Hallo,
der Artikel ist recht interessant - für meinen Geschmack aber an einigen Stellen zu undifferenziert und sogar zynisch.
Daß Ernährungsprobleme mit entsprechenden möglichen Folgen auch gerade die junge Generation betreffen, steht außer Frage.
Aber gerade die Artikel von Halb- oder Nichtfachleuten erwecken den Eindruck, als ob der Diabetes zwangsläufig früher oder später zu Impotenz, Nierenschäden, Erblindung und Amputation führt. Als Beleg werden gern die aktuellen Zahlen an entsprechenden medizinischen Eingriffen oder Vorfällen genannt.
Dabei ist aber doch festzuhalten: Ein Großteil der Menschen, die an den genannten Problemen leiden, haben eine Diabetesdauer von teilweise mehreren Jahrzehnten. Angesichts des medizinischen und pharmazeutischen Kenntnisstandes war eine perfekte Einstellung noch vor wenigen Jahren (andere Insuline, feste Tagespläne etc.) extrem viel schwieriger als es heutzutage möglich ist. Das Risiko für diese Komplikationen sinkt mit jedem Prozent besserer Einstellung (HbA1c). Allein aus diesem Grund sind - eigenverantwortliches Kümmern um eine gute Einstellung vorausgesetzt - die Werte von heute nur eingeschränkt auf z.B. in 20 Jahren übertragbar. Ebenfalls oft nicht erwähnt ist die Tatsache, daß insbesondere Typ II Diabetiker, deren Erkrankung ja jahrelang ohne Entgleisungen unentdeckt bleiben kann, ein erhöhtes Komplikationsrisiko aufgrund langfristig schlechter Blutzuckerwerte haben. Und eigentlich nie habe ich von Fällen gelesen, die die Botschaft enthalten: "30 Jahre Diabetes - kerngesund und lebensfroh!"
Ich verstehe ja den mit den drastischen Darstellungen bezweckten Warneffekt (vergleichbar mit dem Beipackzettel-Effekt). Ich meine aber, daß dies die Betroffenen auch sehr ängstigen und einschränken kann. Ebenso wird teilweise ein Bild bei Nicht-Diabetikern erzeugt (mangelnde Leistungsfähigkeit, Krankheitsanfälligkeit, etc.), das nicht richtig ist. Im Gegenteil: Wenn ich meinen Zucker sorgfältig einstelle und mich regelmäßig checken lasse, dann unterliege ich einer besseren ärztlichen Kontrolle als der überwiegende Großteil der Rest-Bevölkerung. Entzündungswerte, Blutdruckwerte, Cholesterin usw. können bei regelmäßiger Wahrnehmung des Quartalschecks nicht so aus dem Ruder laufen wie bei jemandem, der den Arzt erst ruft, wenn der Körper schon Alarm schlägt.
Das ist meine Meinung dazu. Was denkt Ihr?
Als Typ Ier seit gerade mal 8 Monaten gebe ich mich der Hoffnung hin, daß ich zwar jetzt immer eine Hirnzelle an meinen Zucker denken lassen muß, ich aber bei sorgfältiger Einstellung und Routine weder auf etwas verzichten muß (und will), noch Angst vor Komplikationen haben muß.
Interessieren würden mich Eure Erfahrungen. Wie lange seid Ihr schon "süß"? Wie schafft Ihr Eure Einstellung? Und: Leidet Ihr unter Folgen des Diabetes oder seid Ihr verschont?
Schließlich hoffe ich, daß zumindest das "lebensfroh" der Zucker uns nicht nehmen kann, nicht wahr?
Liebe Grüße,
reschmieba