Autor Thema: Künstliche Hüfte erst bei Normalgewicht  (Gelesen 5422 mal)

Offline saraf

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Re: Künstliche Hüfte erst bei Normalgewicht
« Antwort #10 am: Mai 20, 2009, 16:15 »
Es scheint so, dass ein Großteil der Gutverdienenden eben zu den Gutverdienenden gehört da sie von Gott mit einer ordentlichen Portion Intelligenz gesegnet wurden. Diese Intelligenz befähigt natürlich zur Selbstreflexion über das eigene Tun und dessen Konsequenzen. Klar, diesen Menschen ist bewußt das Übergewicht (und auch rauchen natürlich) zum frühzeitigen Tod oder zu bösen Krankheiten führen kann. Deshalb versuchen sie was daran zu ändern.

Vielleicht solltest Du Deine Argumentation mal überdenken: jeder würde ja gern möglichst intelligent zur Welt kommen (und viele glauben, das sei bei Ihnen auch der Fall ;) ), aber letztlich willst du scheinbar, dass die Dummen dafür bestraft werden, dass Gott sie nicht mit einer ordentlichen Portion Intelligenz gesegnet hat...
Ich kann Deine Gedanken nicht nachvollziehen.

Gruss, Susanne

Offline dramaqueen

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Re: Künstliche Hüfte erst bei Normalgewicht
« Antwort #11 am: Mai 20, 2009, 21:18 »
Nach den ersten paar Beiträgen habe ich zugegebener Maßen lieber nicht mehr so genau weitergelesen.
(Wahrscheinlich liegt es hauptsächlich daran, dass ich zu den dicken Menschen gehöre, die ja einerseits eh alle selber Schuld sind und außerdem auch dumm - sonst würden sie ja nicht soviel essen und auch nicht weniger verdienen als andere Menschen... ::))
Weil ich so dumm und auch nach 15 Jahren Diätenmarathon immernoch dick bin, habe ich bereits gestern einen Brief an diesen feinen und klugen Herrn Neubauer sowie an tagesschau.de geschickt und wer Lust hat, darf ihn gerne lesen.
Er ist allerdings etwas länger und außerdem beziehe ich mich auch ausschließlich auf den Aspekt der Abwertung von Übergewichtigen, die der genannte Herr da so freimütig geäußert hat und die hier ja offensichtlich auch stellenwiese großen Anklang findet...

Zitat
Sehr geehrter Herr Neubauer,

als Professor für Gesundheitsökonomie sollte Ihnen trotz der Tatsache, dass sie ja kein einschlägiges medizinisches Studium absolviert haben sondern eines in Volkswirtschaftslehre, aus meiner Sicht dennoch bekannt sein, dass der wissenschaftliche Stand der Erkenntnis zum Thema Übergewicht und dessen Entstehung inzwischen soweit ist, die Ursachen nicht länger in einer unmäßigen Nahrungsaufnahme der Betroffenen zu sehen, sondern in einer vielschichtigen und komplexen individuellen gesundheitlichen Problematik.

In ihrem aktuellen Interview mit David Rose von tagesschau.de vom 19.05.09 haben Sie sich dennoch in unerträglich abwertender Weise über Übergewichtige geäußert.
Ich finde das nicht nur als Betroffene absolut indiskutabel und möchte sie dringend bitten, sich zukünftig vor derartigen Äußerungen doch mal genauer über den Gegenstand zu informieren!
Die Art und Weise wie Sie in dem Interview über dicke Menschen herziehen und Ihnen gewisse Verhaltensweisen oder Eigenschaften unterstellen wäre undenkbar, wenn es sich dabei um eine andere „Rand“-Gruppe der Bevölkerung handeln würde (seien es beispielsweise homosexuelle Menschen, Behinderte oder Menschen nichtdeutscher Herkunft).
Niemals würden Sie sich erlauben, derartig abfällig über sie zu sprechen und es würde wohl auch kaum unkommentiert oder unwidersprochen in den Medien so veröffentlicht werden.

Sie sagen:
Bei der Prioritätensetzung kommt ein Aspekt dazu, den auch Herr Hoppe meint: Es ist die Frage der Verursachung durch veränderbare Verhaltensweisen. Das heißt: Ein übergewichtiger Mensch sollte seine Hüfte erst erhalten, wenn er auf Normalgewicht kommt, weil dann diese Hüfte länger hält und er sich in dieser Form indirekt beteiligt. Zugleich ist dies eine Warnung an andere Übergewichtige, nicht erst alles in sich hineinzufuttern und die negativen Folgen von anderen finanzieren zu lassen.

Mit anderen Worten:
Übergewichtige arbeiten nicht oder zumindest weniger als andere, sind zu dumm oder zu willenschwach, sich vernünftig zu ernähren, weswegen sie auch selber Schuld an ihrem vermeidbaren Übergewicht sind und haben deshalb auch eine schlechtere medizinischere Versorgung als andere Menschen verdient?

Sie sagen:
Die Übergewichtigen würden in einer privaten Versicherung höhere Beiträge zu zahlen haben. Denn sie belasten durch ihr Übergewicht die Versichertengemeinschaft stärker. In der Solidargemeinschaft zahlen die Übergewichtigen aber in der Regel niedrigere Beiträge, weil meist auch ihr Einkommen niedriger ist. Von daher ist das Gefühl der Gerechtigkeit auch von der anderen Seite zu sehen: Der Beitragszahler, der jeden Morgen aufsteht und joggt, um sein Gewicht zu halten, wird es als äußerst ungerecht empfinden, dass neben ihm jemand erst um 8 Uhr aufsteht, bis 10 Uhr futtert, Übergewicht hat und dann eine Hüfte braucht, für die er mitzahlen muss.

Mit anderen Worten:
Dicke sind häufiger und/oder schwerer krank als normal- oder untergewichtige Menschen? Sie zahlen in der Regel niedrigere Beiträge wegen ihres niedrigeren Einkommens weil sie (sofern sie überhaupt arbeiten) nur miese Jobs haben und schlecht ausgebildet sind. Außerdem bewegen sich dicke Menschen nicht, liegen stattdessen morgens lange faul im Bett und wenn sie dann endlich aufstehen essen sie erstmal zwei Stunden lang?
Haben Sie irgendwelche (wissenschaftlichen) Belege für diese von Ihnen aufgestellten Thesen, die sie als Tatsachen ausgeben? Wohl eher nicht.
Wahrscheinlich beziehen Sie ihre Erkenntnisse auf diesem Gebiet aus ihrem „gesunden Menschenverstand“, der einem all diese Halbwahrheiten ja schon selbst sagt, ohne dass man sich noch näher damit befassen müsste.

Allerdings hat sich mittlerweile sogar schon in der ganz normalen Tagespresse herumgesprochen, dass es so einfach wie gerne angenommen mit dem Übergewicht wohl doch nicht ist. Ich zitiere aus dem Artikel „Die Dämonisierung der Dicken“ aus dem Tagesspiegel vom 15.02.2008:
Die Weltgesundheitsorganisation WHO betrachtet die grassierende Fettleibigkeit seit Jahren mit großer Sorge und spricht von einer „globalen Epidemie“. Und warnt: Wer dick ist, stirbt früher.
Ein genauerer Blick auf die einschlägigen Studien jedoch offenbart ein etwas anderes, differenzierteres Bild vom Übergewicht. Oft lässt sich ein Zusammenhang zwischen Krankheit und Übergewicht nur mühsam, indirekt oder auch gar nicht aus den Daten herauslesen. Ja, es gibt sogar Hinweise darauf, dass ein gewisses Pölsterchen, statistisch gesehen, vor einem frühen Tod schützt.

(...) Zwar gibt es Hinweise darauf, dass bei starkem Übergewicht das Diabetesrisiko und Herzprobleme zunehmen, doch auch hier lohnt sich ein genauer Blick auf die Daten. So analysierte ein US-Team um Katherine Flegal von den Centers for Disease Control den Gesundheitszustand von 2,3 Millionen Amerikanern, um dem Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krankheit näher auf den Grund zu gehen. Die Studie wurde im November 2007 im Fachblatt „Jama“ veröffentlicht (Band 298, Seite 2028). Es zeigte sich, dass mit den Pfunden tatsächlich die Gefahr für Diabetes steigt. Von vielen anderen Krankheiten jedoch bleiben gerade die Übergewichtigen verschont. Ja, wie Flegals Analyse ergab, geht Übergewicht insgesamt sogar mit einem niedrigeren Sterblichkeitsrisiko einher als das angeblich gesündere „Normalgewicht“.

„In der Gruppe der Übergewichtigen sterben in den USA jährlich fast 90 000 Menschen weniger im Vergleich zu den Normalgewichtigen“, berichtete Flegal dem Tagesspiegel. Die Wissenschaftlerin vermutet, dass einige Extra-Energiepölsterchen hilfreich sein können, Krankheiten oder Operationen besser zu überstehen. Außerdem: Erhöhtes Gewicht ist oft eben nicht einfach mit einem Speckgürtel gleichzusetzen, sondern mit mehr Muskelmasse. Also auch eher mit, zum Beispiel, einem „starken“ Herzen.

Flegals Studie ist kein Einzelbefund. Als ein Forscherteam der Mayo-Klinik in den USA vor zwei Jahren in einer Übersichtsstudie 40 Untersuchungen zum Thema Übergewicht und Herzkrankheit analysierte, stellten die Experten fest: Sowohl die Übergewichtigen als auch die Fettleibigen unter den Herzkranken haben ein geringeres Gesamtsterblichkeitsrisiko als Normalgewichtige. Nur bei den Allerdicksten war dieses Risiko erhöht, allerdings lange nicht so hoch wie bei den Untergewichtigen.

Einen Teil der Erklärung sehen die Forscher in der Schwäche des BMI. „Die Unfähigkeit des BMI zwischen Fett- und Muskelgewebe zu unterscheiden, ist mit Sicherheit eine plausible Erklärung für das bessere Abschneiden der Übergewichtigen und leicht Fettleibigen“, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Lancet“ (Band 368, Seite 666). „Dicke Menschen leben länger“, fasst Udo Pollmer die paradoxen Befunde zusammen. „Untergewicht ist das wahre Problem.“

Quelle: http://www.tagesspiegel.de/magazin/wissen/Uebergewicht-Krankheit;art304,2477060.

Auch auf der Homepage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist für jeden Interessierten nachzulesen, dass die Ursachen für Adipositas bis heute nicht eindeutig erforscht sind:
Neben genetischen Faktoren werden von Fachleuten insbesondere soziale und soziokulturelle Faktoren diskutiert, die einen starken Einfluss auf das Ess- und Bewegungsverhalten in der Familie ausüben. Sie alle führen zu einer ungünstigen Ernährungsweise, mangelnder Bewegung und damit zu einem Missverhältnis von aufgenommener und verbrauchter Energie.
Faktoren, die eine zentrale Rolle spielen, sind somit:
•   Familiäre Disposition, genetische Veranlagung
•   In der Familie erlernte Verhaltensweisen (Essverhalten, Aktivitätsverhalten)
•   Fehlernährung und Bewegungsmangel
•   Biologische Faktoren (Ruhestoffwechsel)

Quelle: http://www.bzga-ernaehrung.de/685.0.html

Falls Sie sich jedoch wirklich für die Lebensrealität dicker Menschen interessieren sollten, dann könnten Sie sich darüber ganz praktisch und schnell informieren, indem Sie sich beispielsweise auf folgender Internetseite in die Materie einlesen: http://der-dicke-mensch.de.
Im zugehörigen Forum (http://www.das-dicke-forum.de) finden Sie darüber hinaus viele Erfahrungen von dicken Menschen und können u. a. nachlesen, wie sich ihr Übergewicht jeweils entwickelt hat und was sie bereits alles versucht haben, um es wieder los zu werden.

In jedem Fall sind Ihre oben zitierten Äußerungen aus dem genannten Interview eine ganz üble Stimmungsmache gegen einen Teil der Bevölkerung und neben der fehlenden fundierten Argumentation stehen Sie aus meiner Sicht zudem auch im Widerspruch zu den Artikeln 1 und 3 unseres Grundgesetzes, die besagen:

Artikel 1
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Artikel 3

(1)   Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Quelle: http://www.bundestag.de/parlament/funktion/gesetze/grundgesetz/gg_01.html

Auch dicke Menschen sind von dieser Gesetzgebung (noch) nicht ausgenommen und damit sehe ich Ihre Argumentation in keiner Weise gerechtfertigt und erwarte von Ihnen eine dementsprechende Reflexion Ihrer Tätigkeiten sowie Überarbeitung Ihrer Planung!
Man muss die Welt nicht verstehen.
Man muss sich darin zurechtfinden.
(Albert Einstein)

Offline Joerg Moeller

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Re: Künstliche Hüfte erst bei Normalgewicht
« Antwort #12 am: Mai 22, 2009, 09:22 »
So ganz nebenbei finde ich Deinen Auftritt hier ziemlich arrogant.

*hüstel*

Zitat
Das dann wiederum als niveaulos zu bezeichnen ist schon fast beleidigend.

...ist "arrogant" dann aber auch.

Du schreibst aber auch:
Zitat
...ich schreibe hier nicht um meine Zeit tod zu schlagen sondern vielleicht auch um andere Aspekte, die die ich bis jetzt nicht gesehen habe, zu sehen.

nuetzele liefert dir doch da etwas sehr wertvolles: er zeigt dir, wie deine Argumentation auf ihn wirkt. Andere beauftragen Institute und geben Riesensummen aus um solche Aussagen zu bekommen.

Du kannst bei Leuten nur etwas erreichen wenn sie bereit sind dich anzuhören. Und da ist es manchmal nötig Kompromisse, insbesondere bei Ausdrucksweise und und Polemik einzugehen.

Da du so auf Intelligenz eingehst: diese soziale Kompetenz, sich so auszdrücken um möglichst viele anzusprechen ist auch eine Form der Intelligenz: http://de.wikipedia.org/wiki/Emotionale_Intelligenz

Man kann IQ-mäßig ein Einstein oder Hawking sein. Ohne ausreichenden EQ nützt einem das rein gar nichts.

Nicht daß wir uns falsch verstehen: ich schätze den Meinungsaustausch mit dir sehr. Vor allem dann, wenn wir nicht einer Meinung sind, denn das zwingt mich meine Meinung zu überdenken und generell zu reflektieren
Meine Seite über Diabetes: http://www.diabetesinfo.de/
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Offline klausing

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Re: Künstliche Hüfte erst bei Normalgewicht
« Antwort #13 am: Mai 29, 2009, 12:39 »
Zitat
Es scheint so, dass ein Großteil der Gutverdienenden eben zu den Gutverdienenden gehört da sie von Gott mit einer ordentlichen Portion Intelligenz gesegnet wurden. Diese Intelligenz befähigt natürlich zur Selbstreflexion über das eigene Tun und dessen Konsequenzen.
Das hat glaub ich nichts mit Intelligenz sondern mit Bildung zu tun von der in zunehmendem Maße die Kinder der Geringverdiener ausgeschlossen werden weil Bildung halt doch nicht kostenlos ist.

Es gibt nämlich sehr viele hochintelligente Menschen die sich einfach nur dumm verhalten. Was ich nicht weiß weil ich es nicht erlernt habe kann ich auch als intelligenter Mensch nicht nutzen / besser machen.

Zitat
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Genau so macht diskutieren Spaß!