Autor Thema: Lehrer mit Insulinpumpe  (Gelesen 18201 mal)

Offline Llarian

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #10 am: Oktober 30, 2007, 11:23 »
Da möchte ich mich brain mal anschließen: Es ist niemandem geholfen, wenn Du während einer Pausenaufsicht zusammenklappst wegen einer vermeidbaren Hypo oder etwas passiert und Du nciht eingreifen kannst. Nimm Dir die Zeiten, wo es paßt, z.B. wie von Jörg vorgeschlagen im Unterricht, wenn danach z.B. eine Pausenaufsicht ansteht. Schau Dir mal gezielt Deine verschiedenen Tagesabläufe an, wo Stellen sind, an denen Du 100% geben mußt und dementsprechend der BZ auch passen sollte, wo Phasen sind, die Du zum Testen und Essen nutzen kannst, auch wenn Du sie vielleicht bisher nicht dafür verwendet hast... Analysier unter diesen Gesichtspunkten mal Deinen Tag.

Was Deine Kollegen betrifft, ist das ganz schön bitter. Gerade von Lehrern sollte man was anderes erwarten. Da würde ich, genau wie auch sonst im Umgang mit Schülern oder Eltern, einen offenen Umgang mit dem DM pflegen. Und wenn sich irgendwo ein falsches Verständnis abzeichnet, mal ein paar erklärende Worte einflechten. Bei den Kollegen kann das vielleicht nicht ganz so einfach sein, ohne daß es belehrend wirkt, aber so, wie es derzeit ist, ist die Situation nicht in Ordnung.Vielleicht ergibt sich da mal eine passende Gelegenheit, die Du dafür nutzen kannst.

Ich kann verstehen, wenn Du wegen Deiner Verantwortung für Deine Schützlinge erst einmal selbst zurücksteckst... nur wenn der BZ dann mit Dir Tango tanzt und Du etwas schräge Essgewohnheiten annimmst, ist damit auch niemandem geholfen. Du bist genauso wichtig und im Vergleich zu Deinen Kollegen hast Du ein "Kind" mehr, auf das Du achten mußt. So, wie Du Deine Situation beschreibst, klingt das für mich mehr nach "irgendwie durchwurschteln"... und Du selbst steckst dabei zu sehr in Deinen Bedürfnissen zurück. Deshalb der Vorschlag, das ganze erstmal wie oben beschrieben zu betrachten und dann etwas Planung und Strategie hineinzubringen. Aus der Ferne leicht gesagt, aber vielleicht reicht das schon mal als Idee.

Grüße
Anja

hjt

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #11 am: Oktober 30, 2007, 11:42 »
Moinmoin,

auch das sollten wir vielleicht ein bisschen differenzierter sehen. Denn Fälle aus dem gewerblichen Bereich, in denen BZ-Messen und Spritzen vor Kunden juristisch abgesegnet unerwünscht ist, gibt es in ausreichender Menge. Und immer wieder stolpert man wenigstens in Veröffentlichungen über starke Männer, die der Anblick eines kleinen Blutstropfens schlicht umhaut.

Kontraproduktiv wäre so z.B. ne Messung am Pult, wo dann 1 Kind von 20 laut iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii.... anstimmt und Ekel ausdrückt und auch nur 2 oder 3 andere mit einstimmen, was dann wenigstens ne halbe Stunde kostet und eine irre Rechtfertigungskette im Kollegium und vielleicht sogar bei der Schulaufsicht und auch bei den Eltern nach sich ziehen könnte.

Deswegen würde ich heute zumindest in der Grundschule bei den Eltern anfangen und etwa bei nem Elternabend um das Einverständnis zu messen bitten und von da aus DM und die Möglichkeit besprechen, dass das auch im Unterricht mal notwendig sein könnte. Ich bin mir sicher, dass in der Situation das Verständnis deutlich mehrheitlich wäre und ohne ausdrückliche Ablehnung bliebe.

Und da Grundschulelternabende noch gut besucht sind, würden dann viele Kinder schon von ihren Eltern vorab informiert, und wenn dann noch nicht informierte aufgeregt vom blutigen Messereignis zuhause erzählen würden, wäre das da schon bekannt und nichts mehr, hinter dem eifrige Eltern investigativ hinterher haken müssten.

Bisdann, Jürgen

Offline Llarian

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #12 am: Oktober 30, 2007, 11:53 »

Deswegen würde ich heute zumindest in der Grundschule bei den Eltern anfangen und etwa bei nem Elternabend um das Einverständnis zu messen bitten

Soll man die Eltern auch fragen, ob man im Unterricht eine Brille tragen darf? Könnt ja auch als abstoßend empfunden werden.

Bei aller Liebe... es soll der Gesellschaft allmählich mal vermittelt werden,d aß Diabetes nix mit Aussatz zu tun hat, wo man die Leute vor 1000 oder 2000 Jahren noch ausgesiedelt hat (heute würde man Ghetto sagen). Diabetes ist nichts anrüchiges und es soll ein offener Umgang damit gelebt und gezeigt werden. Und dazu gehört nicht das um Erlaubnis fragen bei den Eltern. Damit wird erst der Eindruck erzeugt, es handle sich um etwas, das einer Erlaubnis bedürfe.
Und zum iiiiieeee der Kleinen: Kinder in dem Alter sind sehr viel aufgeschlossener und weniger vorurteilsbehaftet als Erwachsene. Und vor allem neugieriger. Voruteile gegenüber allem unbekannten und neuen sind etwas, das erst später von den erwachsenen "Vorbildern" gelernt wird.

Grüße
Anja

Offline brain

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #13 am: Oktober 30, 2007, 11:59 »
Da muss ich der Anja voll zustimmen.

Offline MaKe

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #14 am: Oktober 30, 2007, 12:41 »
Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Kinder damit weniger Probleme haben als die Eltern glauben zu wissen....


Viele Grüße
Mathias  :)


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hjt

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #15 am: Oktober 30, 2007, 13:35 »
Moinmoin,

also noch mal ganz deutlich: Es geht hier nach meinen unmaßgeblichen Erfahrungen mit 8 Lehrern in der engeren Verwandtschaft nicht darum, worauf man als LehrerIn mit DM ein Recht hat oder was sachlich richtig wäre, denn Schulklassen und Lehrerezimmer stellen sich heute vielfach als die reinsten Kampfarenen dar, in denen es für die LehrerInnen im fortlaufenden Einzelkampf wesentlich ums eigene vor allem nervliche Überleben geht.

Mich wundert häufig, dass dabei überhaupt noch was gelehrt bzw. gelernt wird. Aber in 2 Schulen, die ich aus diesen familiären Schilderungen kenne, würde ich mich als Lehrer wirklich nicht ohne Not als Diabetiker outen wollen - und die Not würde ich so lange irgend möglich nach allen Regeln der mir zu Gebote stehenden Kunst zu umgehen versuchen.

Die jeweilige soziale Machbarkeit vor Ort bestimmt demnach unabhängig von dem, was wünschenswert oder vernünftig oder im Prinzip nützlich wäre, welchen Spielraum man als einzelner Betroffener konkret nutzen kann.

Bisdann, Jürgen

Offline Llarian

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #16 am: Oktober 30, 2007, 13:51 »
[...]

Da hat aber jetzt das eine nix mehr mit dem anderen zu tun. Um 11:42 gings Dir um die Erlaubsnis und das Iiiieeee, um 13:35 um das Outing und potentielles Mobbing durchs soziale Umfeld.

Grüße
Anja

hjt

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #17 am: Oktober 30, 2007, 15:19 »
der heute Vormittag angesprochene Weg via Eltern mit Erlaubnis wäre ein möglicherweise gangbarer - nicht Erlaubnis im Sinne von juristische Genehmigung bekommen, sondern von Einpassen ins soziale Umfeld.

Offline Malou

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #18 am: Oktober 30, 2007, 15:48 »
Leider habe ich es noch nicht gelernt, zu zitieren.  :rotwerd:Und jetzt habe ich gerade keine Lust zu fummeln.

Aber ich will mal versuchen, auf eure Beiträge zu antworten.

Anja, du hast es absolut auf den Punkt gebracht. Zumindest am Vormittag wurschtle ich mich irgendwie so durch. Trotzdem ist mein HbA1c gar nicht so schlecht und mein Arzt hat die Situation noch nicht gecheckt. Ich bin aber endlich selbst zu der Erkenntnis gekommen, dass es so nicht weitergehen kann und habe mir fachmännische Hilfe geholt. Also versuche ich nun, neue Wege zu finden.

Es geht nun in erster Linie um mich und meine Gesundheit, und erst danach um meine Familie, meinen Job.....

Man ist halt stark in Strukturen eingebunden und bemerkt aus lauter Betriebsblindheit schon gar nicht mehr, dass man fremdgesteuert ist. Ich muss endlich lernen zu bestimmen, wo ich hinwill und welchen Weg ich gehen muss.

Und dazu gehört sicher nicht, dass ich Eltern fragen werde, ob ich bitteschön einmal meinen BZ messen darf. Mit den Kindern habe ich inzwischen offen über das Problem geredet und sie haben überhaupt keine Probleme damit. Sie kommentieren meine Messungen nicht und sie verstehen es, wenn ich gelegentlich außerhalb der Pausen esse. Im Gegenteil. Seitdem ich im Unterricht messe und auch gelegentlich mal eese, weil die Pause wieder für andere Dinge draufging, bekomme ich andauernd etwas zu Essen von Ihnen geschenkt. Wirklich süß, die Kleinen.

Übrigens ist es mitnichten so, dass Grundschul-Elternabende grundsätzlich noch gut besucht sind. Ich habe ja beschrieben, dass wir in einem sozialen Brennpunkt liegen. Auf dem allerersten Elternabend im ersten Schuljahr saß ich mit 6!!!!! Elternteilen im Klassenzimmer. Die Letzten kamen mit einer dreißigminütigen Verspätung, die Ersten mussten nach 60 Minuten wieder gehen. Zwischendurch klingelten drei Handys.So sieht es aus. Sie sind kaum in der Lage, sich um ihre Kinder zu kümmern. Soll ich diese Eltern ernsthaft fragen, ob ich mich um meinen Diabetes kümmern darf?

Mein Problem sind eher die Kollegen und die Frage, wieviel Verständis/Rücksichtnahme ich von Ihnen erwarten und auch einfordern darf? Soll ich Verlangen, von Ausfsichten befreit zu werden? Soll ich die Leitung einer mehrtägigen Klassenfahrt ablehnen, weil ich Angst habe, dass mein BZ Kapriolen schlägt undmir alles zu viel wird?

Neulich brachte eine Kollegin anlässlich ihres Geburtstages Kuchen mit. Ich hatte dummerweise mein Messgerät zu Hause gelassen und sagte ihr, ich würde ungern essen, da ich mein Messgerät nicht dabei hätte. Da ich gerade eine Phase hatte, in der ich gute Vorsätze hatte, wollte ich ungern "blind" schießen. (Sonst mache ich das gelegentlich auch mal :rotwerd:)

Soll ich euch sagen, was eine Kollegin darauf sagte?

"Du hast es gut!!!! Du kommst wenigstens nicht in Versuchung, jetzt Kuchen zu essen. So eine Krankeheit müsste ich auch haben. Vielleicht würde ich dann endlich mal ein paar Kilo abnehmen."

Okay, einige Kolleginnen waren über diese Äußerung genauso entsetzt wie ich. Aber andere stimmten dieser Äußerung auch zu. Ha, ha, ha Welch praktische Krankheit!!!!

Ich war fassungslos. :nein:

An manchen Tagen kann ich so etwas gut wegstecken, an anderen eben nicht so gut.

Manche Kollegen machen aus jedem Wehwehchen (Erkältung oder so) ein Drama und schleichen leidend durch die Gänge. Ich stelle mir manchmal vor, was sie einfordern würden, wenn sie Diabetes hätten.



Viele Grüße

Malou

Offline MaKe

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Re: Lehrer mit Insulinpumpe
« Antwort #19 am: Oktober 30, 2007, 15:59 »
Hallo Malou,


Mein Problem sind eher die Kollegen und die Frage, wieviel Verständis/Rücksichtnahme ich von Ihnen erwarten und auch einfordern darf? Soll ich Verlangen, von Ausfsichten befreit zu werden? Soll ich die Leitung einer mehrtägigen Klassenfahrt ablehnen, weil ich Angst habe, dass mein BZ Kapriolen schlägt undmir alles zu viel wird?


Ich würde meine Diabetes nicht dramatisieren oder überbewerten, aber schon drauf achten dass ich so lebe/handele/arbeite wie es mir mein Arzt im Hinblick auf die Folgeerkrankungen vorgibt.
Ich würde daher nicht gleich die Leitung einer Klassenfahrt komplett von vorne herein ablehnen, sondern ersteinmal vielleicht nen paar Klassenfahrten als 2. Frau an der Schüppe" mitmachen.
Wobei ich auch noch nicht so recht verstanden habe, warum dein BZ dabei kapriolen schlagen sollte....

Bei den Pausenaufsichten musst du die ja nicht gleich komplett ablehnen. BZ-Messen dauert ja keine 15 Minuten und wenn nen Kollege mal die ersten 2-3 Minuten für dich übernimmt, wird sich wohl niemand nen Zacken aus der Krone brechen, oder?


Neulich brachte eine Kollegin anlässlich ihres Geburtstages Kuchen mit. Ich hatte dummerweise mein Messgerät zu Hause gelassen und sagte ihr, ich würde ungern essen, da ich mein Messgerät nicht dabei hätte.


Genauso werde ich mich auch verhalten, was soll daran verwerflich sein? Ganz im Gegenteil, für mich zeugt es von Stärke!
Vielleicht können einige deiner Kollegen auch damit nicht umgehen?

Viele Grüße
Mathias  :)


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