Hallo Kladie,
der springende Punkt ist, dass Du davon ausgehst, dass das Libre in 95% der Fälle zu niedrig anzeigt und hast das mit einem Gerät geprüft, das seinerseits ebenfalls 15% Toleranz hat und potentiell Dein Vergleichswert auch schon kappes ist.
Aber ich bin da völlig bei Dir, dass das Libre dazu neigt, tendentiell niedrigere Werte anzuzeigen! Ich gehe einfach davon aus, dass das sogar systembedingt so gewünscht ist, da in USA Hypos nach wie vor gerne verteufelt werden (wohingegen Ketoazidosen, die unweigerlich unbehandelt zum Tode führen eher weniger im Fokus stehen).
Abbott hat da ein schwieriges Marketing-Minenfeld betreten: Einerseits brauchen sie als Verkaufsargument die lange Liegezeit des Sensors, um ihn überhaupt wirtschaftlich darstellen zu können und nat. zusätzlich auch eine Ersparnis für wegfallende Streifen (die sie rein rechtlich nat. immer noch für schwierige Situationen empfehlen), erst dann lässt sich das System wirtschaftlich darstellen.
Und dann dort tendentiell auf Nummer sicher zu gehen in den 2 Wochen, den Leuten eher mal früher zu sagen, sie sollen ihre Hypos bekämpfen ist fast schon nicht verwerflich: Den allermeisten Diabetikern wird es enorm helfen von einem grottigen 1C runterzukommen und die, die top eingestellt sind und wissen was sie tun, müssen sich dann nur nicht bei jedem roten Wert des Libres sofort verrückt machen lassen (das meinte ich mit zusätzlich auf den Körper hören).
Ich kann gut damit leben, wenn mir das System tendentiell eher zu wenig, dafür aber immer und jederzeit abrufbar überhaupt etwas anzeigt und das noch mit einem Richtungspfeil gekoppelt. Meine praktische Einstellung hat sich wirklich enorm verändert bei 2 Situationen, wo ich früher im Blindflug war:
Morgens nach dem Nüchternwert habe ich mit leidlichem Drück-Ess-Abstand gefrühstückt und zum Mittag war ich wieder bestens im grünen Bereich. Seit dem Libre weiss ich, dass ich morgens nicht mal Hypo-BEs einwerfen muss, denn durch die Hormonelle Situation nach dem Aufstehen geht bei mir der BZ ab wie eine Rakete ohne Insulin. Ich scanne morgens und selbst bei einer Hypo gibt's sofort den Essensbolus (inkl. Aufstehinsulin), die Hypo ist selbst mit Insulin (das ja eben gar nicht sofort wirkt) in kürzester Zeit ohne BE weg. Das ist für den Kopf nicht ganz einfach gewesen und habe ich aber vor allem nur Dank des Libres gemacht (insofern ist das nicht allgemeingültig empfehlenswert)
Das zweite sind Sportsituationen: Ich habe dort früher immer bei Normwerten am Start schon gleich BEs draufgefuttert. Brauche ich aber gar nicht, weil ich scheinbar in einem Match oder Training gleich so unter Strom stehe, dass der BZ von ganz alleine steigt. Heute esse ich gegen Ende der Belastung was drauf, allenfalls ab Mitte des Spiels und komme wesentlich besser durch den Sport.
Klar beides sind Erkenntnisse, die -wenn man sie einmal erkannt hat- auch in Zukunft ohne Libre handhabbar sind und deshalb habe ich anfangs auch immer gesagt, ja super zum Einjustieren aber brauche ich nicht dauerhaft.
Jetzt bin ich aber so weit, mich voll und ganz darauf einzulassen und mich auch darauf zu verlassen, selbst mit der Gewissheit, dass auch mal ein Sensor suboptimal anzeigt, das System insgesamt vielleicht tendentiell zu wenig anzeigt, denn das Hauptargument ist wie bei allem: Das Libre ist halt einfach scheisse bequem.
Meine lädierten Fingerkuppen betteln sowieso um jeden Sensor
Viele Grüße, Alf.