Autor Thema: Marathon-Event für Laufsporterfahrene  (Gelesen 18883 mal)

Offline Andreas

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Re: Marathon-Event für Laufsporterfahrene
« Antwort #10 am: September 17, 2008, 16:35 »
Zur Messgenauigkeit kann ich eigentlich Entwarnung geben: Parallel-Messungen zwischen Freestyle Navigator und Freestyle Lite ergeben jeweils absolut plausible Werte trotz meines Sport-Schweiß', der lediglich an der Hose abgewischt wird - es sei denn das Gel klebt noch am Finger. Dann mach ich es wie breschdlingsgsaelz (wie gut, dass es copy and paste gibt!): Ablecken, abwischen und noch mal messen.

Gruß, Andreas
Eine gute Diabetes-Therapie muss einfach sein.


Offline vehikelneuling

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Re: Marathon-Event für Laufsporterfahrene
« Antwort #11 am: September 17, 2008, 23:25 »

Beim Radfahren kann man den ja leicht irgendwo verstauen (wobei ich da immer Angst habe, den zu verlieren), aber beim Laufen stört jedes Teil, das man zusätzlich dabei hat. Würdet Ihr denn einen Pen oder eine Spritze mitnehmen zum Marathon? Ich habe, wie gesagt, noch keine Probleme mit zu hohem BZ gehabt, nur mit zu niedrigem, aber man weiss ja nie. Was könnte passieren, wenn er doch mal steigt? Kann man in den 3-4 Stunden, die so ein Marathon geht in die Keto rutschen? Ich habe wahrscheinlich noch Restproduktion, obwohl man kein C-Peptid mehr bei mir nachweisen konnte.


Als ich noch mit Pens therapiert habe, war alles anders. Da konnte ich auch in einer Unterzuckerung noch Vollgas geben,  das kann ich mit der Pumpe gar nicht mehr.
Ich sehe das allerdings als Vorteil, denn ich bemerke einen Niedrigzucker. Ich hatte den Fall, dass Passanten sagten: "Alle Sportler haben bei der Hitze einen roten Kopf und der ist ganz blass..."
Da habe ich eine Unterzuckerung mal wieder nicht gemerkt, obwohl ich Tempo gemacht habe.
Mit einer ICT Therapie hatte ich bei mehrstuendigen Dauerbelastungen große Probleme, mein Koerper hat theoretisch eine unendlich Insulinempfindlichkeit entwickelt. Das unendlich ist natuerlich praktisch Quatsch, aber der allgemeine Rechenalgorithmus ergibt ein theoretisches Unendlich.
Zur Erlaeuterung, ich habe nur fuer das Fruehstueck Analoginsulin gespritzt, 4IE fuer 4BE. Das Morgenbasal komplett weggelassen. Nach 5 Stunden sollten die 4IE eigentlich keine therapeutische Wirkung mehr haben. Aber ich habe ca. 20BEs fuer einen Marathon gebraucht.
Dividiert man 20BEs durch Null, dann ergibt sich der Wert unendlich.
Wobei das mathematisch unzulaessig ist durch Null zu teilen! - aber ein Faktum.
Weil ich nach dem Marathon natuerlich sofort Insulin brauchte, habe ich immer Insulin dabeigehabt.
Ich habe eine fast leere Penkartusche mit Spritze dabeigehabt, kaum Gewicht, kaum Volumen.
Man kann die Sachen bei Bedarf auch an den Koerper tapen.

Keto, sicher laeuft jeder Mensch, der laenger als zwei Stunden laeuft in eine Keto, auch die gesunden Menschen, das ist normal. Aber es wird oben im Zitat sicher von einem Insulinmangel gesprochen, als Pumpentraeger kann man sicher sehr schnell zu einem Insulinmangel kommen. Aber wenn man ausreichend basales Insulin spritzt dann nicht, dann bekommt man "nur" erhoehten BZ.
Ohne basales Insulin und ohne Restproduktion ist also ein Insulinmagel moeglich, aber dann Spritze, Insulin oder Pen dabei haben. (das beruhigt auch die Nerven)

Offline Andreas

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Re: Marathon-Event für Laufsporterfahrene
« Antwort #12 am: September 18, 2008, 00:01 »
Das Insulin-Analoga nach 5 Stunden abgebaut sind, ist wohl ein Irrglauben. Ich merke meine Bolus-Abgaben beim Sport auch noch nach 6-8 Stunden. Und - aber das ist eine Binse - je größer der Bolus, desto länger. Es gibt durchaus Marathonfinischer, die ihre Pumpe vor dem Loslaufen ablegen und nach 5:30 ins Ziel laufen mit einem BZ von 100. Das heißt, rechnet man die Kleiderabgabe beim Berlin Marathon dazu, sie sind ca. 6:30 ohne neues Insulin und haben keine Anzeichen einer Hypo. Also: Humalog wirken bei sportlicher Belastung ewig bzw. die Restwirkung, die "normale" Couchpotatoes nicht bemerken, ist bei der mit Sport einhergehenden Insulinempfindlichkeit nicht zu unterschätzen!
Mit 4 IE vier Stunden vor dem Marathon hätte ich mit Sicherheit selbst bei 5 Sport-BEs direkt vor dem Start bei Kilometer 15 eine Hypo ...

Gruß, Andreas
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Offline Biene

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Re: Marathon-Event für Laufsporterfahrene
« Antwort #13 am: September 18, 2008, 17:32 »
Keto, sicher laeuft jeder Mensch, der laenger als zwei Stunden laeuft in eine Keto, auch die gesunden Menschen, das ist normal. Aber es wird oben im Zitat sicher von einem Insulinmangel gesprochen, als Pumpentraeger kann man sicher sehr schnell zu einem Insulinmangel kommen. Aber wenn man ausreichend basales Insulin spritzt dann nicht, dann bekommt man "nur" erhoehten BZ.

Danke, das wollte ich hören! Dann komme ich ja mit meiner leicht abgewandelten Teupe-Sport-Therapie (Vor dem Sport: halber Bolus / für 3 BE nicht spritzen, mindestens stündlich 1 BE nachlegen und Pumpe weiterlaufen lassen) ganz gut weiter.

Gruß,
Biene

Offline Joa

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Re: Marathon-Event für Laufsporterfahrene
« Antwort #14 am: September 19, 2008, 00:37 »
Danke, das wollte ich hören! Dann komme ich ja mit meiner leicht abgewandelten Teupe-Sport-Therapie (Vor dem Sport: halber Bolus / für 3 BE nicht spritzen, mindestens stündlich 1 BE nachlegen und Pumpe weiterlaufen lassen) ganz gut weiter.

Hat Teupe das in der Schulung so rübergegeben? Ich hab da leider keine konkrete Erinnerung parat.
Wenn ja, dann für welche Belastungssituationen.

Was ich entsinne ist, dass er wohl im Nebensatz erwähnte, dass für Hochleistungsbereiche jeweils im Einzelfall zu schauen sei.
Weil da die Verhältnisse gegenüber der schulungsnormalen "Bagatellbelastung" sehr abweichen.

Gruß
Joa
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Offline Biene

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Re: Marathon-Event für Laufsporterfahrene
« Antwort #15 am: September 19, 2008, 10:58 »
Danke, das wollte ich hören! Dann komme ich ja mit meiner leicht abgewandelten Teupe-Sport-Therapie (Vor dem Sport: halber Bolus / für 3 BE nicht spritzen, mindestens stündlich 1 BE nachlegen und Pumpe weiterlaufen lassen) ganz gut weiter.

Hat Teupe das in der Schulung so rübergegeben? Ich hab da leider keine konkrete Erinnerung parat.
Wenn ja, dann für welche Belastungssituationen.

Was ich entsinne ist, dass er wohl im Nebensatz erwähnte, dass für Hochleistungsbereiche jeweils im Einzelfall zu schauen sei.
Weil da die Verhältnisse gegenüber der schulungsnormalen "Bagatellbelastung" sehr abweichen.

Gruß
Joa

Ich habe nochmal in meinen Unterlagen nachgeschaut. Wenn ich es aus meinem Gekritzel richtig zusammenreime, soll man den letzten Bolus (innerhalb einer Stunde) vor dem Sport (mit Puls im aeroben Bereich) halbieren. Wenn die Bewegung unter 90 Minuten geblieben ist, gibt man die fehlende Bolusmenge anteilig nach. (Möchte wissen, wer das wirklich ausrechnet!). Wenn man nicht gekürzt hat, muß man anteilig BE's draufschaufeln, kann man auch ausrechnen... Über 90 Minuten hilft sowieso nur draufschaufeln. Und da man als Sportler meistens nicht unmittelbar vor dem Sport eine richtige Mahlzeit ißt, schaufelt man sowieso direkt vorher Sport-BE's drauf. Und wenn man im hohen Pulsbereich (anaerob) aktiv ist: noch mehr draufschaufeln! Das ist dann wirklich schwer kalkulierbar, selbst für den Mathefreak aus Althausen. Bzw. gäbe es wohl niemanden, der die von ihm dazu konstruierte Formel im Wettkampf anwenden wollte.

Die Basalrate wird in diesem System trotzdem nie angetastet, weil
- eine Grundversorgung mit Insulin immer gegeben sein soll
- der Effekt mit großer Verzögerung zu kalkulieren wäre
- die Mengen, die man damit steuern könnte, ohnehin meist zu klein sind

Mein Eindruck ist: letztendlich kann man gegen den Sport nur anessen.  :mahl: Ich sag' immer: "Sport macht dick!". Obwohl ich fast nur Ausdauerbelastungen habe, habe ich niemals ein einziges Gramm dabei abgenommen. Ich tröste mich damit, daß ich sonst vielleicht gaaaanz dick geworden wäre und, daß meine Körpermasse jetzt vermutlich hauptsächlich aus Muskeln besteht, hoho.

Sportliche Grüße,
Biene

Offline Andreas

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Re: Marathon-Event für Laufsporterfahrene
« Antwort #16 am: September 19, 2008, 11:39 »
Wir hatten das Teupe-Thema ja schon mehrmals mit widersprüchlichen Aussagen seiner Jü..., sorry, der von ihm Geschulten ;) :
Ich kann nur immer wieder wiederholen, eine Basalratenreduktion wirkt sich bei längeren Belastungen (größer eine Stunde) massiv aus, viel viel mehr, als die eigentlich im Hinblick auf die Insulinmenge geringe Reduktion vermuten ließe! --- Ohne BR-Reduktion könnte ich NIEMALS einen Marathohn, Ultralauf oder Triathlon größer olympischer Distanz bestreiten.
Also: Wenn irgendjemand auf dieser Welt behauptet, BR-Reduktion sei Unsinn, möge ihn die Hölle verschlucken und zwar sofort!
Und wenn diesem armen Menschen das lediglich unterstellt wird, umso schlimmer, dann mögen eben diese Untersteller dort braten!

Lange sportliche Ausdauerleistungen ohne BR-Reduktion angehen ist Selbstmord oder unangenehmes Magentraining, nichts anderes!

Gruß, Andreas
Eine gute Diabetes-Therapie muss einfach sein.


Offline breschdlingsgsaelz

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Re: Marathon-Event für Laufsporterfahrene
« Antwort #17 am: September 19, 2008, 11:56 »

Lange sportliche Ausdauerleistungen ohne BR-Reduktion angehen ist Selbstmord oder unangenehmes Magentraining, nichts anderes!

So seh ich das auch. Wenn ich so eine mehrstündige Einheit am Wochenende mache, nehme ich wie gesagt 2IE Novorapid zum Frühstück, ganz egal wieviel ich da esse und lasse das Basal ganz weg. So komme ich bei lockeren Einheiten auch mit 1BE/h aus. Ich muss dann natürlich auch spätestens 1h nach dem Essen los und auch da gehts nur mit Müsli zum Frühstück. Bei Weissbrot komm ich dann schon auf über 200 vor dem Start.

Man muss da natürlich differenzieren: wenn ich nur ein Stündchen laufe, mache ich auch nix am Basal (geht ja auch gar nicht bei ICT). Ich esse dann vorher ne Banane und gut ist.

Mit welcher Therapie man am besten klarkommt, muss allerdings jeder selbst probieren und sich vorsichtig rantasten. Wenn man aber zum Schluss kommt "Sport macht dick" oder "man muss dagegen anessen", dann läuft IMHO was falsch.

Offline Joerg Moeller

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Re: Marathon-Event für Laufsporterfahrene
« Antwort #18 am: September 19, 2008, 14:50 »
Ich würde auch sagen es gibt mehr Wege nach Rom als nur den einen. Und auch wenn ich Dr. Teupes Meinung sonst sehr schätze: bei Fragen zu Diabetes und Sport würde ich mir eher Tips von unseren Extremsportlern hier holen als von ihm. :ja:
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Offline vehikelneuling

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Re: Marathon-Event für Laufsporterfahrene
« Antwort #19 am: September 19, 2008, 21:19 »
Hallo,

zuerst ein wichtiger Hinweis zur Ketoazidose, bei einer mehrstuendigen Belastung hat jeder Mensch einen positiven Keto bzw. Acetonbefund, dieser darf jedoch nur im unteren Bereich liegen, also nur einfach positiv sein, alles was darueber liegt, deutet auf einen Insulinmagel hin, welcher zu therapieren ist!

Nun moechte ich noch etwas zu meiner ICT Marathonerfahrung nachtragen.
Ich habe am Starttag auf mein Basalinsulin verzichtet und nur vier Einheiten analoges Insulin gespritzt, dieses Insulin wirkt faktisch nicht so lange wie nachgehalten wurde, auch die Vergleiche mit Pumpe ablegen sind meiner Meinung nach nicht anzuwenden.
Ich habe das auch schon ausgetestet.

Ich habe mir erlaubt die Sache mal mathematisch aufzuzeigen.
Ich habe die Exponential-Funktion angewandt, welche allerdings den Zerfall im Blut berechnet, die Verzoegerung bis in den Blutkreislauf wurde nicht mit eingerechnet.
An diesem Rechenbeispiel wird aber deutlich, dass die doppelte Menge Insulin auch immer doppelt so aktiv ist.
Fuer mathematischen Laien, eine sogenannte "e"-Funktion, mit der Zerfall berechnet wird, endet nie bei Null, es wird unendlich lange abgebaut.
Das macht sich die Wissenschaft heute nuetzlich bei der Altersbestimmung von Fossilien etc.

Zur Formel:
f(x)t = IE * e ^(ln(0,5)/(1/3))*x(t)

Stunden------------aktive Menge IE

0,00      ------------     4
0,25      ------------     2,37
0,50      ------------     1,41
0,75      ------------     0,84
1,00      ------------     0,5
1,25      ------------     0,3
1,50      ------------     0,18
1,75      ------------     0,1
2,00      ------------     0,06
_________________________

0,00      ------------     8
0,25      ------------     4,75
0,50      ------------     2,82
0,75      ------------     1,68
1,00      ------------     1
1,25      ------------     0,6
1,50      ------------     0,36
1,75      ------------     0,2
2,00      ------------     0,12

Wenn man die Diffusionsgeschwindigkeit hinzurechnet, dann wird es trotzdem duenn mit der therapeutischen Wirkung von Analoginsulin nach fuenf Stunden.

Vielleicht noch ein Hinweis aus meiner Erfahrung, Sport mit normaler Basalrate ist fuer mich nicht moeglich. Ohne Absenkung muss ich die Pumpe faktisch ablegen und in der anfaenglichen Belastung sehr viele BEs zufuehren, bis die Restmengen Insulin nicht mehr Wirksam sind. Da lasse ich sie lieber stark reduziert weiterlaufen, das ist kalkulierbarer.