Es war einmal ein kleiner Grashalm. Er war recht schwach auf den Beinen und noch recht klein. Der Wind machte ihm schwer zu schaffen, so wurde er hin und her geweht und hatte Mühe am Boden zu bleiben. Eines Tages zog ein schweres Gewitter auf. Der kleine Grashalm hatte keine Möglichkeit, Schutz zu suchen. Die Freunde vom kleinen Grashalm hatten es da besser, sie waren kräftiger gebaut. Der kleine Halm hatte schon bald keine Kraft mehr und wurde vom Wind aus der Erde gerissen. Der Halm flog durch die Luft, wurde hin und her gewirbelt und wusste schon bald nicht mehr, wo er sich befand. Bald ließ der Wind etwas nach und der kleine Halm glitt gemächlich auf die Erde zurück. Er schaute sich verzweifelt und traurig um, denn das Gras sah hier ganz anders aus, nicht grün und kräftig, sondern noch kleiner als er, die Landschaft war wenig besiedelt und die Halme sahen krank aus, so gelb. Der kleine Halm sprach einen Weggefährten an, in welchem Gebiet er sich hier befinde, doch der andere Halm reagierte nicht, wehte nur schwach hin und her.
Auch alle andern Versuche scheiterten, keiner der Halme konnte ihm eine Auskunft geben. So machte sich der kleine Grashalm wieder auf den Weg in die Richtung, in die er meinte, zu müssen.
Plötzlich zog wieder ein schwerer Sturm herauf und der Grashalm wurde in die Luft gewirbelt, ganz weit nach oben, bis zu den Wolken wurde er getragen und der Wind rauschte in seinen Ohren. Es wurde immer kälter und der kleine Grashalm begann zu frieren. Immer weiter fort wurde er vom Wind getragen, die Richtung wusste er aber nicht.
Schließlich fing es auch noch an zu regnen. Der regen erdrückte ihn fast und der kleine Halm landete wieder unsanft auf der Erde. Hier jedoch wuchsen andere Gräser, lange, dicke Halme, kräftig und dem Wetter trotzend. Ein aufgeregtes Plappern begann.
"Schau mal, da."
"Wo?"
"Na daa."
"Oooh, ein kleiner Halm"
Der Grashalm kam sich verloren vor und versuchte sich zu verstecken, doch da er so klein war, fiel er sofort auf. Schüchtern fragte der kleine Halm, ob sie ihm sagen könnten, wo er sich befände. Die großen Halme nickten freundlich und erklärten ihm, dass er sich an einem Teich befände.
„Was ist ein Teich?“, fragte der kleine Halm.
"Eine große Ansammlung von Wasser“, erklärten sie ihm, „deswegen sind wir auch so kräftig, weil wir so viel Wasser haben.“
„Wenn man viel Wasser zur Verfügung hat, dann wird man groß und stark?“
"Ja", bestätigten sie ihm, "warum bist du so klein?“
„Bei uns regnet es nur manchmal, aber regelmäßig. Ich bin in einem Gebiet gewesen, da waren ganz kleine gelbe Gräser, haben die kein Wasser bekommen?“
Die großen Gräser schauten traurig. "Klein und gelb ist nicht gut, die Gräser müssen sehr krank sein."
"Wir werden dir helfen, es macht uns traurig, wenn Freunde von uns krank sind", sagten die großen Halme. Der kleine Grashalm nickte lächelnd, denn auch er kann es nicht ertragen, kranke Freunde zu sehen. Die großen Halme reckten sich, bis sie ganz lang wurden und fingen an in einem Singsang zu wispern. Der kleine Grashalm schaute verunsichert und fragend zu, bis die anderen schließlich fertig waren und ihm erklärten, was sie getan hatten.
„Wir haben die Wolken gebeten, in das Gebiet zu ziehen, wo deine Freunde leben. Sie werden dorthin wandern und ihnen regen schenken
„Ooh danke“, der kleine Halm hüpfte freudig umher, bis er plötzlich wieder traurig wurde und sich auf die Erde kauerte.
„Was hast du denn?“, fragte einer der größten Halme.
„Ich möchte wieder nach Hause zu meiner Familie, weiß aber nicht, in welcher Richtung sie sich befinden.“ Die großen Halme schauten sich an, lächelten und stuppsten den kleinen Grashalm an.
„Wir helfen dir ^^
"Aber wie?", fragte der kleine Halm.
„Du hast uns so schöne Sachen erzählt, wir kommen ja nie hier weg und so haben wir die Welt etwas kennen gelernt, dafür möchten wir uns bedanken.“
Die großen Halme streckten sich wieder, windeten sich in alle Richtungen, bis einer der Halme plötzlich rief "Daa!".
Der Halm, der dem kleinen Grashalm am nächsten war sagte: "Schau mal, unser Freund da hinten, hat deine Wiese entdeckt, dort sind alle deine Freunde.“
Der kleine Halm hüpfte vor Freude umher. "Darf ich wieder dahin, ist es weit?"
"Nein, es dauert nicht lange dorthin, mach dich ruhig auf den Weg. Vielleicht sieht man sich mal wieder."
Voller Aufregung und Vorfreude rann der kleine Grashalm los, in die Richtung, die ihm gewiesen wurde.
Völlig außer Atem kam er bald darauf auf seiner Wiese an, der Wind hatte aufgehört, die Sonne brach durch die Wolken und die anderen Gräser waren dabei, sich auszuruhen. Seine Freunde schauten ihn überrascht an, sie hatten nicht erwartet, dass sie ihn je wieder sehen würden. Die Freude war auf beiden Seiten sehr groß, sie schlossen sich in die Arme und der kleine Halm, der durch den vielen Regen inzwischen mächtig gewachsen war, erzählte von seinem Abenteuer.
*Ende* © by Sa¥µri