Autor Thema: BGAT  (Gelesen 2773 mal)

Offline Llarian

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BGAT
« am: Juli 29, 2011, 21:49 »
N'Abend,

also ich muss mal was loswerden. Heute war der vierte Termin meines BGAT (BloodGlucose Awareness Training, Hypowahrnehmungstraining) und am Anfang werden immer die Aufzeichnungen seit dem letzten Termin durchgeschaut. Die laufen auf speziellen Formularen nach dem Muster Zeit eintragen, wert schätzen, Symptome aufschreiben, Wert messen und eintragen, ggf. Art der Fehleinschätzung notieren (falsch hoch, falsch niedrig etc).
Dabei kam dann der Kommentar, dass da ja noch zu viele niedrige Werte dabei sind. Ich hatte vorher kurz geschildert, dass die niedrigen Werte in den 2 Wochen ausnahmslos solche waren, wo der BZ sanft unter den unteren Zielwert gesegelt ist und keine heftigen Abstürze dabei waren. Da solle maximal ein niedriger Wert pro Woche dabei sein.

Nachtigall, ick hör dir tapsen!!

Da wurde anfangs viel erzählt über das tolle Programm aus den USA, über neurolinguistische Programmierung...  letztendlich geht es um nichts anderes, als über einen langgestreckten Zeitraum den BZ des Delinquenten in einem Bereich zu halten, in dem die Nebennierenrinde wieder normal reagiert. Deswegen auch die langen Abstände zwischen den Terminen. Und das ganze Gedöns mit den inneren und äußeren Signalen ist zwar nicht verkehrt und sicherlich eine sinnvolle Ergänzung, aber letztendlich nur ein ABM-Gimmick nebenbei, um den Patienten bei Laune zu halten.
Un dieses tolle Programm erfordert eine spezielle Qualifikation, kann gesondert über die Kassen abgerechnet werden und kommt ungeheuer wichtig daher.
Ich komme mir gerade etwas vera....t vor.

Grüße
Anja

Offline Joa

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Re: BGAT
« Antwort #1 am: Juli 30, 2011, 12:59 »
Nun, der Nebennierenrinden Treshold für's Adrenalin ist sicher die eine Sache.

Die andere ist wohl eine Art positiver Gehirnwäsche. Wer seine Probleme mit Hypos hat, hat seine Verhaltensmuster und Toleranz-/Ignoranzgrenzen gegenüber niedrigen Werten dann auch seit Jahren als Muster eingeprägt.

Und das Gehirn arbeitet da wohl so ähnlich wie die NNR. Es dauert laaaange, bis die alten Prägung gelöscht ist und die Achtsamkeit überhaupt bereit ist, auf frühe Symptome angemessen und sofort zu reagieren.

Daher fühl Dich einfach nicht vera...t, die wollen nur Dein Bestes! Wozu sicher auch irgendwie Geld zählt.  ;D
Wen wundert es?  :zwinker:

Gruß
Joa
Typ 1 seit 85;  Pumpe seit 1988; P 754/Apidra

Offline Joa

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Re: BGAT
« Antwort #2 am: Juli 31, 2011, 11:33 »
Noch 'ne Nachfrage:

Um eine Desensiblisierung der NNR wieder auf Trab zu bringen braucht es, so habe ich es aus der Schulung/den Unterlagen im Sinn, längere Zeit, ggf. auch diverse Monate.

Wie schnell sackt eine begonnene Sensibilisierung eigentlich wieder nach unten ab/wird umgekehrt, wenn in dieser Phase wieder tiefe Werte dazwischen funken?

Gruß
Joa

« Letzte Änderung: Juli 31, 2011, 20:53 von Joa »
Typ 1 seit 85;  Pumpe seit 1988; P 754/Apidra

Offline Richard Wagner

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Re: BGAT
« Antwort #3 am: Juli 31, 2011, 20:04 »


Hmm, Ich habe ja auch etwas Probleme in dieser Richtung, Mein (errechneter) HBa1c liegt im Moment bei etwa 6, 2 und das leider auf Grund Etlicher BZ Werte um die 40 mg/ dl...gesund ist das sicher auch nicht wirklich. Das ich das überhaupt bemerke liegt einerseits am BZ häufigem messen, andererseits an einer nicht näher zu bezeichnenden ( irgend etwas stimmt nicht) Wahrnehmemung????

Offline Trüffel

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Re: BGAT
« Antwort #4 am: August 03, 2011, 22:51 »
Hallo Anja,

ich kann nachvollziehen, daß das ärgerlich ist, wenn man Schimpfe für Werte bekommt, die grad ein paar mg zu tief sind.
Trotzdem muß man halt irgendwo einen Wert als Grenze festlegen und wieviele Ausnahmen dann noch sinnvoll sind, darüber läßt sich bestimmt gut streiten.

Ja, man wird wieder an einen bessere Wahrnehmung "herangetrieben". Das alte Hausmittel heißt immer noch Zuckerbrot und Peitsche und funktioniert bis heute.

Ich habe mich seinerzeit z.B. sehr frustriert gefühlt, da die zwei anderen Patientinnen ihre Hypos im Gegensatz zu mir deutlich verringern konnten.
Im Laufe der Zeit klappt es immer besser.

@Joa
Ich habe das Gefühl, das geht gaaanz schnell wieder ins Alte über, innerhalb einiger Wochen.

Gruß Trüffel
Wenn Fleisch und Wurstwaren bei uns mittlerweile billiger angeboten werden als Hundefutter,
muss man sich schon fast nicht mehr wundern, dass man für den Preis auch Hundefutter bekommt.  Adi Sprinkart

Offline vehikelneuling

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Re: BGAT
« Antwort #5 am: August 24, 2011, 16:23 »

Hallo,

ich bin im Moment auch wieder am Kämpfen mit bösen Hypos und beschäftige mich auch wieder mit dem BGAT-Programm.
Sicher ist, die Thematik ist mühevoll, zumal Mensch zu Anfang große Schwierigkeiten haben wird mit dem Programm.
Für mich ist entscheidend, dass ich aber klar und deutlich die Neuroglukopenien erkennen kann und eine Bewusstlosigkeit
damit abfangen kann!!!
Dieses Erkennen-Lernen hat ewig gedauert und muss jetzt wieder aktiviert werden, was mir sehr gut gelingt, sodass
mein Hypoproblem schon wieder unter Kontrolle ist.
Das Erkennen von Neuroglukopenien verschwindet nicht, zumindest ist bei mir nicht verschwunden, es ist also durchaus
sinnvoll sich dies einmal anzutun.
Bei mir hat das damals mindestens ein Jahr gedauert, solange bin immer in schwere Hypos gefallen, die Betonung liegt auf
gefallen, Augen zu und weg.

Viel Erfolg wünsche ich!

Offline Ina

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Re: BGAT
« Antwort #6 am: August 24, 2011, 22:43 »
Also - wie soll ein (auch körperlich) aktiver Mensch, der sich nicht ausschließlich mit seinen BZ-Werten und dem minutiösen Errechnen von Nahrungsmittelbestandteilen beschäftigen will sondern nebenher auch noch Familie, Beruf, Leben im positiven Sinn "mitnehmen" will denn über 2 Wochen nur 1 knappen Wert haben? - Würde ich niemals schaffen! (Damit meine ich jetzt kein Schlampern - mein Hausarzt meint manchmal ich sei übergenau, aber trotzdem...) Dabei achte ich schon darauf nach einem knappen Wert gleich wieder hochzukommen weil ich sonst Resistenzen habe die alles durcheinanderbringen... Es ginge vielleicht mit >16 BZ-Werten täglich, hab' ich aber noch net probiert... dann kommt doch garantiert die Kasse! Aber solche Kurse zahlen sie dann schon?

Na, zum Glück ist meine Hypo-Wahrnehmung eher zu heftig, daher kann's mir wurscht sein...

@ Anja: Ich kann mir auch gut vorstellen dass manche eine Art "Coaching" benötigen um die Hypo-Wahrnehmungsschwelle wieder anzuheben. Dazu ist das Programm vielleicht ganz ok. Sollte man dann aber dazusagen weil sich die anderen halt eben vera... fühlen. Da finde ich offene Karten besser.

Viel Glück damit trotzdem! Ade, Ina


Offline Llarian

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Re: BGAT
« Antwort #7 am: August 24, 2011, 23:34 »
... das nächste ist der angestrebte Zielwert... eigentlich 150, ich habs auf 130 handeln können. Nu hat mir die gute meine Einstellungen im Aviva Combo geändert... Mittel des Zielbereichs ist 130... aber das so breit, dass auch bei 170 keine Korrektur vorgeschlagen wird. Hallo Lipolyse? Keine Hypos wegen hoher Werte ist die eine Sache, aber jegliche Stabilität wegen Lipolyse über den Haufen werden und dann erst recht irgendwann in der Hypo oder Hyper zu landen ist siche rnicht der bessere Weg.

Offline Joerg Moeller

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Re: BGAT
« Antwort #8 am: August 25, 2011, 12:40 »
Nu hat mir die gute meine Einstellungen im Aviva Combo geändert... Mittel des Zielbereichs ist 130... aber das so breit, dass auch bei 170 keine Korrektur vorgeschlagen wird.

Dann wäre dein Bereich 90 - 170. Du kannst aber auch einen Zielwert von 130 haben mit z.B. 120-140. Wie sinnvoll das ist steht auf einem anderen Blatt. Ein optimaler Bereich ist ja eigentlich +/- Korrekturregel. Für eine 40er Regel wäre dein Bereich also eigentlich okay. Allerdings bist du Pumpi, da kann man das feiner tunen (weil ja bei dir 1 IE nicht die kleinstmögliche Korrekturdosis ist)

Denk aber auch daran, daß du nicht schlagartig in der Liese landest wenn mal ein Wert (z.B. pp) bei 170 liegt.

Viele Grüße,
Jörg
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