Autor Thema: Ständig sinkender Insulinbedarf  (Gelesen 5775 mal)

Offline baerbchen

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Ständig sinkender Insulinbedarf
« am: September 17, 2008, 09:51 »
Hallo,
mein Mann hat momentan das Glück, immer weniger Insulin zu brauchen.
Angefangen zu Spritzen hat er vor zwei Monaten mit 12/6/8 Einheiten zu den jeweiligen Mahlzeiten.
Warum auch immer wurden seine Blutzuckerwerte immer niedriger, sodass er angefangen hat, auf eigene Faust die Dosis abzusenken.
Nur an der Gewichtsabnahme (knapp 1 kg pro Woche, 8 kg bis jetzt) kann es doch nicht liegen, oder?
Inzwischen spritzt er 5/5/6 Einheiten oder weniger, je nach dem gemessenen Wert vor der Mahlzeit.
Bei in etwa gleichbleibender BE-Menge und Bewegung.
Klar, dass die Spritzfaktoren, die der Arzt ausgerechnet hat, überhaupt nicht mehr stimmen.
Gespritzt wird pi mal Daumen.

Ich hatte zwischenzeitlich richtig Sorge, dass er trotzdem auf einmal unterzuckert da liegt, weil er scheinbar nicht großartig merkt, dass er niedrige Werte hat.
Letzte Woche fühlte er sich völlig normal und hatte einen Wert von 49.

Meine Frage - ist so eine Entwicklung bei einem Neu-Diabetiker normal und wird sich wieder umkehren?
Hat sich die Bauchspeicheldrüse erholt und arbeitet wieder normal oder sind das letzte Zuckungen und die Werte werden wieder schlechter?
Oder bleibt das so und mein Mann kann damit rechnen, wieder ohne zu spritzen, klarzukommen?

Irgendwelche Tips, um in der Praxis die Werte in Ordnung zu halten?



Offline Ludwig II

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Re: Ständig sinkender Insulinbedarf
« Antwort #1 am: September 17, 2008, 10:50 »
Hallo,
Gewichtsabnahme, Ernährungsumstellung und Bewegung haben bei mir auch geholfen. Ich bin seit über 2 Jahren "clean" ! Kannst gerne mal in meinem Profil nachschauen da steht alles.
LG Ludwig

Offline Joerg Moeller

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Re: Ständig sinkender Insulinbedarf
« Antwort #2 am: September 17, 2008, 11:16 »
Ich hatte zwischenzeitlich richtig Sorge, dass er trotzdem auf einmal unterzuckert da liegt, weil er scheinbar nicht großartig merkt, dass er niedrige Werte hat.
Letzte Woche fühlte er sich völlig normal und hatte einen Wert von 49.

Die "Stärke" der Hyposymptome hat mit der Geschwindigkeit zu tun, mit der der BZ sinkt. Je schneller er nach unten rauscht, desto dringlicher ist es für den Körper dagegen zu steuern, und desto eindringlicher meldet er sich.

Zitat
Meine Frage - ist so eine Entwicklung bei einem Neu-Diabetiker normal und wird sich wieder umkehren?
Hat sich die Bauchspeicheldrüse erholt und arbeitet wieder normal oder sind das letzte Zuckungen und die Werte werden wieder schlechter?
Oder bleibt das so und mein Mann kann damit rechnen, wieder ohne zu spritzen, klarzukommen?

Eindeutig kann man das nicht beantworten (schon gar nicht ohne den DM-Typ deines Mannes zu kennen).
Aber es ist schon so, daß 8 Kilo weniger eine Menge ausmachen in Bezug auf den Insulinbedarf und daß durch zusätzliche Hilfe von außen (->Insulin spritzen) sich die Betazellen wieder erholen und leistungsfähiger werden.

Ein letztes Aufbäumen (=Remissions- oder Honeymoonphase) gibt es beim DM Typ 1 und die Chance, irgendwann ohne Spritzen auskommen zu können beim DM Typ 2. Aber auch dann bleibt dein Mann für den Rest des Lebens Diabetiker, und wenn er wieder in alte Gewohnheiten verfällt (und wieder zunimmt) verschlechtert sich das wieder.

Wie gesagt: das lässt sich nicht eindeutig beantworten. Man kann nichts weiter tun als es täglich zu beobachten und auf Änderungen zu reagieren. Wie man am besten darauf reagiert (auch auf den geänderten Insulinbedarf bei Krankheiten, in Verbindung mit Alkohol usw.) lernt man in einer Diabetesschulung, die dein Mann dringend machen sollte.
Er hat jetzt völlig richtig reagiert (Dosisanpassung), aber ich lese da raus, daß er das eher aus dem Bauch heraus entschieden hat. Ein Diabetiker sollte aber lernen, was auf ihn zukommen kann, damit er in jeder Lage souverän reagieren kann.

Wenn euch der behandelnde Arzt noch keine Schulung angeboten hat, dann solltet ihr mal einen Diabetologen konsultieren.
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Offline baerbchen

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Re: Ständig sinkender Insulinbedarf
« Antwort #3 am: September 17, 2008, 13:54 »
    Kannst gerne mal in meinem Profil nachschauen da steht alles.

Hallo Ludwig II, wo genau muß ich gucken?
Du hattest mir schon einmal geschrieben, dass ich bei Dir nachlesen soll, leider habe ich noch nicht die richtige Stelle gefunden.

Jörg, mein Mann ist 57 Jahre alt und Typ 2.
Erblich vorbelastet durch beide Elternteile, seine Mutter war über viele Jahre schlecht eingestellte Diabetikerin mit allen schlimmen Folgeschäden  (blind, Fußamputation).

Die Schulung läuft, wir waren heute vormittag zum dritten Termin und haben dort diese Sache auch besprochen.
Mein Mann soll einfach beobachten, aufpassen und abwarten.

Bei meinem Mann ist der Diabetes durch eine akute Stoffwechselentgleisung vor genau 2 Monaten festgestellt worden.
Seitdem haben wir die Ernährung etwas umgestellt und er eben Insulin gespritzt.
Gewicht ist ohne weitere Maßnahmen von 100 kg auf 92 kg heruntergegangen.


Offline Paula´s Frauchen

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Re: Ständig sinkender Insulinbedarf
« Antwort #4 am: September 17, 2008, 14:42 »
Hallo baerbchen,

wenn ich das richtig sehe wird Dein Mann mit einer CT behandelt und zwar mit einem Combi 50, wo 50% Kurzzeit und 50% Basal drin sind wenn die Entwiklung so weitergeht würde ich den Arzt mal nach einer ICT fragen ist einfach aus meiner sicht besser da man das Basal grundeinstellen kann und das Kurzzeit für BE´s und Korrektur separat hat,

Wenn ich das hier richtig gelernt habe bedeutet
12/6/8 Einheiten = 6 IE Basal + 6 IE für Essen / 3 IE Basal + 3 IE für Essen / 4 IE Basal + 4 IE für Essen

dazu müste man den BE Faktor deines Mannes wissen für die jeweilige Tageszeit
wenn er zum Beispiel Früh bis Mittag  einen BE-Faktor von 1 hätte und aber nur 2-3 BE ißt (wegen Abnehmen) dann kann da schon eine Ursache für den Unterzucker liegen.

ein Auszug was Aventis zur CT sagt
Zitat
Der Nachteil liegt in der Tatsache, dass sich Lebens- und Essgewohnheiten nach dem Wirkungsverlauf des gespritzten Insulins richten müssen. Es müssen beispielsweise über den Tag verteilt 5-6 Mahlzeiten eingenommen werden, damit die Gefahr von Unterzuckerungen durch die ausgeprägten Wirkschema des Mischinsulins reduziert ist. Wenn jedoch ohnehin feste Lebens- und Essgewohnheiten vorliegen und der Alltag einen sehr regelmäßigen Rhythmus hat, werden Diabetiker auch mit einer Konventionellen Therapie zurechtkommen.
und hier noch ´ne Grafik:


Grüße
Kerstin
Paula = Hündin (geb. 10/99 gest. 02/13) und hatte DM seit 01/2007 behandelt mit CT 01/2007-08/2008, ICT 08/2008-09/2010, CSII seit 09/2010, Paradigm 712, IBerlinsulin H Normal, Contour / OneTouchUltra / Accu-Chek Nano

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Offline Oggy

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Re: Ständig sinkender Insulinbedarf
« Antwort #5 am: September 17, 2008, 14:56 »
Moin Kerstin
Zitat
Wenn ich das hier richtig gelernt habe bedeutet
12/6/8 Einheiten = 6 IE Basal + 6 IE für Essen / 3 IE Basal + 3 IE für Essen / 4 IE Basal + 4 IE für Essen
also ich denke eher, dass mit 12/6/8 IE bzw jetzt 5/5/6IE der reine Essensbolus gemeint ist - und hier die Basis vollständig ausser Acht gelassen worden ist. Deiner Interpretation kann ich nicht so ganz folgen :nixweiss:
Gruß Oggy   DM 3c, HbA1c 5,9

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Offline baerbchen

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Re: Ständig sinkender Insulinbedarf
« Antwort #6 am: September 17, 2008, 15:01 »
Genau, das ist kein Mischinsulin, sondern ein kurzwirksames zu den Mahlzeiten.
B. Braun Rapid

Offline Paula´s Frauchen

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Re: Ständig sinkender Insulinbedarf
« Antwort #7 am: September 17, 2008, 19:21 »
Hallo,
Zitat
Deiner Interpretation kann ich nicht so ganz folgen
von der Basalgabe hat baerbchen aber bisher nichts gesagt, daher war ich von der 50er CT ausgegangen.

Zitat
Genau, das ist kein Mischinsulin, sondern ein kurzwirksames zu den Mahlzeiten.
Also wird Dein Mann schon mit einer ICT behandelt?
Ok
Dann vieleicht hier mal lesen
http://www.profi.diabetesinfo.de/therapie/mahlzeitenbolus.php
http://www.profi.diabetesinfo.de/therapie/mahlzeitenbolus-test.php

an sonsten das Essen auf GI überprüfen.
Zitat
Glykämischer Index (Glyx)   Der Index gibt bei kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln an, wie stark ihre blutzuckersteigernde Wirkung ist.
Beispielsweise lässt Weißbrot den Blutzuckerspiegel schneller und stärker ansteigen als Zucker.

Grüße
Kerstin

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Offline baerbchen

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Re: Ständig sinkender Insulinbedarf
« Antwort #8 am: September 17, 2008, 21:55 »
Oh, jetzt will ich das mal kurz erklären:
Als mein Mann aus dem Krankenhaus kam, bekam er erstmal ein starres Spritzschema:
12 Einheiten morgens, 6 mittags und acht abends.
Das passte einige Wochen sehr gut - die Werte pendelten sich zwischen 80 und 100 ein.
Morgennüchternwert lag und liegt um die 90.
Zwischendurch wurden mit dem Arzt Spritzfaktoren festgelegt und die Spritzerei flexibel gestaltet.

Doch irgendwann wurden die Werte vor der nächsten Spritze immer niedriger, bis hin zum Unterzuckerungsbereich.
Da haben wir dann angefangen, die Insulineinheiten zu senken.
BEs sind gleichgeblieben - etwa 16-20 am Tag, Nahrungsmittel sind auch gleichgeblieben.

Danke schon mal für´s Gedankenmachen!  :)


Offline Joerg Moeller

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Re: Ständig sinkender Insulinbedarf
« Antwort #9 am: September 17, 2008, 21:58 »
Zitat
Deiner Interpretation kann ich nicht so ganz folgen
von der Basalgabe hat baerbchen aber bisher nichts gesagt, daher war ich von der 50er CT ausgegangen.

Sorry, aber:
Regel Nr.1: Nie von etwas ausgehen. Im Zweifelsfall nachfragen
Regel Nr.2: immer an Regel Nr. 1 denken!

Zitat
Zitat
Genau, das ist kein Mischinsulin, sondern ein kurzwirksames zu den Mahlzeiten.
Also wird Dein Mann schon mit einer ICT behandelt?
Ok

Siehe oben: Regel Nr. 1 beachten!

Wenn jemand nur zu den Mahlzeiten Insulin spritzt und keine Basis (auch das gibt es), dann ist das keine ICT sondern eine SIT (Supplementäre Insulintherapie)

Zitat
Dann vieleicht hier mal lesen
http://www.profi.diabetesinfo.de/therapie/mahlzeitenbolus.php
http://www.profi.diabetesinfo.de/therapie/mahlzeitenbolus-test.php

Das gilt nur für BE-Faktoren. Baerbchens Mann hat keine BE-Faktoren, sondern feste Dosierungen. Ist bei SIT nicht unüblich.
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