Autor Thema: Metadiskussion (war: Re: Hallo alle miteinander)  (Gelesen 6026 mal)

hjt

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Metadiskussion (war: Re: Hallo alle miteinander)
« am: Dezember 26, 2007, 10:54 »
Moinmoin,

dass der möglichst gesunde Blutzuckerverlauf das Wichtigste ist, würde ich gerne in jedem Beitrag an der ersten Stelle schreiben, aber das lernt der Typ2 bis heute von wenigen Ausnahmen abgesehen völlig anders.

Generell lernt er nun mal als erste Maßnahme das Abnehmen, weil generell die zuvielen Pfunde als Ursache für den Typ2 gelten. Der alltägliche Blutzucker-Verlauf ist da völlig nebensächlich, was ja auch darin schön zum Ausdruck kommt, dass ein Typ2 seinen Blutzucker offiziell erst als ICT-Insuliner oder Pumpi alltäglich beobachten soll und dann generell auch erst in ausreichender Anzahl Teststreifen verordnet bekommt.

Dagegen steht die Erfahrung vieler 2er, dass sie mit einem gesunden Blutzucker-Verlauf mit möglichst wenig Medis am wenigsten zu- und am leichtesten abnehmen können. Aber wer seine Blutzucker-Anstiege vor allem nach dem Essen begrenzen will, muss sie zunächst einmal wahrnehmen, also messen, und auch messend rausfinden, wie er sie am besten vermeiden kann. Und das geht halt bis heute allgemein nur mit Teststreifen.

Wer seine Streifen selbst bezahlen muss, kommt mit dem halbierten visuellen Streifen via Insuliner für 9 Cents pro Test am günstigsten hin.

Frohe Weihnachten! Jürgen

Offline johann

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Metadiskussion (war: Re: Hallo alle miteinander)
« Antwort #1 am: Dezember 28, 2007, 12:19 »
Hallo,

die Mehrzahl der Erkrankungen des Typ2-Diabetes entwickelt sich auf der Basis eines  Metabolischen Syndroms (Wohlstandssyndrom).  In 90 Prozent  aller Fälle pathologischer Glukosetoleranzstörungen ist ein gehäuftes Zusammentreffen von stammbetonter Fettsucht, erhöhten Triglyzeriden, niedrigem HDL-Cholesterin und essentieller Hypertonie festzustellen.

Überernährung  mit Übergewicht sind die entscheidenden Manifestationsfaktoren des Typ2-Diabetes. Deshalb ist es primär therapeutisches Prinzip, diese zu normalisieren.

Durch die Beseitigung der Hyperalimentation und der abdominellen Adipositas  wird der Insulinspiegel abgesenkt,  die Sensibilität der Zielzellen für das Hormon und die Dichte der Rezeptoren erhöht. In vielen Fällen normalisieren sich somit  die Blutglukosewerte und die Risiken von Gefäßerkrankungen infolge des "tödlichen Quartetts" (Adipositas, Hypertonie, Hyperglykämie, Dislipidämie) werden insgesamt gesenkt.
Mit freundlichen Grüßen
johann

Offline Joerg Moeller

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Metadiskussion (war: Re: Hallo alle miteinander)
« Antwort #2 am: Dezember 28, 2007, 12:32 »
Überernährung  mit Übergewicht sind die entscheidenden Manifestationsfaktoren des Typ2-Diabetes.

Ich würde es nicht als Faktoren sehen, eher als Katalysatoren. (Wären es Faktoren hätte jeder Übergewichtige Diabetes)
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hjt

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Metadiskussion (war: Re: Hallo alle miteinander)
« Antwort #3 am: Dezember 28, 2007, 14:35 »
Moin Johann,

gesund beantworten die Inselzellen jeden Glukoseeintrag in 2 Phasen mit dem Ergebnis, dass der Blutzuckerverlauf mit dem möglichen Minimum an gesamtem Insulinumsatz in sehr engen Grenzen schwankt. Das funktioniert auch so, wenn die Betroffenen zunehmen und mehr Insulin verbrauchen. Dann nimmt auch die Inselzellmasse zu, und es gibt keinen Grund, warum daraus ein Diabetes entstehen sollte. Es gibt einfach keinen Typ2 mit gesund 2-phasiger Insulinantwort.

Allen Typ2 fehlt die Phase1, und deren Versiegen ist bislang nicht erklärt und auch nicht ansatzweise mit Gewicht in Verbindung gebracht worden.
Alle diabetischen Schäden entstehen in der Folge dieses Defektes, der sich nicht zuletzt dadurch verstärkt, dass er schon lange vor einem als auffällig angesehenen BZ-Verlauf zu einem erheblich erhöhten Insulinumsatz und damit zu einem beständigen Masteffekt führt.

Klar kann man diesen Effekt noch verstärken, indem man noch mehr isst und sich möglichst wenig bewegt. Und klar kann man umgekehrt den Insulinbedarf mit weniger KHs essen und mehr Bewegung erheblich verringern, aber auf ein gesundes Maß nur dann, wenn man den BZ mit dem eigenen Verhalten oder/und Medis gezielt gesund steuert, wie Du auch an unserem Modell-Typ2 Hans Lauber (fit wie ein Diabetiker: messen-essen-laufen) sehen kannst.

Guten Rutsch! Jürgen

Offline johann

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Metadiskussion (war: Re: Hallo alle miteinander)
« Antwort #4 am: Dezember 28, 2007, 14:47 »
Hallo Jörg,

Zitat
Ich würde es nicht als Faktoren sehen, eher als Katalysatoren. (Wären es Faktoren hätte jeder Übergewichtige Diabetes)
Dem kann ich mich nicht ganz anschließen.

Die Entstehung eines Typ2-Diabetes geschieht m.E. multi(viel)faktoriell.
Diese verschiedenen Faktoren sind Umstände, die die Entwicklung dieser Stoffwechselstörung beeinflussen oder deren Ursache sind.
Katalysatoren werden in der Natur (Biologie, Chemie) in vielfältiger Weise benötigt. Beispielsweise die Enzyme bei der Verdauung oder irgendein Stoff, der eine chemische Reaktion beschleunigt, aber danach noch in unveränderter Weise vorliegt.

Multifaktoriell, weil eben ein Faktor, z.B. das Übergewicht, nicht alleine Typ2-Diabetes auslöst. Es müssen weitere Faktoren wie genetische Disposition oder beispielsweise Sekretionsstörungen hinzukommen. Aber, das ist ja nicht mein Thema, sondern der angeblich falsche Therapieansatz der Mediziner.



Mit freundlichen Grüßen
johann

Offline Joerg Moeller

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Metadiskussion (war: Re: Hallo alle miteinander)
« Antwort #5 am: Dezember 28, 2007, 18:02 »
Zitat
Ich würde es nicht als Faktoren sehen, eher als Katalysatoren. (Wären es Faktoren hätte jeder Übergewichtige Diabetes)
Dem kann ich mich nicht ganz anschließen.

Musst du auch nicht. Du kannst es nennen wie du willst. Fakt ist jedoch, daß die Gleichung Übergewicht+Bewegungsmangel=Diabetes nicht aufgeht.
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Offline Joerg Moeller

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Metadiskussion (war: Re: Hallo alle miteinander)
« Antwort #6 am: Dezember 28, 2007, 18:06 »
gesund beantworten die Inselzellen jeden Glukoseeintrag in 2 Phasen

Nicht wirklich. Die Initialsekretion des (bis dahin in den Vesikeln gespeicherten) Insulins wird zum einen zentralnervös, zum anderen hormonell ausgelöst. Diese erste Phase findet schon statt, noch bevor die Glukose aus der Mahlzeit die Betazellen erreichen kann.
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hjt

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Metadiskussion (war: Re: Hallo alle miteinander)
« Antwort #7 am: Dezember 28, 2007, 18:20 »
Moin Jörg,

danke für die Korrektur :-)

Gesund beantwortet das System jeden Glukoseeintrag, gegessen oderund getrunken, ...

besser?

Guten Rutsch! Jürgen

Offline Joerg Moeller

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Metadiskussion (war: Re: Hallo alle miteinander)
« Antwort #8 am: Dezember 29, 2007, 11:46 »
Gesund beantwortet das System jeden Glukoseeintrag, gegessen oderund getrunken, ...

besser?

Yep. Auch wenn ich meine, daß "orale Glukosezufuhr" oder "orale Glukoseaufnahme" besser/präziser klingt. Aber das sind Peanuts. Es ist nämlich so, daß bei intravenöser Glukosezufuhr die Initialsekretion entfällt und die nachfolgende Insulinsekretion geringer ist. Durch diese Beobachtung ist man ja dem GLP-1 und dem GIP auf die Spur gekommen. GLP-1-Analoga stellen übrigens die Initialsekretion wieder her, so daß die pp-Peaks sich wieder normalisieren. Da es zudem auch nur Glukoseabhängig die Insulinsekretion beeinflußt (wie natürliches GLP-1 eben auch) und nur einmal täglich in einer festen Dosis gespritzt wird wäre das für mich eigentlich "Spritze der Wahl" bei einem Sekundärversagen. (Wo man heute noch direkt mit Insulin anfängt).
Lediglich die Kontraindikationen und die Nebenwirkungen sind zu beachten.

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hjt

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Metadiskussion (war: Re: Hallo alle miteinander)
« Antwort #9 am: Dezember 29, 2007, 14:55 »
Moin Jörg,

Zitat
GLP-1-Analoga stellen übrigens die Initialsekretion wieder her, so daß die pp-Peaks sich wieder normalisieren.
Das entspricht leider eher die Erwartung als der Erfahrung aus der Praxis. Ich weiß, es wird in guten Erfolgsfällen so beschrieben, aber diese Beschreibungen beziehen sich alle auf das übliche 2-Stunden-BZ-Ziel < 140, wobei mit voll funktionierender Initialsekretion dann schon wieder der normale Ausgangswert um 80 erreicht wird  :-(

Schade. Wahrscheinlich würde sich mit diesen neuen Medis als ersten schon im Stadium des Prädiabetes, in dem mit nachlassender Initialsekretion die pp-Spitzen gerade erst auffällig anzusteigen beginnen, eine viel bessere Wirkung erzielen lassen, als mit der heutigen Praxis in einem viel weiter fortgeschrittenen Defektstadium und an zweiter oder dritter Stelle, wenn mit dem ersten oder/und zweiten Medikament keine ausreichende Nüchtern-BZ-/1c-Senkung < 126/7-8 erreicht wird. So als letzte Alternative oder Äd-on zum Insulin :-(

Guten Rutsch! Jürgen