Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Allgemeiner Bereich => Thema gestartet von: Hinerk am Mai 11, 2016, 19:03

Titel: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Hinerk am Mai 11, 2016, 19:03
Moin,

Meine bisherige Infolage: Typ 1 braucht Basal Insulin, Typ 2 nicht.

Ist wohl ein Irrtum.

Wer in diesem Forum  Typ 2 braucht auch Basal, wie wird die Menge ermittelt und warum Basal

MlG

Hinerk
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Kladie am Mai 11, 2016, 20:27
Hallo Hinerk,

Beide Typen nutzen Basal - jedoch aus unterschiedlichen Gründen. Type 1 muß die Grundversorgung mit Basal sicherstellen - Type 2 kann die fehlende Grundversorgung durch Basal kompensieren um den Nüchternblutzucker nicht zu hoch steigen zu lassen - muss es aber nicht unbedingt wenn der NBZ keine allzu hohen Werte annimmt d. h. noch einiges an Eigeninsulin zur Verfügung steht.

Als Type 2 habe ich bis letztes Jahr Levemir als Basal gespritzt. Da meine Werte aber recht gut sind und ich abnehmen möchte sollte ich den Insulinverbrauch reduzieren. Deshalb habe ich das Basal nicht nur reduziert sondern ganz abgesetzt. Nun muss ich zwar etwas mehr Bolus spritzen aber meine Werte bleiben immer noch gut genug und ich spare mir so einge Einheiten Insulin.

Im Prinzip ist es eigentlich egal wie das Insulin genannt wird. Man muss nur die unterschiedlichen Wirkzeiten beachten und diese mit den Soffwechselanforderungen überein bringen.

Ich denke ein Type 1 könnte auch auf Basal verzichten wenn er z. B. durch eine Pumpe immer die richtige Menge Insulin bekommt. Die Pumpe muss dann die verschieden hohen Anforderungen an die Insulinmenge ausgleichen. Das geht umso besser je kürzer die Wirkzeit des Insulins ist.
Das Eigeninsulin (das beim Type 1 meist fehlt) hat die kürzeste Wirkzeit aller Insuline und wird beim Nichtdiabetiker als Basal und als Bolus genutzt. Ein Type 2 hat meist noch einiges an Eigeninsulin (deshalb relativer Insulinmangel wegen reduzierter Wirkung bei gleicher Menge) und kann es durch langwirksames Basal ergänzen. Erst wenn die Betazellen eines Type 2 zu stark nachgelassen haben Insulin zu produzieren, ist Basal genau so notwendig wie beim Type 1.

Bei mir als Type 2 sind die Dosierungen so unkritisch, dass ich eine 15 IE Basalgabe (12 Std Wirkzeit) auch mit 3 X 5 IE Bolus mit Analogon ersetzen könnte. Wenn ich stärkere Schwankungen zulasse, kann ich mit höherem Bolus zu den Mahlzeiten diesen Bedarf auch abdecken.


Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Gyuri am Mai 11, 2016, 21:28
Also die Meinung, ein Typ2 braucht keine Basalversorgung höre/lese ich jetzt zum ersten mal.  :kreisch:
Ganz am Anfang meiner Insulinpflicht erfuhr ich was von einer ICT (die Bezeichnung hörte ich aber viel später erst) die was ganz tolles für engagierte Typ1er sei.
Aber ich begann ebenfalls mit Bolus/Basal … aus einer Ampulle mit 30% schnellem und 70% langsamen Insulin. Kurz später studierte ich die Wirkkurven der Mischinsuline und versuchte mich mit 50/50 eine bessere Wirkkurve zu erzielen.
Na ja, das war alles nicht besonders gelungen und ich besann mich dann auf die ICT von damals. Da waren die meisten insulinpflichtigen Typ 2er schon mit Bolus/Basal unterwegs und blickten mitleidig zu Gyuri und seinen kaskadierten Mischinsulin-Kurven runter.  :rotwerd:

Wie ich meinen Basalbedarf ermittelte? Wie "MAN" das macht, konnte mir damals keiner erklären.

In so einem Fall denke ich mir dann immer selbst was aus.  :kratz:

Die Werte VOR den Mahlzeiten sind primär in ihrer Gesamtheit durch das Basal entstanden und die PP-Werte durch die mehr oder weniger gelungene Bolus-Gabe.
Wenn diese Behauptung auch ihre Macken hat, sie ist nicht ganz falsch und so half mir die Lage und Form meiner Tagesprofile beides über die Zeit zu optimieren. Eine zeitlang verzichtete ich sogar auf Lantus ganz (aus einer Not heraus) und deckte meinen Basalbedarf mit kleinen Novorapid-Mengen über den Tag verteilt. Das funktionierte "ganz gut" nur nicht im Schlaf, was zu ganz schlechten Frühwerten führte. So riet mir mein Arzt zwar so weiter zu machen, aber abends etwas Lantus zu spritzen.

Seit ein paar Wochen habe ich umstellen müssen, weil ich nicht mehr die Zeit habe mich um die vielen Injektionen zeitgenau zu kümmern. Eine Pumpe wäre da eine Lösung, die ich aber aus anderen Gründen (noch) ablehne. So bestreite ich meine gesamte Basalversorgung jetzt wieder mit Lantus. Kontrolliert wird das nach wie vor an der Lage meiner Tagesprofile und da vor allem durch Beobachtung der Nüchternwerte. Ganz wichtig ist hierbei, dass die Nüchternwerte wirklich Nüchternwerte sind, was sie nicht sein können, wenn ich Zwischenmahlzeiten einnehmen würde. Tu ich aber nie!

Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Hinerk am Mai 11, 2016, 22:28
Also die Meinung, ein Typ2 braucht keine Basalversorgung höre/lese ich jetzt zum ersten mal.  :kreisch:

Moin Gyuri,

Ich denke dir fehlte die Zeit meine Frage vollständig zu lesen!

Meine Frage lautete, ich wusste nicht dass Typ 2 auch Basal Insulin Spritzen.

MlG

Hinerk
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Gyuri am Mai 12, 2016, 08:00
:kratz: Ich kann da aber an meiner Antwort dazu keinen Widerspruch entdecken.

Eher könnte man auch fälschlicher Weise meinen, Pumpenträger (vornehmlich Typ1) bräuchten kein Basalinsulin weil sie sich nur mit schnell wirkendem Insulin versorgen.
Sogar bei der exklusiven Tabletten-Therapie (wohl NUR Typ2) geht es mehr oder weniger/direkt oder indirekt um die Basalversorgung.

Auf der individuell funktionierenden Basalversorgung sollte ungeachtet des Diabetestyps IMMER jedes weitere Vorgehen geplant/durchgeführt werden.
Erst wenn die Basalversorgung passt, kann vernünftig mit Bolus und/oder den BE-Haushalt (Zuführung UND Abbau) gearbeitet werden.

Mit einem älteren Typ2  :greis: hatte ich mal ein Gespräch, bei dem es auch um Basalinsulin ging. Ihm wurde irgendwo eingetrichtert, dass er sein Basalinsulin nur benötigt, damit es "nachts im Schlaf auf ihn aufpasst". Demnach passt Bolus nur während dem Essen auf einen auf. So kann das zwar nicht ganz stimmen, aber so wird dieses viel komplexere Thema scheinbar gern mal erklärt.
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Joerg Moeller am Mai 12, 2016, 10:04
Ob jemand Basalinsulin spritzen muss oder nicht kann man nur bedingt am Diabetestyp erkennen.

DM1 immer, weil der (außer in der Remissionsphase) gar kein körpereigenes Insulin mehr produziert
Bei DM2 kommt es drauf an, wieviel der Körper noch selber produziert. Die Spanne reicht von "genug um nur mit Lebensstil-Änderung auszukommen" bis hin zu "gar kein mehr".

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Gyuri am Mai 12, 2016, 10:23
 :zwinker: Mit "Basalversorgung" meine ich auch nicht ZWANGSLÄUFIG das Spritzen von langwirkendem Basalinsulin.
Selbstverständlich muss immer die aktuelle Eigenproduktion der BSD berücksichtigt werden.
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Hinerk am Mai 12, 2016, 10:48
Moin,

Woran erkenne ich ob ich Basal brauche  und wie wird die Menge in wieviel und wann bestimmt.

Zur Zeit fällt mir auf mei BZ ca 23 Uhr im Zielbereich ohne weitere Nahrungsaufnahme morgens ca. 6:30 BZ Zielbereich plus 30-40
Wenn ich um 23 Uhr 8 IE Bolus spritze ist der morgendliche Wert im Zielbereich.

Ich werde meinen DiaDoc. um Rat fragen, freue mich aber auch hier im Forum Rat zu bekommen.

MlG

Hinerki
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Gyuri am Mai 12, 2016, 14:54
Moin,

Woran erkenne ich ob ich Basal brauche  (…)
So einfach geht das nicht. Und das geht schon überhaupt nicht, wenn man sich nur ein Tagesprofil betrachtet … außer(!) deine Tagesprofile sind unverändert gleich. Meine schwanken beachtlich und so nehme ich für derartige Betrachtungen ein gemitteltes Tagesprofil der letzten Tage bis Wochen, aber nicht zu weit in die Vergangenheit blickend.

(größer durch KLICK) (http://thumbs.picr.de/25519378ig.jpg) (http://show.picr.de/25519378ig.jpg.html)

Im oberen Diagramm sieht man 13 Tagesprofile die kaum unterschiedlicher sein könnten. Das gemittelte Profil für diesen Zeitraum sieht man drunter als schwarze Linie.
Die Streuung z.B. um 9:30 (= nacvh dem Frühstück) hier von 118 bis 241 mg/dl hat nach meinem Verständniss rein überhaupt nichts mit der Basalversorgung zu tun.
Hingegen um 7:00, 12:00, 17:30, (vielleicht)23:00 und am Folgemorgen "Früh" sind es alles Nüchternwerte, die primär durch die Basalversorgung bestimmt werden.

Falls ich mich nicht wieder vertippe,  :rotwerd: lagen meine Nüchte bei ca. 127 mg/dl. Hätte ich jetzt ein Basalinsulin, dass tatsächlich eine gerade Verlaufskurve hat, wie es Lantus haben sollte, könnte ich damit Mein Tagesprofil mit mehr Basalinsulin weiter nach unten verlegen. Wo MEIN Zielwert für Nüchternzucker liegt, besimme ich selbst und sage mal: 100 mg/dl wäre mir genehm.
So müsste ich versuchen mein gemitteltes Tagesprofil mit Basalinsulin um 27 mg/dl abzusenken. Mit wievielen Einheiten das geht? Das kann man nicht pauschal sagen, weil u.U. die Basalversorgung ein wenig von der BSD klappt. Einfach probieren und immer schön messen!

Eine große Gefahr birgt diese Logik! Noch ändere ich nix am Bolus, der auch "etwas" wechselwirkt. Drücke ich den mittleren Nüchternwert, wird auch der jeweils niedrigste Nüchternwert sinken, was dann um 12:00, 17:30, 23:00 zu schlimmen Hypos führen KÖNNTE. So muss ich nach einer Änderung der Basalversorgung weiter meine Nüchternwerte überwachen und (wegen der Wechslwirkung) u.U. auch den Bolus VERRINGERN.

In meinem Fall waren die Streuungen für meinen Geschmack so groß, dass ich von einer Veränderung der Basalrate absah und erst mal versuchte meine Streuungen zu verringern.
Ich glaube, es gibt genügend Diabetiker, die nie was mit dem Basal machen und nur am Bolus rum korrigieren indem sie nach dem Essen noch was spritzen. Soll jeder tun was er will - ich mache das bewusst nicht.
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Kladie am Mai 12, 2016, 17:15
Hallo Hinerk,

um deine Fragen einzeln zu beantworten:

Zitat
Woran erkenne ich ob ich Basal brauche
Wenn dein NüchternBZ deinen NBZ-Zielbereich regelmäßig überschreitet sollte der Basalbedarf überprüft bzw. angepasst werden.

Zitat
wie wird die Menge bestimmt
Mit einem Basaltest. Hier eine ganz gute Beschreibung dazu: http://www.mein-diabetes-blog.com/wie-mache-ich-einen-basalratentest-pimp-your-basal/ (http://www.mein-diabetes-blog.com/wie-mache-ich-einen-basalratentest-pimp-your-basal/) Es gibt noch viele weitere Infos im Internet zum Basalratentest.

Zitat
wieviel und wann
Da bleibt in den meisten Fällen nur ausprobieren übrig.

Im Prinzip sollte sowas von einem Diabetologen begleitet werden. Der kennt die Fallstricke dieser Diagnostik sicher besser als wir Laien und hat auch die unterschiedlichen Insuline und deren Wirkkurven im Blick.
Deine Beobachtung des NBZ in Abhängigkeit von Bolusgaben am Abend hat nur bedingt mit dem Basalbedarf zu tun. Es hat sicher einen Einfluss auf den NBZ aber keinen der irgendwas mit dem Basalbedarf zu tun hat.
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Joa am Mai 15, 2016, 20:54
Moin,

Woran erkenne ich ob ich Basal brauche ... 

Das siehst Du, wenn Du Basalinsulin für den Nachtverlauf antesten tust und die Nüchternwerte dann ohne hypoglykämische Werte  (=<60 bei Typ 2) über die Nacht  am Morgen ok sind.
Basalratentest dafür ist verschwendete Liebesmüh, zumal der Nachtverlauf eh einen BR-Test darstellt wenn keine Spätmahlzeiten oder übermäßig FPE zum Abendessen.

Auch eine Absenkung der Morgenfaktoren wäre wohl in der Folge zu erwarten.

Zitat
... und wie wird die Menge in wieviel und wann bestimmt.
Wann kommt auf das Basalinsulin und die Dosis an.
Ich würde auf der Bettkante oder zeitnah dazu anfangen.

Wieviel kommt auf die Evaluation nach Ergebnissen an. Also experimentell in der Feldstudie ausbaldowern.

Zitat
Zur Zeit fällt mir auf mei BZ ca 23 Uhr im Zielbereich ohne weitere Nahrungsaufnahme morgens ca. 6:30 BZ Zielbereich plus 30-40
Wenn ich um 23 Uhr 8 IE Bolus spritze ist der morgendliche Wert im Zielbereich.

Welches Bolusinsulin? Ansonsten ist das doch der Beweis, dass Du über die Nacht Basal brauchst?

Gruß
Joa
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Hinerk am Mai 16, 2016, 09:51


Zitat
Zur Zeit fällt mir auf mei BZ ca 23 Uhr im Zielbereich ohne weitere Nahrungsaufnahme morgens ca. 6:30 BZ Zielbereich plus 30-40
Wenn ich um 23 Uhr 8 IE Bolus spritze ist der morgendliche Wert im Zielbereich.

Welches Bolusinsulin? Ansonsten ist das doch der Beweis, dass Du über die Nacht Basal brauchst?

Gruß
Joa
[/quote]

Moin und Danke Joa,

mein Bolusinsulin ist Humalog, ich spritze nur dieses und kein anderes.

Der von mir angestrebte BZ Zielwert ist jetzt 100 bis vor kurzem war er noch 115 auf Grund von vielen Berichten über Gefäß Schäden habe ich mich für diese Absenkung entschieden.

Meine pp Werte sollten nach 1. Stunde unter 170 liegen.

Morgens nach dem aufstehen muss ich für den korrekten Bolus folgende Berechnung vornehmen:

BZ + Gupf (30) + BE aus Kh. X Faktor = Bolus, ev. später die BE aus den FPE je nach Menge nach insulieren.
Meine maximale Bolus Menge ist 15 IE, sonst UZ Gefahr, in 2016 hatte ich Eine BZ 62 weil spritzen vergessen.
Meinen SEA berechne ich nach dem GI und den Protein Anteilen.

Wie ich anmerkte verwende ich wohl Humalog als Basal Insulin.

Ich glaube aus den Antworten und Hinweisen hier im Forum entnehmen zu können, ich brauche neben der Bolus Therapie jetzt zusätzlich Basal Insulin.

Schön, dass es das Forum gibt.

Ich bin natürlich für weitere ergänzende Informationen dankbar.

MlG

Hinerk
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Kladie am Mai 16, 2016, 11:22
Hallo Hinerk,

dein letzter Eintrag hat einige Ungereimtheiten für mich:
1. Einen BZ von 62 mg/dl bekommt man nicht wenn man vergisst zu spritzen sondern eher wenn man zu viel oder zwei mal gespritzt hat.
2. Humalog wird gemeinhin als Bolusinsulin bezeichnet wegen der Wirkdauer von nicht mehr als 3 - max 5 Stunden. (Es kann als Basal genutzt werden aber dann ohne auf KH, BE, FPE oder sonstige Nahrungszufuhr zu achten, da Basal ja nur die Grundversorgung bereit stellen soll. In dem Fall müsste es bis zu 6 mal in 24 Stunden regelmäßig gespritzt werden wie Gyuri es schon mal getan hat.)
3. Ob Basal notwendig ist hängt nicht von Meßwerten ab. Es ist immer nur ein Kompromiss aus dem Zusammenwirken der einzelnen Insulinsorten (Eigeninsulin und Bolus) - zumindest bei Type 2


Um es noch mal deutlich zu schreiben (aus Sicht eines T2):
Wenn das Eigeninsulin zu schwach wirkt (wird als Type 2 Diabetes bezeichnet = relativer Insulinmangel) steigt der BZ Spiegel an und bringt die Betazellen dazu vermehrt Insulin auszuschütten. Der BZ hört auf zu steigen wenn das Mehr an Eigeninsulin ausreicht um ein weiteres Ansteigen zu verhindern. Als Ergebnis ist der NBZ erhöht und die Zeit vom Essen bis zu diesem Zustand wird verlängert.
Ein Bolusinsulin kann den relativen Insulinmangel reduzieren jedoch ist die Wirkdauer viel zu lange um im Gegensatz zum Eigeninsulin den Anforderungen der schnellen BZ Änderungen nachkommen zu können. Entsprechend kann nicht genug Bolus gespritzt werden um die entstehenden pp BZ-Spitzen zu verhindern. Wird genug gespritzt um diese Spitzen zu verhindern, so muß mit einer Hypo gerechnet werden da der BZ nach der Spitze zu schnell abfällt und das Bolusinsulin immer weiter wirkt unabhängig von der BZ Höhe.
Basalinsulin dient dazu die Wirkung des Eigeninsulins 24 Stunden lang zu unterstützen. Am idealsten ist die Dosis wenn sich der NBZ wieder auf die Höhe eines Nichtdiabetikers einpendelt. Allerdings ist selbst dann der BZ Regelbereich der Betazellen eingeschränkt, da das Eigeninsulin auch dann zu wenig wirkt wenn der Bedarf durch Anstieg des BZ ansteigt. Dies kann dann wieder zum Teil mit Bolus ausgeglichen werden (siehe oben)

So verstehe ich das Zusammenwirken der einzelnen Insulinsorten und da es so viel Einflussgrößen gibt ist es ausserordentlich schwierig, hier die einzelnen, richtigen Dosen zu finden bzw. auszurechnen. Da ist SEA und DEA nur eine von vielen Möglichkeiten Einfluss auf das Zusammenspiel zu nehmen.

Eine Bolusgabe um 23 Uhr kann morgens eigentlich keine Wirkung mehr haben. Die Ursache des NBZ-Unterschieds - wenn er denn festgestellt wird - würde ich woanders vermuten. Sicher wird der BZ in der Nacht reduziert aber der Körper gleicht das irgendwie wieder aus. Für mich also weder pro noch kontra zu einem Basalbedarf.
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Hinerk am Mai 16, 2016, 12:34
Moin Kladie,

Du hast natürlich recht mit dem UZ, da habe ich in meiner Aufgeregtheit etwas durcheinander geschrieben.

Welche pp Werte strebst Du an und bist Du auch der Meinung man sollte die Werte möglichst niedrig halten siehe Gefäße.

Ich bin im Gegensatz zu Dir der Meinung dass es möglich ist mit angepasster Bolus Menge und einem dem Essen entsprechendem SEA den pp Wert niedrig zu halten ohne UZ zu riskieren.

Aber ich muss ja nicht recht haben.

MlG

Hinerk
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Gyuri am Mai 16, 2016, 13:21
(…) Ob Basal notwendig ist hängt nicht von Meßwerten ab. Es ist immer nur ein Kompromiss aus dem Zusammenwirken der einzelnen Insulinsorten (Eigeninsulin und Bolus) - zumindest bei Type 2
(…)
Aus meiner Sicht war das der wichtigste Satz zu diesem Thema überhaupt!  :super:
Der Einsatz von langsamen und schnell wirkenden Insulinen ist genau genommen nur eine Krücke um eine möglichst natürliche Bedarfskurve zu konstruieren, wie sie bei einem Gesunden ganz automatisch sichergestellt ist. Mit einer Pumpe könnte so der Basalbedarf (den es für sich betrachtet nicht wirklich gibt) viel ähnlicher natürlich eingestellt werden und mit den Richtigen Boluszugaben zum richtigen Zeitpunkt müsste es dann auch in etwa so wie bei einem Gesunden klappen … wenn man den Bogen raus hat.
Wer es ohne Pumpe versuchen will, muss sich eben mit verzögernden Insulin einen Weg suchen.
Früher habe ich dazu Mischinsuline eigesetzt und meine Spritz-Strategie an theoretisch idealen Wirkkurven angepasst … was nicht so gut klappte, weil da Theorie und Praxis gewaltig auseinanderklaffen können.
(größer durch KLICK) (http://thumbs.picr.de/25564202tf.jpg) (http://show.picr.de/25564202tf.jpg.html)
Hier legte ich die theoretischen Wirkkurven von 25/75 und 50/50 über den Tag verteilt übereinander um möglichst eine (wo anders gezeigten) ebenfalls theoretische Bedarfskurve nachzuahmen.
Ein Irrweg weil viel zu viel Theorie!  :hilfe:

Diese Kurven zeigte ich damals meinem Hausarzt  :duck:
und startete dann mit seiner Hilfe eine ICT mit Bolus/Basal.
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Kladie am Mai 16, 2016, 16:01
Hallo Hinerk,

Das mache ich genau wie du. Ich nehme kein Basal, weil ich mich noch gut genug auf mein Eigeninsulin verlassen kann. Wie ich ja geschrieben hatte, bleibt das Problem der zu langen Wirkzeiten des Bolusinsulins bestehen egal ob man Basalinsulin spritzt oder nicht.
Bei meinen Zielwerten richte ich mich nach den BZ Werten eines Nichtdiabetikers. Das hat die Natur als das Beste festgelegt. Das kriege ich zwar nicht zu 100% hin aber es ist und bleibt mein Ziel. Dementsprechend möchte ich in keiner Situation außerhalb von 70 - 160 mg/dl Blutzucker kommen. Dabei stellt sich dann bei mir ein HbA1c von ca 5,2% - 5,5% ein mit dem bisher jeder Arzt zufrieden war.

Ein Type 1 hat es da nicht so gut. Sein Grundbedarf muss auf jeden Fall mit Basalinsulin abgedeckt werden. Dabei kann natürlich auch das kürzer wirkende Bolusinsulin als Basal benutzt werden wenn eine Pumpe eingesetzt wird.

@Gyuri

Deine ganzen Betrachtungen der Wirkkurven kranken an den Wirkzeiten der Fremdinsuline und daran, dass es keine dynamischen Wirkzeiten gibt.
Es ist einfach unmöglich das Eigeninsulin mit 5 - 10 minütiger Wirkzeit durch Insuline mit Wirkzeiten im Stundenbereich zu ersetzen. BZ Schwankungen sind sehr dynamisch und liegen zum großen Teil im Bereich ein bis zwei Stunden und genau das ist das Hauptproblem. Deshalb wird es mit den heute vorhandenen Insulinen meiner Meinung nach auch keine automatischen, künstlichen und/oder geschlossenen Regelsysteme geben - es sei denn es gibt eine Möglichkeit Insulin bei Bedarf wieder aus dem Blut zu entfernen.
Auch bei einer Pumpe wird Insulin gegeben, das mindestens 3 Stunden wirkt.
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Hinerk am Mai 16, 2016, 19:03
Moin,

Ein Test

Heute gab es da 16 Uhr Tagliatelle (213 g gek.) mit einer Tomatensoße und 150 g. Steinbeißer Filet abgeschmeckt mit Cayenne und persischem Safran, gesamt 5,5 BE.

BZ 120 Ziel 100 Korrektur Wert 30, 25 Minuten SEA meine maximale IE Menge von 15 gespritzt pp nach einer Std. 158 nach zwei Std. 148.

Mit diesen Werten bin ich zufrieden, meine art (Insu-Logic) wie ich mit meinem DM umgehe scheint ok.

Aber es ist mein Körper und mein Diabetes.

MlG

Hinerk

Jetzt muss ich noch die Nacht abwarten und sehen wie sich die Leber und ihr BZ Antagonist die Bsd vertragen und mit welcher BZ Höhe ich morgen früh aufwache.
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Kladie am Mai 16, 2016, 22:25
Da bin ich auch neugierig.

Deine Werte strebe ich auch an. Bei Nudeln ist es etwas einfacher die pp Spitzen zu kappen aber 158 mg/dl als Spitzenwert ist top.
Aber immer im Hinterkopf behalten: Einmal ist keinmal. Erst wenn die Werte öfter so sind oder vielleicht sogar reproduzierbar wären sind es gesicherte Erkenntnisse.

Heute z. B. laufe ich stundenlang mit 70er Werten rum ohne was anders wie sonst gegessen und gespritzt zu haben. Ist sicher eine einmalige Sache und ich mache keine Ursachenforschung. Ich nehme es einfach hin und freue mich darüber denn so ist es sicher besser als stundenlang mit zu hohen Werten zu kämpfen ohne zu wissen warum. Könnte ja auch sein, dass mein Messgerät spinnt.
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Hinerk am Mai 17, 2016, 09:03
Moin Kladie.

Gestern Nacht (nichts gegessen) ca. 0:10 8 IE  gespritzt, praktisch als Basalbedarf BE IE Faktor 2,1

Heute morgen 7 Uhr nüchtern BZ 114.

MlG

Hinerk
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Kladie am Mai 17, 2016, 12:14
Hallo Hinerk,

dann hat es ja gepasst.

Deine Vorgehensweise unterscheidet sich allerdings doch schon etwas von meiner. Einen Basalbedarf mit Humalog zu spritzen und dabei einen BE / IE Faktor mit zu berücksichtigen ohne etwas zu essen - na ja sagen wir mal es ist etwas ungewöhnlich.

Da ich allerdings den AusgangsBZ nicht kenne, kann ich nichts dazu sagen und wenn es gepasst hat ist es ja OK. Mich würde jetzt der Gegencheck interessieren wenn du um 0:10 Uhr den gleichen BZ Wert hast und dann nichts spritzt.
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Joerg Moeller am Mai 17, 2016, 13:32
Deine Vorgehensweise unterscheidet sich allerdings doch schon etwas von meiner. Einen Basalbedarf mit Humalog zu spritzen und dabei einen BE / IE Faktor mit zu berücksichtigen ohne etwas zu essen - na ja sagen wir mal es ist etwas ungewöhnlich.

Das ist eine sehr individuelle Lösung. Jedem anderen ist dringend davon abzuraten, es sei denn er möchte mal eine Hypo erleben. Gerade Abends kann sowas gutgehen, wenn vorher ein Abendessen mit Fett/Eiweiß gegessen wurde (dann können die FPE die BZ-senkende Wirkung des Bolus auffangen) oder wenn generell die Magen-Darm-Motilität verlangsamt ist.

Ich hab das auch schon für eine "Pumpenpause" genutzt, weil ich mal testen wollte, ob ich auch ohne Pumpe nur mit Bolusinsulin vom Pen hinkomme. Abendessen mit Salami angereichert und zur Nacht dann 20 IE in einer Dosis (ohne zu fraktionieren, damit es länger wirkt) gespritzt. Bin dann morgens mit 200irgendwas aufgewacht, Ketone negativ - hat also geklappt.

Aber wenn du feststellst, dass du mit diesem Bolus besser rauskommst, dann würde ich direkt Nägel mit Köpfen machen und ein Basalinsulin dazunehmen. Wenn du es nur nachts brauchst, dann am besten ein NPH-Insulin wie z.B. Protaphan.

Viele Grüße,
Jörg
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Gyuri am Mai 17, 2016, 14:39
Ich habe es damals ja auch nur aus der Not heraus gemacht, kein Lantus im Urlaub dabei zu haben.  :rotwerd:
Damals spritzte ich "normal" 25 IE. Lantus gegen 14 Uhr.

So teilte ich dann je 3 IE. Novorapid in 9 Injektionen auf (glaube ich heute!) = 27 Einheiten pro Tag.
So gab es immer zum Essen zum Bolus noch zusätzliche 3 IE. "Basalbedarf" und noch mal zwei bzw. vier Stunden nach den Mahlzeiten weitere 3 IE.

Die "Rechnung" ging in etwa auf.  :super:

Als ich das dann meinem Arzt erzählte und ihm meine Aufzeichnungen zeigte war er entgegen meinen Erwartungen nicht negativ eingestellt. Er meinte nur, ich solle mich mit einer etwas größeren Injektion nach dem Essen begnügen … und nach dem Abendessen sollte ich das ganz sein lassen, weil mein Tagesprofil das erlaube.
Er schrieb in sein Diabass die 2x 5 IE. als "Korrektur" ein, weil diese Strategie normal nicht vorgesehen sei.  :zwinker:
Im nächsten Quartal meinte er dann, ich solle dann doch lieber abends etwas Lantus spritzen, so um die 15 IE., jedoch sonst so weiter wie gehabt.

Das tat ich bis vor kurzem. Weil ich mich jetzt auch noch um meine Frau kümmern muss, wird mir mein Zeitplan etwas zu unübersichtlich und ich strich jetzt die 2x5 IE. nach dem Frühstück und Mittagessen. Sie wurden jetzt durch weitere 10 IE. Lantus gegen 10 Uhr ersetzt. (Ich bin wieder bei insg. 25 IE. Lantus)

Würde ich eine Mahlzeit ausfallen lassen, würde ich weiterhin meine 3 IE. Apidra als  "Basal" spritzen. Habe ich eine abweichende BE-Menge vor mir, spritze ich je BE 2 Einheiten Bolus + 3 Einheiten "Basal".
Dabei brauche ganz gewiss ich keine Unterzuckerung fürchten.  8)
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Hinerk am Mai 17, 2016, 18:02
Hallo Hinerk,

dann hat es ja gepasst.

Deine Vorgehensweise unterscheidet sich allerdings doch schon etwas von meiner. Einen Basalbedarf mit Humalog zu spritzen und dabei einen BE / IE Faktor mit zu berücksichtigen ohne etwas zu essen - na ja sagen wir mal es ist etwas ungewöhnlich.

Ein Hinweis: eine BE erhöht bei mir den BZ um 30, mein Korrekturwert ist 30 der Zielwert ist 100 wenn z. B. eine  BE gegessen und der aktuelle BZ 130 ist und der Faktor zu der Tageszeit 2,6 ist dann spritze ich 5,2 IE

Da ich allerdings den AusgangsBZ nicht kenne, kann ich nichts dazu sagen und wenn es gepasst hat ist es ja OK. Mich würde jetzt der Gegencheck interessieren wenn du um 0:10 Uhr den gleichen BZ Wert hast und dann nichts spritzt.


Der Ausgangs BZ war 108, den Gegencheck werde ich machen.

Ich messe jetzt so häufig, da läuft ja meine Statistik völlig aus dem Ruder

Im 1. Quartal 2016 war mein Durchschnitt 1,3 BZ Messungen pro Tag, aber ich folge gern Ratschläge zur Überprüfung meiner persönlichen Diabetes Therapie.

Insofern, danke Kladie.

MlG

Hinerk

Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Kladie am Mai 17, 2016, 19:30
Hallo Hinerk,

Zitat
orginal Hinerk:
Ich messe jetzt so häufig, da läuft ja meine Statistik völlig aus dem Ruder
Da ich schon lange des Freestyle Libre benutze, denke ich gar nicht über Meßstreifen nach. Sorry
Nur um meine Neugier zu befriedigen brauchst du auch keine Streifen zu verbrauchen. Vielleicht ergibt sich ja später mal eine Gelegenheit.

Zitat
orginal Hinerk:
Der Ausgangs BZ war 108, den Gegencheck werde ich machen.
Hast du irgendwelche Vorkehrungen getroffen falls du in eine Hypo rutschst? 8IE sind zwar nicht so viel aber ohne zu essen hat das Insulin ja ca 4 Stunden Zeit deinen BZ in den Keller zu drücken.
 
Den Lösungsansatz vom Joerg mit dem NPH Insulin würde ich ernsthaft in Betracht ziehen wenn du über Nacht zusätzliches Insulin brauchst. Wäre auch wesentlich ungefährlicher.
Titel: Re: Was ich nicht wusste
Beitrag von: Gyuri am Mai 19, 2016, 14:52
Ich bin zurzeit nicht mit meinem Basal-Bedarf beschäftigt, die Aufzeichnung läuft aber gewissermaßen automatisch mit.

(größer durch KLICK) (http://thumbs.picr.de/25599574vm.jpg) (http://show.picr.de/25599574vm.jpg.html)

Für den 21.5. und 24.5. sind weitere Tagesprofile geplant, die jetzt natürlich noch fehlen.
Die gestrichelten Linien (31.5./7.6./14.6) sind errechnete "Trendanalysen" die natürlich beim Tagesprofil nicht so genau klappen, also nicht ernst nehmen!
Und: je größer die Streuung (siehe 12 Uhr) desto schwerer ist es eine lineare Regression zu extrapolieren.  :rotwerd:

Bezeichnend ist aber, dass ich in diesem Diagramm nur "Nüchternwerte" aus meinen Tagesprofilen genommen habe um (nach meiner Theorie) meine Basalwirkung "abschätzen" zu können.

Lässt man mal den zu stark schwankenden Wert zu Mittag weg und die Nachtmessung sowieso, weil die normal immer etwas niedriger ist, dürften die übrigen Nüchternwerte im Schnitt so bei 130 mg/dl liegen - zwischen 26.4. und jetzt. HÄTTE ich jetzt mein selbst gestecktes Nüchtern-Ziel bei (nur zum Bleistift) 100 mg/dl, müsste ich meine Basalversorgung so erhöhen, …

… und das ist jetzt für mich wichtig …

…, dass ich IM DURCHSCHNITT über vielleicht 10 Wochen auf 100 mg/dl komme, wieder an so einem Diagramm erkennbar. Einzelne Tagesprofile würde ich NIE und NIMMER für derartige Änderungsmaßnahmen benutzen. Täte ich das, käme ich z.B. nach dem 6.5. auf ein ganz anderes Ergebnis als nach dem 13.5.
Im Extremfall müsste ich dann nach jedem Tagesprofil korrigieren, weil ich dann nie wüsste, was die letzte Korrektur IM MITTEL bewirkte.

DANN liefe auch meine Statistik "völlig aus dem Ruder".  :kratz: