Autor Thema: SEA hat sich stark verändert - was tun  (Gelesen 2451 mal)

Offline Herbie

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SEA hat sich stark verändert - was tun
« am: Dezember 19, 2008, 15:34 »
Hi friends,
nach langer Zeit melde ich mich wiedermal hier. Hab nämlich seit einigen Monaten ein Phänomen, mit dem ich nicht klar werde.
Ich bin seit ziemlich genau drei Jahren auf Pumpe und verwende Novorapid als einziges Insulin. Die Basalrate ist ziemlich fix und der monatliche Fasttag (schadet mir aus Gewichtsgründen grundsätzlich nicht  :zwitscher:) zeigt einen ziemlich linearen BZ-Verlauf so um die 110 (ich gehe absichtlich nicht tiefer, da ich einfach die Erfahrung eines Hypos missen kann und auch in den drei Jahren gerademal 2 'kleine' Hypos mit 60 BZ und deutlich spürbar hatte). Soweit die Vorgeschichte, und hier die Frage an die Profis:

Bisher habe ich Bolus immer kurz vor dem Essen abgegeben und hatte (sofern ich mich nicht verrechnet habe  ;D) postprandial 1h so um die 160 und 2h so um die 140 und 3h wieder so um die 110. Seit ungefähr drei Monaten klappt das einfach nicht mehr. Wenn ich kurz vor dem Essen abgebe habe ich postprandial 1h so um die 220, 2h so um die 180 und 3h so um die 160 (und muss dann kräftig nachlegen, damit ich 2h später wieder auf den 110 bin).  Habe dann mal getestet und festgestellt, dass erst ziemlich genau eine Stunde nach der Bolusabgabe (15IE) mein BZ-Spiegel zu sinken begann. Eine Einnahme von 5BE und Test eine Stunde nachher hatte ich knapp 130 BZ, 2h nachher 100 und 3h nachher 110 (und dort blieb er dann ziemlich stabil). Genauso haben sich auch meine Korrekturwerte schwer noch oben verändert, um den gewünschten Erfolg zu haben.

Kennt ihr das Phänomen und was tut man dagegen. Mein HB1AC hat sich wahrscheinlich vor allem durch die hohen postprandialen Werte von durchschnittlich 6,5 im kompletten letzten Jahr auf aktuell 7,8 verschlechtert. Kann es sein, dass sich mein Körper an das Novorapid 'gewöhnt' hat, hat es einen Sinn, auf ein anderes Insulin umzusteigen  ???.
Ich wechsle die Katheder meiner Minimed alle 3 Tage, verwende immer neue Positionen und habe auch keine Verhärtungen an den alten Einstichstellen. Hab auch schon den Pen wieder aus der Versenkung geholt und mit Levimir/Novorapid gearbeitet. Der Effekt ist, bis auf die deutlich schlechtere Fasttag-Werte der selbe.

Ich hoffe auf Eure guten Tips, denn ein Ändern auf einen 1h SEA würde mich fast wieder auf den Status des Mischinsulins bringen - ich hab gespritzt, ich muss jetzt was essen...

lG aus Wien

Herbie

Offline Joa

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Re: SEA hat sich stark verändert - was tun
« Antwort #1 am: Dezember 19, 2008, 16:06 »

Hallo Herbie,

wenn ich da mit einfacher Logik randenke, fallen mir vorerst drei mögliche Gründe vorrangig ein. Entweder

es ist ein Resistenzfaktor gegenüber der Insulinwirkung irgendwie angestiegen,
oder
eine vorhandene eigene Restproduktion an Insulin ist wieder mal ein Stück weiter zurück gegangen.
oder
der Insulinbedarf ist aus anderen Gründen angestiegen.

Da Du ja von dem positiven Fastentag geschrieben hast noch die Frage, ob Du in letzter Zeit irgendwie an Gewicht zugelegt hast und/oder ob Deine tatsächliche TGD (Tagesgesamtdosis) des Insulins insgesamt (etwas) angestiegen ist?

Gruß
Joa

Typ 1 seit 85;  Pumpe seit 1988; P 754/Apidra

Offline Herbie

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Re: SEA hat sich stark verändert - was tun
« Antwort #2 am: Dezember 19, 2008, 16:39 »
Hi Joa,

danke für die prompte Antwort. Also im letzten Jahr hab ich nichts an Gewicht zugelegt (allerdings gleich nach Beginn der Insulintherapie vor 4 Jahren warens so 7 kg plus  :heilig:)
Was ich in den letzten Monaten etwas zurückgeschraubt habe, sind meine Besuche im Fitnesszentrum (typische postpensionäre Faulheit). Allerdings hat sich mein Faktor (1BE =3,5 IE) seit meiner Einstellung vor fast vier Jahren (damals noch FIT) nicht verändert und funktioniert auch in einer Testumgebung (1BE nach Katalog essen und 3,5 IE abgeben). Der Unterschied ist nur, dass ich jetzt so ca 45 Minuten SEA einhalten muss, damit die postprandiale Lage wie oben beschrieben passt. Wenn ich so wie früher kurz vorher die Pumpe aktiviere, habe ich nach 1h bei einer BE so ca 160 und nach 2h so ca 150 BZ und komm auch nicht mehr auf die Ausgangslage von ca 110 zurück, ohne nachzuspritzen. Es hat sich also wirklich nur der SEA von 0 auf so ca 45-60 Minuten verändert, aber nicht die grundsätzliche Insulinabgabe, wenn ich diesen Abstand einhalte.
Das gilt auch für Korrekturen. Früher waren die nach spätestens 30 Minuten messbar und nach 60 Minuten erledigt, jetzt brauchts eine gute Stunde, wenn nicht mehr, bevor ich einen messbaren Unterschied meiner BZ-Lage habe.

lG

Herbie

Offline Joerg Moeller

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Re: SEA hat sich stark verändert - was tun
« Antwort #3 am: Dezember 20, 2008, 00:33 »
Was ich in den letzten Monaten etwas zurückgeschraubt habe, sind meine Besuche im Fitnesszentrum

Da hast du deine Erklärung. Durch den mangelnden Sport hat sich einfach die Reaktion der Zelle auf einen Insulinreiz verschlechtert. Zudem wird deine Mikrozirkulation dadurch nachgelassen haben, was dann zu einer langsameren Resorption führt.
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Offline Joa

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Re: SEA hat sich stark verändert - was tun
« Antwort #4 am: Dezember 20, 2008, 12:10 »
Danke für die reflektierte Durchsicht der möglichen Einflussfaktoren Herbie!

Und Jörg hat denn ja die naheliegenden Erklärungen daraus messerscharf rausoperiert.  :ja:
Wobei Du die wahrscheinlich auch schon selber unter Verdacht hattest?

Nu kommt die Frage nach den möglichen Reaktionsmodellen auf.  :gruebeln:

Das einfachste wäre die Erhöhung der Insulinmengen.
Manchmal muss das ja sein, aber es kann auch, im Wortsinn, in die Hose gehen. Vor allem hinsichtlich der Bundgröße.  :moser:
Ich fürchte mal, dass diese Gefahr bestünde.

Alternativ, das ist ja klar, stehen wohl die üblichen Verfahren zur Auswahl:

Mehr Bewegung und/oder weniger Kalorien.  :duck:

Da sich bei Dir der Zuckerwert auf erhöhtem Niveau gerne feststetzt, was ich als Typ 1 in resistenteren Situationen auch zu bemerken meine, fragt es sich, ob der postprandiale Anstieg vielleicht durch Bolussplitting verringert werden kann? Also Aufteilung des Insulins auf zwei Spritzstellen. Eine dann natürlich aus dem Pen.

Bei Deinen hohen Faktoren würde ich daran denken, den Katheter zumindest alle zwei Tage zu wechseln und auch möglichst großräumig die Liegestellen zu wechseln (z.B. auch den Hüftbereich einbeziehen), damit sich das Gewebe erholen kann.

Gruß
Joa
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Offline Adrian

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Re: SEA hat sich stark verändert - was tun
« Antwort #5 am: Januar 08, 2009, 01:38 »
Hm, ich werfe mal "Sekretionsstarre" in den Raum, bin aber leider zu Müde viel mehr zu schreiben.

Kurz:
Es könnte doch sein, dass deine BSD sonst immer noch gut mitgeholfen hat. Dies Zündung kommt jetzt vielleicht später. Ich habe mal gelesen, dass dies bei Typ2-Diabetes häufiger auftritt.

<schlechter Witz>
Ich als Typ1er habe natürlich die Absolute Sektretionsstarre: Ich habe mal vor einem Jahr einen Apfel gegessen und warte immer noch darauf dass die BSD sich rührt.
</schlechter Witz>

Viele übernachtige Grüße
Adrian
Cozmo mit Humalog