Autor Thema: Insulinresistenz überwunden  (Gelesen 10873 mal)

Offline Heidi S. aus K.

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Insulinresistenz überwunden
« am: August 18, 2015, 21:06 »
Hallo Zusammen,

ich bin ein seltener Gast hier, was das Schreiben angeht. Mitlesen tu ich aber recht regelmäßig. Aber jetzt  möchte ich gerne berichten, wie ich in diesem Jahr endlich meine Insulinresistenz überwunden (oder geheilt?) habe.

Seit inzwischen über 25 Jahren habe ich DM2, seit 17 J. insulinpflichtig – da war ich erst 36 Jahre jung. Ich habe in den ganzen Jahren viele Diäten ausprobiert, habe immer wieder ab- und zugenommen. Auch Medikamente (Byetta, Victoza) habe ich probiert und wieder abgesetzt – auch hier war Jojo inklusive. Zuletzt ging das Gewicht stetig immer weiter nach oben, ebenso stieg mein Insulinbedarf und ließ meine Beweglichkeit nach. Die Diagnose PNP habe ich seit ca. 2,5 Jahren. Gegen die Symptome hilft Bewegung  wie Rad fahren, aber das Gewicht ließ mich immer unbeweglicher werden. Und Laufen wurde immer beschwerlicher.

Dieses Jahr kam eine Wende – endlich!  Mein Arzt fragte mich, ob ich trulicity ausprobieren möchte. Naja, ich hab immer gerne alles ausprobiert, in der Hoffnung, dass es hilft. Mit Byetta hatte ich gut abgenommen, nur der BZ war grottig. Victoza war auch nicht besser, dann habe ich auf Velmetia umgestellt.

Aber warum nicht nochmal was Neues probieren? Eigentlich sollte ich Forxiga probieren, das wollte ich aber lieber vermeiden. Im ersten Monat (April) mit trulicity habe ich gleich mal 4 kg abgenommen, und ich konnte das Hba1c von 7,9 auf 7,4 senken. Also bekam ich ein weiteres Rezept.

Trulicity bewirkte bei mir, dass ich spürbar weniger Hunger hatte bzw. länger satt war. So soll es ja auch sein. Und während ich diese Änderungen an mir beobachtete, las ich – wieder einmal – von dem 5:2 Prinzip (oder auch 5:2 Diät).
Also mal ehrlich, mit Diäten hatte ich vollkommen abgeschlossen, sowas wollte ich auf keinen Fall jemals wieder machen! Aber das hier war anders, ich schaute einen Bericht dazu und mir kamen immer wieder irgendwelche Artikel dazu in die Hände. Und dann dachte ich irgendwann: warum nicht ausprobieren, wo mir doch trulicity gerade so gut hilft?!

Eine kurze Erklärung: 5:2 heißt auch intermittierendes Fasten, eine Art Teilzeitfasten. Nur an 2 Tagen der Woche reduziert man die Kalorien auf 500 (Männer 600), an den anderen 5 Tagen kann bzw. soll man sogar ganz normal essen. Und zwar nicht weniger als den Grundumsatz, und es darf schon auch gesund sein.

Ich habe mir also noch mehr Lesestoff zu dem Thema besorgt, und dann einfach mal angefangen. Gut ist, man muss sich nichts kaufen, außer vielleicht Gemüse für eine gesunde 500-Kalorien-Mahlzeit.
Ich will jetzt gar nicht so viel über diese Methode hier erzählen, man findet eigentlich viel Info, wenn man das Internet befragt. Nur noch so viel: es geht hier nicht vorranging ums abnehmen, sondern eher um die Gesundheit. Die Methode ist dafür bekannt, vor Diabetes zu schützen, und sich auch auf alle üblichen Blutwerte (metabolisches Syndrom) günstig auszuwirken. Sie kann noch mehr, aber das war das, was mich erstmal interessierte.

Jetzt hatte ich ja – wegen trulicity – innerhalb von 4 Wochen 2x Blut gelassen für meine Werte. Dabei war das 2. mal unmittelbar vor meinem Beginn mit 5:2. Nachdem mein Körper sich an das regelmäßige, kurzfristige Fasten gewöhnt hatte, war ich sehr gespannt, was 3 Monate später wohl rauskommen würde.
Und was soll ich sagen (sonst würde ich hier jetzt ja auch nichts schreiben)? – Alle Werte sind nicht nur besser, sondern fast normal!
Jetzt hatte ich sowieso nicht so die ganz üblen Werte – ok, Hba1c habe ich seit 2008 nie unter 7 gehabt, teilweise sogar >8. Cholesterin und BD hat mein Arzt frühzeitig mit Tabletten eingestellt, die waren also vorher auch schon im grünen Bereich. Nach 3 Monaten waren diese Werte allerdings noch weit besser als vorher, den Cholesterinsenker durfte ich jetzt versuchsweise mal absetzen. Beim BD Mittel zögert mein Doc, weil er sagt, dass mein Medi auch positive Auswirkungen auf die Niere hat, und man nicht wüsste, was passiert, wenn ich das absetze. Allerdings ist mein BD mit dem Medikament jetzt meist <120/<70 – keine Ahnung, ob das auf Dauer sinnvoll ist!

Das Beste jedoch: mein Hba1c ist jetzt bei grandiosen 6,3!! Meine Insulindosis konnte ich von um die 150/Tag auf ca. 50/Tag (im Durchschnitt) senken. Ich habe mir angewöhnt, an den beiden Fastentagen keine KH zu essen, damit ich das Insulin dann auch noch sparen kann. Übrigens, eine Radtour ist an einem solchen Tag trotzdem kein Problem, und wenn mir früher jemand erzählt hätte, dass ich anschließend von einem Salat mit Putenstreifen satt würde, ich hätte ihm nicht geglaubt!

Mein Fazit: 5:2 ist für mich die Rettung, denn so kann ich wenigstens ein Fortschreiten der PNP (hoffentlich) verhindern – und weiteren Spätfolgen vorbeugen. Ich werde dabei bleiben, denn mir geht es sehr gut damit. Ach ja, abgenommen habe ich übrigens auch – bisher insgesamt (seit dem Höchstgewicht) 15 kg. Man nimmt nicht stetig ab, es geht relativ langsam – was ja auch gut ist. Zwischendurch geht das Gewicht rauf und runter, aber dann pendelt es sich auf dem niedrigen Wert ein, und alles geht von vorne los: rauf, runter, einpendeln.
Ach ja, eine Warnung: es steht in jedem Buch, dass man als Diabetiker 5:2 nicht machen dürfe. Zu DM1 kann ich nichts sagen, aber ich wollte unbedingt ausprobieren, wie 5:2 bei meiner Insulinresistenz wirkt. Also habe ich es trotzdem gemacht, und stand nach etwa 4 Wochen bei meinem Diabetologen auf der Matte. Mein Körper reagierte so empfindlich auf das Insulin, dass ich einfach unsicher war, wie ich das handhaben sollte. Er hat mir dann im Nachhinein seinen Segen gegeben, aber ich habe auch verstanden, dass man ziemlich aufpassen muss.
Er erzählte mir, dass man bei Leuten, die extreme Insulinmengen brauchen, die aber  nicht mehr wirken, eine Fastenkur (im KKH) anwendet, d.h. sie bekommen nur noch Rohkost, bis das Insulin schlagartig absinkt. Und dann müsste man halt aufpassen, dass man die Insulindosen anpasst. Bei mir gab es einen ähnlichen Effekt, zumal durch das Teilzeitfasten die Lust auf Bewegung zurückkam. Ich bin immer gerne Rad gefahren und mache seit Jahren Aquafitness. Eine abendliche kleine Radrunde bewirkt extreme BZ-Senkungen, ich hatte seit langem mal wieder richtigen Unterzucker.

Inzwischen habe ich  mich daran gewöhnt, dass mein Körper wieder ganz gut auf Insulin reagiert. Der Teufelskreis Insulin – Hunger – Zunahme – mehr Insulin usw. ist durchbrochen, Bewegung gehört wieder zu meinem Leben. Und die Tage mit den Esspausen tun mir richtig gut. Und da ich ja immer schon am nächsten Tag alles essen darf, lassen die sich auch ganz gut durchhalten – selbst, wenn es mal schwer fällt. Und witzigerweise isst man aber am nächsten Tag keine Unmengen – der Hunger, der sich am Tag vorher noch gemeldet hatte, ist am nächsten Morgen meist verschwunden. Am Tag nach einem Fastentag muss ich mich meist sogar dazu zwingen, zu essen. Mein Körper hat sich einfach daran gewöhnt, ein Hungergefühl auch mal zu ignorieren.
Ich weiß natürlich nicht, was davon auf trulicity zurück zu führen ist, denn auch nur damit hatte ich ja schon weniger Hunger. Ich weiß aber von anderen, die 5:2 machen, dass es denen genauso geht. Und zudem hat man an den 5 „normalen“ Tagen auch weniger Heißhunger auf Süßes, dafür mehr Lust auf Gesundes.

Das wollte ich einfach mal loswerden. Vielleicht ist es für den einen oder die andere ja hilfreich. Ich weiß noch gut, wie verzweifelt ich war, dass ich meinen BZ einfach nicht in den Griff bekam. Heute wünschte ich, ich hätte ein paar Jahre früher von dieser Methode gehört. Dann hätte ich vielleicht keine PNP, wer weiß (die ist bisher übrigens nicht besser geworden – aber ich hoffe, dass sie zumindest nicht schlimmer wird).
Jetzt habe ich dazu auch noch das Glück, einen Freestyle Libre zu besitzen (seit 2 Monaten), und es ist einfach toll, wenn man an einem Fastentag ohne Insulin eine „Kurve“ mit Werten um die 100 hat!

Gruß Heidi
LG Heidi

Offline Joerg Moeller

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Re: Insulinresistenz überwunden
« Antwort #1 am: August 19, 2015, 11:19 »
Danke für den ausführlichen Bericht. Schön, dass es bei Dir etwas positives zu vermelden gibt :super:

Für die anderen: Trulicity ist aus derselben Stoffklasse wie Byetta, also auch ein GLP-1 Analogon. Nur mit dem Unterschied, dass Trulicity nur einmal wöchtlich gespritzt werden muss.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Kladie

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Re: Insulinresistenz überwunden
« Antwort #2 am: August 19, 2015, 11:51 »
Hallo Heidi,

da hast du dich aber mächtig ins Zeug gelegt um deinen Erfolg mit Trulicity und deiner Diätvariante anzupreisen. Leider lässt sich aber jetzt nicht feststellen ob Trulicity oder die Diät für deinen Erfolg entscheidend waren.
Deine Überschrift ist mir auch nicht ganz geheuer. Ich habe einen HbA1c von 5,5 % und brauche dazu etwa 40 IE Insulin. Mir käme jedoch nie in den Sinn von einer Überwindung der Insulinresistenz zu reden.

Trotzdem freut mich dein Erfolg den HbA1c um 1 % reduziert zu haben. Das ist schon ein gutes Argument für deinen langen Beitrag. Mach weiter so!

Offline Heidi S. aus K.

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Re: Insulinresistenz überwunden
« Antwort #3 am: August 19, 2015, 18:06 »
Nichts liegt mir ferner, als ein Medikament anzupreisen. Auch missionieren ist nicht mein Ding. Und, ehrlich gesagt, ich habe mich schon beherrscht, ich hätte noch viel mehr schreiben können...

Ich weiß nicht, ob es genaue Kriterien gibt, wieviel Insulin man spritzen muss, um von einer Resistenz auszugehen. Das ist mir ehrlich gesagt auch egal. Ich habe meine Dosis um 2/3 reduziert, und ich merke, wie meine Insulinsensitivität (schreibt man das so) zunimmt. Außerdem hat sich mein Hba1c soweit gebessert, wie seit 2008 nicht mehr.

Ich sehe das so, dass ich für mich diese Resistenz überwunden habe. In den letzten Jahren stieg mein Gewicht stetig, ohne dass ich was dagegen tun konnte. Der Alltag wurde für mich immer beschwerlicher, nur durch die Kilos, die ich rumschleppen musste. Übrigens bin ich noch weit vom Normalgewicht entfernt. Die Statistik in SiDiary sagt, dass ich durchschnittlich 0,4 IE Insulin pro kg Körpergewicht spritze. Ich hielt das für relativ normal, weshalb ich die Überschrift gewählt habe.
Ach ja, es gibt übrigens Nachweise, dass die 5:2 Methode verantwortlich ist für die Verbesserungen im Stoffwechsel. Das wäre auch ohne trulicity gegangen, aber ich hatte es nunmal, und hatte es dadurch in der Eingewöhnungszeit leichter, bzw. hatte ich dadurch überhaupt erst den Mut, es mit dem intermittierendem Fasten zu probieren.

Wie gesagt, missionieren liegt mir fern. Jede/r muss selbst wissen, was richtig für ihn/sie ist. Allerdings hätte ich mir einige Jahre und etliche Kilos sparen können, wenn ich nur früher davon gehört hätte. Deshalb wollte ich das mitteilen. Und ich erzähle es genau deshalb genau hier (in meinem Umfeld tu ich das sonst nämlich nicht), weil ich davon ausging, dass hier überwiegend Diabetiker lesen. Und für die ist das nunmal interessant (dachte ich).

Ich hoffe, niemand fühlt sich hier durch meine Begeisterung dazu überredet, unbedingt ein Medikament oder eine Diät auszuprobieren. Und sorry für meine langen Texte, mir fällt es schwer, das alles mit weniger Worten zu sagen.
LG Heidi

Offline Kladie

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Re: Insulinresistenz überwunden
« Antwort #4 am: August 19, 2015, 19:38 »
Hallo Heidi,

nichts liegt mir ferner als deine Euphorie zu zügeln. Für mich sind Diäten und deren Erfolgsgeschichten eben ein rotes Tuch.

Wenn du damit Erfolg hast, lass dich von mir nicht beeinflussen - was du vermutlich ohnehin nicht tust. Ich persönlich verzichte darauf von meinem "Erfolgsrezept" zu berichten. Es würde für viele sicher nicht so zielführend sein wie für mich.
Leider habe ich mit einem BMI von 28 auch noch zu viel Kilos auf den Rippen aber ich versuche sie ohne Diäten zu eliminieren. Ist eine Frage der Disziplin wie es auch bei Diäten immer der Fall ist.

Offline Joerg Moeller

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Re: Insulinresistenz überwunden
« Antwort #5 am: August 20, 2015, 11:48 »
Ich hoffe, niemand fühlt sich hier durch meine Begeisterung dazu überredet, unbedingt ein Medikament oder eine Diät auszuprobieren. Und sorry für meine langen Texte, mir fällt es schwer, das alles mit weniger Worten zu sagen.

Da mach dir mal keine Gedanken. Dazu ist das Forum ja da: damit man von seinen persönlichen Erfahrungen mit bestimmten Therapieformen berichten kann. Dass sich die nicht immer 1:1 auf jeden übertragen lassen wird keinen wundern, der etwas von Medizin versteht.

Viele Grüße,
Jörg
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