Weihnachten naht, das Fest der Feste -
das Fest der Kinder - Fest der Gäste.
Da geht es vorher hektisch zu ...
Von früh bis abends - keine Ruh.
Ein Hetzen, Kaufen, Proben, Messen -
Hat man auch niemanden vergessen ...?
So ging es mir - keine Ahnung habend -
vor ein paar Jahren - Heiligabend -,
der zu dem noch ein Sonntag war.
Ich saß grad bei der Kinderschar,
da sprach mein Weib: "Tu dich nicht drücken,
du hast heut noch den Baum zu schmücken!"
Da Einspruch meistens mir nichts nützt,
hab kurz darauf ich schon geschwitzt:
Den Baum gestutzt - gebohrt - gesägt -
und in den Ständer eingelegt.
Dann kamen Kugeln, Kerzen, Sterne,
Krippenfiguren mit Laterne,
Zum Schluß - ja Himmeldonnerwetta!
Nirgends fand ich das Lametta!
Es wurde meiner Frau ganz heiß
und stotternd sprach sie: "Ja, ich weiß,
im letzten Jahr war’s arg verschlissen,
drum habe ich es weggeschmissen.
Und in dem Trubel dieser Tage,
bei Arbeit, Müh und noch mehr Plage,
vergaß ich, neues zu besorgen!
Ich werde was vom Nachbarn borgen!
Die Nachbarn - links, rechts, drunter, drüber,
die hatten kein Lametta über!
Da schauten wir uns an verdrossen;
Die Läden sind ja auch geschlossen ...
"Hört zu! Wir werden heuer haben
neben all den schönen Gaben
einen Baum - altdeutscher Stil,
weil mir Lametta nicht gefiel ..."
Da gab es Heulen, Schluchzen, Tränen ...
und ich gab nach den Schmerzfontänen:
"Hört endlich auf mit dem Gezeta ---
ihr kriegt ’nen Baum - mit viel Lametta!"
Zwar konnt ich da noch nicht begreifen,
woher ich nehm die Silberstreifen ...!
Doch grade, als ich sucht mein Messa,
da les’ ich: "Hengstenberg Mildessa"..
Es war die Sauerkrautkonserve!
Ich kombinier mit Messers Schärfe:
Hier liegt die Lösung eingebettet,
das Weihnachtsfest, es ist gerettet!!!!
Schnell wird der Deckel aufgedreht,
das Kraut gepresst, so gut es geht -
zum Trocknen - einzeln – aufgehängt
und dann gefönt, doch nicht versengt!!
Die trocknen Streifen, sehr geblichen
mit Silberbronze angestrichen -
Auf beiden Seiten, Silberkleid!
Oh freue Dich, Du Christenheit!
Der Christbaum war einmalig schön,
Wie selten man ihn hat gesehen!
Zwar roch’s süßsauer zur Bescherung,
geruchlich gabs ’ne Überquerung,
weil mit Benzin ich wusch die Hände,
mit Nitro reinigte die Wände,
dazu noch Räucherkerz’ und Myrrhe -
Der Duft die Menge leicht verwirrte!
Und jemand sprach, still und verwundert:
"Hier riecht’s nach technischem Jahrhundert!"
’ne Woche drauf! ... Ich saß gemütlich
im Sessel, las die Zeitung friedlich,
den Bauch voll Feiertage-Reste.
’s war wieder Sonntag - und Silvester.
Es sprach mein Weib: "Du weißt Bescheid.
Es kommen heut zur Abendzeit
die Schulzes, Lehmanns und Herr Meier
zu unserer Silvesterfeier ..."
Wir werden leben wie die Fürsten:
’s gibt Sauerkraut mit Wiener Würsten!!"
Ein Schrei ertönt! Entsetzt sie schaut:
"Am Christbaum hängt mein Sauerkraut!!
Vergessen, neues zu besorgen!
Ich werde was vom Nachbarn borgen!"
Die Nachbarn links, rechts, drunter, drüber,
die hatten - leider - keines über!
Da schauten wir uns an verdrossen:
Die Läden sind ja auch geschlossen!!
Und so ward wieder ICH der Retter,
nahm ab vom Christbaum das Lametta!
Mit Terpentinöl und Bedacht
hab ich das Silber abgemacht.
Das Kraut dann gründlich durchgewässert,
mit reichlich Essig noch verbessert,
dazu noch Nelken, Pfeffer, Salz
und Curry, Ingwer, Gänseschmalz!
Dann, als das Ganze sich erhitzte,
das Kraut, das funkelte und blitzte.
Da konnt’ ich nur nach oben flehen:
Lass diesen Kelch vorübergehen ...!
Als später dann das Kraut serviert,
ist auch noch folgendes passiert:
Als eine Dame mußte niesen,
sah man aus ihrem Näschen sprießen
tausend kleine Silbersterne ...
"Machs noch einmal, ich seh das gerne ..."
so rief man ringsum, hocherfreut -
die Dame wußte nicht Bescheid!
Franziska Lehmann sprach zum Franz:
"Dein Goldzahn hat heut Silberglanz!"
Und einer, der da mußte mal,
der rief: "Ich hab ’nen Silberstrahl!"
So gab’s nach dieser Krautmethode
noch manche nette Episode!
Beim Heimgang sprach ein Gast zu mir:
"Es hat mir gut gefallen hier,
doch wär die Wohnung noch viel netter
hättst du am Weihnachtsbaum Lametta!!!"
Ich konnte da gequält nur lächeln
und mir noch frische Luft zufächeln.
Ich sprach und klopfte ihm aufs Jäckchen:
"Nächstes Jahr kauf ich 100 Päckchen"