Autor Thema: Lantus: Dosierung und Splitting bei Typ 1  (Gelesen 30485 mal)

Offline Joa

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Lantus: Dosierung und Splitting bei Typ 1
« am: Dezember 04, 2009, 22:53 »
Recht interessant und ggf. hilfreich zu eigenen Denkansätzen für Typ 1 ICT'ler mit Lantus fand ich folgende > Antwort von John Walsh < auf Diabetesnet.com.

Folgend mal der Versuch einer Übersetzung (Originaltext sieh obiger Link):

"Ich ermutige normalerweise, dass meine Patienten Lantus und Levemir Dosen in zwei Injektionen aufteilen. Obwohl es eine zusätzliche Injection pro Tag ist, gibt es Vorteile.

Lantus ist ein "18 bis 26 Stunden" Insulin. Dies bedeutet, dass viele Menschen (wahrscheinlich mindestens ein Drittel aller Benutzer) keine volle 24 Stunden-Wirkdauer bei einmaliger Injektion täglich erhalten, und noch mehr benötigen Ihre Lantus-Injektion nicht zu genau der gleichen Zeit täglich.

Viele Menschen bemerken einen Gipfel der Lantus Wirkung ca. 6 Stunden nach der Injektion. Ist dieser Gipfel zu bemerken wirkt Lantus nicht voll über 24 Stunden (größere Gipfelwirkung = kürzere Wirkdauer).
Kleinere Dosierungen haben oft einen kürzeren Dauer der Wirkung (soweit ich weiß gibt es dazu keine Studien, aber es gibt solche zu anderen Insulinen entsprechend). Kleinere Dosen (Lantus) bedeuten oft mehr Insulin-Aktivität nach 6 Stunden und weniger Wirkung nach 16 Stunden und darüber hinaus.

Somit kann das Basalinsulin „ausgelaufen“ sein, bevor der Tag abgelaufen ist.
Was zu scheinbar „unerklärlich“ hohen Werten führt, bevor die nächste Dosis gegeben wird. Lantus kann aber auch zu Hypos während seiner Gipfelwirkung führen.

Zum Beispiel, wenn Lantus nur als Spätdosis gegeben wird, kommen nächtliche Hypos eher vor. Wenn Lantus nur in der Früh gegeben wird, sind hohe Werte vor dem Frühstück wahrscheinlicher.
Eine Aufteilung von Lantus auf zwei Gaben am Tag gleicht Dosierungslücken aus und midert Wirkungsspitzen. Nach einer Aufteilung der Dosis auf zwei tägliche Lantusgaben stellen die meisten Benutzer fest, dass sie bessere Werte haben.

Ein weiterer Grund für ein Lantus Splitting besteht darin, dass die meisten Menschen nicht völlig gleichbleibende Spritzzeiten einhalten, so dass die Injektion immer genau gleich erfolgt.
Wenn jemand Lantus zum Schlafengehen gibt, aber Freitags und Samstags später zu Bett geht, tritt in der Nacht schnell eine Wirkungslücke in der ersten Nacht auf und ggf. eine Wirkungsdoppelung wenn wieder dem Wochentagszeitplan gefolgt wird.

Eine relevante Dosisaufteilung mindert diese Timing-Probleme, selbst wenn die zwei Dosen nicht genau zu den gleichen Zeit des Tages gegeben werden.

Die meisten Benutzer die nur 4 IE Lantus am Tag benötigen sind Typ 1 Diabetiker mit hoher Insulinempfindlichkeit.
Wenn diese Bedingungen zutreffen sollte man an eine Insulinpumpe zur Gewährleistung einer zuverlässigen Dosierung denken.
"

Gruß
Joa


« Letzte Änderung: November 09, 2011, 21:36 von Joa »
Typ 1 seit 85;  Pumpe seit 1988; P 754/Apidra

Offline Reitgrufti

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Re: Lantus: Dosierung und Splitting bei Typ 1
« Antwort #1 am: Dezember 06, 2009, 18:45 »
Hallo zusammen,

ich bin neu hier und finde Euer Forum super gut.
Da ich seit langen Lantus nehme und ich öfters morgens um 5 Uhr Werte um die 60 habe interssiert mich der Splitt von Lantus schon sehr. Mir ist auch aufgefallen das die Basalwirkung gegen 19 Uhr fast nicht mehr vorhanden ist ....

Wer hat Erfahrungen mit dem Splitt ?
Ich habe 28 IE Lantus bevor ich ins Bett gehe ( 22.00 - 00.00 Uhr ) und habe es jetzt auf 24 IE reduziert.
Dadurch schaffe ich es nicht mal bis 17 Uhr..... :knatschig:

Freue mich auf Euer Feedback

Gruss
Reitgrufti
 
Recht interessant und ggf. hilfreich zu eigenen Denkansätzen für Typ 1 ICT'ler mit Lantus fand ich folgende Antwort von John Walsh <]> https://www.diabetesnet.com/ask_john/?p=63#more-63] Antwort von John Walsh < auf Diabetesnet.com.

Folgend mal der Versuch einer Übersetzung (Originaltext sieh obiger Link):

"Ich ermutige normalerweise, dass meine Patienten Lantus und Levemir Dosen in zwei Injektionen aufteilen. Obwohl es eine zusätzliche Injection pro Tag ist, gibt es Vorteile.

Lantus ist ein "18 bis 26 Stunden" Insulin. Dies bedeutet, dass viele Menschen (wahrscheinlich mindestens ein Drittel aller Benutzer) keine volle 24 Stunden-Wirkdauer bei einmaliger Injektion täglich erhalten, und noch mehr benötigen Ihre Lantus-Injektion nicht zu genau der gleichen Zeit täglich.

Viele Menschen bemerken einen Gipfel der Lantus Wirkung ca. 6 Stunden nach der Injektion. Ist dieser Gipfel zu bemerken wirkt Lantus nicht voll über 24 Stunden (größere Gipfelwirkung = kürzere Wirkdauer).
Kleinere Dosierungen haben oft einen kürzeren Dauer der Wirkung (soweit ich weiß gibt es dazu keine Studien, aber es gibt solche zu anderen Insulinen entsprechend). Kleinere Dosen (Lantus) bedeuten oft mehr Insulin-Aktivität nach 6 Stunden und weniger Wirkung nach 16 Stunden und darüber hinaus.

Somit kann das Basalinsulin „ausgelaufen“ sein, bevor der Tag abgelaufen ist.
Was zu scheinbar „unerklärlich“ hohen Werten führt, bevor die nächste Dosis gegeben wird. Lantus kann aber auch zu Hypos während seiner Gipfelwirkung führen.

Zum Beispiel, wenn Lantus nur als Spätdosis gegeben wird, kommen nächtliche Hypos eher vor. Wenn Lantus nur in der Früh gegeben wird, sind hohe Werte vor dem Frühstück wahrscheinlicher.
Eine Aufteilung von Lantus auf zwei Gaben am Tag gleicht Dosierungslücken aus und midert Wirkungsspitzen. Nach einer Aufteilung der Dosis auf zwei tägliche Lantusgaben stellen die meisten Benutzer fest, dass sie bessere Werte haben.

Ein weiterer Grund für ein Lantus Splitting besteht darin, dass die meisten Menschen nicht völlig gleichbleibende Spritzzeiten einhalten, so dass die Injektion immer genau gleich erfolgt.
Wenn jemand Lantus zum Schlafengehen gibt, aber Freitags und Samstags später zu Bett geht, tritt in der Nacht schnell eine Wirkungslücke in der ersten Nacht auf und ggf. eine Wirkungsdoppelung wenn wieder dem Wochentagszeitplan gefolgt wird.

Eine relevante Dosisaufteilung mindert diese Timing-Probleme, selbst wenn die zwei Dosen nicht genau zu den gleichen Zeit des Tages gegeben werden.

Die meisten Benutzer die nur 4 IE Lantus am Tag benötigen sind Typ 1 Diabetiker mit hoher Insulinempfindlichkeit.
Wenn diese Bedingungen zutreffen sollte man an eine Insulinpumpe zur Gewährleistung einer zuverlässigen Dosierung denken.
"

Gruß
Joa




Offline Ludwig

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Re: Lantus: Dosierung und Splitting bei Typ 1
« Antwort #2 am: Dezember 06, 2009, 19:23 »

Hallo Reitgrufti,

Ich splitte Lantus und zwar spritze ich um 8:00 Uhr 11 IE und um 20 Uhr 8 IE! Eine Injektion am Tag ergab eine Basallücke! Jetzt läuft die Basalversorgung sehr gleichmäßig dahin und ich merke keine Wirkgipfel!

Die Aufteilung der Dosis war halt eine längere Prozedur! Das muß man eben austesten!

lg
Ludwig
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Als ich ein Bursche von 14 war, verhielt sich mein Vater so überheblich, daß ich es kaum aushalten konnte, mit ihm zusammen zu sein. Als ich 21 wurde, war ich doch erstaunt, was der alte Mann in sieben Jahren dazugelernt hatte! M. Twain

Offline Joa

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Re: Lantus: Dosierung und Splitting bei Typ 1
« Antwort #3 am: Dezember 06, 2009, 21:36 »
... Freue mich auf Euer Feedback

Da schließe ich mich mal ganz klar Ludwig an. Es ist sicherlich eine Frage von ausprobieren nach dem Rezept Trial & Error.

Wobei es sein mag, dass das Splitten von Lantus problematisch sein kann, wenn es ein ausgeprägteres Dawn-Phänomen gibt.

Dann könnte der jüngst hier von Babsi berichtete Verfahrensvorschlag von Frau Prof. Howorka (Altmeisterin der flexiblen Insulinanwendung aus Wien) durchaus einen Versuch wert sein. Levemir für die Nachtversorgung und Lantus über den Tag.

Gruß
Joa
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Offline Reitgrufti

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Re: Lantus: Dosierung und Splitting bei Typ 1
« Antwort #4 am: Dezember 06, 2009, 23:44 »
Hallo zusammen,

Vielen Dank für Euer Feedback

@Barbara: Da ich die letzen Jahre immer ein "Dawn Effekt" hatte und oft gekämpft hatte ( auch mit der Gefahr morgens relativ niedrig anzukommen)
               und ich "nur" einen Hausarzt hatte.... Habe aber nun zum Diabetologen gewechselt ...

Spät nachmittags früher Abend ( 17-18 Uhr) muss ich immer Bolus nachspritzen oder Lantus so erhöhen.
Um 23 Uhr muss ich noch 3-4 BE essen, damit ich auf morgen Werte von 80-120 komme.

Ich hatte von 2x Lantus spritzen schon gehört, hatte aber Bedenken wegen hoher Wirkung in den ersten 2-3 Stunden.

Schönen Abend

Gruss
Reitgrufti
   

Offline Joa

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Re: Lantus: Dosierung und Splitting bei Typ 1
« Antwort #5 am: Dezember 06, 2009, 23:58 »
Hallo Reitergrufti, 

ähm, was ist eigentlich ein Reitergrufti?  :kratz:

Ich hatte von 2x Lantus spritzen schon gehört, hatte aber Bedenken wegen hoher Wirkung in den ersten 2-3 Stunden.

Nu, ich hab keine eigenen Erfahrungen mit Lantus.  :staun:

Allerdings ist es ein wirklich recht langsam kommendes Insulin, in kleinerer Dosis vielleicht etwas schneller gipfelnd, aber dann auch beim Splitten auf einem niedrigeren Gipfel, weil ja auch weniger Dosis im Spiel ist. Walsh weist in seiner Antwort auch nicht darauf hin, dass Lantus bei kleinerer Dosis früher in der Wirkung ansteigt. Allerdings vernachlässigt er auch die Relation zwischen Dosis und Gipfelhöhe.

Insofern, einfach austesten.  :ja: Mehr als dass Du Dir ein paar Hypos an Land ziehst, kann wohl nicht passieren. Wäre natürlich kritisch, wenn Hypos Dir ernstliche Probleme bereiten. Dann ist selbstverständlich vorsichtiges Vorgehen Bürgerpflicht.

Gruß
Joa

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Offline Joa

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Re: Lantus: Dosierung und Splitting bei Typ 1
« Antwort #6 am: Dezember 07, 2009, 00:18 »
Hallo Barbara,

das ist schon recht intessant.

Die beiden, Howorka und Teupe, müsste man mal an einen Tisch bekommen. Wäre spannend, was dabei raus käme.  :ja:
Kann eigentlich nur was Gutes sein.  :gruebeln:

Kinga Howorka empfiehlt - im Gegensatz zu Teupe, glaube ich - die circadianen Schwankungen (also die tageszeitlichen Faktorenunterschiede) übers Basalinsulin abzudecken

Nach Teupe gehen Basalbedarf und Essensfaktoren in der Regel parallel.
Dem wird auch Howorka, nehme ich an, nicht widersprechen.

Ich kann mir allerdings nicht recht vorstellen, dass Howorka die circandial bedingten prandialen Faktorenschwankungen der Basis zuschlägt. Weil dann die Basis einen Teil des prandialen Insulinbedarfs übernehmen müsste. Was im Fall des Auslassens einer Mahlzeit eher zu einer Überinsulinierung, als zu einem Insulinmangel führen würde.

Ich glaub eher, dass Howorka da, völlig mit Teupe konform, gemeint haben wird, dass man circandiane, oder wirkkurvenabhängige Basislücken eben nicht mit basalen Faktorenzuschlägen zum prandialen Bolusinsulin decken sollte. Das würde dann nämlich den von Dir erwähnten Insulinmangel ergeben, so die Mahlzeit, somit auch das kompensatorische Insulin, ausfällt.

Besser ist es, selbstverständlich, eine flexibilisierte Basalstrategie zu fahren, die für sich alleine den basalen Bedarf tatsächlich deckt.
Am perfektesten zu erzielen mit ner Pumpe.

Gruß
Joa
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Offline Joerg Moeller

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Re: Lantus: Dosierung und Splitting bei Typ 1
« Antwort #7 am: Dezember 07, 2009, 12:52 »
Besser ist es, selbstverständlich, eine flexibilisierte Basalstrategie zu fahren, die für sich alleine den basalen Bedarf tatsächlich deckt.
Am perfektesten zu erzielen mit ner Pumpe.

Und wer sich absolut nicht mit dem Gedanken an eine Pumpe anfreunden kann sollte wirklich mal darüber nachdenken, sein Basal in 2 oder sogar drei Einzeldosen aufzuteilen.

Wenn wir Pumpis uns mal unsere Basalraten als Kurve anschauen sehen wir ja in der Regel, daß es ein oder zwei Gipfel am Tag gibt, zu denen wir mehr Insulin als zu den anderen Zeiten brauchen. Das ist aber nicht nur bei uns so, das ist bei jedem so.

Wenn jetzt Langzeitinsuline einen Wirkgipfel nach x Stunden haben, dann wäre es doch nur logisch diesen Gipfel so zu platzieren, daß er genau in die Zeit fällt, wo das meiste Insulin gebraucht wird.

Da sich dieses X nach der Höhe der Einzeldosis richtet ist auch klar, daß man mit einer kleinen, dritten Dosis zur richtigen Zeit den ohnehin folgenden Gipfel noch etwas erhöhen kann.

Ganz klar ist jedenfalls, daß man das mit einer einzelnen Gabe Langzeitinsulin nie so gut timen kann!
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Offline LordBritish

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Re: Lantus: Dosierung und Splitting bei Typ 1
« Antwort #8 am: Dezember 08, 2009, 07:55 »
Ganz klar ist jedenfalls, daß man das mit einer einzelnen Gabe Langzeitinsulin nie so gut timen kann!

:ja: ich erwähnte das auchmal bei einen Arzt und meinte nur was sollte ich mit so einen Insulin nur anfangen was dem physiologischen Bedarf nicht entspricht.
Er meinte es stimmt zwar, doch könnte man das Langzeitinsulin als Basis nutzen und dann nur noch zu bestimmten Zeiten ein Verzögerungsinsulin verwenden.

Ob das alles hinhaut, was zu beachten ist usw. habe ich keine Erfahrung und kein Plan von.
Vom hören her würde ich sagen hört sich das gut an, doch ich bleibe lieber bei der für mich passenden Therapie Insulinpumpe.


Viele Grüße

Markus

Offline Joerg Moeller

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Re: Lantus: Dosierung und Splitting bei Typ 1
« Antwort #9 am: Dezember 08, 2009, 11:48 »
Er meinte es stimmt zwar, doch könnte man das Langzeitinsulin als Basis nutzen und dann nur noch zu bestimmten Zeiten ein Verzögerungsinsulin verwenden.

 :haeh:

Man kann zwar einen Milchkaffee trinken, hin und wieder aber auch einen Café Latte verwenden? :kratz:
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