Autor Thema: SEA 60 min. noch normal?  (Gelesen 8571 mal)

Offline Cimba

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SEA 60 min. noch normal?
« am: Oktober 23, 2013, 19:52 »
Hallo,

ich esse gerne Hanuta und zwar auch nicht nur eines am Tag, sondern mehrere auf einmal. Mein 1 Stunden Wert war dann immer sehr bescheiden (über 200) und nach 3-4 Stunden landete ich fast immer in einer Unterzuckerung.

Also habe ich mal mit dem SEA (Spritz-Ess-Abstand) gespielt und mich erst gespritzt und dann mal gewartet, wie lange es braucht, bis mein BZ sinkt und war über das Ergebnis sehr überrascht!

Ich spritze Novorapid (in den Bauch), von dem man ja eigentlich sagt, das es innerhalb von 10-20 min wirken soll, aber bei um die 25 Einheiten braucht es locker 45-60 min., bis der BZ anfängt zu sinken.

Ist das normal und die Werbeversprechen schlicht gelogen, oder stimmt etwas bei mir nicht?

Gruss, Cimba

Offline Frau_Holle

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Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #1 am: Oktober 23, 2013, 20:57 »
Was ist schon normal?
Ich kann nur für mich schreiben: 25 Einheiten Novorapid spritzen und dann 45 Minuten warten, würde mich wahrscheinlich in eine Hypo versetzen, bei der ich Fremdhilfe benötige.

Spritzt Du die 25 Einheiten in eine Stelle oder verteilst Du?
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Liebe Grüße
Manuela





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Offline Gyuri

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Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #2 am: Oktober 23, 2013, 21:03 »
Ob das bei Typ1 "normal" ist, kann ich nicht beurteilen. Von meinem Vater (stark übergewichtiger Typ 2) weiß ich aber, dass der mit Humalog einen SEA von einer Stunde ausgetüftelt hat. Mein Diabetologe meinte dazu, dass sei oft so bei solchen Leuten. Ich halte aber meist mit Novorapid einen SEA von 15 bis 30 Minuten ein, habe aber meine PP-Werte noch nie genauer untersucht. Nur wenn ich Pizza oder so fettiges, eiweißreiches Zeug esse, spritze ich einen Teil immer erst nach dem Essen und verringere somit meine BZ-Spitzen nach 3 bis 5 Stunden etwas.

Zu den Versprechungen der Insulinhersteller:
Beim Lantus wird auch behauptet, die Wirkkurve sei über den größten Teil seiner Wirkzeit flach wie ein Brett. Zumindest bei mir ist das ganz und gar nicht so. Ich bekam früher in der Nacht gelegentlich Hypos. Dann empfahl mir mein Arzt ich solle mal in der Früh Lantus spritzen. Promt hatte ich die Hypos gegen Mittag. Weil mein BZ am Abend eh immer zu hoch ist, sollte ich dann erst gegen Mittag Lantus spritzen und wie erwartet verbesserten sich dadurch meine Abendwerte. Die besonders flache Wirkkurve von Lantus hat sich bei mir jedenfalls nicht bestätigt.
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Archimedes

Offline Cimba

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Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #3 am: Oktober 24, 2013, 09:13 »
Was ist schon normal?
Die Antwort hör ich von meinem Diadoc auch immer ;)

Ich spritze an einer Stelle, hab es auch mal verteilt an 2 Stellen probiert, das brachte aber, was den SEA anging, nicht wirklich was.

Offline Adrian

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Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #4 am: Oktober 24, 2013, 10:10 »
Eine Faustregel, die ich von meinem Diabetologen bekommen habe besagt:

7 Einheiten schnelles Analogon brauchen um zu 90% resorbiert zu sein 2,5 Stunden.
3fache Dosis -> doppete Zeit.

2,5h * 2^(ln(25E/7E)/ln(3)) = ca. 5,58 Stunden

... und da kommen dann noch weitere 10% an Insulin und "resorbiert" heißt auch noch nicht gewirkt.
Wenn das deine übliche Dosis ist, dann ist es kein Wunder, dass du einen so langen SEA brauchst, bei der langen Wirkdauer.

In der Früh brauche ich bei 6,4 Einheiten Humalog oder Novorapid auch schon eine halbe Stunde.

lg
Adrian
Cozmo mit Humalog 

Offline Hobbit

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Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #5 am: Oktober 24, 2013, 10:42 »
Frage zur Technik: Wie so oft muss ja der richtige SEA durch Trial & Error herausgefunden werden. Wie oft habt ihr denn nach den Mahlzeiten gemessen, um den für euch vorteilhaftesten SEA zu definieren? Messungen PP-1h und PP-2h sind ja dann fast schon zu wenig, oder?
Diabetes ist kein Zuckerschlecken

Offline Gyuri

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Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #6 am: Oktober 24, 2013, 12:09 »
(…) Wie oft habt ihr denn nach den Mahlzeiten gemessen, um den für euch vorteilhaftesten SEA zu definieren? Messungen PP-1h und PP-2h sind ja dann fast schon zu wenig, oder?
Also ich habe dazu überhaupt nichts gemessen, sondern den Rat meines Diabetologen befolgt. Es gibt aber eine Methode, die ich von einem Bekannten erfahren habe.
Er setzt sich, aufgrund von irgend welchen Studien für eine, zwei, drei Stunden nach dem Essen die Obergrenzen 140 - 120 - 100 mg/dl. Läge er irgendwo drüber, müsste er entsprechend anders spritzen. Das soll aber nicht bedeuten, dass man ständig drei pp-Messungen machen muss.

Allerdings wird die Wirkkurve ganz entscheidend durch das bestimmt sein, was man gegessen hat. Bis man also auf diese Weiße seinen SEA ertastet hat, sind so schon ein paar Messungen nötig, die mir bisher einfach zu viel Arbeit beim Auswerten abverlangen würde. Da ist man mit Trial & Error bzw. Erfahrung des Facharztes sicher schneller am Ziel.  :zwinker:
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Archimedes

Offline Cimba

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Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #7 am: Oktober 24, 2013, 13:25 »
@Adrian: danke, deine Formel hattest du mir schon mal gepostet und ich hab sie auch gleich notiert, die finde ich sehr hilfreich, nur sagt sie halt nicht aus, wann dann das Insulin auch anfängt, nennenswert zu wirken.


@Hobbit: bei mir ist es eigentlich so, das "typische" Inhaltsstoffe einen größeren SEA brauchen, weil sie sozusagen gleich vom Mund ins Blut schiessen. Bei mir sind das z.B. Weißmehlprodukte und Vergleichbares, was vom Körper sehr schnell verarbeitet werden kann. Bei diesen Produkten reicht eigentlich schon die 1h Messung aus, wenn die deutlich zu hoch ausfällt, weiß ich, das ich den SEA deutlich ausdehnen muss, eben bis zu der Zeit, wo das Insulin langsam anfängt, zu wirken.

Das einsetzen der Wirkung habe ich halt mit der Methode ausprobiert, daß ich mir nach Verpassen der Insulindoso im 30 min. Abstand gemessen habe und gewartet habe, bis der BZ dann gesunken ist. Oder alternativ eben mit dem 1h Wert gesehen habe, ob der SEA so passt.

Offline Trüffel

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Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #8 am: Oktober 24, 2013, 13:54 »
Also auch bei einer Aufteilung auf zwei Abgaben sind das immer noch ziemlich hohe Dosen - für meinen Geschmack. Ich würde schon ab 10 IE teilen.

Als Hauptwirkzeit würde ich ab 1 h der Dosisabgabe rechnen und die Dauer davon abhängig machen, wie hoch die Dosis war. Bei einer Menge von 12 IE würde ich den Zeitraum auf bis zu 3h nach Injektion dehnen.

Aber - das alles sind meine Vermutungen, ich verwende solche hohen Dosen nie.  ;)

In meiner Schulung z.B. benutzte man 90minütige Bewegung gezielt von 1 h nach Injektion bis 2,5 h nach Injektion, um den Mahlzeitenbolus um 50 % zu reduzieren.


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Offline Trüffel

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Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #9 am: Oktober 24, 2013, 14:08 »
Wie oft habt ihr denn nach den Mahlzeiten gemessen, um den für euch vorteilhaftesten SEA zu definieren? Messungen PP-1h und PP-2h sind ja dann fast schon zu wenig, oder?

 :gruebeln: Ich mache das so gut wie nie. Der BZ kommt ja auch stets von woanders daher...

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