Lieber Ludwig,
okay,
bleiben wir sachlich. Ich stelle hier nur Fakten fest, die ich schwarz auf weiß hatte (damals hab ich die Protokolle alle auf Papier gehabt, die hat jetzt die KK). Außerdem habe ich Tages-Nachtprofile in der Stoffwechselklinik Karlsburg gehabt, wo alle Ärzte nur den Kopf geschüttelt haben. Niemand konnte sie mir erklären.
Lantus wirkte bei mir zwischen gar nicht und 48 Stunden. Im ersten Fall habe ich dann rund um die Uhr mit Novorapid korrigiert (wohlgemerkt, dann meist gefastet oder nur gaaanz wenig zu mir genommen), im 2. Fall habe ich das dann wieder herausgeholt, weil ich dann von einer Hypo in die nächste gerutscht bin.
Unter Lantus stiegen meine BE-Faktoren teilweise auf das Dreifache (bei gleicher Essensmenge).
Unter Lantus stieg mein Korrekturfaktor auf das Doppelte.
Als Bolusinsulin habe ich die ganze Zeit Novorapid gespritzt, was ich jetzt auch in der Pumpe habe.
Nachdem ich mit Lantus und Novorapid bei ICT auf 8-10 Injektionen täglich gelandet war, habe ich mich zur Pumpe entschlossen.
Bei Beginn der Pumpentherapie verhielt sich mein BZ 3 Monate lang merkwürdig. Ich hatte Schwankungen drin, die nicht erklärbar waren. Die hat man auch bei der 48-Stunden-Sensormessung gesehen. Danach fing auch meine Ärztin an zu glauben, daß ich nicht ständig einfach Süßigkeiten genascht habe. Eine gescheite Basalrate ließ sich dadurch auch nicht ermitteln. Die nach der ICT (mit Lantus und Novorapid) erstellte Faustregel erwies sich als völlig daneben. Nach 3 Monaten Kampf mit teilweise tagelanger reiner KH-Diät (um eventuelle Störfaktoren durch Fett und Eiweiß auszuschließen), sogar die Küchenwaage kam zum Einsatz, die Kantinenköche kamen mittags gerannt und haben mir die Zusammensetzung der Speisen freiwillig herausgerückt
und trotzdem enormen Ausschlägen des BZ nach oben, die nicht mit der gegessenen KH-Menge übereinstimmten,
war auf einmal der Spuk vorbei. Der BZ verlief normal, ruckzuck hatte ich meine Basalrate (die heute noch stimmt) und die BE-Faktoren waren von teilweise erheblichen 6IE/BE morgens auf 2,5 gesunken, die Korrekturfaktoren von 3-4 auf 1-2IE/40mg/dl. Insgesamt hat sich mein Insulinverbrauch auf die reichliche Hälfte des ICT-Verbrauchs reduziert. Und das geht jetzt schon 4 Jahre gut.
Nun meine Theorie:
In Lantus sind ja wie in allen Verzögerungsinsulinen Stoffe, die die Verzögerung der Insulinwirkung bewirken. Diese Stoffe verzögerten bei mir nicht nur die Wirkung von Lantus, sondern lagerten sich irgendwo im Körper ab und beeinflussten auch die Wirkung des Bolus-Insulins. Offenbar hat mein Körper dann nach dem Absetzen von Lantus etwa 3 Monate gebraucht, um das Zeug loszuwerden. Klingt alles freaky, aber ne andere Erklärung hat meine Ärztin auch net anzubieten gehabt.
Übrigens hat die Diabetesassistentin mir neulich anläßlich der Übergabe der neuen Pumpe von ähnlichen Dingen bei anderen Lantus-Patienten berichtet. (also unerklärliche hohe Blutzucker, an anderen Tagen tiefe Hypos usw.) Daher weiß ich, daß ich kein Einzelfall bin.
Und wenn ich dann die Werte von Reiner lese und was er dazu schreibt, klingelt es bei mir.
Und wenn er dann noch das Lantus spätabends und morgens spritzt (das sind noch nichtmal 12 Stunden!) und seitdem sein BE-Faktor auf mehr als das Doppelte steigt, dann sehe ich da schon Parallelen.
In diesem Falle kann ich dann nur noch von Lantus abraten, zumal seine Schwierigkeiten offenbar mit dem Umstieg auf Lantus begannen.
Ich entschuldige mich nochmal für den Beitrag von gestern abend, da habe ich wohl nicht gut genug an der Formulierung gearbeitet. Ich wollte schnell was schreiben, weil ich die Quälerei von Reiner nur zu gut nachempfinden kann, habe ich das doch schließlich selbst erlebt.
Grüße
Ulrike