Autor Thema: kortisoninduzierter Diabetes  (Gelesen 13285 mal)

Offline jumanji

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kortisoninduzierter Diabetes
« am: April 13, 2010, 10:46 »
Hallo,

habe seit gestern die Diagnose Diabetes und komme grad so gar nicht darauf klar. Aufgrund von diversen Vorerkrankungen ist das Ganze wohl kortisoninduziert. Erstmal wurde mir Diät aufs Auge gedrückt, aber ich bin nicht der asketische Typ. Ich weiß auch, dass ich das nicht wirklich durchhalte.

Vom Kortison scheine ich in naher Zukunft auch nicht wegzukommen, bzw. werde auch immer mal wieder sehr schwankende Dosierungen benötigen.

Meine Blutzuckerwerte schwanken im Moment grob zwischen um 150 nüchtern und bis 300 bei Gelegenheitsmessungen tagsüber. Im Moment bin ich einfach nur völligst überfordert und fühle mich nur noch müde und platt.

Welche Möglichkeiten gibt es für mich auch wieder sowas wie Lebensqualität zu erreichen, die aufgrund meiner Vorerkrankungen schon stark eingeschränkt und mit viel Verzicht verbunden sind?

Besten Dank

Jumanji

Offline diotmari

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Re: kortisoninduzierter Diabetes
« Antwort #1 am: April 13, 2010, 13:36 »
Hallo Jumanji,

bitte suche Dir schnell einen fähigen Diabetologen, der idealerweise sich auch etwas mit Deinen Vorerkrankungen auskennt. Mit einer ordenlichen Insulintherapie sollte es Dir bald wieder etwas besser gehen. Deine Schlappheit wird auch unter anderem durch die hohen Zuckerwerte verstärkt.
Eine baldige Insulintherapie sollte auch Deiner Bauchspeicheldrüse helfen, sich etwas zu erholen, um noch einige Zeit den Dienst zu versehen.
Und keine Sorge vor den Injektionen - die Nadeln sind heute so fein, man spürt sie kaum.
Vielleicht magst Du ja in "meine Geschichte" etwas mehr von Dir erzählen?!

Viele Grüße
Dietmar
Mitnichten hat Gott sich schweigend zurückgezogen oder ist gar tot!
Er lacht sich nur schlapp über uns - wenn er nicht gerade kotzen muß.
DF

Offline jumanji

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Re: kortisoninduzierter Diabetes
« Antwort #2 am: April 13, 2010, 21:42 »
Hallo,

also, ich glaub..... die Sprechstundenhilfe am Telefon hat mich heute gehasst, weil ich ziemlich gedrängelt habe. Naja, ich habe einen Termin beim Diabetologen am Donnerstag. Man hat mich da irgendwie zwischen geschoben, ansonsten wäre das Mitte Mai geworden. Dabei jetzt noch jemanden finden, der sich mit den Vorerkrankungen auskennt, das wäre zuviel verlangt. Das sind leider ein paar zuviele.

Am liebsten würd ich das böse Kortison in die Ecke schmeißen, aber das geht nicht, wegen der Nebennierenrindeninsuffizienz und dem Asthma. Dann hab ich die Wahl zwischen Ersticken oder Koma. Beides keine besonders guten Aussichten, finde ich irgendwie.

Naja, nachdem ich gestern dann erstmal eine Runde in Selbstmitleid gebadet habe, den Diabetes auf keinen Fall akzeptieren werde, muss ich mich wohl oder übel trotzdem damit irgendwie arrangieren.

Gibt es hier denn jemanden, der auch Erfahrungen mit kortisoninduziertem Diabetes hat? Die Sprechstundenhilfe machte mir am Telefon schon unheimlich Mut, weil der wohl sehr schwierig einzustellen sei. Dummerweise wechselt auch noch alle Naselang die Dosis vom Kortison.

Mein Hausarzt jedenfalls will mir meinen Speiseplan zusammenstreichen, aber ich bin ehrlich gesagt gar nicht davon begeistert, dass ich auf noch mehr Sachen verzichten soll. Darf eh schon vieles nicht aufgrund von Unverträglichkeiten/Allergien.

Vielen lieben Dank für die schnelle Antwort.

Jumanji

Offline Joa

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Re: kortisoninduzierter Diabetes
« Antwort #3 am: April 14, 2010, 00:10 »
Hi,

habe seit gestern die Diagnose Diabetes und komme grad so gar nicht darauf klar. Aufgrund von diversen Vorerkrankungen ist das Ganze wohl kortisoninduziert. Erstmal wurde mir Diät aufs Auge gedrückt, aber ich bin nicht der asketische Typ. Ich weiß auch, dass ich das nicht wirklich durchhalte.

Wenn bei Dir die Diagnose des Diabetes tatsächlich auf eine langfristig angelegte, systemische Cortisontherapie auch nur teilweise rückführbar wäre, dann wäre ein Therapiekonzept, das nicht Insulin aufbaut ein "Kunstfehler". Da muss eine externe Insulinunterstützung ran. Ggf. sind weitere Therapiemaßnahmen, Diät/Bewegung/sonstwas, ergänzende aber ausgesprochen sinnig.

Gruß
Joa

Nachtragsfrage: Wie ist das bei Dir mit Größe, Gewicht, Alter und Geschlecht, also mit dem BMI?
Typ 1 seit 85;  Pumpe seit 1988; P 754/Apidra

Offline Hexe

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Re: kortisoninduzierter Diabetes
« Antwort #4 am: April 14, 2010, 06:54 »
Hallo

erst mal willkommen im Forum, hier bist du gut aufgehoben, und auf die meisten Fragen findet sich hier auch eine Antwort.
Wie deine Therapie genau aussieht, wird der Diabetologe mit dir zusammen festlegen, ist ja schon mal super, dass du so kurzfristig einen Termin bekommen hast :).
Du bekommst dann sicher auch eine Schulung, da lernst du dann etwas über Ernährung und Diabetes so ganz allgemein, das hilft auch schon weiter.
Ansonsten würde ich dir eine individuelle Ernährungsberatung empfehlen, bei einer/m Oecotrophologen/in oder Diätassistentin. Und keine Angst, asketisch musst du nun wirklich nicht leben :). Eine Ernährungsumstellung von heute auf morgen, ist in den seltensten Fällen erfolgreich. Die Umstellung sollte so nach und nach erfolgen. Es gibt wenig bis nichts auf das man verzichten muss. Es gibt halt nur einige Lebensmittel die man reduzieren sollte. Aber das kennst du dann ja schon von der Niereninsuffizienz. Also lass den Kopf nicht hängen, es hört sich am Anfang alles schlimmer an, als es wirklich ist


liebe Grüsse Vera
Typ2  zur Zeit Toujeo, Jardiance, Novorapid

Offline jumanji

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Re: kortisoninduzierter Diabetes
« Antwort #5 am: April 29, 2010, 11:21 »
Hallo!

Ich war derweil ein zweites Mal beim Diabetologen und verstehe die Welt nicht mehr. Das Metformin, was man mir verordnen wollte, habe ich aufgrund der Fülle von Medikamenten und der Angst vor Nebenwirkungen auf dem Magen-Darm-Trakt und Wechselwirkungen mit dem Rest abgelehnt. Zudem sehe ich darin nicht sonderlich viel Sinn, wenn ich das Medikament aufgrund der schwankenden Kortisondosis möglicherweise nehme, wenn es gar nicht nötig ist, bzw. die Dosis gar nicht ausreicht, wenn ich wieder viel Kortison habe. Liege Tendenziell derzeit zwischen 10 und 50mg Kortison am Tag und wenn es zum Notfall kommt (zum Glück mittlerweile selten!) bis 250mg und mehr. Versuche natürlich vom Kortison wegzukommen, aber in naher Zukunft wird das nichts.

Die Diätassistentin hat mir natürlich meinen Ernährungsplan zusammengestrichen, mir das Gefühl gegeben, ich habe mir den Diabetes angefressen. Meinen Frühstückskakao darf ich nicht mehr, Remoulade (die ich statt Butter nehme) darf ich nicht mehr. Ketchup soll ich nicht mehr, Dosenobst darf ich nicht mehr (prima.. frisches vertrag ich nicht). Generell heißt der Tenor, ich soll Fett weglassen und nur drei Mahlzeiten am Tag. Nichts zwischendurch. Wobei wiederum Schokolade oder ein Stück Kuchen zwischendurch kein Problem sein soll. Irgendwie verstehe ich das nicht! Ich habe immer gedacht, dass man propagiert fünf Mahlzeiten (davon drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten) am Tag zu essen. Ich frage mich, wie das gehen soll. Wenn ich morgens um 5 aufstehe, soll ich dann opulent frühstücken, zur Arbeit fahren und nachmittags um 16 Uhr dann zu Hause das nächste Essen, weil dann ist Mittagessen? In der Zwischenzeit dann gar nichts? Kohlenhydrate brauche ich gar nicht reduzieren - bis auf den Kakao, das Dosenobst (was es eh nur alle paar Wochen gibt) und den Ketchup (klar.. enthält ja viel Zucker, futter ich aber auch nicht täglich und in rauhen Mengen).

Metformin sollte dann als alternative Therapie herhalten. Da habe ich ehrlich gesagt Schwierigkeiten mit, weil ich eh schon nen ganzen Bollerwagen Medikamente in mich reinschütte, ich eh schon unter Reflux leide, der sogar noch trotz Pantozol 40mg/d Probleme macht. Ich kann auf dieses muntere Potpurri doch nicht noch Tabletten gießen, die zusätzlich den Magen-Darm-Trakt belasten. Zudem hat man mir erklärt, dass das Metformin wohl nur dann Wirkung zeigt, wenn der BZ zu hoch. Wenn aber der BZ durch sinkendes Kortison sich vielleicht doch wieder normalisiert, dann nehme ich das doch nur wegen der Neben- und Wechselwirkungen, oder? Vor allen Dingen weiß man dann doch auch gar nicht, hat sich der Stoffwechsel stabilisiert, weil Kortison runter oder wirkt das Metformin? Irgendwie für mich alles unlogisch.

Jetzt gelte ich natürlich als bockig und zickig, weil ich ja alles ablehne und dann auch noch auf dem Standpunkt stehe einen Diabetes nicht auch noch zu akzeptieren, neben dem Asthma, der Nebennierenrindeninsuffizienz, der Hypertonie, des Refluxes, den vielen Nahrungsmittelallergien und unverträglichkeiten usw. Ich komme mir so schon vor wie ein wandelndes Versuchsobjekt der Pharmaindustrie. Mir ist das jetzt einfach alles zuviel und ich möchte einfach nicht noch mehr Einschränkungen, sondern einfach noch einen Hauch von Lebensqualität.

Mir ist klar, dass ich irgendwie auch versuchen muss, die erhöhten BZ-Werte wieder loszuwerden, aber wird nicht heute propagiert, dass Diabetes nicht gleich Askese bedeuten muss? Askese habe ich alleine durch die Unverträglichkeiten und das Kortison. Denn würde ich noch so futtern, wie zu Zeiten ohne Kortison, hätte ich wohl eher einen BMI bei 35 - 40 statt bei 28.

Zudem finde ich es ziemlich krass, dass man mir abspricht, dass mich die erhöhten BZ-Werte beeinrächtigen. Das wäre nicht möglich. Die könnten noch keine Beschwerden machen. Prima, wenn ich nachts klatschnass aufwache mit Riesendurst, dann habe ich Werte, die zwischen 250 und 300 mg% liegen. Wenn ich morgens nach dem Frühstück oder mittags nach dem Mittagessen aufeinmal gnadenlos einschlafe, liege ich auch in dem Bereich. Zudem empfinde ich es als deutlichen Unterschied, ob ich jetzt über den Tag verteilt zwei Liter oder 4-5 l trinke ob ich 5 oder 10x ins Bad laufen muss. Ich bin einfach nur noch müde und kaputt. Klar, kann auch an allem möglichen anderen liegen.... aber hmm.... alles nur Zufall?

Vielleicht weiß ja hier jemand, was ich noch machen kann, bzw. welche Möglichkeiten bei kortisoninduziertem Diabetes bestehen. Anscheinend werde ich das ja nicht so schnell wieder los.

Danke

Jumanji

Offline Joerg Moeller

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Re: kortisoninduzierter Diabetes
« Antwort #6 am: April 29, 2010, 14:34 »
Deinen BZ und das ganze andere Gedöns sehe ich aktuell erstmal als untergeordnet an.

Was sicher viel wichtiger ist im Moment wäre jemand der dir dabei helfen kann, deine Gedanken, Ängste, Gefühle zu ordnen und in deine Wünsche ein bißchen Priorität reinzukriegen.

Lebensqualität sollte ganz oben stehen, da bin ich voll bei dir. Die Frage ist nur welche du meinst: die von heute oder auch die von morgen/übermorgen.

Als es bei mir seinerzeit hieß ich brauche eine Oberkieferprothese dachte ich nur: "Das Leben ist vorbei, hat doch alles keinen Sinn mehr, wo bleibt denn der Spaß, lasst mich bloß in Ruhe!"

Dann stellte sich heraus: ist doch gar nicht so wild, passt schon.

Letztes Jahr hieß es dann 'Schlafapnoe' und daß ich ab jetzt mit einer Maske schlafen muß. Mein erster Gedanke: "Das Leben ist vorbei, hat doch alles keinen Sinn mehr, wo bleibt denn der Spaß, lasst mich bloß in Ruhe!"

Mittlerweile schlaf ich ganz gerne damit, weil ich dann morgens entspannter aufwache. Meistens jedenfalls.

Vor kurzem dann die Verdachtsdiagnose 'venöse Insuffizienz' und das Wort 'Stützstrümpfe' stand im Raum. Meinen ersten Gedanken kannst du dir vorstellen: "Das Leben ist vorbei, hat doch alles..."
Aber dann fielen mir die anderen beiden Sachen ein. Und ich hab mir diesmal vorgenommen vor dem Wehklagen erstmal einen Versuch zu starten.

Versteh mich nicht falsch. Wenn du jetzt sagst "Das Leben ist vorbei, hat doch alles keinen Sinn mehr, wo bleibt denn der Spaß, lasst mich bloß in Ruhe!", dann hast du mein volles Verständnis. Du hast jedes Recht das so zu sehen und erstmal fürchterlich knatschig zu sein.

Aber verpass nicht die Chance da wieder rauszukommen und mal zu schauen, ob es nicht doch auch ein bißchen einfacher geht.

Ich würd mir dazu einen Psychotherapeuten suchen, denn ein bißchen Coaching ist manchmal gar nicht so übel...

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Susanne

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Re: kortisoninduzierter Diabetes
« Antwort #7 am: April 30, 2010, 06:53 »
Hallo Jumanji

ich bin Ärztin für Allgemeinmedizin in Wien, Schwerpunkt Diabetes. Meine Gedanken zu Deiner Geschichte:

Ich verstehe Deinen Ärger sehr gut - und dass Du Werte über 250 mg% als unangenhem empfindest und müde wirst, das glaub ich Dir sofort.

Bei einer schon länger laufenden Cortisontherapie wegen NNR-Insuffizienz UND wegen Asthma einen BMI von 28 zu halten ist schon mal eine wirklich gute Leistung und nicht einfach. Einer meiner Verwandten brarucht auch wegen einer NR-Insuff. Hydrocortison.

Im Moment belasten Dich also vor allem sehr hohe Werte nach dem Essen ("postprandial").
Die könnte man zB mit ein wenig schnellem Insulin zum Essen senken. Das ist der logischste  - und "natürlichste" ! - Weg.
Mit Insulin ist dann auch schnell die dauernde Müdigkeit weg.

Am Wichtigsten: such weiter nach einer guten verständnisvollen Diabetes-Betreuung! Ich weiß ja nicht, wo Du wohnst, vielleicht gibt es in Deiner Nähe eine gute (? Uni- ) Krankenhaus-Ambulanz oder jemand aus dem Forum kann Dir jemandne in Deiner Nähe empfehlen.

Alles Gute! Susanne


Die Zuckertante grüßt und wünscht allzeit gute Werte!
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Offline jumanji

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Re: kortisoninduzierter Diabetes
« Antwort #8 am: Mai 13, 2010, 10:38 »
Hallo!

Besten Dank für die Antworten.

Meine BZ-Werte haben sich reduziert auf 100mg% - 200 mg%, da ich mit dem Kortison weiter runtergehen durfte. Damit fühle ich mich schon wesentlich besser. Metformin lehne ich nach wie vor ab und werde es auch künftig weiter ablehnen. Für mich ist das unlogisch.

Unlogisch ist doch auch die Diät, die auf Fettreduktion abziehlt um den Blutzucker zu senken, der bei mir ja primär so gar nicht vom Essen und von Fettleibigkeit (immerhin habe ich "nur" Übergewicht laut BMI) kommt, sondern von dem dauernden Kortison.

Da ich das Kortison in naher Zukunft nicht loswerde, wird mir ja auch der Diabetes bleiben. Zudem schwankt auch dieses, weil ich ja auch schwankende Kortisondosierungen habe. Muss ich selbst Einmalgaben nehmen z. B. wegen Asthmaanfall oder allergischer Nahrungsmittelreaktion 100mg Decortin steigt mir sofort der BZ wieder an auf ca. 300 mg%. Damit ist doch diese Diabetesform relativ unabhängig, von dem was man isst, oder? Insofern ist doch eine Diät quasi unsinnig, weil kann doch nichts bringen, oder? Ich meine, selbst wenn man hingeht und sagt.... 12 BE am Tag, das System kippt doch mit jeder Dosiserhöhung oder Notfallgabe, oder? Selbst wenn man hingeht und da Metformin gibt. Das System kann doch nicht funktionieren aufgrund der schwankenden Kortisondosis, bzw. müsste man dann nicht für den Fall der Dosiserhöhung die Höchstdosis Metformin geben, die aber für einen großen Teil der Zeit völlig unnötig ist? Für mich ist das alles völlig unlogisch. Ich habe eh schon einen Medikamententagesplan aus ca. 14 verschiedenen Wirkstoffen, wo mir keiner sagen kann, was das auf Dauer an Wechselwirkungen miteinander machen kann. Da will ich nicht noch Medikamente draufgießen, die ich möglicherweise die Hälfte der Zeit nur wegen Wechsel- und/oder Nebenwirkungen nehme.

Mir ist es egal, wenn es einen zusätzlichen Aufwand und Lernen bedeutet, um die BZ-Werte in den Griff zu bekommen. Mir ist es egal, ob ich zusätzlich noch mehr Medikamente und Zeug für den Bedarf mit mir rumschleppen muss. In meinem Rucksack ist noch etwas Platz (noch ist er nur zur Hälfte mit Notfallmedikamenten und PariBoy befüllt). Mir ist wichtig den Diabetes bedarfsgerecht mit so wenig Medikamenten wie möglich in den Griff zu kriegen. Vom logischen her erscheint mir dieses nur möglich durch Insulin. Dafür muss ich nicht mal hingehen und den Diabetes akzeptieren! Es reicht vollkommen, was dagegen zu unternehmen.

Mir macht auch mein Übergewicht Probleme und ich würde es gerne wieder loswerden. Sport ist nach wie vor nicht möglich, Kortison ist ein prima Appetitanreger und macht zusätzlichen Hunger und nachdem ich nun lange aufs Sofa getackert war.... hat sich das schon deutlich sichtbar auf der Waage niedergeschlagen. Durch die Nebenwirkungen des Kortison als prima Mondgesicht und natürlich reichlich Bauchspeck. Ich war immer schlank, früher sogar eher untergewichtig und konnte futtern was ich wollte ohne zuzunehmen. Die Zeiten sind natürlich vorbei.

Folgende Tricks wende ich schon lange an, um zumindest nicht völligst adipös zu werden und mein Gewicht annähernd unter Kontrolle zu halten.

Kein Süßkram und Knabberkram im Haus.
Fettarme Milch statt Vollmilch
Milch statt Sahne zum verfeinern von Speisen.
Bratfett wird abgemessen mit Löffel, bei beschichteter Pfanne sogar nur mit Zewa eingestrichen oder gar nicht benutzt, je nachdem was ich mache.
Rohkost als Beilagen fallen leider aufgrund Unverträglichkeit vielfach aus.
fettarme Aufschnitte z. B. Geflügel oder Schinken - nach Möglichkeit
nach Möglichkeit nicht über den Sattpunkt hinaus essen, weil es gerade mal lecker schmeckt.
selber kochen statt Fertiggerichte bzw. letztere nur selten
bis auf meinen Kakao morgens nur ungesüßte Getränke Wasser und Tee... ganz selten mal Fruchtschorle aber nur in geringen Mengen, weil auch nicht sonderlich verträglich.
Remoulade statt Butter aufs Käsebrot, Streichkäse und Wurst grundsätzlich ohne zusätzliche Butter (schon fettig genug)

Treppe statt Aufzug wo immer es geht, Einkaufen zu Fuß statt mit dem Auto, Parkplatzsuche durchaus auch am Ende, damit bissel mehr Fußweg, Radfahren wo immer es das Asthma zulässt. Das geht jetzt seit 9 Monaten zum ersten mal wieder!

Besten Dank

Jumanji


Offline Richard Wagner

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Re: kortisoninduzierter Diabetes
« Antwort #9 am: Mai 13, 2010, 18:08 »
Hallo!

Besten Dank für die Antworten.


Unlogisch ist doch auch die Diät, die auf Fettreduktion abziehlt um den Blutzucker zu senken, der bei mir ja primär so gar nicht vom Essen und von Fettleibigkeit (immerhin habe ich "nur" Übergewicht laut BMI) kommt, sondern von dem dauernden Kortison.

Ich vermute Das Du das Ganze noch nicht richtig verstehst?
Fett erhöht nicht den BZ, dafür sind Kohlehydrate verantwortlich.
Kortison erhöht den BZ auch nicht, es schwächt die Insulinwirkung
und Deine Bauspeicheldrüse schafft den Insulinmehrbedarf jetzt nicht
alleine. Da Fettzellen ziemlich viel Insulin verbrauchen ist Abnehmen
eine gewisse Möglichkeit die Bauchspeicheldüse (BSD) zu unterstützen.

Wenn Du allerdings nicht oder nur schwer dein Futter umstellen
kannst/willst, mit passenden Insulingaben kann man quasi alles
Essen solange Mensch nicht  platzt.... Dazu gehöhnt allerdings
etwas Erfahrung und einiges an Schulung.

Gruß Richard