Autor Thema: Diabetiker höhreres Risiko an Osteoporose zu erkranken  (Gelesen 3491 mal)

Offline monikawp

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Hallo

Gerade im Fernsehen "WDR- Servicezeit-Gesundheit" war das Hauptthema Osteoporose. Da hörte ich wie der Facharzt erzählte, dass Diabetiker ein höheres Risiko zur Osteoporose haben, da das Kalzium nicht richtig absorbiert wird.

Stimmt das? Was kann ich denn als Diab. dagegen machen  :gruebeln:? Ich verzehre viel Milchprodukte und esse wirklich viel frisches Gemüse. Das müsste doch ausreichen, oder?
Zudem treibe ich ja noch sehr viel Sport, was auch die Knochen und Muskulatur stärkt.

Monika
Typ-2-Diabetiker.
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Offline AxTRIM

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Re: Diabetiker höhreres Risiko an Osteoporose zu erkranken
« Antwort #1 am: Februar 07, 2006, 12:09 »
Hallo Monika,

ich hab mal ein bisserl gegoogelt und folgenden Artikel gefunden:

Sonja Finger
Dr. med.
Osteoporose und Diabetes mellitus: Häufigkeit der Osteoporose und Risikofaktoren bei
Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2
Geboren am 18.01.1972 in Heidelberg
Reifeprüfung am 17.06.1991 in Walldorf / Baden-Württemberg
Studiengang der Fachrichtung Medizin vom WS 1991 bis WS 1997
Physikum am 16.08.1993 an der Universität Heidelberg
Klinisches Studium in Heidelberg
Praktisches Jahr in Heidelberg
Staatsexamen am 29.10.1997 an der Universität Heidelberg
Promotionsfach: Innere Medizin
Doktormutter: Frau Priv.-Doz. Dr. med. G. Leidig-Buckner
Diabetes mellitus und Osteoporose sind chronische Erkrankungen, die mit steigendem
Lebensalter gehäuft auftreten. Inwieweit zwischen den beiden Erkrankungen ein
Zusammenhang besteht, ist unzureichend geklärt. Das Ziel unserer Studie bestand darin, die
Häufigkeit einer Osteoporose, mögliche Risikofaktoren und Zusammenhänge zu
angiopathischen diabetesspezifischen Komplikationen sowie Veränderungen des
Knochenstoffwechsels bei Patienten mit Diabetes mellitus getrennt nach Typ 1 und Typ 2
Diabetes zu untersuchen. Insgesamt wurden 398 Patienten aus der Diabetesambulanz der
Universitätsklinik in Heidelberg im Alter von 17 bis 87 Jahren (Durchschnittsalter 55,3 Jahre
± 14,6 SD) untersucht. Es handelte sich hierbei um 155 Typ 1 Diabetiker (79 Männer
[51,0%], 76 Frauen [49,0%]) sowie um 243 Typ 2 Diabetikern (115 Männer [47,3%], 128
Frauen [52,7%]). Die Knochendichten wurden an der Lendenwirbelsäule und am
Oberschenkelhals mittels DXA-Technik gemessen. Als Kontrollgruppe zu den Typ 2
Diabetikern wurden die Daten von n=249 Frauen und n= 255 Männern im Alter von 50-79
Jahren aus einer bevölkerungsbezogenen Studie zur Osteoporose (EVOS) verwendet. Daten
zum Diabetesverlauf (Alter bei Diabetesbeginn, Dauer, Therapie, Komplikationen) stammten
aus den ambulanten Krankenakten. Allgemeine Osteoporoserisikofaktoren (BMI, Ernährung,
Sport, gynäkologische Anamnese, Begleiterkrankungen, Medikamente) wurden anhand eines
standardisierten Fragebogens von den Patienten erhoben. Klinische Untersuchungsbefunde
(Größe, Gewicht, Blutdruck) sowie eine Blutabnahme zur Untersuchung biochemischer
Marker erfolgten in zeitlichem Zusammenhang mit der Knochendichtemessung.
Bei der Einteilung der Knochendichten basierend auf den WHO-Kriterien hatten in beiden
Diabetesgruppen, ohne nachweisbare geschlechtsspezifische Unterschiede, an der
Lendenwirbelsäule (Oberschenkelhals) ca. 5% (9-13%) eine Osteoporose, ca. 30%
(ca. 30-40%) eine Osteopenie und ca. 64% (ca.50%) eine normale Knochendichte. Lediglich
die Frauen mit Typ 2 Diabetes hatten einen höheren Osteoporoseanteil (Lendenwirbelsäule:
9,4%; Oberschenkelhals: 21,9%). Die Osteopenie-/Osteoporose-häufigkeit bei den Typ 1
Diabetikern war im Vergleich zu Daten aus der Literatur zur Normalbevölkerung erhöht.
Zudem fiel bei den Typ 1 Männern ein zeitlich sehr frühes Einsetzen einer Osteoporose auf
(Altersgruppe 20-30 Jahre). Bei den Typ 2 Diabetikern fand sich im Vergleich zu einer
bevölkerungsbezogenen Kontrollgruppe ein erniedrigtes Osteoporoserisiko (odds ratio Neck
0,6). 12% aller Patienten hatten bereits eine/mehrere Insuffizienzfrakturen erlitten (13% der
Typ 1 und 11% der Typ 2 Diabetiker), wobei diese Patienten häufiger eine erniedrigte
Knochendichte aufwiesen als Patienten ohne Fraktur.
Von den untersuchten diabetesspezifischen Einflussfaktoren fand sich kein eindeutiger
Zusammenhang mit dem Osteoporoserisiko. Insbesondere konnte weder bei den Typ 1 noch
bei den Typ 2 Diabetikern ein Zusammenhang zwischen der Diabetesdauer, der
Stoffwechseleinstellung und dem Risiko einer Osteoporose (t-score < -2,5 SD) gezeigt
werden. Bei den Einzelanalysen diabetesunabhängiger Einflussfaktoren fanden wir lediglich
einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem BMI und der Knochendichte bei Typ 1 und
Typ 2 Diabetikern. Bei den durchgeführten multivarianten Analysen erwies sich bei den Typ
1 Diabetikern an der Lendenwirbelsäule und am Oberschenkelhals lediglich der BMI als
prognostisch signifikanter Faktor für die Entwicklung einer Osteoporose bei Diabetikern. Bei
den Typ 2 Diabetikern fand sich, bezogen auf die Knochendichte an der Lendenwirbelsäule,
keine der Variablen als prädiktiv. Bezogen auf die Knochendichte am Oberschenkelhals
zeigte sich jedoch ein signifikanter Einfluss des BMI, des Patientenalters und ein leicht
erhöhtes Osteoporoserisiko für Frauen gegenüber den Männern. Einen Zusammenhang
zwischen diabetischen mikro- und makroangiopathischen Folgeerkrankungen und dem
Osteoporoserisiko konnten wir in keiner Diabetesgruppe nachweisen. Unsere
laborchemischen Analysen ergaben keinen eindeutigen Hinweis auf einen reduzierten oder
gesteigerten Knochenstoffwechsel bei Diabetikern. Weiterhin fanden sich keine eindeutigen
Zusammenhänge zwischen den Parametern des Lipidstoffwechsels, den Leptin- oder den
Endothelinspiegeln einerseits und der Knochendichte andererseits.
Unsere Ergebnisse belegen ein erhöhtes Osteoporoserisiko in Verbindung mit einem Typ 1
Diabetes, wohingegen sich ein Diabetes mellitus Typ 2 eher protektiv auf die Knochendichte
auszuwirken scheint. Die klinische Relevanz der Osteoporose wird durch den relativ hohen
Anteil an Insuffizienzfrakturen unterstrichen, der in beiden Diabetesgruppen annähernd gleich
war. Weder diabetesspezifische Einflussfaktoren noch osteoporosespezifische Risikofaktoren
zeigten einen eindeutigen Zusammenhang zur Knochendichte. Somit erscheint derzeit eine
zuverlässige Vorhersage oder Abschätzung des Osteoporoserisikos beim einzelnen Patienten
anhand klinisch-anamnestischer Daten nicht möglich. Daher empfiehlt es sich, in Zukunft in
die Betreuung diabetischer Patienten zur Abschätzung der Osteoporosegefährdung
Knochendichtemessungen zu integrieren. Hierbei sollte als Ort für die
Knochendichtemessung der Oberschenkelhals bevorzugt werden.

Quelle: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/2004/4541/pdf/Zusammenfassung_S._Finger.pdf

Für Typ-2er erstmal entwarnende Grüße,
Peter
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Offline Angela

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Re: Diabetiker höhreres Risiko an Osteoporose zu erkranken
« Antwort #2 am: Februar 07, 2006, 13:04 »
Ach weißt du, ich denke wir sind für vieles anfällig. Klar. Aber wenn man brav auf sich achtet, wie du es eh tust, kann nicht viel passieren. Ich sage kann, weil man weiß es ja nie.  :nixweiss: Aber über sowas mache ich mir keine Gedanken, man kann ja - Gott sei Dank - nicht in die Zukunft sehen.
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Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetiker höhreres Risiko an Osteoporose zu erkranken
« Antwort #3 am: Februar 07, 2006, 14:34 »
Ich sehe das genauso wie Angie. Manchmal habe ich das Gefühl, die kommen mit solchen Meldungen um sich irgendwie interessant zu machen und Lücken zu füllen.

Klar hat ein Diabetiker ein höheres Risiko für viele Erkrankungen. Aber 'Risiko' ist eben nicht gleichbedeutend mit 'Das kommt auch ganz sicher'. Ein bißchen hat da auch die ganz eigene Genetik mitzureden. Z.B. können sich viele Leute nach Methode A ernähren: die einen bekommen dann eine bestimmte Erkrankung nicht, die anderen bekommen sie trotzdem. (Und um noch eins draufzusetzen: manche bekommen sie nicht, obwohl sie sich nicht nach Methode A ernährt haben)

Interessant zu wissen ist es allemal, aber ich ändere nicht jedesmal meinen Lebensstil, wenn wieder eine neue Erkenntniss erscheint. (Ich mag nicht immer nur ändern, ich will manchmal auch einfach nur leben)
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Offline LordBritish

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Re: Diabetiker höhreres Risiko an Osteoporose zu erkranken
« Antwort #4 am: Februar 07, 2006, 15:50 »
Klar hat ein Diabetiker ein höheres Risiko für viele Erkrankungen. Aber 'Risiko' ist eben nicht gleichbedeutend mit 'Das kommt auch ganz sicher'.

Wie Jörg schon sagt, das RISIKO ist höher, aber mehr nicht. Es kann ein Risiko von 99,99% geben, aber woher soll man wissen ob man nicht zu den 0,01% gehört  :gruebeln:
Bei sowas mache ich mich nicht mehr so verrückt, gut zu Wissen, aber verrückt machen kann man sich dann wenn es soweit ist...

Offline monikawp

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Re: Diabetiker höhreres Risiko an Osteoporose zu erkranken
« Antwort #5 am: Februar 07, 2006, 21:02 »
Hallo

Nunja, ich war ganz überrascht, als der Herr im WDR davon berichtete. Für mich war diese Botschaft neu.

Ja, ich weiß, ich bin Raucher, da stehe ich zu und ich trinke gerne abends meine 1 - 2 Flaschen Diebels Alt  :prost:, und da stehe ich auch zu. Mir ist auch bekannt, dass diese beiden Dinge nicht unbedingt zu einem Diabetiker, und auch noch zu einem Typ-2-Diab. passen, aber ich tue es trotzdem.

Auf jeden Fall werde ich morgen das erste mal eine heimische Diabetiker-Selbsthilfe besuchen und bin sehr gespannt, was da so abgeht und was ich noch so alles und vielleicht noch Neues erfahren werde.

Eins muss ich mal hier loswerden. Ich finde es wirklich klassebei Euch: ich hatte diese Anmerkung kaum ins Forum gestellt, da bekam ich schon direkt Antwort. Ich fühle mich richtig wohl und aufgehoben bei Euch. Und das so viele direkt an die Dinge, die hier so geschrieben werden, Anteil nehmen. Echt klasse!!!   :super:

Einen wunderschönen Abend noch Allen
Monika
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Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetiker höhreres Risiko an Osteoporose zu erkranken
« Antwort #6 am: Februar 07, 2006, 23:45 »
Nunja, ich war ganz überrascht, als der Herr im WDR davon berichtete. Für mich war diese Botschaft neu.

Ich kann mir vorstellen, wie du dich da gefühlt hast: da liest/hört man als diabetische Folgeerkrankungen immer von Nieren, Augen, Nerven und Füßen und dann kommen die wieder mit was neuem.

Mir gings vor einigen Jahren genauso. Ich hatte damals ziemliche Probleme mit der linken Schulter, was sich als 'adhesive Capsulitis' herausstellte. Wie der Name schon sagt: eine Gelenkkapselentzündung mit (schmerzhafter) Bewegungseinschränkung durch Verklebung der Kapsel.
Und bei meinen Recherchen bin ich dann auch drauf gestoßen, daß Diabetiker davon 5 mal häufiger betroffen sind als Nichtdiabetiker. Trotzdem wird das nirgendwo als diabetischer Spätschaden geführt.

Wurde operiert, anschließend Krankengymnastik und mittlerweile ist die Bewegungseinschränkung links wieder weg. Dafür hab ich es schon seit etwas über einem Jahr jetzt rechts. Da das ganze aber nach 1-2 Jahren meisten folgenlos auch von alleine ausheilt habe ich mich entschlossen diesmal nichts zu unternehmen. Ganz ist es noch nicht weg, aber zumindest bei weitem nicht mehr so schlimm.

Zitat
Ja, ich weiß, ich bin Raucher, da stehe ich zu und ich trinke gerne abends meine 1 - 2 Flaschen Diebels Alt  :prost:, und da stehe ich auch zu. Mir ist auch bekannt, dass diese beiden Dinge nicht unbedingt zu einem Diabetiker, und auch noch zu einem Typ-2-Diab. passen, aber ich tue es trotzdem.

Finde ich völlig okay. Natürlich wäre es ohne Zigarette besser - das siehst du sicher auch so - aber: jeder raucht genau so lange, wie er es braucht. (Ich rauche auch (noch))

Und schön, daß du dich hier wohl fühlst :zwinker: :)
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