Autor Thema: Diabetes Typ 1 und Erhöhtes Risiko für Corpuskarzinom.  (Gelesen 2669 mal)

Offline Malou

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Ich habe eine Frage: :hilfe:

Nach erfolgter Abrasio wegen suspektem Endometrium bei -Gott sei Dank - UNAUFFÄLLIGER Histologie ist mir die Empfehlung ausgesprochen worden, längerfristig eine Hysterektomie (LASH) vornehmen zu lassen.  :knatschig:

Begründet wird die Empfehlung mit einem erhöhten Risiko für ein Corpuskarzinom bei Diabetes mellitus Typ 1 und essentieller Hypertonie.

Kennt jemand eine seriöse Studie dazu?

Bei Recherchen im Internet bin ich häufiger über die Behauptung gestolpert, dass Typ 2er ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebserkrankungen haben. Aber behaupten kann ja jeder irgendwas. Ich würde gerne die Studie dazu lesen.

Und wenn es diese Studie geben sollte ist fraglich, ob man die Typ 1 er da einfach so einschließen kann.

Kann jemand helfen?

Ich laufe von Arzt zu Arzt und jeder hat eine andere Meinung dazu. :kreisch:

Viele Grüße

Malou

Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetes Typ 1 und Erhöhtes Risiko für Corpuskarzinom.
« Antwort #1 am: Oktober 06, 2016, 10:00 »
Ist das alte Lied: frag 3 Leute und du kriegst 5 Meinungen.

Studien kenne ich zwar nicht dazu, aber es lässt sich physiologisch herleiten: DM1er spritzen in der Regel mehr Insulin, als der Körper selbst ausschütten würde, wenn die Betazellen das regeln. Zum einen liegt es daran, dass ein Teil des Insulins in der Subkutis schon degradiert wird, zum anderen kommt da der fehlende First-Pass-Effekt in der Leber zum Tragen, der für einen unphysiologisch hohen Insulinspiegel sorgt.

Bei DM2 liegt gerade in der Anfangsphase ein solch unphysiologisch hoher Insulinspiegel vor, weil die Betazellen aufgrund des hohen BZ immer weiter Insulin ausschütten, das aber wegen der Resistenz nicht den BZ-senkenden Effekt hat, den es eigentlich haben sollte.

Insulin hat aber neben der BZ-senkenden auch andere Wirkungen, z.B. eine Affinität zum IGF-1-Rezeptor, der das Zellwachstum anregt. Und das eben nicht nur auf gesunde Zellen.

Daher wirkt in beiden Fällen das Zuviel an Insulin eben vor allem auf die (entarteten) Zellen, die mehr dieser IGF-1-Rezeptoren tragen.

Um dein Risiko einschätzen zu können reicht es aber nicht aus, nur deinen Status "Ist Diabetikerin" einzubeziehen. Da gehört auch eine gründliche Anamnese dazu, weswegen du das am besten mit einem erfahrenen Gynäkologen abklären solltest.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Malou

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Re: Diabetes Typ 1 und Erhöhtes Risiko für Corpuskarzinom.
« Antwort #2 am: Oktober 06, 2016, 18:23 »
Danke für deine Antwort, Jörg.

Die Empfehlung aufgrund des erhöhten Risikos kommt von einem Arzt, der seit mehr als zwanzig Jahren Chefarzt der Gyn in einer Klinik ist.

Meine Internistin und die niedergelassene Gyn halten seine Aussage für unbegründet.
Und je mehr Leute man fragt, desto mehr Meinungen kommen zusammen.

Ich bin Privatpatientin und möchte darüber sicherlich nicht grundsätzlich klagen, habe aber nicht selten meine Zweifel,  ob gewisse Untersuchungen oder in diesem Fall eine OP wirklich notwendig sind, oder ob man einfach nur daran verdienen möchte.

Das berühmte Geschäft mit der Angst?!?!?  :kreisch:
Viele Grüße

Malou

Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetes Typ 1 und Erhöhtes Risiko für Corpuskarzinom.
« Antwort #3 am: Oktober 07, 2016, 11:42 »
Ich bin Privatpatientin und möchte darüber sicherlich nicht grundsätzlich klagen, habe aber nicht selten meine Zweifel,  ob gewisse Untersuchungen oder in diesem Fall eine OP wirklich notwendig sind, oder ob man einfach nur daran verdienen möchte.

Ja, gerade bei Hysterektomien kann ich das gut nachvollziehen. Ich erinnere mich da an einen Report im TV, dass viel zu viele Hysterektomien völlig unnötig durchgeführt würden.

Ich ziehe bei solchen Fragen eigentlich immer eher die Meinung von jemanden in Betracht, der daran nichts verdienen würde, sich aber trotzdem in der Thematik auskennt.
Wenn du schon länger bei deinem niedergelassenem Gyn bist, sollte der dich eigentlich gut genug kennen, um das über statistische Wahrscheinlichkeiten hinaus zu beurteilen.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Malou

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Re: Diabetes Typ 1 und Erhöhtes Risiko für Corpuskarzinom.
« Antwort #4 am: Oktober 07, 2016, 22:12 »
Das Problem ist nur, dass der niedergelassene Gyn natürlich nichts an der Hysterektomie verdienen würde, aber sehr wohl an den engmaschigen Kontrollen, wenn ich die OP gerade nicht durchführen lassen würde.


Viele Grüße

Malou

Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetes Typ 1 und Erhöhtes Risiko für Corpuskarzinom.
« Antwort #5 am: Oktober 10, 2016, 13:35 »
Ist dann letzten Endes eine Frage, wem du mehr vertraust. Wenn der aus dem KH als Begründung mehr zu bieten hat als "was raus ist, kann nicht entarten", dann würde ich eher dem beipflichten. Wie schon gesagt: mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit allgemein würde ich mich nicht zufrieden geben.

Viele Grüße,
Jörg
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