Autor Thema: Glycose -Fragen  (Gelesen 8284 mal)

Offline Hexe

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Glycose -Fragen
« am: Juni 09, 2008, 19:25 »
Hallöchen

ich schon wieder, habe zwei Fragen, die gehören wohl nicht ganz zusammen, aber für mich im Moment gerade irgendwie doch.
Wenn ein Muskel Energie aus seinem Glykosespeicher holt, braucht er dazu kein Insulin ?

Frage 2: Ist eine Glykoseintoleranz das Gegenteil von Diabetes ? Oder was kann ich mir darunter vorstellen ?

Und wenn ich schon mal dabei bin, hätte ich da noch eine Frage: überschiessende Insulinreaktionen, wann können die auftreten ?

liebe Grüsse Vera
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Offline Joa

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Re: Glycose -Fragen
« Antwort #1 am: Juni 09, 2008, 20:15 »
Moin,
ich schon wieder, habe zwei Fragen, die gehören wohl nicht ganz zusammen, aber für mich im Moment gerade irgendwie doch.
Wenn ein Muskel Energie aus seinem Glykosespeicher holt, braucht er dazu kein Insulin?

Soweit ich weiß braucht es zur Nutzung der Glykogenspeicher des Muskulaturgewebes kein Insulin. Im Gegenteil befördert eine höhere Anwesenheit von Insulinsignalen in den Zellen, dass die Glykogenspeicher aufgefüllt werden, weil durch  Insulinwirkung mehr Glukose (Glucose)  in die Zellen eingeschleust werden.
Hinsichtlich der Glukosefreisetzung der Leberzellen, wird diese durch Insulin gehemmt, bei zuwenig Insulinwirkung erhöht sich die "Zuckerproduktion" der Leber. Insulin(wirkung) steuert in den Zellen die Aktivität der Amylase-Enzyme, die die Zuckerfreisetzung bewirken. Weniger Insulin = mehr Glukoseproduktion.

Zitat
Frage 2: Ist eine Glykoseintoleranz das Gegenteil von Diabetes ? Oder was kann ich mir darunter vorstellen ?
Glukoseintoleranz heißt, dass überhöhte Zuckerwerte messbar sind. Das ist das Kriterium der Definition von Diabetes mellitus.

Zitat
Und wenn ich schon mal dabei bin, hätte ich da noch eine Frage: überschiessende Insulinreaktionen, wann können die auftreten ?

Sie können beim Typ 2 Diabetes auftreten.
Einmal, wenn die Bauchspeicheldrüse medikamentös und unabhängig vom Blutzuckerspiegel, durch sogenannte Sekretagoga zur Insulinproduktion gezwungen wird.
Zum Anderen wenn die Bauchspeicheldrüse in eine sogenannte Sekretionsstarre kommt. D. h. dass eine ausreichende Insulinantwort auf erhöhte Blutzuckerwerte erst verspätet erfolgt. Dann kann es auch sein, dass die BZ-Werte bereits durch andere Medikamentenwirkung, insbesondere durch zugeführtes Insulin bereits wieder gesenkt sind, wenn die eigene Insulinproduktion der BSD dann noch eins drauf haut. Die Folge ist dann auch eine Hypogefahr.

Eine andere Möglichkeit der überschießenden Insulinproduktion ist gegeben, wenn Tumore des BSD-Gewebes, Insulinnoma genannt, einen Hyperinsulinnismus bewirken.

Gruß
Joa
Typ 1 seit 85;  Pumpe seit 1988; P 754/Apidra

Offline Hexe

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Re: Glycose -Fragen
« Antwort #2 am: Juni 09, 2008, 21:17 »
Hallo Joa

danke für deine Antwort,

wenn Glukoseintoleranz die Definition von Diabetes Mellitus ist, ist dann Insulinresitenz das gleiche? Eigentlich nicht oder ? Ist er Ausdruck ungglücklich gewählt?
Fructose-Intoleranz, bedeutet das man Zucker nicht verträgt ( als Bauchschmerzen davon bekommt). Ich dachte immer Glukose ist Zucker,
owehh das ist doch alles komplizierter als ich immer dachte :(

liebe Grüsse Vera
Typ2  zur Zeit Toujeo, Jardiance, Novorapid

Offline Joa

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Re: Glycose -Fragen
« Antwort #3 am: Juni 09, 2008, 22:12 »
Moin Vera,
wenn Glukoseintoleranz die Definition von Diabetes Mellitus ist, ist dann Insulinresitenz das gleiche? Eigentlich nicht oder ? Ist er Ausdruck ungglücklich gewählt?
Unglücklich vielleicht nicht, aber wohl ziemlich unscharf gewählt.

Insulinresistenzen sind eine Folge von Abläufe, die entweder den Glukosetransport in die Zellen, oder die Wirksamkeit des Insulins am Insulinrezeptor betreffen. Die Gründe können vielfältig sein.

Glukoseintoleranz enthält sowohl die Folge von Resistenzen, als auch von mangelnder Fähigkeit der Betazellen der BSD, genug Insulin zur angemessenen Senkung eines überhöhten Blutzuckers bereit zu stellen.

Beim Typ 1 ist primär der Insulinmangel therapierelevant, beim Typ 2 eher die Glukoseintoleranz. Bei beiden Typen sind die Faktoren von Insulinresistenz durchaus wichtig.

Zitat
Fructose-Intoleranz, bedeutet das man Zucker nicht verträgt ( als Bauchschmerzen davon bekommt). Ich dachte immer Glukose ist Zucker,
owehh das ist doch alles komplizierter als ich immer dachte

Fructose hat eine bestimmte Molekülstruktur. Bei einer Intoleranz fehlt es dem Körper an bestimmten Werkzeugen, das sind wohl auch Enzyme, die fähig sind, die Fructose, also den Fruchtzucker, im Darm rechtzeitig aufzuspalten. Wobei allerdings die Toleranz des Menschen, Fruchtzucker ohne Blähungen und "Dünnpfiff" zu verwerten, grundsätzlich ziemlich begrenzt ist.

Gruß
Joa
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Offline Hexe

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Re: Glycose -Fragen
« Antwort #4 am: Juni 10, 2008, 02:47 »
Hallo

 ich dachte immer, das die zu hohen Blutzuckerwerte beim Typ2 daher kommen, das eine Resistenz von Hause aus da ist,
Das es zusätzlich Mechanismen gibt die eine Resistenz verstärken und das man die Insulinempfindlichkeit verbesser kann, weiss ich

liebe Grüsse Vera
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Offline klausing

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Re: Glycose -Fragen
« Antwort #5 am: Juni 10, 2008, 09:07 »
Es gibt einige Faktoren die die Insulinwirksamkeit beeinflussen können.  Übergewicht kann zum Beispiel die Insulinwirksamkeit beeinflussen. Dein Körper transportiert dann zwar noch genug aber durch die herabgesetzte Wirkung reicht es halt doch nicht. (Was nicht heißt, dass dies bei jedem Übergewichtigen so ist!)
Zu meiner Reha war jemand der es geschafft hat 20kg abzunehmen und dessen BZ Werte dann normal waren so lange er seinen morgenlichen Sport machte. Das muss aber auch nicht bei jedem so sein.
Sport zum Beispiel erhöht die Insulinwirksamkeit. Ich persönlich merke das immer daran, dass ich dann teilweise bis zur Hälfte weniger Insulin benötige.

So gibt es eine Menge Faktoren die Du halt alle in einer Reha / Schulung kennenlernen kannst.

Offline Hexe

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Re: Glycose -Fragen
« Antwort #6 am: Juni 10, 2008, 10:17 »
 Hallo Steffen

hatte ja geschrieben das ich das schon weiss und wusste, ich dachte das ist beim Typ2er das alleinige Argument dafür das der BZ ansteigt :)
Hatte halt bisher immer gedacht das Glukoseintoleranz und Fructoseintoleranz dasselbe sind oder zumindest was ähnliches.

liebe Grüsse Vera
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Offline Joerg Moeller

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Re: Glycose -Fragen
« Antwort #7 am: Juni 10, 2008, 12:17 »
Hatte halt bisher immer gedacht das Glukoseintoleranz und Fructoseintoleranz dasselbe sind oder zumindest was ähnliches.

Nein, die sind Grundverschieden. Glucoseintoleranz nennt man das, wenn es zwar schon ein nicht so sauberer BZ ist wie bei einem Gesunden aber noch nicht so völlig ausgeglitten wie beim DM.

Und Fructoseintoleranz ist so, wie Joa schon beschrieben hat. Hier noch eine schöne Seite dazu: http://www.swr.de/buffet/teledoktor/-/id=257114/nid=257114/did=284248/1qr834f/index.html

Verwechselt wir die öfter mal (weil die Symptome ähnlich sind) mit der Laktoseintoleranz, die viel häufiger anzutreffen ist
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Offline Hexe

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Re: Glycose -Fragen
« Antwort #8 am: Juni 10, 2008, 13:01 »
Hallöchen

danke Jörg :) , ja Laktoseintoleranz kenne ich , habe eine Freundin die darunter leidet und meine Nichte auch. Darum dachte ich ja das Glukoseintoleranz so in die Schiene geht.
Schön wenn du und Joa in meinem Kopf immer alles wieder gerade rückt :) , die anderen hier natürlich auch.
Schon seltsam, da denke ich jetzt hast du aber alles soweit verstanden, wie das abläuft so im Körper und dann lese ( oder höre) ich irgendwas, was da so gar nicht reinpasst, und merke erst dann, das ich da wohl doch noch Wissenslücken habe.
Bin froh, das ich hier meine Fragen wirklich alle loswerden kann und auch beantwortet bekomme.
Knuddele euch mal alle ganz lieb

Grüsse Vera
Typ2  zur Zeit Toujeo, Jardiance, Novorapid

Offline Joerg Moeller

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Re: Glycose -Fragen
« Antwort #9 am: Juni 12, 2008, 11:35 »
Dafür sind wir ja - unter anderem :zwinker: - hier: um voneinander zu lernen. Und glaub jetzt nicht, daß man von dir nichts lernen kann...
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