Autor Thema: Therapie-Vereinfachungs-Idee  (Gelesen 2591 mal)

Offline zreptil

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Therapie-Vereinfachungs-Idee
« am: Juli 07, 2006, 12:53 »
Hallo Leute,

Ich habe in letzter Zeit aus aktuellem Anlass viele Informationen über Diabetes und die Vorgänge im Körper eingeholt und darüber nachgedacht. Was mich bei Diabetes am meisten nervt, ist diese umständliche Art der Blutzuckermessung. Beim Nachgrübeln darüber ist mir eine Idee gekommen, bei der ich allerdings nicht verifizieren kann, ob die völliger Schwachsinn oder ein gangbarer Weg wäre.

Also wende ich mich mal an die Profis (euch aus dem Forum).

Bei einem Typ 1 Diabetiker sind die Betazellen hinüber, bei einem Typ 2 Diabetiker sind weniger Insulinrezeptoren vorhanden. Das heisst, dass bei beiden nur ein kleiner Teil des natürlichen Regulierungskreislaufes nicht funktioniert.

Der Rest sollte ja eigentlich noch funktionstüchtig sein. Das heisst, die Messung des Blutzuckers durch die Bauchspeicheldrüse müsste sowohl bei Typ 1 als auch bei Type 2 funktionieren. Eventuell sogar die Steuerung der Ausschüttung des Insulins anhand des gemessenen Wertes.

Weiss jemand, ob diese Idee schon mal verfolgt wurde? Oder ist sie einfach blödsinnig?

Zur Ausnutzung dieser vorhandenen Ressourcen stelle ich mir z.B. ein Gerät vor, welches den gemessenen Wert der Bauchspeicheldrüse auswertet. Wenn die "Steuerleitung" zur Insulinabgabe auch noch funktionieren sollte, wäre es vielleicht sogar möglich, diese Information direkt an eine Insulinpumpe weiter zu geben, so dass es überhaupt nicht nötig wäre, den Wert selbst bestimmen zu müssen.

Das alles wäre natürlich nur machbar, wenn dieses System bei Diabetikern noch funktioniert. Gibt es Informationen darüber, ob dem so ist?

Mich würde das wirklich brennend interessieren. Denn die ganzen Anstrengungen, die da gemacht werden um nichtinvasive Blutzuckermessungen durchzuführen stecken soch noch sehr in den Kinderschuhen, will mir scheinen. Und ich sehe nicht, dass da in den nächsten Jahren ein sinnvoller Durchbruch erzielt wird (egal, was die Firmen in ihren Werbematerialien aussagen, wenn man genauer hinschaut, funktioniert das alles noch nicht so richtig).

Vielleicht wäre eine Forschung in dieser Richtung (Ausnutzung des natürlichen Regelkreislaufs) sinnvoll.

LG Andi
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Offline AxTRIM

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Re: Therapie-Vereinfachungs-Idee
« Antwort #1 am: Juli 07, 2006, 15:17 »
Hallo,

ohne jetzt deinen Text ganz zu ende gelesen zu haben kann ich Dir sagen das es nicht funktioniert.

Die Insulinausschüttenden Betazellen messen den BZ, nicht die BSP ansich. Beim Typ-1 sind die Betas vom Imunsystem zerstört worden, beim 2er sind sie oft nach Jahren der extremen Überbelastung so ausgelutscht das sie ebenfalls funktionsuntüchtig sind. Also, nette Idee aber leider nicht machbar.

Gedankenmache aber trotzdem gut findende Grüße,
Peter
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Offline zreptil

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Re: Therapie-Vereinfachungs-Idee
« Antwort #2 am: Juli 07, 2006, 15:33 »
Das messen die Zellen selbst? Oh, dann hab ich was falsch verstanden. Ich hatte gedacht, das misst die Bauchspeicheldrüse mittels eines von den Betazellen unabhängigen Mechanismus. Dann hat sich die Idee natürlich erledigt. Danke für die Info.
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Offline zreptil

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Re: Therapie-Vereinfachungs-Idee
« Antwort #3 am: Juli 08, 2006, 17:01 »
Hallo AxTRIM,

jetzt hab ich doch nochmal nachgedacht (ich kanns nicht lassen ^^). Wenn die Betazellen den Blutzucker messen und reagieren, wieso wird dann immer die richtige Menge Insulin ausgeschüttet? Ein Beispiel sollte meine Verständnisschwierigkeiten verdeutlichen:

Nehmen wir der Einfachheit halber an, wir haben 10.000 Betazellen.  Diese messen nun den Blutzucker. Dann sagt sich jede Betazelle "Oha, Blutzucker 130, da schütte ich mal 1 IE aus". Und das tut sie dann. Und zwar jede einzelne. Das Resultat sind 10.000 IE im Blut.

Ich stell mir da eher eine von den Betazellen unabhängige Instanz vor, die die Betazellen über Nervenleitungen oder Hormone anweist, Insulin auszuschütten. Ob das die Bauchspeicheldrüse ist, weiss ich nicht. Aber ich denke es können gar nicht die Betazellen sein, oder?

LG Andi
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Offline Joerg Moeller

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Re: Therapie-Vereinfachungs-Idee
« Antwort #4 am: Juli 08, 2006, 22:49 »
Wenn die Betazellen den Blutzucker messen und reagieren, wieso wird dann immer die richtige Menge Insulin ausgeschüttet?

Weil die Höhe des BZ die Insulinsekretion steuert. Je höher der BZ, desto mehr Glucose dringt in die Betazellen ein. Dort löst das dann eine Kaskade aus, an dessen Ende Insulin ins Blut abgegeben wird.
Wohlgemerkt: in Blut, nicht ins Unterhautfettgewebe. Das Blut fließt auf seinem Weg in den Körper an den Alphazellen vorbei und das vermehrt vorhandene Insulin bewirkt eine Drosselung der Glukagonfreisetzung. Beides zusammen (Insulin hoch/Glukagon niedrig) bewirkt eine rasche Senkung des BZ. Also strömt weniger Glucose in die Betazelle und die Sekretion lässt nach. Sinkt der BZ zu sehr kann es ganz zum Erliegen kommen ->im strömenden Blut fehlt Insulin ->Alphazellen werden nicht mehr so stark gedrosselt ->Glukagonspiegel steigt ->Leber setzt mehr Glucose frei ->BZ steigt wieder.

Und das war jetzt nur ein kleiner, stark vereinfachter Auschnitt der Glukoregulation durch die Betazellen. Wenn man etwas gegessen hat spielen noch andere Hormone mit (die Inkretine GIP und GLP1), die ihrerseits die Insulinsekretion anstoßen und Glukagonsekeretion drosseln. (Und das Sättigungszentrum im Gehirn beeinflussen ->man ist satt).

Ist also ein hochkomplizierter Prozess, in den man nicht in der Form eingreifen kann, daß da Informationen entnommen werden. Der BZ wird von den Betas auch nicht gemessen, es wird ohne diesen Umweg direkt reagiert.
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Offline zreptil

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Re: Therapie-Vereinfachungs-Idee
« Antwort #5 am: Juli 10, 2006, 12:38 »
Vielen Dank für die Erklärung Jörg. Das ist ziemlich einleuchtend. Dann wird das also vermutlich kein machbarer Weg sein. Aber immerhin weiss ich wieder etwas mehr, wie dieser Kreislauf funktioniert. Vielen Dank nochmal.

LG Andi
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Offline Joerg Moeller

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Re: Therapie-Vereinfachungs-Idee
« Antwort #6 am: Juli 11, 2006, 09:42 »
Gern geschehen ;D
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