15-17 Stunden gearbeitet. Meine Werte waren unkontrollierbar.

Egal wie viel ich gespritzt habe, die Werte sind nicht runter gegangen. Hab dann schon fast einen Korrekturfaktor von 10 gehabt und bin kaum mal unter 220 gekommen, egal wie viel ich gespritzt hab und obwohl ich die BE abgewogen habe  :kreisch: Und jetzt 3 Wochen danach bin ich immer noch am Einpendeln der Werte. Das geht leider nur sehr sehr langsam voran.

Ich glaube sowas nennt man nicht Streß sondern eher Lipolyse.

Gruß
Joa
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Offline Joa

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Re: BZ Werte und Stress
« Antwort #35 am: November 11, 2005, 18:42 »
Moin Ralf,

Ich habe nicht so viel Ahnung, aber wird aus Fett und Eiweis nicht auch Glucose synthetisiert (Gluconeogenese)? :gruebeln:
Wenn ja, müßte dafür ja auch Insulin gespritzt werden. Ist das dann der Basalratenanteil? :kratz:

Der Körper ist grundsätzlich immer irgendwo am regulieren des Zuckers, entweder durch Insulin (so vorhanden) oder durch
die Bereitstellung abgespeicherter Zuckervorräte (auch Fett wird ja aus Clucose gebastelt).

Das Basalinsulin dient dazu, genau so viel Insulin im Stoffwechsel bereitzustellen, dass dieser Regelautomatismus funktions-
fähig ist.

Daher sorgt beim Typ 1 eine funktionierende Basalinsulinmenge dafür dass er stundenlang automatisch einen konstanten
Blutzucker zwischen ca. 70 und 90 mg/dl hält, ohne irgendwas dran drehen zu müssen.
Da kann auch mal ein Keks dazu oder ohne Keks ein Spaziergang. Der BZ-Wert sollte bleiben.

Wie gesagt, alles auf einer richtig ausgelegten Basalrate (Basalinsulinversorgung)
Schon wird klar, warum das halt mit der Pumpe gut machbar ist, mit dem Pen eher weniger gut.

Gruß
Joa
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Offline Joerg Moeller

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Re: BZ Werte und Stress
« Antwort #36 am: November 11, 2005, 20:59 »
Zitat
Egal wie viel ich gespritzt habe, die Werte sind nicht runter gegangen. Hab dann schon fast einen Korrekturfaktor von 10 gehabt und bin kaum mal unter 220 gekommen, egal wie viel ich gespritzt hab und obwohl ich die BE abgewogen habe  :kreisch: Und jetzt 3 Wochen danach bin ich immer noch am Einpendeln der Werte. Das geht leider nur sehr sehr langsam voran.

Ich glaube sowas nennt man nicht Streß sondern eher Lipolyse.

Auch. Aber erstmal geht der BZ bei einigen durch Streß in die Höhe, das kann ich definitiv bestätigen. Ist er dadurch längere Zeit zu hoch (>140-160), dann beginnt die Lipolyse (=Fettabbau). Und dadurch wird der Körper unempfindlicher für Insulin, es muß also entsprechend höher dosiert werden. Und das nicht einmal, sondern konsequent. (Siehe: http://www.chrostek.de/teupe/lipolyse.html und http://www.chrostek.de/teupe/abc_bz.html#a6)
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Offline Joerg Moeller

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Re: BZ Werte und Stress
« Antwort #37 am: November 11, 2005, 21:03 »
Ich habe nicht so viel Ahnung, aber wird aus Fett und Eiweis nicht auch Glucose synthetisiert (Gluconeogenese)? :gruebeln:
Wenn ja, müßte dafür ja auch Insulin gespritzt werden. Ist das dann der Basalratenanteil? :kratz:

Korrekt. Jedenfalls zu einem großen Teil. Deswegen kann es ja auch zur Hypo kommen, wenn die Leber durch Alk-Abbau abgelenkt ist: sie schüttet dann keine Glucose aus; der Basalanteil wirkt aber trotzdem (Wenn man Basalinsulin spritzt)
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Offline Joa

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Re: BZ Werte und Stress
« Antwort #38 am: November 11, 2005, 22:04 »
Hallo Jörg,


Auch. Aber erstmal geht der BZ bei einigen durch Streß in die Höhe, das kann ich definitiv bestätigen. Ist er dadurch längere Zeit zu hoch (>140-160), dann beginnt die Lipolyse (=Fettabbau). Und dadurch wird der Körper unempfindlicher für Insulin, es muß also entsprechend höher dosiert werden. Und das nicht einmal, sondern konsequent. (Siehe: http://www.chrostek.de/teupe/lipolyse.html und http://www.chrostek.de/teupe/abc_bz.html#a6)

Danke für die Fundierung mit den Teupe-Quellen zur aktuellen Situation.  ;)
Ich war da grade etwas faul.  :-[

Ob der Start der Sache nun Stress oder ein relativer Insulinmangel zur Energieversorgung in einer intensiven körperlichen Belastung war, wissen wir nicht.

Aber natürlich stelle ich nicht in Abrede, dass Stress individuell den  BZ erst mal nach oben jagen könnte.

Stimmt aber die basale Insulinversorgung, geht er dann auch wieder runter?
Insbesondere, wenn geackert wird!

Weißt Du, ob (Nor)Adrenalin zu einer nachgehenden Resistenz führen kann?  :kratz:

Gruß
Joa
« Letzte Änderung: November 12, 2005, 00:06 von Joa »
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Offline Joerg Moeller

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Re: BZ Werte und Stress
« Antwort #39 am: November 12, 2005, 01:09 »
Aber natürlich stelle ich nicht in Abrede, dass Stress individuell den  BZ erst mal nach oben jagen könnte.

'Individuell' ist das ein gutes Stichwort. Bei einigen geht der BZ tatsächlich im Streß runter. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob das dann nicht körperlicher Streß mit vermehrter Bewegung ist.

Zitat
Stimmt aber die basale Insulinversorgung, geht er dann auch wieder runter?
Insbesondere, wenn geackert wird!

Dann ja, ansonsten nicht. Das wäre eher der Fall, wenn die Basalversorgung zu hoch ist. Schau mal auf die Mechanismen:
- Cortisol bremst die Postrezeptor-Signaltransduktion. Ein Insulin-Molekül erzeugt also weniger GLUT4, ist aber trotzdem verbraucht.
- Glykogenolyse/Gluconeogenese bringen mehr Glucose ins Blut (und dem Körper ist es wurscht, ob das von der Leber oder von einer Torte kommt). Dieses 'mehr' verschwindet also bei einer guten Basalversorgung nicht einfach so, sondern braucht einen Bolus.

Zitat
Weißt Du, ob (Nor)Adrenalin zu einer nachgehenden Resistenz führen kann?  :kratz:

Klar: wenn der hohe BZ nicht abgesenkt wird und die Lipolyse wegen des relativen Insulinmangels einsetzt. An den Hormonen selber liegt das also nur indirekt. (Die haben auch eine verdammt kurze Halbwertzeit)
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