Autor Thema: Streichung der Zuschüsse für Harz IV Diabetiker  (Gelesen 12392 mal)

Offline Hexe

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Re: Streichung der Zuschüsse für Harz IV Diabetiker
« Antwort #20 am: Oktober 07, 2008, 15:56 »
Hallo Steffen

Zitat
@hexe: Schade, dass an solchen Kochkursen meist nicht die Menschen erreicht werden die man im Sinn hatte.

ich bin dabei Ernährungsberaterin zu werden, das Studium dauert noch bis Ende nächstes Jahr. Ich Hoffe das bis dahin auch einige gesetzliche Krankenkassen die Ausbildung anerkennen, dann kann man für solche Kurse Zuschüsse von der KK erhalten. Es werden ja auch jetzt schon verschiedene Kurse in dieser Richtung angeboten ( je nach KK mehr oder weniger gute/sinnvolle). Wir ( unser ganzes Semester) kämpfen jedenfalls dafür, weil wir alle sehen wie wichtig das ist.

liebe Grüsse Vera
Typ2  zur Zeit Toujeo, Jardiance, Novorapid

Offline Scrat

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Re: Streichung der Zuschüsse für Harz IV Diabetiker
« Antwort #21 am: Oktober 07, 2008, 23:31 »
Und was lehrt uns das Ganze: Der Kapitalismus (in dem sich schon immer alles nur ums Geld dreht!) ist genau so für'n Ar..., wie der Sozialismus (in dem es angeblich nur um den Menschen ging!). Die, die Glück (sprich Arbeit, Geld + Familie) haben geht es sicher gut - und was ist mit dem Rest??? (und da ist es sehr egal ob mit oder ohne DM).  Aber ich empfände es ungerecht allen Nicht-DMlern gegenüber (die HartzIV erhalten), wenn die Diabetiker mehr bekommen würden, mit der Begründung "Mehrbedarf durch diätische Lebensmittel" (dass es für ein gesundes Leben für alle zu wenig ist, darüber sind wir uns wohl einig!?). HartzIV, Arbeitslosigkeit, sozialer Abstieg, Nichtteilnahme am kulturellen Leben... sind wie erwähnt total für'n , jedoch fester Bestandteil des kapitalistischen Wirtschaftssystems (vollkommen egal, ob schwarz, rot, gelb oder grün regier[t]en) und ich habe absolut keine Ahnung, ob sich daran in meinem Leben noch etwas ändern wird...

Gruss Scrat

Offline unknown

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Re: Streichung der Zuschüsse für Harz IV Diabetiker
« Antwort #22 am: Oktober 20, 2008, 07:36 »
@all,

ich habe hier nur mitgelesen und mich betrifft das Problem glücklicherweise nicht.

351.- Euro klingt nach viel Geld. Und wenn das tatsächlich nur für Lebensmittel wäre dann würde ich dem sogar zustimmen. Aber davon zahlt man eben auch Strom, Gas, Versicherungen, Haushaltseinrichtung (auch ein Kühlschrank hält nicht ewig), Putzmittel, Kosmetika, Fahrtkosten für den ÖPNV, Telefon, Bekleidung, Selbstbeteiligung im Gesundheitssystem (auch 41.-/82.-  Euro pro Jahr). Die einzigen, die der Meinung sind das dafür 351.- Euro zuviel sind sind die, die selber wesentlich mehr zur Verfügung haben. Und da ist es Gottseidank auch nur eine Minderheit.

Wir leben nicht mehr in Zeiten der Sozialhilfe, als es noch Zuschüsse für Haushaltseinrichtung, Bekleidung usw. gab. Wenn man Glück hat bekommt man da höchstens was auf Darlehensbasis, das einem dann aber in Folge von den 351.- Euro wieder einbehalten wird.

Was mich aber interessiert und was ich für mich nicht selbst beantworten kann ist wofür ich mein Geld wirklich im Monat ausgebe. z. B. Lebensmitel, Auto, sonstiger Luxus.
Was ich schon vorhatte und jetzt wahrscheinlich mal umsetze, wenn ich meinen inneren Schweinehund überwunden habe, ist das ich meine Ausgaben mal erfasse in einer  Art Haushaltsbuch.
Machen wolle ich das auch mal aus einem anderen Grund. Und zwar um zu vergleichen was die gleichen Marken- oder NoNameprodukte bei verschiedenen Händlern kosten. Damit kann man nämlich auch abschätzen was ich noch an Geld sparen könnte wenn ich von einem teureren Lebensmitteladen auf Discounter wechseln würde.
Oder wie auch in Deutschland die Preise regional unterschiedlich sind.
Z. B. kann ich sagen das die Preise in Teilen der neuen Bundesländer billiger waren als z. B. in Baden-Württemberg. Das scheint sich aber verändert zu haben in den letzten Jahren.

Grüßle

Norbert

Offline tannie1973

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Re: Streichung der Zuschüsse für Harz IV Diabetiker
« Antwort #23 am: Oktober 20, 2008, 20:55 »
Hi Norbert,

du wirst staunen wie schnell das Geld weggeht und wo es bleibt!
Ich habe das auch mal vor 2 Monaten gemacht!
Wir sind zu Zweit und haben eine einjährige Tochter und es geht natürlich sehr viel Geld für
Pampers und Babynahrung drauf, aber auch so für Lebensmittel! Und was ich erstaunlich finde,
wenn man nicht gerade bei Aldi kauft, sondern viel bei Edeka oder ähnliches, dann kann man auch
gleich im Bioladen kaufen, denn da ist es nicht teurer, aber ich weiss wenigstens, dass das Gemüse
nicht schadstoffbelastet ist!

Und was noch ist.... wenn du alles aufschreibst, sparst du schon, denn dann überlegt man echt
zweimal, ob man das nun braucht oder guckt nach Angeboten!  ;)

Viele Grüße
Tanja
Viele Liebe Grüße,
Tanja

Offline unknown

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Re: Streichung der Zuschüsse für Harz IV Diabetiker
« Antwort #24 am: Oktober 20, 2008, 22:01 »
Hallo Tanja,

Und was noch ist.... wenn du alles aufschreibst, sparst du schon, denn dann überlegt man echt
zweimal, ob man das nun braucht oder guckt nach Angeboten!  ;)

Viele Grüße
Tanja

ich schreibe das aber nicht auf bevor ich einkaufen gehe sondern nachdem ich eingekauft habe. Für mich ist das so eine Art Nachkontrolle.
Deshalb werde ich vermutlich eher nicht weniger einkaufen.

Grüßle

Norbert

Offline tannie1973

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Re: Streichung der Zuschüsse für Harz IV Diabetiker
« Antwort #25 am: Oktober 21, 2008, 21:43 »
 :zwinker: Doch wirst du, weil du genau weisst, dass du nachher die Sachen notieren musst und am Tagesende oder am
Monatsende eine Summe ziehen musst! Ich habe es auch erst nach den Einkäufen am Tagesende notiert, aber bei mir
war es denn schon beim Einkaufen so, dass ich eher mal auf Angebote geachtet habe oder mich gefragt habe, ob ich
das nun wirklich brauche! Man kauft echt anders ein! Probier es mal aus!!

Liebe Grüße
Tanja
Viele Liebe Grüße,
Tanja

Offline tobgrob

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Re: Streichung der Zuschüsse für Harz IV Diabetiker
« Antwort #26 am: Oktober 21, 2008, 22:29 »
Persönlich am schlimmsten finde ich die Situation der Kinder denen durch diese aufgezwungene Lebensweise die Zukunft verbaut wird ohne dass sie es merken. [...]
Die Resignation welche sich auf Grund mangelnder Perspektive dann breit macht ist oft das negativste was die Gesamtsituation ausmacht.

Korrekt. Die Kinder sind die Hauptleidtragenden, an denen geht Bildung vorbei und am Ende werden die, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in ähnlich prekären Lebenssituationen stecken wie heute ihre Eltern. Deutschland gibt ganze Bevölkerungsgruppen einfach auf und sieht zu, wie diese verelenden. Ein dramatischer Bericht findet sich hier: http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,585369,00.html

Allerdings bin ich ein entschiedener Gegner des Gießkannenprinzips. Es hilft meist nur wenigen und hat oftmals negative Auswirkungen auf den Rest.

Ok, stimmt. Aber zu behaupten, dass mit den Regelsätzen eine gesunde, ausgewogene Ernährung möglich ist, ist eher ein Witz. Wäre die so gestaltet, dass man davon gesund, ausgewogen und vollwertig leben könnte, bräuchte es die Diskussion um die Diabetiker nicht. Aber die, insbesondere Typ 2, sind eben auf diese Ernährung angewiesen, um den Diabetes von 2 Seiten in den Griff zu bekommen: Medikamentös und ernährungstechnisch. (Natürlich ist die 3. Seite "Bewegung" auch erforderlich). Und das kostet eben mehr. Eben soviel, wie alle haben sollten.


Politiker die gewisse Dinge ganz einfach daher sagen, es aber nie mal selbst probieren (wie man kann damit prima leben) sind mir eh sehr suspekt. Nur mit einer Statistik allein kann man alles erklären. Als DataManager weiß ich hier wovon ich rede.

Auch hier Zustimmung. Wein trinken und Wasser predigen, das konnte ein Herr Hartz besonders gut. Während der die Massen in die Altersarmut schickt, lässt der sich auf Firmenkosten einen .... und säuft den Schampus aus Pumps. Beides ist widerlich, noch widerlicher ist aber, dass er gleichzeitig etlichen Menschen das Recht auf eine gesunde Ernährung abspricht und 1 Euro Jobs fordert.

klausing, die Frage ist nicht, ob der Diabetiker mehr Sozialleistungen braucht als der gesunde Mitbürger, die Frage ist, ob für alle ausreichend gesorgt ist. Und irgendwie scheinen ja Milliarden auffindbar, wenn es um Banken geht, bei der Bildung sieht es mau aus. Obwohl da mit einem echten, realistischen, finanziellen Hebel Richtung Zukunft so viel mehr bewegt werden kann.

Frank

Offline Joerg Moeller

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Re: Streichung der Zuschüsse für Harz IV Diabetiker
« Antwort #27 am: Oktober 21, 2008, 23:06 »
Deutschland gibt ganze Bevölkerungsgruppen einfach auf und sieht zu, wie diese verelenden. Ein dramatischer Bericht findet sich hier: http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,585369,00.html

Was da ein bißchen fehlt ist eine Betrachtung des Elternhauses. Wenn die Eltern schon aufgeben: welches Beispiel leben sie dann ihren Kindern vor? Die Kinder, die aus eigenem Antrieb aus dem Schatten ihrer Eltern rauskommen wollen sind doch die wenigsten.

Man übersieht zu leicht, daß Hartz-IV nicht einfach nur ein System ist, daß die Sozialhilfe ersetzt hat. Es ist ein Stempel, ein Stigma, das nur verdammt schwer loszuwerden ist. Viele resignieren einfach, wenn sie da mal drin stecken. Und diese Resignation überträgt sich auch auf die Kinder.

Was meiner Meinung nach sofort abgeschafft gehört sind diese 1-Euro Jobs. Wie soll man sich denn bitte fühlen, wenn man für einen Euro pro Stunde arbeiten gehen soll?
Natürlich kriegt man mehr als einen Euro: man bekommt Miete, Heizung, Grundsicherung und 1 Euro pro Stunde. Aber warum nennt man das dann nicht auch so? Um das mal zu verdeutlichen: ich selbst bezeichne mich als Diabetiker, und nicht als "Zuckerkranker".
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Offline Hydra

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Re: Streichung der Zuschüsse für Harz IV Diabetiker
« Antwort #28 am: Oktober 22, 2008, 22:33 »
Hallöle,

ich arbeite bei einem Sozialdienst, der u.a. eine Tafel betreibt. Lange wurde überlegt, ob diese Stadt im Kreis Mettmann so etwas überhaupt braucht. Niemand hätte bei der Gründung gedacht, dass in innerhalb kürzester Zeit ca. 230 Tafelausweise ausgegeben würden und über 500 Personen mit Nahrung versorgt werden müssten. Die Hälfte davon sind Kinder. Berechtigt zum Einkauf in der Tafel sind ALG-II-Empfänger, Personen die Grundsicherung beziehen und Renter mit ergänzenden Sozialleitungen (Wohngeld usw.). Oft kaufen wir noch Lebensmittel dazu. Meist Milchprodukte, davon ist oft zuwenig da.

Besonders stressig für unsere 40 ehrenamtliche Helfer der Tafel (für bezahltes Personal ist kein Geld da) wird die Vorweihnachtszeit. Es werden wieder Päckchen für die Tafelkunden gesammelt. Das erfordert einiges an Organisation und zusätzliche Einsatzzeit (man kann schließlich keinem Moslem einen Schweineschinken ins Paket legen usw.). Aber jeder tut das gern, damit zum Weihnachtsfest was besonderes zum Essen unterm Baum liegt. Die Spender geben sich da auch echt die größte Mühe.

Nicht zuletzt sorgen die Politik und einige Firmen für ein besonderes Weihnachts-Highlight. Sie stellen Wunsch-Weihnachtsbäume auf, damit Kinder dieser "sozial schwachen Familien" einen besonderen Weihnachtswunsch erfüllt bekommen.

Mit Hartz IV oder Grundsicherung ist eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nur noch schwer möglich. Deshalb gibt es in dieser Stadt einen besonderen Pass. Da ist dann auch für die 5-köpfige Familie mal ein Schwimmbadbesuch möglich.

Übrigens: Einige unserer Ehrenamtlichen sind selbst Tafelkunden. Nicht, weil sie irgendwelche Vergünstigungen dadurch hätten, die gibt es nämlich nicht, sondern, weil sie sonst die Hilfe nicht annehmen könnten, ohne dafür etwas zu leisten. Hat den kleinen Nebeneffekt, dass etwas Tagesstruktur in die Woche kommt und die Leute das Gefühl haben gebraucht zu werden, denn auf dem Arbeitsmarkt will sie ja niemand mehr haben.

LG
Hydra



"Halb voll oder halb leer?" fragt der Kopf
"Jeden Schluck genießen!" sagt das Herz

Offline tobgrob

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Re: Streichung der Zuschüsse für Harz IV Diabetiker
« Antwort #29 am: Oktober 22, 2008, 22:55 »
Besonders stressig für unsere 40 ehrenamtliche Helfer der Tafel [...] wird die Vorweihnachtszeit.  [...] Das erfordert einiges an Organisation und zusätzliche Einsatzzeit (man kann schließlich keinem Moslem einen Schweineschinken ins Paket legen usw.).

Moslems haben kein Weihnachten, da ist das vergebene Liebesmüh. Eid al Addha wäre da der entsprechende Anlass (Wenn man schon MultiKulti sein will).

Mit Hartz IV oder Grundsicherung ist eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nur noch schwer möglich.

Ja.

Manchmal frage ich mich, welcher Masterplan dahinter steht, immer mehr Menschen in das soziale Abseits zu treiben.
Das scheint die Absicht bestimmter Gruppen zu sein. Die Einkommensschere geht auseinander, Arme werden ärmer, Reiche werden reicher und dem Mittelstand geht der Dingens auf Grundeis.

Eine Förderung der Binnennachfrage kann das nicht sein. Ist das Blödheit oder ein Masterplan, den ich nicht verstehen kann?
Oder will man sich eine abhängige zu Allem bereite Gruppe schaffen, die man beliebig hin- und herschieben kann. Frühkapitalismus nach Adam Smith?

Völlig verständnislos
Frank