Autor Thema: Verhältnis: Essen - Insulin  (Gelesen 12413 mal)

Bärchen

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Verhältnis: Essen - Insulin
« am: März 18, 2004, 20:45 »
Hey!

Hab ne Frage (Überraschung!!! ;D)
Und zwar: Man muss ja, soweit ich weiß, sein Essen abwiegen, um zu ermitteln, wieviel Insulin man nehmen muss, oder?
Ich blick da noch nicht so ganz durch. Wieviel Insulin brauch ich denn für z.B. 100g ?
Und gibt es da nicht wieder Unterschiede bei verschiedenen Lebensmitteln? Oder leigen die dann nur beim S-E-A?

Noch einen schönen Abend euch allen
LG, Bärchen

Offline vreni

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Re:Verhältnis: Essen - Insulin
« Antwort #1 am: März 19, 2004, 08:38 »
hallo Bärli
Deine Frage? Jeder Mensch braucht unterschiedlich viel Insulin für 1 BE, verschieden je nach Tageszeit. Um zu wissen, wieviel 1BE von einem Lebensmittel ist musst du die Deklaration der Inhaltstoffe auf der Verpackung anschauen. Anzahl KH pro 100g : 10 = Anzahl BE pro 100 g. und dann halt abwägen, mit der Zeit kann man es von der Menge auf dem Teller her schätzen.
Jög hat das Grundlagenwissen über Diabetes unter Einsteiger / Grundlagen sehr gut beschrieben. Schau einmal dort nach.
En schöne Tag wünsch ich Dir
vreni
 

Offline Sven

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Re:Verhältnis: Essen - Insulin
« Antwort #2 am: März 19, 2004, 09:41 »
.... Nachtrag/Zusatz.. was das Abwiegen betrifft, macht man eigentlich nur am Anfang, oder wenn man gaanz sicher sein mag.. Nach einiger Zeit wird das nur noch geschätzt..

Dem Rest bleibt mal wieder nichts hinzuzufügen..
 ;D
Gruss,

Sven

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Bärchen

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Re:Verhältnis: Essen - Insulin
« Antwort #3 am: März 19, 2004, 11:58 »
Zitat
Jög hat das Grundlagenwissen über Diabetes unter Einsteiger / Grundlagen sehr gut beschrieben. Schau einmal dort nach.
Hab' ich natürlich schon. War / Ist mir nur alles noch nicht so ganz klar!
Woher weiß man denn dann wieviel man spritzen muss, wenn das bei jedem anders ist?
Und vor allem: Auf meiner Tiefkühlpizza-Packung stehen diese Angaben z.B. gar nicht drauf.  ???
Trotzdem danke erstmal!
Euch auch noch einen schönen Tag!
LG, Bärli  ;D

Offline Sven

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Re:Verhältnis: Essen - Insulin
« Antwort #4 am: März 19, 2004, 12:18 »
Dazu gibts recht viele BE-Tabellen.. und ausserdem ists eigentlich auch ne Sache des Ausprobierens.. viele Artikel habens draufstehen... die anderen findet man in verschiedensten Tabellen.. Was man nun genau spritzt, findet man eigentlich nur durch Probieren heraus...
Gruss,

Sven

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Offline vreni

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Re:Verhältnis: Essen - Insulin
« Antwort #5 am: März 19, 2004, 12:37 »
bei uns in der Schweiz ist alles genau deklariert - ist Pflicht bei uns - bei Euch  ??? nicht ?  ich hab noch das Buch Kalorien mundgerecht - ist auf Deutschland ausgerichtet und noch gut. vielleicht hilfts.
Und sonst Sven hat absolut recht - ausprobieren und aufschreiben. Und wenns mal daneben geht, ist es auch kein Drama :D

Offline Joerg Moeller

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Re:Verhältnis: Essen - Insulin
« Antwort #6 am: März 20, 2004, 01:57 »
Woher weiß man denn dann wieviel man spritzen muss, wenn das bei jedem anders ist?

Wie Sven schon sagte: durch Ausprobieren! Aber fangen wir von vorne an:
Der Diabetiker braucht zwei Arten von Insulin. Ein langwirkendes als Basis, ein kurzwirkendes als Bolus.

Der Arzt legt aufgrund seiner Erfahrung und der genauen Untersuchung des Patienten eine Startdosis für die Basis fest.
Dann überprüft man mit Basaltests (http://www.diabetesinfo.de/basaltest.php), ob diese Dosis richtig ist. (Zuerst muß immer das Fundament fest und sicher stehen)
Die Basis ist dann richtig, wenn der BZ des Pat. stabil bleibt, auch wenn er nichts isst. Denn dann wird der BZ nur steigen, wenn der Pat. etwas isst.

Als nächstes kommt der Essensbolus dran. Hier benutzen wir Diabetiker den BE-Faktor. Das ist ein Wert, den wir mit der Anzahl der BE multiplizieren, die wir essen wollen.
Auch dieser BE-Faktor muß mit Tests auf Richtigkeit überprüft werden (http://www.diabetesinfo.de/mahlzeitenbolus-test.php).
Wenn alles stimmt, dann können wir relativ frei bestimmen, ob wir mittags 3 BE (3 x BE-Faktor) oder lieber 6 BE (6 x BE-Faktor) essen wollen.

Aber es könnte ja auch mal sein, daß wir uns bei den BE verschätzt haben und der BZ zu hoch steigt. Dann müssen wir das mit schnellwirkendem Insulin korrigieren. Dazu brauchen wir eine Korrekturregel (In der Art "Eine Einheit Insulin senkt den BZ um X mg/dl"). Auch hier - du hast es dir sicher schon gedacht - ist ausprobieren angesagt (http://www.diabetesinfo.de/korrekturbolus-test.php)
Allerdings: wenn du etwas ausradieren sollst, dann musst du wissen was stehenbleiben soll und was weg kann.
Stehenbleiben soll beim Diabetiker der Zielwert (z.B. 120 mg/dl) Wegradiert werden soll, was darüber hinaus geht.
Der Diabetiker misst seinen BZ, das Ergebnis ist 238. Also rechnet man 238-120=118
118 mg/dl sollen korrigiert werden. Er hat eine 20er Regel (Eine Einheit Insulin senkt den BZ um 20 mg/dl)
Die Rechnung ist also 118:20 = ~6
Also muß ein Diabetiker mit 238 mg/dl, einem Zielwert von 120 und einer 20er Regel 6 IE schnellwirkendes Insulin spritzen.

Die Anzahl der BE erfährt er aus einer Tabelle. (z.B. http://www.diabsite.de/diabetes/ernaehrung/be-tabellen/be_a-z.html)

Und jetzt das, was für einen Diabetiker mit intensivierter Therapie Alltag ist:
Sagen wir mal, er hat gerade einen BE-Faktor von 1.5, einen Zielwert von 120, eine 40er Korrekturregel und möchte 12 Stück After-Eight (stehen in der genannten BE-Tabelle) essen. Sein BZ ist bei 240. Wieviel Insulin muß er spritzen?
 8)
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Bärchen

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Re:Verhältnis: Essen - Insulin
« Antwort #7 am: März 20, 2004, 16:18 »
Also, ich versuchs mal:
2 Stücke After eight haben, laut Tabelle 1 BE. Würde beudeuten insgesamt wüdre er 05BEx12stk=6BE essen.
Das muss er mit seinem BE-Faktor malnehmen, also 1,5x6BE=9
(Heißt das, er müsste normal jetzt 9 IE spritzen?)
Da er ein Zielwert von 120 hat, der BZ aber bei 240 liegt müsste er jetzt (240-120=)120mg/dl korriegieren.
Bei einem Korrekturwert von 40mg/dl müsste er 120:40=3 IE Bolusinsulin spritzen.
Beides zusammen gerechnet müsste er, wenn er jetzt noch die 12 Stück After eight essen möchte, wären das 12 IE Insulin???
(Ist das nicht etwas viel?)

Also hat selbst eine IE für jeden einen anderen Wert??? Ich war immer davon ausgegangen, der wäre immer 30mg/dl, weil mein Bekannter diesen Wert hat! Dachte immer, der wäre allgemein.  :o

Aber das ist ja teilweise komplizierter als Mathe in der Schule...  :(

Offline Joerg Moeller

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Re:Verhältnis: Essen - Insulin
« Antwort #8 am: März 20, 2004, 17:15 »
Also, ich versuchs mal:
2 Stücke After eight haben, laut Tabelle 1 BE. Würde beudeuten insgesamt wüdre er 05BEx12stk=6BE essen.
Das muss er mit seinem BE-Faktor malnehmen, also 1,5x6BE=9
(Heißt das, er müsste normal jetzt 9 IE spritzen?)
Da er ein Zielwert von 120 hat, der BZ aber bei 240 liegt müsste er jetzt (240-120=)120mg/dl korriegieren.
Bei einem Korrekturwert von 40mg/dl müsste er 120:40=3 IE Bolusinsulin spritzen.
Beides zusammen gerechnet müsste er, wenn er jetzt noch die 12 Stück After eight essen möchte, wären das 12 IE Insulin???

SPITZENKLASSE !!!

(Bist du dir sicher, daß du nicht doch schon langjährige Diabetikerin bist?)

Zitat
(Ist das nicht etwas viel?)

Einerseits: soviel wie nötig eben.

Andererseits: Du hast recht. Für eine Einzeldosis ist das schon ein bißchen viel. Man hat herausgefunden, daß die optimale Dosis nicht größer als 8 IE ist. Wenn man jetzt eine Insulinmenge braucht, die darüber hinausgeht, dann wirkt das Insulin deutlich besser, wenn man es splittet. Also bei den 12 IE aus dem Beispiel wären dann 2 x 6 IE an unterschiedliche Hautstellen aber zu selben Zeit gespritzt schon besser. Der Mediziner nennt das fraktioniert spritzen.

Zitat
Also hat selbst eine IE für jeden einen anderen Wert???

Oh ja. Und von der Tageszeit ist das auch noch fast immer abhängig. Meine BE-Faktoren sehen z.B. so aus:
morgens 2,0
mittags 1,5
abends 1,7
Das hängt mit den Hormonen zusammen, die je nach Tageszeit unterschiedlich stark im Blut verteilt sind. Diese Hormone sind vor allem Adrenalin, Noradrenalin, Somatotropin und Cortisol.

Es gibt Menschen mit einer 10er Korrekturregel, andere reagieren so sensibel, daß sie eine 100er-Regel haben.

Zitat
Aber das ist ja teilweise komplizierter als Mathe in der Schule...  :(

Und dennoch hast du es glänzend und absolut fehlerfrei hinbekommen.

Mir hast du damit eine Riesenfreude gemacht: ich habe jemandem, der noch nie damit zu tun hatte auf Anhieb eine korrekte Dosisberechnung erklären können  :D :D :D
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Bärchen

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Re:Verhältnis: Essen - Insulin
« Antwort #9 am: März 20, 2004, 18:18 »
Zitat
SPITZENKLASSE !!!
Dankeschön! Aber ich hab' das ja auch nur hinbekommen, weil du's mir so detailliert und geduldig erklärt hast!!
Zitat
(Bist du dir sicher, daß du nicht doch schon langjährige Diabetikerin bist?)
Ja, eigenltich schon. (Zumindest wüsste ich da nix von)  :D
Zitat
Oh ja. Und von der Tageszeit ist das auch noch fast immer abhängig.
Uff, noch was, was man dann beachten muss.
Zitat
Mir hast du damit eine Riesenfreude gemacht: ich habe jemandem, der noch nie damit zu tun hatte auf Anhieb eine korrekte Dosisberechnung erklären können
Ja und dafür sage ich DANKESCHÖN