Autor Thema: Leben  (Gelesen 7230 mal)

Offline maulwurfinchen

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Re: Leben
« Antwort #10 am: Dezember 13, 2007, 21:10 »
Also ich bin mind. einige Monate mit unbehandeltem Typ 1 Diabetes rumgelaufen... Um Karneval fing das mit hohem Durst und viel Urin an, allerdings da nur bei viel Kohlenhydraten (damals habe ich zwischen Fanta und Durst und immer müssen noch keinen Zusammenhang gesehen) und erkannt wurde mein Diabetes Mitte Juni... und mir gings eigentlich gut, halt viel trinken (immer mehr) und viel "müssen". Anfangs hat man ja meistens noch eigene Insulinproduktion, aber es soll ja auch Diabetiker geben, die erst bei Koma diagnostiziert werden.

Ich möchte auch nicht probieren, wie lange ich überlebe ohne Insulin. Ein Grund für mich, nie in politisch unsichere Gegenden zu reisen etc.. Restrisiko gibts immer, aber ich versuche zu minimieren. Aber so elend, wie ich mich bei kurzzeitigem Insulinmangel von einigen Stunden fühle, möchte ich davon nicht mehr  Stunden erleben, garnicht zu reden von Tagen.
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Offline Duff Rose

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Re: Leben
« Antwort #11 am: Dezember 13, 2007, 22:27 »
Wenn man längere Zeit mir dem lebt, hat man in jedem Fall noch Restprodukiton, die wenigstens den basalbedarf abdeckt. Somit kannst du nicht "versauern", aber durchaus nach längerer Zeit Folgeschäden bekommen. Komplett ohne Restproduktion sieht es wohl ganz so aus als wären es nur wenige Tage.

Das Thema ist interessant, vor allem weil meine größte Angst ist irgendwann einmal längere Zeit ohne Insulin ausgesetzt zu sein. Im Kriegsfall zum Beispiel oder wenn ich auf einer Geschäftsreise entführt werden sollte. Ich weiß, hört sich etwas hochgegriffen an, aber sag niemals nie....
DM1 seit 02.2006, ICT, Fiasp und Lantus

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Offline Joerg Moeller

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Re: Leben
« Antwort #12 am: Dezember 14, 2007, 00:27 »
Warum gibt es dann auch Diabetiker Typ I, die lange nicht erkannt werden,

"Lange" ist da relativ. Genaue Zahlenwerte liegen nicht vor, aber das dürfte sich beim reinen DM1 innerhalb weniger Wochen bis Monate entwickeln. Diagnostiziert wird es, wenn weniger als 20% der sonst üblichen Betazellmasse noch biologisch aktiv ist. Von da bis zum endgültigen Aus sind es nur noch ein paar Wochen.

Die meisten DM1er haben zu Beginn auch schon eine Ketoazidose, sind aber noch nicht unbedingt komatös, weil die durch die Restsekretion milder abläuft als bei einem langjährigen DM1 (der dann ja eine Restsekretion von nahezu Null hat).

Bildlich gesprochen: legst du deine Hand auf eine heiße Herdplatte wirst du sie dir verbrennen. Besser/länger aushalten kann man es, wenn man sie auf eine kalte legt und die dann einschaltet. Und noch länger, wenn man hin und wieder etwas kaltes Wasser drübergießen kann.
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Offline Joa

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Re: Leben
« Antwort #13 am: Dezember 14, 2007, 03:39 »
Ah, MaKe îch verstehe da nichts, muss das wohl so annehmen..... aber früher hat man das ja bei Kindern erst auch spät erkannt, ich lasse es offen. Danke  :)
Typ 1 ist eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet, dass die Körperabwehr aktiviert wird, und fälschlicherweise dann die Beta-Zellen der BSD als Feindbild erkennt.

Oft verläuft die Entwicklung des Diabetes beim Typ 1 in Schüben. Vielfach dann auch im Zusammenhang einer anderweitig bedingten Aktivierung der Immunabwehr. Z. B. durch einen Infekt.

Hat das Immunsystem aber erst einmal die Beta-Zellen in das Feindschema eingebaut, wird es bei jeder Aktivierung wieder verstärkt auf die Betas eindreschen. Da gibt es auch kleine Unterschiede bei den verschiedenen 1er Typen. Insbesondere bei Kindern ist die Phase zwischen dem Auftreten pathologischer Blutzuckerwerte und der endgültigen Vernichtung aller Beta-Zellen meistens kurz oder sehr kurz. Wochen oder Monate.

Bei Erwachsenen kann es längere Zeit, bis etwa zwei Jahre dauern, und beim Typ 1-LADA kann das sogar erstaunlich lange gehen. Wohl schon so an 10 Jahre (oder gar länger?).

Ansonsten ist es so, dass der Typ 2 mit eigener, aber unzureichender Insulinproduktion es vorzieht, im hyperosmolaren Koma zu verscheiden, also durch Dehydration oder Flüssigkeitsverlust.

Das kann dem Typ 1 ohne eigene Insulinproduktion nicht passieren. Wie Jörg ausgeführt hat.  :zwinker:

http://www.diabetespro.de/Koma-diabeticum-Diabetes-A050805ANOND101358.html

Gruß
Joa

Gruß
Joa
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Offline Ufuk

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Re: Leben
« Antwort #14 am: Dezember 14, 2007, 03:43 »
ich dachte noch damals beim einlieferung ins krankenhaus jetzt hast insulin einmal bekommen jetzt verreckst,  :lachen:

also manchmal will ich es nicht glauben aber im krankenhaus sagte die dame noch was über 900mg/dl
Jörg sag mal ist so ein wert messbar?
ich musste damals im krankenhaus am tag 3 mal so lila-rotfarbige tabletten schlucken waren ungefähr sieben stück aufeinmal
was für ein Tabletten es waren weiss ich nicht mehr. Der Schwester stand und wartete vor mir wie ein Militär MP damit ich das Zeug schlucke, das war ein GRAUEN.
es hiess ich muss es schlucken weil ich dann sonst Herzstillstand kriegen kann??  Kapiere es immer noch nicht, warum.
Ich zählte beim einlieferung ungefähr so weit ich mich errinern kann so 30 Flaschen infussionen was da drinn war wüsste ich auch gerne?
Beim entlassung nach meinem Frage wie viel ich an Infussionflaschen bekam(war 1 liter pro flasche das weiss ich noch)
sagte die dame ohh dat war ungefähr 43 fläschen sie hatten keinen wasser mehr.
Verstehe eigentlich immer noch nicht?
Jörg hast du da ein Info was ich da bekam aus erfahrung vielleicht?

ah ja  :zwitscher: ich weiss noch wie die chefärztin zu dem anderem anschrie beim nach hause gehen,
das ihr mir seine blutzucker ja nicht auf 100 bringt sonst komme ich persönlich und prüfung könnts ihr vergessen.  :balla:

sie sagte zwei tage lang auf 300 peilen und dann sehr langsam auf 200 und den rest macht diabetesassistentinnen
gelle  :kratz:
ich kam mir wirklich wie ein stück fleisch vor damals
doch ein grieche war neben mir der wusste was diabetes war von seinem opa noch er selbst lag in alter von 35 jahren an herzattacke im krankenhaus die bei ihm ungelöst wieder zurück ins hausarzt geschickt wurde und nächte waren lang und erzählte so etwas die an dem moment mir eigentlich egal war.

aber zum thema was ich da bekam ?
würde ich gerne wissen? mein diadoc sagt " ich war nicht bei ihnen an dem moment"
toll oder   :banane:

Offline klausing

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Re: Leben
« Antwort #15 am: Dezember 14, 2007, 08:35 »
Ufuk, wenn ich Deine Erzählungen höre, dann klingt das eher nach einem Hilfeschrei von hilflosem Personal gegenüber einem widerspenstigem Patienten.  :kratz:  :gruebeln:  :lachen:

Offline Alf

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Re: Leben
« Antwort #16 am: Dezember 14, 2007, 08:40 »
Immerhin scheinst Du eine fähige Chefärztin erwischt zu haben... :super:
Ich denke es gibt nach wie vor nicht wenige Ärzte, die gleich mal den BZ auf Normalniveau runterknüppeln...  :mauer:
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Offline Joerg Moeller

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Re: Leben
« Antwort #17 am: Dezember 14, 2007, 11:19 »
also manchmal will ich es nicht glauben aber im krankenhaus sagte die dame noch was über 900mg/dl
Jörg sag mal ist so ein wert messbar?

Ja, natürlich. Der höchste den ich je gesehen habe (nicht bei mir, aber bei einem meiner Patienten) lag bei 1200irgendwas. Und der lag nicht im Koma sondern war hellwach. (Hat dann sein Insulin i.v. mit einer Pumpe bekommen und war auch bald wieder im Normbereich)

Im KH gibt es ja nicht nur die üblichen Messgeräte die wir auch zuhause benutzen sondern auch die großen Laborgeräte. Und die messen nicht nur genauer sondern decken auch einen größeren Bereich ab.

Zitat
Beim entlassung nach meinem Frage wie viel ich an Infussionflaschen bekam(war 1 liter pro flasche das weiss ich noch)
sagte die dame ohh dat war ungefähr 43 fläschen sie hatten keinen wasser mehr.
Verstehe eigentlich immer noch nicht?
Jörg hast du da ein Info was ich da bekam aus erfahrung vielleicht?

Einfach Flüssigkeit. Entweder als Natrium-Chlorid 0,9% (isotone Kochsallösung) oder Ringerlactat (eine Art hochwertiges Mineralwasser). Die meisten geben aber nur NaCl, das reicht.

Alles andere hängt dann von den Befunden ab. Infusionen dienen ja auch als Trägerlösung für Medikamente, die man i.v. geben will.

Wenn dein Blut z.B. schon sauer war (ist bei einer Entgleisung nicht selten), dann wird da auch Natrium-Bikarbonat (NaBi) dabeigewesen sein. Und wenn sie es mit dem NaBi zu sehr übertrieben haben und dein Blut so alkalisch wurde dann Salzsäure um es wieder in den Normbereich zu drücken.

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Schnurble

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Re: Leben
« Antwort #18 am: Dezember 17, 2007, 12:44 »
Hi,

Zitat
Genaue Zahlenwerte liegen nicht vor, aber das dürfte sich beim reinen DM1 innerhalb weniger Wochen bis Monate entwickeln. Diagnostiziert wird es, wenn weniger als 20% der sonst üblichen Betazellmasse noch biologisch aktiv ist. Von da bis zum endgültigen Aus sind es nur noch ein paar Wochen.

Bei mir ging es auch ziemlich schnell - ich hatte ca. 1-2 Monate lang die typischen Symptome für hohen BZ: viel Durst, viel aufs Klos müssen, Gewichtsverlust, unscharfes Sehen (nicht dass ich damals schon gewusst hätte, dass das typisch ist, und wofür) Aber richtig schlimm wurde es dann innerhalb von 1-2 Tagen, da bekam ich Bauchschmerzen, musste mich dauernd übergeben, selbst Wasser kam wieder hoch, und da bin ich dann zum Arzt gegangen und wurde sofort ins Krankenhaus eingewiesen. Da war mein Stoffwechsel schon völlig entgleist und die meinten, wenn ich noch einen Tag länger gewartet hätte, wäre ich ins Koma gefallen...

Als ich meine erste Keto mit der neuen Pumpe hatte (Katheter beim Setzen abgeknickt), kriegte ich die Übelkeit und Bauchschmerzen und Ketone +++ schon nach 3-4 Stunden (weil eben absolut kein Restinsulin mehr da war), und deshalb denke ich schon, mit null Insulin ist das Ende der Fahnenstange ziemlich nahe, durchaus in wenigen Tagen zu erreichen...

LG,
Anja

Offline Joerg Moeller

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Re: Leben
« Antwort #19 am: Dezember 17, 2007, 22:05 »
Als ich meine erste Keto mit der neuen Pumpe hatte (Katheter beim Setzen abgeknickt), kriegte ich die Übelkeit und Bauchschmerzen und Ketone +++ schon nach 3-4 Stunden

Wow, das ist aber wirklich schnell :staun:

Bei mir geht es nach 3-4 Stunden erst so langsam mit einer Ketose los (Ketone + bis max. ++). Deswegen habe ich auch die Regel: bist du irgendwo, wo du nicht immerhalb von 3-4 Stunden wieder zuhause sein kannst nimm wenigstens einen Notfall-Pen mit.
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