Autor Thema: Aus für Actos und Competact (Pioglitazon)  (Gelesen 8988 mal)

Offline Susanne

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Aus für Actos und Competact (Pioglitazon)
« am: Juni 13, 2011, 13:02 »
Hallo,

die Arzneimittelbehörden von D und Frankreich empfehlen, Pioglitazon(Actos) nicht mehr zu verwenden!  :(

Artikel im Deutschen Ärzteblatt  dazu:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/46215/Diabetes_Pioglitazon_geht_wegen_Krebsrisiko_vom_Markt.htm

Das hat sich schon längere Zeit abgezeichnet, enttäuscht und traurig bin ich trotzdem.
 Pioglitazon ist ein „Insulin-Sentisizer“, der die Wirkung von Insulin verstärkt. Das war besonders bei übegewichtigen, insulinresistenten Patienten eine sehr erwünschte Wirkung und die beiden Medikamente wurden viel verschrieben und haben auch vielen Patienten gut geholfen. Ich kann mich noch gut an die Freude meiner ersten Actos-Patienten erinnern, als das Medikament ganz neu war und ihre Blutzucker-Werte schon nach kurzer Zeit dam beser waren als je zuvor.

Nun ist bei der Auswertung der Daten von über Hunderttausend Anwendern aufgefallen, dass die Patienten, die Actos (Competact) eingenommen haben, in etwas höherem Maße an Blasenkrebs erkrankt sind. Deshalb raten eben die Behörden in Frankreich und in Deutschland davon ab, Diabetikern diese Medikamente zu verschreiben.

Die österreichischen Behörden haben sich dazu noch nicht geäußert, auch nicht die Europäische Arzneimittelbehörde, die EMA – deren Stellungnahme wird aber beim nächsten Treffen vom 20.-23. Juni erwartet.

Medikamente werden sehr genau geprüft, bevor sie auf den Markt kommen und angewendet werden dürfen. Bei Actos wussten wir von Anfang an, dass es nicht für alle Patienten geeignet ist – aber das ist bei jedem Medikament so. Denn bei einzelnen Patienten hat Actos dazu geführt, dass sie vermehrt Wasser eingelagert haben, Ödeme (Schwellungen) an den Beinen bekommen  und auch Gewicht zugenommen haben. Also hat man auf diese Nebenwirkung geachtet und falls sie eingetreten ist, das Medikament abgesetzt.

Aber es gab auch gar nicht so wenige Patienten, die unter Actos gute Blutzucker-Werte hatten, einzelne haben andere Medikamente probiert und sind dann wieder zum Actos zurückgekehrt, weil es ihnen am besten geholfen hatte und weil sie gerade ganz gut darunter ihr Gewicht halten konnten, besser als mit manchen anderen Medikamenten. Und in einer großen Studie (PROACTIVE) hat sich gezeigt, dass Actos das Risiko für Schlaganfälle vermindert, was wahrscheinlich mit darauf zurück zu führen ist, dass es günstig auf die Fettwerte im Blut wirkt.

Trotzdem habe ich es in letzter Zeit seltener eingesetzt. Ich habe aktuell nur sehr wenige Patienten, die dieses Medikament nehmen, soweit ich mich erinnere, deutlich unter 10 Leuten ( bei ca 500 Typ 2 Diabetikern, die ich in meiner Ordination betreue). Ich bin jetzt auf Pfingst-Urlaub, am Dienstag werde ich den Patienten aus meiner Ordination, die betroffen sind, einen Brief schreiben und sie bitten, zu einem Gespräch zu kommen, in dem wir andere Wege zur Behandlung ihres Diabetes finden müssen.

Leider kommt es manchmal vor, dass sich herausstellt,  dass ein Medikament eine schwerwiegende Nebenwirkung hat, die vorher in diesem Ausmaß nicht bekannt war. Obwohl wir uns bemühen, für unsere Patienten die besten Mittel auszuwählen und im Vorhinein ja nicht wissen konnten, was da auf uns zukommt, ist es ein schlimmes Gefühl zu erfahren, dass ein Medikament leider doch Schaden anrichten kann. Zum Glück ist keiner meiner Actos-Patienten bis jetzt von Blasenkrebs betroffen gewesen…

Susanne



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Offline Richard Wagner

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Re: Aus für Actos und Competact (Pioglitazon)
« Antwort #1 am: Juni 14, 2011, 07:56 »

Leider kommt es manchmal vor, dass sich herausstellt,  dass ein Medikament eine schwerwiegende Nebenwirkung hat, die vorher in diesem Ausmaß nicht bekannt war. Obwohl wir uns bemühen, für unsere Patienten die besten Mittel auszuwählen und im Vorhinein ja nicht wissen konnten, was da auf uns zukommt, ist es ein schlimmes Gefühl zu erfahren, dass ein Medikament leider doch Schaden anrichten kann. Zum Glück ist keiner meiner Actos-Patienten bis jetzt von Blasenkrebs betroffen gewesen…

Susanne

Moin moin Susanne.

Wenn ich mich richtig Erinnere waren die Vorläufer von Rosi-Pio-Glytaziene schon einmal ganz am Anfang in den USA verboten weil es einige Tote durch Leberversagen gegeben haben soll. erst als nach gearbeitete Medikamente wie eben Rosi- und Pio auf dem Markt kamen wurden sie wieder zugelassen?

Gruß Richard

Offline johann

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Re: Aus für Actos und Competact (Pioglitazon)
« Antwort #2 am: Juni 14, 2011, 11:38 »
In Deutschland gehören die Glitazone schon eine  Weile wegen schwer wiegender Nebenwirkungen nicht mehr zu den von den GKV erstattungsfähigen Medikamenten.
Nun werden sie wohl endgültig  vom Markt genommen.
Ihr Marktanteil soll weltweit relativ groß sein.
Mit freundlichen Grüßen
johann

Offline Susanne

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Re: Aus für Actos und Competact (Pioglitazon)
« Antwort #3 am: Juni 14, 2011, 12:18 »
Hallo Richard!


Wenn ich mich richtig Erinnere waren die Vorläufer von Rosi-Pio-Glytaziene schon einmal ganz am Anfang in den USA verboten weil es einige Tote durch Leberversagen gegeben haben soll.

Ja genau. war ein großes Thema damals, Rosi- und Pioglitazon mussten eigens deshalb Studien vorliegen, die gezeigt haben, dass das bei ihnen nicht zutraf - war ja auch nicht die Ursache der wahrscheinlichen Martrücknahme jetzt.

Susanne
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Offline Joerg Moeller

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Re: Aus für Actos und Competact (Pioglitazon)
« Antwort #4 am: Juni 14, 2011, 12:50 »
Ich kann mich noch an eine Ärztin erinnern, der die Glitazone am Anfang nicht so ganz geheuer waren, weil sie intrazellulär gewirkt haben... :zwinker:

Meine Diabetologin wollte mir die auch schon mal verordnen um meine Resistenz zu bessern. Wegen der Ödem-Geschichte hab ich aber abgelehnt.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline zuckersuesse1975

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Re: Aus für Actos und Competact (Pioglitazon)
« Antwort #5 am: Juni 14, 2011, 15:40 »
ich bin da schon traurig drüber, mit actos hab ich meine werte von den 400ern auf "normnahe" bis mässige werte gebracht.
naja, schaun, was die zukunft bringt...
c.

Offline Susanne

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Re: Aus für Actos und Competact (Pioglitazon)
« Antwort #6 am: Juni 16, 2011, 09:30 »
Ich kann mich noch an eine Ärztin erinnern, der die Glitazone am Anfang nicht so ganz geheuer waren, weil sie intrazellulär gewirkt haben... :zwinker:

 :baeh:   

stimmt schon, ich hatte wirklich genau deshalb  Bedenken und war da anfangs sehr zurückhaltend ... gegen den "mainstream" damals, waren ja alle Kapazunder ganz begeistert von... aber dann vergingen die Jahre, keine negativen Daten kamen, im Gegenteil, wirklich gute Ergebnisse in den Studien und wie "zuckersuesse" ja sagt,  für manche Leute wars eine sehr gute Lösung, die hatten oft grad unter Actos eine sehr gute Eisntellung, die mit keiner anderen Tablette zu erreichen war.

Klar ist aber auch, dass so eine Nebenwirkung eben erst nach Jahren auffällig werden kann.

Fazit: gerade bei ganz neuen Substanzen, die auf bisher nicht dagewesene Art wirken, aufmerksam und kritisch bleiben... im Moment betrifft das wohl die Gliptine...

Susanne
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Offline johann

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Re: Aus für Actos und Competact (Pioglitazon)
« Antwort #7 am: Juni 16, 2011, 12:01 »
Zitat von: Susanne
... im Moment betrifft das wohl die Gliptine...

....und sicherlich auch Inkretinmimetika wie Byetta und Victoza .

Mit freundlichen Grüßen
johann

Offline Joerg Moeller

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Re: Aus für Actos und Competact (Pioglitazon)
« Antwort #8 am: Juni 16, 2011, 13:37 »
Ich hab besonders bei den Inkretinmimetika den Eindruck, daß es wesentlich besser aussehen würde wenn die behandelnden Ärzte sich strenger an die Kontraindikationen halten würden.

Ich erinnere da an Cerivastatin (Lipobay), daß ja auch vom Markt genommen wurde aufgrund schwerer Nebenwirkungen, die sich eigentlich fast alle als Wechselwirkungen mit einem anderen Medikament erwiesen hatten, was auf dem Waschzettel aber auch klar aufgeführt wurde.
Ich hab damals selber Lipobay genommen und es hat mir mir ausgezeichnet gewirkt.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline unknown

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OT: Andere vom Markt genomme Medikamente
« Antwort #9 am: Juni 16, 2011, 13:54 »
Beim inhalierbaren Insulin hat man ja auch erst nach der Marktzulassung bemerkt das es bei früheren Rauchern vermehrt zu Lungenkrebs gekommen ist bzw. kommt.
Damit dar das inhalierbare Insulin auch weg vom Markt.