Hallo Adrian, da warst Du also auch in Indien!
Nagpur liegt ja in Mahrashtra, also hast Du ja ganz ähnlihche Verhältnisse kennengelernt.
Was Du vom Vater der Familie, dem Diabetiker, erzählst, klingt sehr vertraut. Ich habe in der Klinik von Dr. Pendsey in Nagpur zusehen können, wie sie da Füsse behandeln - ich war sehr beeindruckkt, Dr. Pendsey und sein Team erhalten Füsse, die man bei uns längst schon amputiert hätte. Da wirklich gute Prothesen ja für viele unerschwinglich sind, versuchen sie immer, mit exakter Wundbehandlung und in Zusammenarbeit mit einem plastischen Chirurgen Füsse um jeden Preis zu erhalten - manchmal schaut das nach der Behandlung nicht sehr fuss-ähnlich aus, aber die Leute können damit rumlaufen. Allerdings sind das oft Patienten mit rein neuropathischen Defekten, wie ich es hier in Europa selten sehe: unsere Patienten sind in der Regel älter und haben so gut wie immer auch große Probleme mit der Durchblutung ( Raucher!), was eine Behandlung wie ich sie in Indien gesehen habe, unmöglich macht. Die Patienten befolgen auch ganz ganz konsequent die Anordnung, das Bein keinesfalls zu belasten - über Wochen und Monate. das ist ganz wichtig für die Heilung, aber bei uns halt oft einfach nicht machbar.
Ev. könntest Du ja Dr. Pendsey empfelhen, er ist recht bekannt als Fuß-Spezialist und hat auch ein Standardbuch drüber gechrieben.
Du schreibst: " das klingt alles nicht gut, aber realistisch..."
hm, so hab ich das nicht gemeint - eigentlich wolte ich von dem vielen Positiven erzählen, das ich dort gesehen habe.
natürlich sind Leute im Slum sehr sehr arm, und das weiß man ja schließlich, wenn man nach Indien fährt. Aber. dann kommst du da hin, steigst aus dem auto, und rund um dich sind eine Gruppe Kinder, die winken und lachen und - NICHT betteln! Die einfach fröhlich sind, und sich über Zulachen und Augenkontakt freuen. einige größere bringen vielleicht einige Wörter Englisch an. Also ich konnte da gar nicht anders als fröhlich und herzlich reagieren und hab immer versucht, so viele von ihnen anzulachen wie nur möglich - hergeschrieben klingt das vielleicht entsetzlich naiv, aber ich konnte einfach nichts anderes tun. wir haben schließlich immer nur EINE Familie besucht, eine, die halt ein diabetisches Familienmitglied hat. Wir können da ganz vorsichtig und punktuell helfen, aber wir können nichts für alle anderen tun. Trotzdem waren das einfach keine negativen Erlebnisse... ich frag mal Jörg, ob ich hier irgendwo einige meiner Fotos zeigen kann!
Weiter oben war noch eine Frage - sinnngemäß: "ich weiß nicht ob ich zu einem Kind eine Beziehung aufbauen kann"
Darauf wollte ich noch antworten:
die Patenschaft läuft so: Wenn man sich angemeldet hat ( Formulare gibts bei mir) bekommt man innnerhalb von ca 3 - 4 Wochen ( wir machen das alle nebenberuflich) die Information, welches Patenkind nun unterstützt wird . Und dann kokmmt möglichst bald ein Brief aus Indien, mit einem Foto und ein paar Daten. wie alt, wie groß, seit wann Diabetes, im letzten Jahr gewachsen?, Schule? und ev kurz was über den Familienhintergrund. Bitte stellt Euch das nicht zu toll vor, sind nur ein paar Zeilen. In Englisch.
Udn dann gibts so eine Benachrichtigung einmal jährlich. Und Anna schickt viermal jährlich einen Rundbrief an alle Paten. Wenn jemand von uns zum Projekt fährt ( das ist ca alle 2 - 3 Jahre der Fall) , bitte Anna eventuell um kleine Geschenke, wenn man dem Kind was schenken wil -sie gibt aber auch ungefähr vor, dass das nicht allzu wertvol lsein darf (sonst bringts im Endeffekt nur Ärger, unsere Patenkinder müssen in ihrer Nachbarchaft und auf ihre Art weiterleben..) . Es ist auch möglich, manchmal dem Kind zu schreiben. Die Briefe gehen an die Klinik von Dr. Pendsey und werden der Familie beim nächsten Besuch gegeben - das ist ca alle 3 Monate. Geschenke schicken ist problemtaisch, weil der Zoll dann Geld von der Klinik kassiert - oft mehr als das ding wert ist... :-( Viele Paten zahlen aber einfach nur den Beitrag und schreiben nie was, das ist auch okay und Anna hat auf ihren Indien-Besuchen immer genug kleine Geschenke für alle mit.
Es ist auch ncht möglich oder erwünsct, dass nun alle paten nach Indien fahren, ihr Patenkind zu treffen. Bitte versteht dass das einfach nicht Sinn machen würde. Anna wollte diesmal mit einer Freundin, die schon mit ihr da war, hinfahren. Die konnte aber dann nicht und so bin ich mitgefahren, das war eher Zufall.
Wenn jemand die Kontonummern braucht, bitte Mail an mich.
Das ist ein ganz kleines Projekt- es können nur so viele Kinder betreut werden, wie es das Team um Dr. Pendsey schafft. Und es kann nur langsam wachsen, aus denselben Gründen.
natürlich suchen wir Paten, dringend, derzeit sind ca 60 Patienten auf der Warteliste. bei weitem nicht nur Kinder, auch viele junge Erwachsene, Männer und Frauen...
Für mich ist das Wichtigste an diesem Projekt, dass die Patienten gut betreut werden. Besonders eine Mitarbeiterin von Dr. Pendsey, eine ganz liebe Diätassistentin, kümmert sich drum und macht auch viel Administratives. Man merkt richtig, dass sie jeden Patienten und die Famile kennt, die Patienten begrüßen sie ganz lieb und sie weiß sofort über die individuelle Geschichte bescheid. Und fragt und erkundigt sich nach Arbeit/krankenVerwandten/Ernten/neuen Babys...
Es kommt zb vor, das eine junge Patientin einige Male hintereinander kommt, ohne einen Termin zu haben, ein wenig plaudert und wieder geht - und beim 4. Mal dann erzählt dass sie so Angst hat, dass jemand gemerkt hat, dass sie Insulin spritzt - oder das sie so Angst hat, schwanger zu sein.... das soll weiterhin möglich sein und daher gehen wir auch von unserer Seite sehr vorsichtig mit Projekt-Vergrößerung um.
eine Patenschaft kann jederzeit gekündigt werden.
So, Schluss für heute - fragt einfach weiter, wenn Euch was interesiert!
ich erzähle gerne...
liebe Grüße
Susanne