Diabetesinfo-Forum

Diabetesfragen => Diabetes und Sport => Thema gestartet von: Nordwork am November 29, 2010, 01:34

Titel: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Nordwork am November 29, 2010, 01:34
... keine sorge jetzt kommt nichts von wegen "geht das???".
Nein das ist mein Ziel und zwar nicht nur ein Marathon sondern ich möchte ein richtiger Läufer werden.

Nun bin ich schon über Twitter (http://twitter.com/Nordwork (http://twitter.com/Nordwork)) mit recht vielen nicht diabetischen Läufern in kontakt.
Leider aber so gut wie gar nicht mit Diabetikern die auch Laufen bzw. Sport treiben.

Ich habe im März dieses Jahr mit dem Laufen angefangen und seit kurzem Blogge ich unter www.running.nordwork.de (http://www.running.nordwork.de) auch übers Laufen.

Ich überlege schon die ganze Zeit ob es sinn macht auf der Seite/Blog auch noch etwas tiefer auf den Diabetes einzu gehen.
Soll heissen meine Anpassungen, evtl mal ein paar Beispiele (BZ vor dem Sport - Sport +BEs - BZ nach dem Sport)

Nun würde mich interessieren ob solche "Berichte" für den ein oder anderen interessant sind, zur Zeit habe ich noch nicht soviel zum DM geschrieben weil die meisten Blogleser eher "gesunde" Läufer sind und ich auch nicht als der "arme" Zuckerkranke dastehen möchte :daumenrunter:

Also schreibt mir mal unsere meinung.

Achso kurz zu mir:
Ich heiße Sven, bin Baujahr '78 und seid gut 14j Typ1
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am November 29, 2010, 08:04
Du wärst nicht der Erste ... :zwinker:
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Nordwork am November 29, 2010, 11:24
Hallo Andreas,

deine Seite verfolge ich schon länger ;-) Hab sogar schonmal auf einen Beitrag geantwortet, (leider ist bis jetzt noch keine Antwort gekommen ;-)

Aber deine Leistungen sind schon Hammer wenn nicht sogar verrückt  :patsch: und auch das war für mich ein Zeichen das man durch den Diabetes kein schlechterer Sportler sein kann, wir müssen halt etwas besser vorbereitet sein, und auch mal während eines Marathons unsere BZ Werte kontrollieren.
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Angelheart am November 29, 2010, 11:38
Hallo ihr beiden
für Marathon reicht es bei mir zwar noch lange nicht, wird es auch nie, aber meine 5 Kilometer, auf die ich mich in diesem Jahr hochgearbeitet habe, machen mich sehr stolz.
Deine persönlichen Anpassungen sind nur für dich alleine hilfreich, aber wenn du sie veröffentlichst, können sie mutmachen! Einen Anhalt und Orientierung geben.
Ich hatte viel mit meiner Anpassung zu kämpfen und wollte schon aufgeben. Aber jetzt flutscht es, jeder Schritt ist mentales Training für mich.
Und zum "armen" Diabetiker machste dich selbst, ist meine Erfahrung. Für mich war das eher ein Punkt, mit den anderen in Kontakt zu kommen und Aufklärungsarbeit leisten zu können.

Liebe Grüße
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Nordwork am November 29, 2010, 11:58
@Angelheart ne ich mach mich selber sicherlich nicht zum "armen Zuckerkranken" aber da wir vom Twitterlauftreff auch einige gemeinsamme Läufe planen war die Überlegung natürlich da, ich möchte nicht das jemand beim Lauf evtl. sogar Marathon extra rücksicht nimmt.

Fals von euch jemand lust hat beim Twitterlauftreff mitzumachen seit ihr gerne eingeladen.
Der Ursprung liegt im Km-Spiel http://www.kmspiel.de/2009/team.php?gid=1811 das einzige was man machen sollte ist Laufen und Twittern ;-)
Hashtag ist #twitterlauftreff

Wir planen zum beispiel den Köln Marathon 2011 gemeinsam als Gruppe zu Laufen das heißt der Langsamste (warscheinlich Ich) gibt das Tempo vor und für die schnellen Läufer ist das ein Genusslauf.
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am November 29, 2010, 13:03
Hab sogar schonmal auf einen Beitrag geantwortet, (leider ist bis jetzt noch keine Antwort gekommen ;-)

Peinlich, peinlich, wo habe ich den denn übersehen?
Eine klitzekleine Entschuldigung: Er könnte in meiner erweiterten OP-Sommerpause untergegangen sein, inder ich zunächst zwangsläufig drei Wochen nahezu ohne Internet gewesen bin ... und auch danach noch keine Lust hatte, mich wieder mit Laufen zu beschäftigen (und schon gar nicht zu bloggen). Zu sehr traf mich das Sportverbot und der Frust, nichts mehr zu können, als ich wieder durfte.

Viele Grüße und ein dickes Sorry,
Andreas
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am November 29, 2010, 13:06
Deine persönlichen Anpassungen sind nur für dich alleine hilfreich, aber wenn du sie veröffentlichst, können sie mutmachen! Einen Anhalt und Orientierung geben.

Das trifft es ziemlich genau und spiegelt die Rückmeldungen wieder, die ich erhalte. Und zahlreiche Dinge lassen sich schon verallgemeinern, z. B. haben alle fünf Einzelstarter der IDAA bei der Challenge Roth auf der abschließenden Marathonstrecke massiv Kohlenhydrate zuführen müssen, um den Blutzucker halbwegs zu stabilisieren. Das scheint dann doch kein Zufall zu sein ...

Viele Grüße,
Andreas
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Nordwork am November 29, 2010, 13:14
@Andreas

halb so schlimm deine zahlreichen Beträge zur anpassung haben mir auch schon ganz gut geholfen.
Es war hier http://www.laufen-mit-diabetes.de/sechs-schritte-zur-anpassung-meiner-diabetestherapie-beim-sport/#comment-724
aber die Frage war und ist auch nicht wirklich zu beantworten glaube ich, ich wollte wissen macht ne Pumpe eher sin als nen Lantus Pen?

Wie war das bei der Challenge Roth, sind da 5 Diabetiker mitgelaufen? Waren das alles Pumpenträger oder auch ICT "Kunden"  ;D
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am November 29, 2010, 17:08
Bei meinem ersten Marathon war ich auch auf Lantus ... und das möchte ich nie wieder erleben: Mein Eindruck ist, dass Lantus das für Sport ungeeignetste Langzeit-Insulin ist: Das Depot wird, so wie ich das erlebt habe, bei Sport (und entsprechender Durchblutung) schneller resorbiert als ohne Bewegung. Die Konsequenz (die vor allem  bei langen Läufen und im Wettkampf auftrat): Selbst Reduktionen um 70% auf 30% der normalen Lantus-Dosis am Abend (was zu einem Weckerstellen führte, um um 4 Uhr den zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich angestiegenen Blutzucker zu korrigieren) verhinderten NICHT eine Unterzuckerung bzw. massive Kohlenhydrataufnahme während des Laufens. Dafür kam ich dann am Abend (auch wenn ich nicht reduzierte!) in ein Loch und hatte massive BZ-Anstiege, wo doch eigentlich der Muskelauffülleffekt wirken sollte. Mit anderen Worten: Dann wenn ich wenig Insulin im Körper haben wollte, wurde Lantus resorbiert, dann wenn ich Lantus brauchte, war es schon verbraucht.
Hinzu kommt, dass die Resorbtionsdauer von Lantus unerträglich lang ist, bis zu drei Tage werden noch Reste resorbiert (ich wurde deshalb vor meiner Umstellung auf die Pumpe von Lantus auf Levemir umgestellt, damit überhaupt eine vom langwirkenden Insulin unbeeinflusste Basalratenfindung möglich ist). Eine kalkulierbare Einstellung mit wechselndem basalen Bedarf ist mit Levemir kaum möglich! Wenn Du jedoch sportlich nicht aktiv bist und nicht oder nur wenig an der Basalschraube drehst, dann ist Lantus sicher sinnvoll. Für mich war's eine Katastrophe!

Deshalb wäre ich nach meinem ersten Marathon auf jeden Fall auf Levemir umgestiegen, weil Levemir kein Depot im Unterhautfettgewebe bildet und daher nicht durchblutungsabhängig resorbiert wird, oder - noch wahrscheinlicher - wäre zu den gewöhnlichen Verzögerungsinsuline wie Protaphane zurück gekehrt, denn mit diesen kann ich meinen Basalbedarf relativ zeitnah anpassen. Dafür nehme ich dann auch zwei- oder gar dreifaches Spritzen gerne in Kauf.

Noch einfacher gestaltet das natürlich eine Pumpe. Hier kann ich wirklich absolut zeitnah meine Basalrate reduzieren ... oder sogar ausschalten! Die Möglichkeiten einer Pumpe sind für Ausdauersportler geradezu ideal, wie ich finde.

Bei der Challenge Roth waren drei der IDAAler mit Pumpe und zwei mit ICT unterwegs, aber keiner mit Lantus (soweit ich weiß).

Viele Grüße und sorry noch einmal für den übersehenen Post (vielleicht kopiere ich den Text hier nochmals dorthin, interessiert vielleicht auch andere),
Andreas

Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Nordwork am November 29, 2010, 17:19
Wow danke für die Hilfreiche Antwort, bis jetzt ist bei mir nichts derartiges aufgetreten aber mein längster Lauf war bis jetzt auch nur 18km ich brauch pro. Stunde ca. 3BE zusätzlich.
Aber ich werde das auf jeden fall mal beobachten, ja kopier die Antwort mal unter deinen Beitrag dann druck ich mir das mal so aus und nehm das mit zu meinen Doc. (der eigendlich ein toller Diabetologe ist aber manchmal komische meinungen hat)

Als ich ihm darau angesprochen habe das ich evtl. ne Pumpe (wegen dem Sport) haben möchte war er nicht sehr begeistert, ich hab ihm dann auch deine erkenntnisse erählt zb. beim Sport 30% weniger Basal.

Aber das währe ja wirklich doof wenn das Lantus wegen des Sports aufeinmal doch schneller wirken würde.

Futterst du denn trotz 30% weniger auch noch BEs hinzu?
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Angelheart am November 30, 2010, 10:17
Ich bin ohne Pumpe bei keiner Art von Sport gut hingekommen. Für mich ist das überhaupt nur mit Pumpe möglich.
Ich mach auch Sport auf 30% und brauch je nach Dauer und Intensität 1-3 BE pro Stunde dazu.
Ich hab´s auch mal auf noch niedrigerer Basalrate versucht, um die SportBEs zu vermeiden, aber das ging gar nicht, der BZ schnellte hoch.
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am November 30, 2010, 13:56
Futterst du denn trotz 30% weniger auch noch BEs hinzu?
Zu 90% der Fälle kann ich das planen. Es ist allerdings von vielen Faktoren abhängig: Tageszeit, Abstand vom letzten Bolus, Höhe der Absenkung und Tempo.
Morgens kann ich zum Beispiel nach vier BE Frühstück ohne Bolusabgabe drei Stunden ohne KH-Zufuhr laufen, nachmittags ginge das nicht, da müsste ich die BR-Rate stärker senken.
In der Regel möchte ich aber KH während des Laufs zuführen - nur nicht so viele wie unter ICT.

Gruß, Andreas
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Adrian am November 30, 2010, 15:29
Futterst du denn trotz 30% weniger auch noch BEs hinzu?
Zu 90% der Fälle kann ich das planen.

Was sind denn Dinge, die Du nicht planen kannst. Vorher nicht bemerkter Infekt? Fahrtspiel?

Meine Sportbemühungen sind nicht so zielgerichtet. Ich schaue halt, dass ich im Durchschnitt pro Tag über einer Stunde Sport liege.
Bei den Sachen die ich an Bewegung regelmäßig mache (Alltagsradeln, Klettern, Badminton, Wassergymnastik, Ultimate, Kraft), ist eigentlich nur das Krafttraining und das Radfahren einschätzbar. Aber die Form der Mitspieler/Gegner/Trainer ist ja beim Lauftraining egal, oder?

Und ja ich futtere beim Klettern und Wassergymnastik auch zu, obwohl ich die Pumpe komplett ablege (BR-Reduktion auf 0%).
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am November 30, 2010, 16:30
Nun, für mich ist nahezu jeder Lauf neu und anders: Neue Strecke, andere Länge, andere Topographie, andere Intensitäten (teilweise ja auch, wie beim Intervalltraining, wechselnd während des Laufs), wechselnde Vorbelastungen/-ermüdungen, andere Tageszeiten usw. Das ist einfach nicht zu 100% kalkulierbar.

Wenn Du magst, schau Dir mal die Blutzuckerprofile der beiden 34 km langen Läufe auf identischer Strecke in fünf Tagen Abstand bei identischem Tempo an, der eine Lauf morgens, der andere vier Stunden später, gegen Mittag gestartet:
http://www.laufen-mit-diabetes.de/2010/03/10/diabetes-therapie-langer-lauf/

Langer Lauf am Morgen:
    * Sport-BE (vor und während des Laufs): 8 BE – abgedeckt mit einem  Bolus von 1 IE
    * Basalratenreduktion: 70%

Langer Lauf am Mittag:
    * Sport-BE (vor und während des Laufs): 14 BE – kein Bolus
    * Basalratenreduktion: 60%

=> Trotz größerer BR-Reduktion waren 6 BE mehr nötig (also statt 2,6 BE/Stunde waren 4,3 BE/Stunde nötig, um eine Blutzuckerkurve zu erreichen, die dennoch deutlich niedriger ist).

Kombiniere diese grundsätzlich unterschiedliche Therapieanpassung noch mit unterschiedlichen Topographien, laufe den einen Lauf schneller als den anderen und habe das eine Mal am Tag vorher Trainingspause, am anderen Tag ein intensives Intervalltraining absolviert, dann werden die Unterschiede noch viel größer --- und irgendwann kaum mehr kalkulierbar. Von Wettkämpfen ganz zu schweigen ... Wer das planen kann, vor dem erstarre ich vor Ehrfurcht und laufe nie wieder.  :zwinker:

Viele Grüße,
Andreas
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Adrian am November 30, 2010, 17:06
Da hätte ich gleich noch 2 Fragen. Du schreibst in den 6 Schritten:

Zitat
Auch nach dem Sport messe ich erst einmal meinen Blutzucker und überlege mir die nun notwendige erneute Therapieanpassung [....] # Bei einem zu hohen Wert korrigiere ich sehr vorsichtig (eine bis zwei Einheiten weniger, als der Korrekturfaktor eigentlich vorsieht),

1) Wie lange wartest Du, bis Du wirklich miss? Der BZ hinkt ja doch einige Zeit dem Sport nach. Bei mir sind es ca. 20 bis 25 min bis die Muskeln auf "nicht mehr Sport" umschalten und sich die Konzentrationen angeglichen haben.
2) Die ein bis zwei Einheiten weniger - wieviel ist das ca. in Prozent. Ich brauche nur ca. 50%-60% des Bolus, da kommt mir ein/zwei Einheiten recht wenig vor (Bei z.B. 6IE, die Du z.b. hier brauchst: http://www.laufen-mit-diabetes.de/wp-content/uploads/2010/03/langer-lauf_09-03-09.jpg).

ciao
Adrian
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am November 30, 2010, 17:23
zu 1)
Ich gehe von dem Wert aus, mit dem ich aufhöre zu trainieren und warte nicht.

zu 2)
Hier noch einmal das Training, um das es geht:
(http://666kb.com/i/bou46bcsh9quolhyz.jpg)

Bei solch langen Läufen muss ich mehr Einheiten abgeben, da hier die Fettverbrennung angesprungen ist und noch ein/zwei Stunden nach dem langen Lauf noch meinen BZ nach oben treibt (das habe ich bei meinen sechs Schritten nicht geschildert, weil ich nicht weiß, ob das so verallgemeinerbar ist), gleichzeitig ist die Insulinempfindlichkeit noch sehr hoch und ich will auch sofort etwas essen.

Meine Rechnung ist in dem Beispiel Pi mal Daumen:

Korrektur        160 BZ -->   0 IE ("normale" Korrektur wären 1,5 IE)
Fettverbrennungsanstieg --> + 2 IE
Nahrungsaufnahme   6 BE --> + 4 IE ("normaler" Bolus wären 6 IE)
----------------------------------------------------------------------------
Summe                         6 IE


Am Ende der Grafik sieht man dann, wie der BZ bereits wieder sinkt.

So gerechnet stimmen die Aussagen - abgesehen vom Fettverbrennungsanstieg, die ich auch nur bei langen Trainingseinheiten (größer zwei Stunden) habe (bei kurzen habe ich immer dann einen Sport-BE-Anstieg, wenn ich in der letzten Stunde vor dem Trainingsende noch Gel o. ä. zu mir genommen habe).

Hat das zur Klärung beigetragen?

Einen schönen Abend,
Andreas
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Adrian am November 30, 2010, 19:04

Hat das zur Klärung beigetragen?

Einen schönen Abend,
Andreas

Wunderlieben dank, ja. Wenn man die 2 IE für den "Fettverbrennungsanstieg" wieder rausrechnet, dann sind das glatt meine 50%-60% :)

Auch einen schönen Abend,
Adri*auf zum Badminton*an
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Nordwork am November 30, 2010, 22:45
Das mit den Fettverbrennungs IE musst du nochmal etwas genauer erklären,
ich glaube das ist bei mir ähnlich, ich habe vor kurzem angefangen "Vernünftig" zu Trainieren.
http://running.nordwork.de/2010/11/kleiner-bericht-zur-aktuellen-lage/ (http://running.nordwork.de/2010/11/kleiner-bericht-zur-aktuellen-lage/)

Und habe jetzt bemerkt das bei den längeren (1,5-2h) Läufen um 80% <- (das ist bei mir z.Z. ein ganz ruhiger Lauf)

Hier ein Beispiel:
7:30Uhr - BZ 315 - 2IE - 22 Lantus
8:40Uhr - Losgelaufen <- Vorher leider nicht mehr gemessen  :moser:
11:00Uhr - BZ 102 - 18km gelaufen Unterwegs zur sicherheit 2BE traubenzucker
13:05Uhr - BZ 250

Heisst das durch den "Festverbrennungspuls" geht der Zucker hoch?
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Adrian am November 30, 2010, 23:16

Heisst das durch den "Festverbrennungspuls" geht der Zucker hoch?

Habt Ihr eigentlich Zugang zu Meßgeräten um den Laktatwert zu bestimmen?
Denn ich habe so wage im Hinterkopf: Laktat -> Wachstums/Stresshormone -> Insulin wirkt schlechter -> BZ steigt.

Aber das wäre ja gerade das Gegenteil von Fettverbrennung... hmmmmm.
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am November 30, 2010, 23:38
@Nordwork:
Das betrifft bei mir die Phase _nach_ dem Sport. Ich habe den Eindruck, die Fettverbrennung läuft noch auf Hochtouren und verbraucht dabei weiterhin Insulin, was ja aufgrund der BR-Änderung nur in geringerem Maße zur Verfügung. Gleichzeitig wird aber deutlich weniger Energie verbraucht und was beim Gesunden eine Insulinausschüttung auslösen würde. Da diese nicht stattfindet, entsteht ein Insulinloch und der BZ steigt. Deshalb gebe ich bei langen, aeroben Trainingseinheiten dafür ein bis zwei Einheiten ab.

@Adrian:
Gegen das Laktat-Gerede habe ich mir schon einmal im IDAA-Forum gewehrt:
http://www.idaa.de/forum/beitraege//gutenberg_marathon_mainz//2.html (http://www.idaa.de/forum/beitraege//gutenberg_marathon_mainz//2.html)

Hier meine Laktatkurve der Leistungsdiagnostik von vor einem Jahr (blau= Herzfrequenz, rot= Laktat):

(http://666kb.com/i/biq6xuho3lpzs7gpa.jpg)

Ein nennenswerter Laktatanstieg ist erst bei sehr schnellem Tempo zu beobachten, bei mir ist das bei einem Schnitt schneller als 14 km/h, das sind 4:15 Minuten pro Kilometer, was einem Marathon unter drei Stunden entspricht. In diesem Leistungsbereich laufe ich keine langen Trainingseinheiten, das würde mich kaputt machen und nichts bringen. In dem Tempo, in dem ich trainiere (etwa 11-12 km/h) ist die Laktatkonzentration sogar geringfügig niedriger als im Schritttempo bzw. in der Ruhe.

Die auch hier auf diesen Seiten immer wieder aufkommende Laktatdiskussion als ernst zu nehmender Faktor bei der Therapieanpassung ist meines Erachtens quatsch, sie spielt nur bei hochintensiven Belastungen über kürzere Strecken eine Rolle, nur da kommt es zu nennenswerten Laktatkonzentrationen: 12 x 200 m Maximal-Tempo oder 8 x 400 m Maximal. Bei diesen Einheiten beobachte ich einen geringeren Sport-BE-Bedarf, der durchaus auf die ausgestoßenen Adrenaline und das gebildete Laktat zurück geführt werden kann. Hans Otto, der mal Rad fährt, oder ich, wenn ich längere Strecken laufe, haben damit nichts zu tun.

Einen schönen Abend,
Andreas
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Nordwork am November 30, 2010, 23:55
Ok dann werde ich das mal etwas genauer beobachten bei den längeren Läufen.

Ab wann würde so eine Leistungsdiagnostik einen Sinn machen? Bin ja quasi noch ganz am Anfang.
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am Dezember 01, 2010, 10:29
Ich fand den Sinn eher begrenzt.
Der leistungsdiagnostisch ermittelte Pulswert für lange Ausdauerleistungen (z. B. Challenge Roth) war viel zu niedrig, ich bin im Durchschnitt mit 15 (!) Schlägen mehr unterwegs gewesen - ohne Probleme. Die Trainingszonenfestlegung ist interessant, wenn man denn danach trainiert - was aber im profilierten Gelände sehr schwierig ist, weil der Puls durch An- und Abstiege sehr schwankt.
Hilfreich fand ich den Wert der anaeroben Schwelle zu kennen, das hat mir beim Halbmarathon sehr geholfen, weil ich mich tatsächlich an dieser orientiert habe und nur wenig drüber gelaufen bin. Ohne langsamer zu werden, war da eine deutliche Bestzeit möglich, die ich vielleicht sonst durch falsche Tempowahl nicht erreicht hätte. Bei Ausdauerleistungen die länger dauern hilft die Kenntnis dieses Werts aber nicht, weil der Pulsbereich, in dem man sich bewegen kann, ohne Probleme zu bekommen, größer wird.
Zudem ist die Leistungsdiagnostik extrem abhängig vom Trainingszustand und sollte demzufolge mindestens halbjährlich wiederholt werden (vielleicht liegt darin auch der Grund für die oben erwähnte geringe Zielgenauigkeit: Die Diagnostik war 7 Monate her).

Viele Grüße,
Andreas
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Nordwork am Dezember 01, 2010, 10:32
Ah Ok, kannst du etwas zu den kosten eines solchen Tests sagen.
Ist sicherlich mal interessant zu wiessen wie meine Werte jetzt sind und dann in 8-12 Monaten wieder.

Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am Dezember 01, 2010, 15:13
Unterschiedliche Anbieter, unterschiedliche Diagnostik-Programme:
Einen einfachen Laktatstufentest gibt's schon für unter 100 Euro, Laktatstufentest mit Spiroergometrie (Atemgasanalyse) so zwischen 150 und 200 Euro, teilweise auch teurer.

Ich habe das ganze medizinisch, also mit Anwesenheit eines Arztes machen lassen, Laktatstufentest + Spiroergometrie + Belastungs-EKG (das erste Belastungs-EKG meines Lebens mit Ausbelastung, sonst reichten die normalen Praxis-Ergometer nie aus, um mich wirklich zu fordern) sowohl auf dem Rad als auch beim Laufen. Der Vorteil war dabei (außer dem äußerst aussagekräftigen Belastungs-EKG), das Beihilfe und private Krankenkasse die Kosten von knapp 500 Euro übernommen haben.

Viele Grüße,
Andreas
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: pfaelzer am Dezember 01, 2010, 16:50
Na, 500 €; das sollte einem der Marathon schon Wert sein... :baeh:
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am Dezember 01, 2010, 20:55
Eben, dafür kaufe ich mir lieber Laufschuhe oder mach - viel effektiver - einfach eine Woche Trainingslager im warmen Süden!
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: petti am Dezember 04, 2010, 12:49
Eben, dafür kaufe ich mir lieber Laufschuhe oder mach - viel effektiver - einfach eine Woche Trainingslager im warmen Süden!


ach, ich beneide Dich Andreas und gönne es Dir von Herzen. Ich kann mir noch nichteinmal mehr Laufschuhe leisten.

 :prost:liebe Grüße

petti
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: michael.e am Dezember 05, 2010, 18:01
Hallo zusammen!

Ich versuche auch seit meiner Diagnose vor einem knappen Jahr wieder ins marathonfieber zu kommen. Eigentliche in Vorteil, dass man nunmehr gezwungener maßen auf seine ernährung und die werte achten muss.

mich interessiert aber eher das praktische.
wie messt ihr beim laufen? welches gerät? wie tragt ihr es mit euch? haltet ihr an?
=> Nachtrag:okay diese Frage hat sich unterdessen geklärt, danek für deine ausführliche hompepage, Andreas! Zum Glück bietet meine Ärztin auch die kgm an. ich bin für mai angemeldet, wenn ich wieder mal in heimischer umgebung bin. bleibt nur zu hoffen, dass das gerät kleiner wird und am besten auch gleich mit pulsmesser und gps ausgestattet ist... sport-cyborg!

wie esst ihr beim laufen? und vor allem was?
ich habe ein bisschen probleme damit mir bananen und müsliriegel in massen rein zu schaufeln. es ist zwar einerecht günstige und wirksame variante, aber halt nur in begrenztem maße.
ich grübele derzeit, ob ich einfach mal meinen trinkrucksack mit flüsslig-BE (saft) füllen soll, sodass ich kontinuierlich etwas trinken kann.

Ich kann mir noch nichteinmal mehr Laufschuhe leisten.
Also aus eigener Erfahrung weis ich, dass ein guter laufschuh pflicht ist! damit verhinderst du diverse verletzungen. mich hat das zweimal für über drei monate aus dem tritt gebracht => sportverbot wegen überlastung. aber nicht weil ich zu viel gelaufen bin, sondern weil meine bänder die fehlbelastung durch den falschen schuh auf dauer nicht mitgemacht haben.
also: videoanalyse bei einem verkäufer, der am besten auch exzessiv läuft. kosten sind dann ca. 100€

Michael
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Biene am Dezember 05, 2010, 18:23
wie messt ihr beim laufen? welches gerät? wie tragt ihr es mit euch? haltet ihr an?
wie esst ihr beim laufen? und vor allem was?
ich habe ein bisschen probleme damit mir bananen und müsliriegel in massen rein zu schaufeln. es ist zwar einerecht günstige und wirksame variante, aber halt nur in begrenztem maße.
ich grübele derzeit, ob ich einfach mal meinen trinkrucksack mit flüsslig-BE (saft) füllen soll, sodass ich kontinuierlich etwas trinken kann.
Hallo Michael,
bei langen Läufen (mehr als 1:45 h) im Training und beim Marathon selbst habe ich das Akku Chec Mobile (als "Einhandgerät") benutzt, habe das noch irgendwie an meinen Trinkgürtel geklemmt.
Hier im Forum habe ich gelernt, auf jeden Fall meine Basalrate massiv herunterzusetzen, sonst frißt man sich kaputt. BE-mäßig komme ich am besten mit den Flüssig-Beuteln klar. Die haben pro Beutel auch 2 BE, lassen sich aber wie O-Saft trinken. Ab und an eine Banane sorgt dafür, daß der Magen nicht so leer wird.
Beim "normalen" Lauftraining, also so 1:20 h bis 1:40h, messe ich nicht mal. Ich esse vorher 3 BE, senke die Pumpenbasalrate möglichst schon 1 Stunde vorher auf 30% ab, werfe nach einer guten Stunde 1 BE Traubenzucker nach, und das war's.
Viele Grüße,
Biene
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am Dezember 05, 2010, 20:47
mich interessiert aber eher das praktische.
wie messt ihr beim laufen? welches gerät? wie tragt ihr es mit euch? haltet ihr an?
=> Nachtrag:okay diese Frage hat sich unterdessen geklärt, danek für deine ausführliche hompepage, Andreas! Zum Glück bietet meine Ärztin auch die kgm an. ich bin für mai angemeldet, wenn ich wieder mal in heimischer umgebung bin. bleibt nur zu hoffen, dass das gerät kleiner wird und am besten auch gleich mit pulsmesser und gps ausgestattet ist... sport-cyborg!
Erst einmal vielen Dank für Deine netten Worte!
Vor der CGM-Totalüberwachung war ich hoch zufrieden mit dem Freestyle Lite unterwegs: Super klein, immer zuverlässig. Transportiert habe ich alles in einer kleinen Gürteltasche und messen ging ohne anzuhalten, ja sogar ohne das Tempo zu veringern.
Accu Check Mobile wäre mir zu groß und zu schwer, außerdem hat der Triathlet von unserem "IDAA-Triathlon-Challenge-Roth-Team", der damit unterwegs war, sowohl beim Vierlandentriathlon als auch bei der Challenge Roth einen Totalausfall des Geräts zu beklagen, hat wohl sehr massiv auf die Sonneneintstrahlung reagiert und nur noch Errormeldungen produziert.
Als Nahrung mische ich mir Fruchtsaft oder auch mal Kaffee mit Maltodextrin 19 und fülle das hoch konzentriert (mit Pürierstab gemixt) in die kleinen Gelflaschen des Laufgürtels. In eine 0,16 l Flasche passen so sechs bis acht BE. Das ist eine billige und praktikable Lösung.
Ansonsten bin ich mit Gels (Powerbar Vanille, Hammergel, High5 Iso-Gel oder Vitargo Gel) unterwegs.

Viele Grüße,
Andreas
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: michael.e am Dezember 05, 2010, 21:51
ah schon mal sehr interessant... wäre dann mein vierter laufgürtel ;)
ich fand es "vorher" im merkwürdig wie die leute sovielkram vermeintlich sinnlos mit sich herum schleppen beim laufen. früher war ich bevorzugt mit einem schlüssel unterwegs... nichts mehr...
aber das hat sich ja geändert.

ich glaube ich muss mein trining mal erweitert auswerten, obwohl mein excel protokoll schon aus allen nähten platzt ;)

für die bz auswertung benutze ich sidiary. das ist ja super anpassbar. ich spiele mit dem gedanken quasi den trainingsplan damit zu kombinieren. aber das braucht halt zeit, die ich in diesem jahr nicht mehr habe.
hat das vielleicht schon jemand anders getan? da könnte man sich ja mal austauschen.

wie steht es um literatur. ich habe mir diabetes bezogen die "bibel" von frau thurm schon im krankenhaus liegend besorgt und verschlungen. gibts da auch laufliteratur, die sich etwas mehr mit trainingsplanung befasst? also solche, die sich auch auf die speziellen diabetesanforderungen bezieht? oder bleibt es bei dem grundsatz, dass man es "wie allgemein üblich" macht?

grüße!

Michael
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am Dezember 05, 2010, 22:42
Trainingspläne sind Trainingspläne, manche funktionieren, andere passen weniger, den besten schreibst Du sowieso selbst (oder ein guter Trainer, der Dich genau kennt und mit dem Du Dich gut verstehst).
Warum soll es besondere für Diabetiker geben?
 
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: michael.e am Dezember 07, 2010, 16:08
Hallo!

Ja, bisher habe ich meinen Plan oder besser meine "Richtschnur" auch selbst geschrieben. Ich glaueb ich brauche nur ein bisschen mehr Theoriewissen u der ganzen Geschichte.

Naja die Ernährungsproblematik ist zwar gleich für Diabetiker und Nichtdiabetiker, dennoch ist die Gefährdung für Diabetiker bekanntermaßen höher...

also: lesen, lesen, lesen ;)

Michael
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: vehikelneuling am Februar 02, 2011, 14:23
Hallo,

ich schreibe hier zu einem Thema, welches vielleicht schon durch ist, also nicht mehr von allgemeinem Interesse.
Lese nur noch selten das Forum und schreibe gar nicht mehr, dennoch möchte ich meine Erfahrungen einfach
mal anfügen.
Ich Laufe seit Jahren wieder sehr intensiv, bin in meiner Kindheit bzw. frühen Jugend schnell auf zwei Beinen
gewesen, man könnte das wohl als Lauftalent bezeichnen, sodass man meine Erfahrungen vielleicht in diese
Relation stellen muss.

Ich habe irgendwann mal mit dem Marathonlaufen aufgrund einer Wette angefangen, damals noch mit einer
normalen Intensivierten-Insulin-Therapie.
Seit einigen Jahren laufe bzw. lebe ich mit einer Pumpe.
Unterm Strich kann ich feststellen, dass die Therapie mit Langzeitinsulin in Verbindung mit Ausdauersport, wie
Marathonlaufen, ungeeignet ist.
Man muss mit dem Langzeitinsulin immer eine unbekannte Größe unter Kontrolle behalten, das ist sehr mühsam
und schwierig.
Eine Pumpe kann man leichter steuern und beeinflussen, folglich ist eine Pumpe für intensive Ausdauerbelastungen
unabdingbar.
Ich bin einige Marathon ohne Pumpe bzw. unter ICT gelaufen, die meisten jedoch mit Pumpe, kein Vergleich!
Schon das Training ist zu jeder Tageszeit mit Pumpe möglich, ohne dass es Insulinsteuerprobleme gibt.
Insulinsteuerprobleme, damit meine ich, dass es Wirkmaxima und Wirkminima gibt, welche den BZ negativ
beeinflussen.
Ich trainiere z.B. sehr oft abends spät und morgens sehr früh, gerade im Sommer, dann wenn die "Form" aufgebaut
wird für die Herbstmarathons.
Ich denke, dass ich dir keine direkten Tipps geben kann, denn ich bin schon soweit fortgeschritten, versuche
mittlerweilen eine Nettozeit von 2 Stunden 45 Minuten zu unterbieten.
Faktum ist jedoch, dass auch ich mit dem gleichen Problem zu kämpfen habe, auch ich muss meinen BZ im
optimalen Bereich halten.
Ich habe mein Optimum natürlich schon gefunden, wobei es bei mir noch nie reibungslos lief, sodass mein
Resultat bzw. meine Zeit noch verbessert werden kann.
Das Resultat verbessert sich schon dadurch, dass ich stoffwechselbedingte Zwangspausen eliminiere.
Grundlegend kann ich nur anmerken, dass ich nach keinem Trainingsplan trainiere. Ich trainiere nach
Gefühl, fühle ich mich gut, trainiere ich hart; fühle ich mich nicht gut, trainiere ich locker.
Zudem trainiere ich sehr ausdauerbetont, also regelmäßig 50km Einheiten, allerdings nur in der harten
Trainingsphase.
Wie hält man den BZ im optimalen Bereich, das ist das entscheidende Kriterium.
Wenn du keine Pumpe hast, musst du auf das Langzeitinsulin reagieren.
Es gibt z.B. Oligosaccharide, welche jede Insulinmenge neutralisieren.
Also wenn du Insulinspitzen neutralisieren musst, dann kann ich dir diese Art von "Zucker" empfehlen.
Was sind das für Mittel? Das Zeug schimpft sich Maltodextrin, Ist eine Dextrose aus Mais, wirkt je nach Art
langsam bis sehr langsam.
Aber es kann in hypertoner Anmischung zig BEs aufnehmen.
Das Mittel ist geschmacksneutral und magenfreundlich, Vorsicht! Die Magenfreundlichkeit ist ein unterschätztes Problem.
Konkret kann man bei 15% Konzentration in 100ml Wasser ca. 150g Maltodextrin einmischen.
Nein, das ist kein Schreibfehler! Man kann in 100ml Wasser 12,5 BEs unterbringen.
Die normalen Trinkfläschchen fassen ca. 200ml, sodass die Fläschchen 25 BEs enthalten können.
Zwei Fläschchen wären dann ca. 50 BEs, das dürfte reichen, allerdings Vorsicht! Die Pullen wiegen je fast 500g.
Das schnellste Maltodextrin dümpelt innerhalb von 30 min komplett ins Blut, also langsam und stetig.
Je nach Bedarf kleine Schlucke stetig und der Blutzucker kann nicht abrauschen.
Ich empfehle einen guten Trinkgurt, welcher fest sitzt und die 600g BE-Power nicht rumwackeln.
Ach so, Maltodextrin 19 ist schnell, Maltodextrin 12 mittelschnell, Maltodextrin langsam.
Das 19 ist in 30min komplett im Blut, das 6 wird in ca. 90min komplett im Blut sein.
Das bedeutet, dass es auch schon nach 5 min im Blut nachweisbar ist, aber dementsprechend weniger.

Vielleicht eine Zusatzinfo: Eine amerikanische Studie hat herausgefunden, dass eine ausreichende Zuckerversorgung
während Ausdauerleistung schneller macht! Also ruhig 200g reinlaufen lassen während eines Marathon, gerade
als Neuling!
Bei Interesse kann ich die Studie anfügen, die Studie ist allerdings für Gesunde Menschen gedacht, aber faktisch
für Diabetiker eine gute Orientierung.

Ich wünsche Gutes Gelingen

Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Nordwork am Februar 04, 2011, 21:36
@vehikelneuling

Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht, ich werde mir deinen Beitrag mal Ausdrucken und mit zu meinen Doc nehmen. Der scheint bisher noch nicht wirklich von einer Pumpe bei mir überzeugt zu sein. Und will scheinbar auch nicht wirklich die Vorteile einer Pumpe sehen.

Ich hab ihn zB. mal drauf angesprochen das es ja beim Laufen einfacher ist wenn ich zb. die Basalrate um x% senken könnte. Da meinte er nur das, das so einfach dann auch nicht funktioniert.

Ich hab seit 14 Jahren die ICT, und wollte bisher auch noch nie eine Pumpe, weil ich immer gedacht habe das es mich stören würde permanent eine Nadel im Bauch oder wo auch immer zu haben.

Nun habe ich es aber immer öfter das ich Morgens mit hohen werten aufwache zB. heute Morgen.

Ins Bett mit knapp 70mg/dl gegangen, dann zur sicherheit und auch mal als Test 2h später gemessen, immer noch bei ca. 70mg/dl dann wieder 3h später war ich bei 220mg/dl dann habe ich 3IE korrigiert.
Beim Aufstehen ca. 4h später hatte ich dann immer noch 257mg/dl. Was für mich ein Zeichen ist das, das Lantus quasi vorher "verbraucht" war.

Das komische ist ich verstehe nicht wirklich warum er scheinbar so gegen eine Pumpe ist und ich weiß auch nicht was ich noch machen kann um Ihn evtl. doch davon zu überzeugen. Ich bekomme sonst alles was ich will von ihm, auch mal 2-3 neue Messgeräte im Jahr.
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: vehikelneuling am Februar 05, 2011, 12:55
Hallo,

@Nordwork

Ob sich dein Doc von diesem Bericht beeinflussen lässt, das kann ich nicht beurteilen, allerdings ist es ein Faktum, dass Ausdauersportler meistens, wenn nicht alle, eine Pumpe tragen.
Niemand bekommt das Insulin aus dem Körper, welches dich beim Sport umhaut, das ist nicht der Sinn einer Therapie, dass man sich bei ein wenig Anstrengung umhaut.
Wir leben im Jahr 2011, die Gesellschaft ist bemüht Menschen in Bewegung zu bekommen.
Slogans wie: "Deutschland bewegt sich" ist nur ein Beispiel.
Ausdauersport wird von der Medizin als die anzustrebende Bewegungsform empfohlen, aber gerade diese Form stellt stoffwechseltechnisch die meisten Aufgaben.
In den Siebzigern hat die Fachkompetenz noch den 100m Sprint für Diabetiker empfohlen, sicher, da kann nichts passieren mit dem Blutzucker, ist aber für die Gesundheitsförderung nicht wirklich das Optimum.
Sicherlich sollte dein Doc eine Lösung parat haben, wenn er meint, dass du dein Vorhaben auch ohne Pumpe schaffst.
Zu deiner Aussage,

"Ich hab ihn zB. mal drauf angesprochen das es ja beim Laufen einfacher ist wenn ich zb. die Basalrate um x% senken könnte. Da meinte er nur das, das so einfach dann auch nicht funktioniert."

kann ich keine fachgerechte Antwort erkennen!
Dein Mediziner muss doch eine Empfehlung aussprechen können, wie du das basale Insulin aus dem Körper bekommst, wie du dich ausreichend substituierst, also ausreichend mit Kohlenhydraten versorgst.

Auch deine Probleme mit den Lücken in der Basalversorgung sind unter Lantus bekannt.

Ich weiss nicht, ob ich meine Marathonerfahrung posten soll, mit und ohne Pumpe.
Die Erfahrungswerte liegen schon lang zurück, da gab es "Lantus" noch nicht, aber das war so grenzwertig, dass man feststellen muss, dass die Sache nicht ungefährlich war. Ohne Pumpe war der Lauf absolut zufällig, was sollte ich da berechnen?
Ich bin faktisch ohne Insulin gelaufen, habe immer mit einer Keto gerechnet, aber bin von einer Hypo in die Nächste gelaufen.
Ich war zwar mit nur 96g Dextrose bewaffnet gewesen, aber ich habe Spritze und Insulin dabei gehabt, wollte faktisch eine Pumpe imitieren.
Dass wenn der BZ steigt, kleine Dosen Insulin zu injizieren sind, genau wie es die Pumpe auch macht.
Wenn Bedarf besteht, dann kann ich den Murks im Vergleich gern mal posten.

Sicher kenne ich auch das Problem, dass immer eine Nadel im Körper hängt, aber das fand ich nach dem ersten Probetragen einer Pumpe nicht mehr schlimm. Die Vorteile überwiegen, zumal man die Pumpe auch mal ablegen kann, wenn der Sport z.B. etwas härter wird.
Aber überzeugen kannst du vielleicht mit deinen Werten, welche ungünstig scheinen. Im Weiteren gibt es Richtlinien für eine Pumpengenehmigung, fällst du unter einen dieser aufgeführten Punkte, dann wird bei Kassenpatienten hochwahrscheinlich der Medizinische Dienst eine Pumpe genehmigen.

Wie auch immer, viel Erfolg...


Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Ludwig am Februar 05, 2011, 18:46


Auch deine Probleme mit den Lücken in der Basalversorgung sind unter Lantus bekannt.



Also das bezweifle ich sehr, denn gerade Lantus macht keine Versorgungslücken weil es ja extrem gleichmäßig wirkt! Allerdings nicht bie jedem Patienten 24 Stunden lang. Das kriegt man aber mit 2 Spritzen pro Tag spielend in den Griff und ebenfalls ohne Versorgungslücken!

Das ändert allerdings nichts daran, dass Lantus für Ausdauersportler nicht geeignet ist! Da bin ich voll bei Dir!

lg
Ludwig



Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Andreas am Februar 05, 2011, 19:17
Und die Versorgunslücken unter Lantus entstehen in der Tat beim Sport, weil die Depots im Unterhautfettgewebe beim Sport schneller resorbiert werden. Das führt zum einen zu Hypos (selbst Reduktionen auf 20% halfen nicht), das führt zum anderen dazu, das am frühen Abend die Depots leer sind und eine Basallücke sich auftut. So war es zumindest bei mir: Ohne Sport reichte eine Injektion am Abend gegen 22 Uhr für 24 Stunden, mit Sport war um 18 Uhr ein deutlich steigender BZ zu beobachten.

Gruß, Andreas
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Nordwork am Februar 07, 2011, 20:40
So war heute beim Doc und nun sieht die Lage schon etwas anders aus, ich denke er hat gemerkt wie wichtig mir das Laufen mittlerweile ist und das ich es durchaus ernst meine.

Bin jetzt ca. 7 Jahre Patient bei Ihm und habe in der ganzen Zeit noch nie eine so gute Dokumentation und auch Einstellung wie in letzter Zeit gehabt.

Er war auch nicht mehr gegen eine Pumpe sagte aber auch gleich das man mit einer Pumpe teilweise noch ein wenig aufwendiger ist die Einstellung zu finden.
Warum er das so sagt verstehe ich nicht ganz, können das die Pumpenträger nachvollziehen.

Das mit dem Lantus hat er aber direkt so bestätigt und mir direkt Levemir verschrieben, dies soll ich auch 2x spritzen naja schauen wir mal.

So wie er sich ausgedrückt hat wird das dieses Jahr nichts mehr mit der Pumpe, und den Köln Marathon mit einer ganz "frischen" Pumpe ist glaube ich auch nicht das richtige.
Naja schauen wir mal wie es sich mit Levemir läuft ;-)

Ich werde euch in meinen Blog auf dem laufenden halten.
Titel: Re: Typ1 & Marathon ...
Beitrag von: Joerg Moeller am Februar 08, 2011, 10:37
Er war auch nicht mehr gegen eine Pumpe sagte aber auch gleich das man mit einer Pumpe teilweise noch ein wenig aufwendiger ist die Einstellung zu finden.
Warum er das so sagt verstehe ich nicht ganz, können das die Pumpenträger nachvollziehen.

Da gibt es im wesentlichen zwei Dinge, die anders sind:
1. Wenn man auf Pumpe umsteigt verringert sich der Insulinbedarf (um ca. 20-30%)
2. Statt 1-2 Basalspritzen hast du jetzt 24 Basalraten.

Im Grunde ist das wie der Umstieg von einer Kompaktkamera für Einsteiger auf eine semiprofessionelle DSLR, bei der nur der M-Modus nutzbar ist. Du hast du wesentlich mehr Möglichkeiten zum Feintuning und ein wirklich gutes Bild kriegst du erst dann, wenn alle Möglichkeiten (Belichtungszeit, Blende, ISO, Brennweite) optimal aufeinander abgestimmt sind.
(Bei der Pumpe eben alle Basalraten, BE-Faktoren und Korrekturregeln)

Viele Grüße,
Jörg