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Autor Thema: 10. Dezember 2011  (Gelesen 420 mal)

Offline Ludwig

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10. Dezember 2011
« am: Dezember 10, 2011, 10:59 »
Weihnachten im Weltall


„Wir   empfangen sehr sonderbare Signale von diesem Planeten, Sir“, meldete   der Beobachtungsoffizier. „Er scheint von intelligenten Lebewesen   bewohnt zu sein. Aber das ist unmöglich, wenn unsere Messungen stimmen.“   
„Die stimmen immer, wie Sie wissen“, entgegnete Commander Will Kirkshatt knapp. „Bewohnt, wie? Mmmh!“
„Und   Signale?“ fuhr er nach kurzem Grübeln fort. Commander Will Kirkshatt   wandte sich stirnrunzelnd an seinen Adjutanten Mc Bess. „Lassen Sie   sofort Speck auf die Brücke kommen.“
„Bin schon da, Sir - Sir“, erklang triefend neben ihm die Stimme des schlappohrigen, fetten Lavianers.
Commander   Kirkshatt musterte den aufgedunsenen Fleischklops und fragte sich zum   tausendsten Male, warum man den gefräßigsten, wenn nicht gar   einfältigsten Burschen der ganzen Sternenflotte ausgerechnet ihm als   Letzten Offizier zugeordnet hatte.
Kirkshatt unterdrückte das Würgen, das ihn wie immer beim Anblick von Speck überkam.
„Was   meinen Sie, Speck?“ Kirkshatt hüstelte, wobei er sich ein Schnupftuch   vor die Nase preßte, um die Schweißausdünstungen des Außerirdischen   nicht direkt aufnehmen zu müssen.
Der schlappohrige Lavianer hatte   unterdes die empfangenen Meßdaten abgerufen und analysiert. „So etwas,   Sir, ist mir auch noch nicht begegnet - begegnet“, meinte er   schließlich, wobei er seine ohnehin winzigen Schweinsaugen noch enger   zusammenkniff, soweit das überhaupt möglich war.
Geht dieses endlose   Gelaber schon wieder los, dachte Kirkshatt, bevor er sich daran   erinnerte, daß der Lavianer ja Gedanken lesen konnte.
Der hatte sie   bereits gelesen. „Ich muß doch schon sehr bitten, wenn ich darf, Sir -   Sir“, tadelte der Letzte fette Offizier ihn prompt.
„Nichts für ungut, Speck“, beschwichtigte Kirkshatt ihn. „Also?“
Speck   wischte sich den Schweiß von seinem fetttriefenden Gesicht und   schüttelte seinen massigen Schädel so heftig, daß seine Schlappohren   flogen.
Einfach widerlich, wollte Commander Kirkshatt gedacht haben, besann sich diesmal aber noch rechtzeitig.
Speck   räusperte sich, was so etwa einem Erstickungsanfall gleichkam.   „Commander“, quoll es dann über seine wulstigen Lippen, „auf Heiw I   herrschen nord- wie südpolare Verhältnisse - Verhältnisse. Die   Durchschnittstemperatur liegt bei etwa 30 Grad minus - minus. Der Planet   ist völlig vereist und von einer meterdicken Schneedecke zugedeckt -   zugedeckt.“
Kirkshatt hatte Mühe, sich zu beherrschen. „Und weiter?“ fragte er.
„Die Vegetation an der Meßstelle besteht aus Heide und Tannen - Tannen“, fuhr Speck fort.
„Das   weiß ich ja alles, aber ich weiß nicht, warum es so ist, wie es ist“,   unterbrach der Commander des berühmten Raumschiffes Entenfang seinen   Letzten Offizier. „Und was bedeuten diese Signale? Falls sie etwas zu   bedeuten haben“, fügte er vorsichtshalber hinzu. „Konnten Sie sie   überhaupt entziffern, Speck?“
Herablassend senkte sein Letzter   Offizier daraufhin sein fettes linkes Lid auf unnachahmliche Art. „Sir“,   erwiderte Speck. „Wir Lavianer können alles entziffern - entziffern.“
„Na schön“, meinte Kirkshatt ungehalten. „Also, was bedeutet das?“
Speck   spitzte die Lippen, soweit man von Spitzen sprechen konnte. „LAL - LU -   JEHA - A - JU - LEL - LAH - LAH“, buchstabierte er. „Aber was das   bedeutet, weiß ich bedauerlicherweise nicht - nicht.“
„Interessant“,   staunte Kirkshatt. „Vergessen wir, daß Sie die Bedeutung nicht wissen.   Aber wiederholen Sie doch noch mal freundlicherweise, was Sie entziffert   haben, Speck.“
Der wölbte wiederum die Lippen. „LAL - LU - JEHA - A   - JU - LEL - LAH - LAH“, wiederholte er. „Sagt Ihnen das etwas, Sir -   Sir?“ erkundigte er sich.
„Irgendwie kommt mir das bekannt vor“,   sagte Kirkshatt ahnungsvoll sinnend. „Ich habe das schon mal irgendwo   gehört. Allerdings - aber lassen wir das.“
„Dann, Sir - Sir“, seiberte Speck, „schlage ich vor, wir beamen einen Erkundungstrupp nach Heiw hinunter - hinunter.“
Kirkshatt   entgegnete kurz: „Auf die Idee bin ich auch schon gekommen, Speck. Ich   leite den Trupp persönlich. Aber Sie bleiben diesmal an Bord. Sie wissen   wohl, warum!“
Der Letzte Offizier des Raumschiffes Entenfang   wischte sich schuldbewußt den nächsten Schweißstrom vom Gesicht und   nickte stumm. Bei der Landung auf Nerost I, im Sternbild des Hasen   nämlich, waren die Bewohner bei seinem Anblick fluchtartig davon   gehoppelt.
Minuten später stand Commander Kirkshatt frisch gebeamt   in intergalaktischer Nordsüdpolarausrüstung mit drei Leuten seines   Trupps auf einem gewaltigen Gletscher und musterte erstaunt, das Bild,   das sich ihm zu Füßen bot.
Eine richtige kleine Stadt mit Häusern   und Hütten aus Eis und Schnee - Iglus nicht ganz unähnlich - war dort   errichtet. Dampf stieg aus den Schornsteinen.
„Sir“, meldete sich Datev, der lebende Datenfälscher, zu Worte, „nach meinen Berechnungen...“
„Ho-Ho!“ unterbrach ihn eine dröhnende außerirdische Stimme. „Ha-Ha!“
Und   ehe der verblüffte Commander Kirkshatt, Datev und die zwei anderen   Leute seines Trupps zu den Waffen greifen konnten, bimmelte es hinter   ihnen heftig.
Kirkshatt drehte sich um und staunte. Der erste   Bewohner von Heiw I, dem er begegnete, wirkte überhaupt nicht   feindselig, ja, nicht einmal fremd oder gar außerirdisch.
Ganz im Gegenteil.
Gestalt,   Gesicht und Kleidung des Heiwers - wenn es denn wirklich einer war -   kamen ihm irgendwie sehr vertraut vor. Mehr noch: Etwas regte sich   unbewußt wissend in ihm, wie vorhin, als Speck, der Letzte Offizier der   Entenfang, ihm die Signale entziffert hatte.
Er mußte es wagen. „LAH - LU?“ versuchte Kirkshatt es ganz langsam.
„LAH-LU?“   wiederholte daraufhin stirnrunzelnd der weißbärtige, mit einem langen   roten Mantel und schwarzen Stiefeln bekleidete Planetenbewohner und   überlegte. Dabei bimmelte er wieder mit einer Glocke.
„JU - LEL?“ versuchte Kirkshatt es diesmal.
Der Weißbärtige mit den wallenden Locken bimmelte noch heftiger, schüttelte jedoch neuerlich den Kopf.
„Ju - LAH?“ Kirkshatt ging jetzt hoffnungsvoll aufs Ganze.
„JU   - LAH?“ Ein breites Lächeln überzog das Gesicht des Bewohners von Heiw   I. Er bimmelte ohrenbetäubend mit der Glocke, während er schrie: „JU -   LAH? LU - JAH! LU - JAH!“
„HO-HO!“ brüllte Kirkshatt so laut, daß Datev ihn entsetzt anschaute.
„HO-HO!“   brüllte darauf der Weißbärtige mit dem lockigen Haar und bimmelte, daß   sich unter dem Getöse mächtige Eiszapfen vom Gletscherrand lösten. Und   dann schrie er mit Baßstimme: „HAL - LE - LU - JAH! HAL - LE - LU -   JAH!“
„Ist alles in Ordnung, Commander, Sir?“ fragte Datev verstört.
„HALLELUJAH! JA! Alles in Ordnung, Datev!“ sprudelte es über Kirkshatts Lippen. „Wissen Sie, wo wir uns hier befinden?“
„Nein, Sir“, erwiderte der berühmteste Datenfälscher der Sternenflotte und Vorletzte Offizier der Entenfang eingeschüchtert.
„Heiw ist“ - Kirkshatt strahlte über das ganze Gesicht - der Heimatplanet des Weihnachtsmannes.“
„HALLELUJAH!   HO-HO!“ brüllte der Weißbärtige daraufhin und bimmelte so stark, daß   der Gletscher unter ihnen zu kalben begann. „Er hat es! Aber nun, mein   Bester, laß uns mal endlich normal miteinander reden. Okay?“
Kirkshatt nickte vor Seligkeit stumm.
„Hast du 'nen anständigen Schluck dabei?“
„Ich   laß uns was runterbeamen“, kam es über Kirkshatts Lippen. „Datev“,   sagte der dann, „beamen Sie mit dem Rest der Truppe zurück. Ich komme   später nach.“
Und so lief die Geschichte auch ab.
Bliebe der abschließende Eintrag im Logbuch der Entenfang nachzutragen:
„Mit   dem Weihnachtsmann die ganze Nacht durchgesoffen, gesungen,   Schlittenfahrten gemacht und Geschenke ausgepackt. Ich glaube, die   Föderation hat einen Freund für immer gewonnen.“
PS: „Ich schmeiße   Speck, den letzten Offizier, endgültig von Bord. Wegen Unfähigkeit. Das   empfangene Signal lautete eindeutig HALLELUJAH!“
PPS: „Letzter Befehl widerrufen. Speck bleibt im Dienst. Schließlich ist es ja Weihnachten!“



besinnliche Adventtage
wünscht Euch allen
Ludwig!
   
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Als ich ein Bursche von 14 war, verhielt sich mein Vater so überheblich, daß ich es kaum aushalten konnte, mit ihm zusammen zu sein. Als ich 21 wurde, war ich doch erstaunt, was der alte Mann in sieben Jahren dazugelernt hatte! M. Twain

Offline Scrat

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Re: 10. Dezember 2011
« Antwort #1 am: Dezember 10, 2011, 14:24 »
Der war richtig gut...  :super:, passend dazu: