Autor Thema: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?  (Gelesen 8578 mal)

Offline SabineS

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Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« am: Dezember 22, 2010, 15:18 »
Hallo,

ständig lese ich (auch hier im Forum) von der Problematik mit der "2-Klassen-Medizin". Ich frage mich, warum ich die noch nie erlebt habe, obwohl ich doch relativ viel mit Ärzten zu tun hab? Ich wohne auf dem Land. Kann es sein, dass es in der Stadt anders ist? Ich wohne in Bayern. Kann es sein, dass es in anderen Bundesländern anders ist? Ich stelle mir die Frage wirklich, denn bei den vielen Erfahrungen die ich und meine Familie mit Ärzten machen dürfen, kann es nicht sein, dass ich nur zufällig nichts von der 2-Klassen-Medizin gemerkt habe.

Bei meiner Hausärztin muss ich so gut wie nie im Wartezimmer warten. Termine bekomme ich immer innerhalb ein paar Tage. Wenn ich kurzfristig hin muss, weil akute Krankheit, dann kann ich natürlich immer sofort kommen. Mit Rezeptausstellungen hatte ich noch nie ein Problem. Ärztin und Helferinnen sind immer superfreundlich.

Betreuung bei Teupe läuft sowieso optimal. Die Betreuung bei meinen vorherigen Diabetologen hat mir aus diversen Gründen nicht so gefallen, deshalb der Wechsel. Ich hab damals aber nicht gejammert, sondern mich einfach um einen Arztwechsel gekümmert. Hier ist dann halt auch der Patient gefragt, sich um seine Gesundheit zu bemühen. Ich kann mich nämlich nicht hinstellen und warten, dass mich ein anderer glücklich macht.

Bei meinem Zahnarzt bekomme ich Vorsorgetermine immer erst nach 1-2 Monaten, denn ich gehe da grundsätzlich nur Abends hin. Das sieht so aus, dass ich immer im Januar um einen Termin anrufe und dann im Februar oder März kommen kann. Ist doch in Ordnung, ich kann das entsprechend planen. Bei Zahnschmerzen kann ich sofort kommen. Sowohl bei geplantem Termin als auch bei Notfall-Terminen habe ich in dieser Praxis noch nie länger als 10 Minuten warten müssen. Arzt und Helferinnen sind immer superfreundlich, Arzt berät sehr fair, sprich, er zeigt bei Zahnersatz sehr ausführlich kostensparende Maßnahmen auf.

Terminbestellung und Praxisaufenthalt für Vorsorgeuntersuchungen beim Gyn und Augenarzt läuft genauso unproblematisch wie beim Zahnarzt.

Andere Ärzte suche ich unregelmäßig oder einmalig bei Bedarf auf. Egal ob Dermatologe, Neurologe, Chirurg, ....  noch NIE hatte ich ein Problem mit Behandlungen, Rezepten, Wartezeiten oder sonst was. Noch NIE habe ich mich zweitklassig behandelt gefühlt. Woran liegt das? 

Sicher behandelt ein Arzt einen Privatpatienten lieber als einen Kassenpatienten. Ist doch klar, schließlich verdient er daran mehr. Aber deshalb gleich von 2-Klassen-Medizin zu schreiben? Unter 2-Klassen-Medizin verstehe ich, dass ein Patient ärztlich schlechter behandelt wird als ein anderer Patient. Ich habe so etwas bisher noch nie erlebt und auch von Familie/Freunden/Bekannten noch nie gehört. Ist das Glück oder hat das vielleicht nicht doch etwas mit Anspruchsverhalten zu tun?

Viele Grüße
Sabine

« Letzte Änderung: Dezember 22, 2010, 16:20 von SabineS »

Offline Scrat

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #1 am: Dezember 22, 2010, 16:31 »
Hey Sabine, das kann ich 100%ig bestätigen (okay nur 99% - weil ich noch nie beim Gyn war!  :nein:). Und abhängig dürfte das nicht vom Anspruchsdenken des Patienten, sondern vom jeweiligen Personal sein. Leider ist auch nicht überall "Standard" gleich "Standard" (gottlob habe ich bisher, mit einer Ausnahme, aber auch immer "Schwein" gehabt). (Übrigens wohne ich auch in Bayern - okay Oberfranken - auf'm Dorf, aber nur 15 km von kompetenten KHs entfernt)
Gruss Scrat

Offline SabineS

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #2 am: Dezember 22, 2010, 18:58 »
Hey Sabine, das kann ich 100%ig bestätigen (okay nur 99% - weil ich noch nie beim Gyn war!  :nein:).

 :lachen:

Zitat
Und abhängig dürfte das nicht vom Anspruchsdenken des Patienten, sondern vom jeweiligen Personal sein.

Mei, Personal gibt es ja überall. Wo Menschen arbeiten, da menschelt es. Genauso wie ich schon einmal den Augenarzt wegen seiner dämlichen Sprechstundenhilfe gewechselt habe, hab ich auch schon in einem Autohaus wegen der dämlichen Sekretärin mein Auto nicht zur Reparatur gebracht. Genauso wie ich schon einmal den Diabetologen wegen Desinteresse am Patienten gewechselt habe, hab ich auch schon mal den Versicherungsmakler wegen Provisionsgier gewechselt. Aber ist das 2-Klassen-Medizin? Nö. Ich spreche ja auch nicht von 2-Klassen-Autoreparatur und nicht von 2-Klassen-Versicherungen. Dass man je nach Verdienst am Kunden oder Patienten mal mehr und mal weniger zuvorkommender behandelt wird, ist doch logisch. Da wär jeder von uns genauso.
Aber meiner Ansicht nach hat das nichts mit der Qualität der Behandlung, der Auto-Reparatur oder der Versicherungsleistung zu tun.
Ich weiss nicht, wie ich es am Besten ausdrücken soll, ohne dass sich gleich die Gemüter erhitzen. Ich probiers mal: Ich bin eigentlich ständig von unserem Gesundheitswesen beeindruckt. Gerade bei meinem Vater, der leider an Parkinson und seit Kurzem an Krebs erkrankt ist, sehe ich das zur Zeit wieder täglich, was hier in Deutschland eigentlich alles möglich ist. Aber auch die Behandlung von meinen eigenen Erkrankungen finde ich einfach spitzenmäßig gut. Es gibt nicht allzu viele Länder, wo man sich einfach so mal schnell per Versicherungskarte erstklassig ärztlich behandeln lassen kann. Schaut einfach mal auf die Weltkarte.

Viele Grüße
Sabine

Mari

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #3 am: Dezember 22, 2010, 19:47 »
Jetzt melde ich mich auch mal zu Wort um die liebe Sabine zu unterstützen.
Ich habe ebenfalls nie Probleme gehabt, habe mich immer gut behandelt gefühlt, bekomme immer recht schnell einen Termin (außer beim Augenarzt, aber das weiß ich und dann rufe ich dementsprechend früh an) und lange warten muss ich auch selten im Wartezimmer. Oft ist es sogar eher umgekehrt. Da sitzen ein Haufen Leute im Wartezimmer, ich komme rein, sitze 5 Minuten, werde zum Arzt gerufen und alle anderen sitzen da immer noch  :kratz: Da bekomme ich manchmal ein schlechtes Gewissen, obwohl ich ja gar nichts dafür kann  :rotwerd:
Aber nochmal zur geografischen Lage: Ich wohne nicht in Bayern, sondern entegengesetzt, in Niedersachsen, recht weit im Norden, von daher liegt es demnach nicht am Bundesland ^^.
PS: Beim Zahnarzt letztens habe ich einen normalen Termin zur Kontrolle innerhalb von zwei Wochen bekommen, das finde ich beachtenswert, vor allem jetzt zum Ende des Jahres!

Offline dramaqueen

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #4 am: Dezember 22, 2010, 23:14 »
Ich wohne auf dem Land. Kann es sein, dass es in der Stadt anders ist? Ich wohne in Bayern. Kann es sein, dass es in anderen Bundesländern anders ist?
Ich glaube schon, dass diese beiden Faktoren eine Rolle spielen. Ich selber habe als Kassenpatientein zwar noch nicht erlebt, dass ich qualitativ schlechter behandelt worden wäre beim Arzt. Aber die Wartezeiten sind schon extrem und manchmal echt der reine Wahnsinn. Ich lebe seit über zehn Jahren in Berlin, vorher habe ich in einer süddeutschen Kleinstadt gelebt. In der Kleinstadt waren die Wartezeiten auf den und beim Termin immer moderat - damals zumindest. Soweit ich das von Bekannten/Verwandten mitbekomme, ist das aber auch heute noch so.

Hier in Berlin dagegen warte ich regelmäßig mehrere Monate auf einen Arzttermin (da wo ich regelmäßig/geplant hin muss mache ich dementsprechend die Termine natürlich auch immer zwei-drei Monate im Voraus - sonst keine Chance) und wenn ich dann in der Praxis bin kommt es gerade bei der Diabetologin gerne mal zu 1- bis 2-stündigen Wartezeiten - trotz Termin. Bei meiner früheren Diabetologin war es ausnahmslos so, dass ich mindestens 2 bis 3 Stunden im Wartezimmer verbrachte. Und des öfteren habe ich erlebt, dass mir erst mühsam ein Termin in Monaten angeboten werden konnte, während der Privatpatient nebenan/am Telefon dann einen in zwei Tagen bekommen konnte.

Ich denke das alles hat schon was mit der Anzahl der zu versorgenden Patienten zu tun, mit der Dichte an Privatpatienten und vielleicht auch damit, wie viel Geld insgesamt in einer Region vorhanden ist, das eventuell auch in ärztliche Versorgung investiert wird.
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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #5 am: Dezember 23, 2010, 08:48 »
Hier im LK München ( und auch in München-City) sind die Wartezeiten recht moderat.. Bei meinem DiaDoc warte ich nicht länger als 2,5 Wochen auf nen Termin( Erstgespräch dauerte fast 3h und er ließ sich durch NICHTS aus der Ruhe bringen) und auch Facharzt-Termine bekomme ich hier sehr zügig... Augenarzt-Termin habe ich 2 Wochen gewartet, Gyn 4 Wochen, Zahnarzt auch 4 Wochen und für´s MRT hab ich gerade mal 4 Tage gewartet... Da war ich von NRW doch ganz anderes gewohnt... Und ich bin auch Barmer-GEK versichert...
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Offline Archchancellor

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #6 am: Dezember 23, 2010, 10:26 »
Dann kommt mal nach Hessen (Darmstädter Raum)
Unter 4 Wochen bei einem Facharzt geht gar nicht. Und da ist es egal ob es ein Augen-, Haut,- Zahn- , oder Orthopäde.
Wobei die Orthopäden bei mir auf der Abschussliste stehen. 6 Wochen wartezeit und dann mit Termin noch mal knappe 3 Stunden zusätzlich warten.
Und als Begründung "Ich habe einen Zwischenfall erhalten zu dem ich musste"

Was freue ich mich das ich im nächsten Jahr endlich Verbeamtet werde und dann Privat versichert bin!! :banane:

Ich kenne nur die 2 Klassengesellschaft was Ärzte angehen.

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Offline Joerg Moeller

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #7 am: Dezember 23, 2010, 10:50 »
Wobei die Orthopäden bei mir auf der Abschussliste stehen. 6 Wochen wartezeit und dann mit Termin noch mal knappe 3 Stunden zusätzlich warten.
Und als Begründung "Ich habe einen Zwischenfall erhalten zu dem ich musste"

Wir hatten in der Notaufname mal einen, der mit verstauchtem Knöchel warten musste und sich dann drüber aufgeregt hat, daß wir den mit dem halb abgerissenen Daumen zuerst dran genommen haben: "Ich war aber zuerst hier!!!1elf"  :tss:

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Archchancellor

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #8 am: Dezember 23, 2010, 12:38 »
Das eine ist Notaufnahme, da habe ich keine Probleme wenn so etwas passiert, das sehe ich ja.
Doch wenn ich einen NOTFALL habe, gehe ich nicht zu einer Orthopädischen Praxis.
Zu mal ich den Satz bei 2 Verschiedenen Orthopäden hören durfte. Von 4 die ich in den ganzen Jahren aufgesucht habe. Mittlerweile habe ich einen, bei dem ich in all der zeit insgesamt evtl. 10 Minuten warten durfte.

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Offline Richard Wagner

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #9 am: Dezember 23, 2010, 12:58 »

Wir hatten in der Notaufname mal einen, der mit verstauchtem Knöchel warten musste und sich dann drüber aufgeregt hat, daß wir den mit dem halb abgerissenen Daumen zuerst dran genommen haben: "Ich war aber zuerst hier!!!1elf"  :tss:

Viele Grüße,
Jörg


Er hätte sich ja etwas früher den Daumen abreißen können...:-(

Quatsch, ist schon klar das es gewisse Prioritäten geben muss. Genauso das auch in einer normalen Praxis zu Verzögerungen kommen kann und wird. Nur wenn es anscheinend Routine ist die Patienten 3 h Warten zu lassen fällt das natürlich auf. Andererseits jeder beschwert sich wenn der Arzt "nur" 5 Min. für einen Zeit hat, obwohl es sooo viel zu erzählen gibt. :-( Würde der Arzt diese "Zeiten" super genau einhalten, könnten Termine auch ohne langes Warten Eingehalten werden. Allerdings zum (möglichem) Schaden der Patienten.......

Tip's um schnell und zügig zum Doc zu kommen, eine riesen Kinoblaufahne, so schnell war ich noch niee wieder aus der Praxis.  :wech: Oder 10 s vor Annahmeschluss auftauchen, der Doc will auch Feierabend haben.

Gruß Richard